Homotoxikologie
nach Dr. med. Hans-Heinrich Reckeweg
Nach Dr. Reckeweg, dem Begründer der Homotoxikologie gibt es zwei Begriffe, denen ich mich vollkommen anschließen
kann:
1. Der Krankheitsbegriff:
Alle jene Vorgänge, die wir als Krankheiten bezeichnen, sind der Ausdruck der
biologisch-zweckmäßigen Abwehrmaßnahmen gegen exogene und endogene Homotoxine
(Exkretions-, Reaktions-, Depositionsphasen) oder sie stellen den biologisch-zweckmäßigen Versuch des Organismus
dar, erlittene Homotoxinschäden (Imprägnations-, Degenerations- und Neoplasmaphasen) zu kompensieren (Regulationen),
um das Leben so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.
Das, was wir Krankheit nennen, ist nur eine Abstraktion.
Anstelle von Krankheit spricht man besser und unmißverständlicher, um den tatsächlichen, physiologisch-chemischen Gegebenheiten der Lebensvorgänge gerecht zu werden, von den vakariierenden Phasen einer Homotoxikose.
2. Der Gesundheitsbegriff:
Freiheit von Giften und Giftschädigungen. Besser kann man den naturheilkundlichen Therapieansatz
und die naturheilkundlich – ganzheitliche Denkweise nicht ausdrücken.
Daraus ergibt sich:
Krankheiten jeder Art und in jeder Phase werden als biologische Zweckmäßigkeitsvorgänge angesehen. Es ergibt sich
aus dieser Ansicht die logisch deduzierte Konsequenz für die biologisch richtige Lebensführung und Vermeidung von
Therapieschäden, insbesondere auch von genetischen Schäden, die bei der bisher üblichen Chemotherapie breiteste
Bevölkerungskreise treffen und nicht zuletzt auch für das beängstigende Anwachsen der degenerativen Erkrankungen
hauptverantwortlich sind.
Als ein Kernsatz der Homotoxikologie formuliert Reckeweg, daß Krankheiten Ausdruck eines Abwehrkampfes des kybernetisch gesteuerten Fließsystems Mensch gegen endogene und exogene Homotoxine sind. Ferner sind Krankheiten der Versuch, homotoxisch bedingte Giftschädigungen wieder auszukompensieren.
So ist die Krankheit – zusammenfassend – als Abwehrkampf des Organismus gegen Giftstoffe (Homotoxine) anzusehen. Nach Dr. Hans-Heinrich Reckeweg (1905-1985), kommt es zur Krankheit, wenn die Homotoxinbelastung im Maschenwerk des Bindegewebes (Matrix) überhand nimmt. Die «verstopfte» Matrix behindert zunächst den Stofftransport vom Blutgefäß zu Zellen, die versorgt werden sollen. Dadurch kommt es zur Störung des Fließgleichgewichtes im Organismus und zur Behinderung wichtiger biologischer Vorgänge. Die Störungen zeigen sich schließlich als Krankheit. Sie sind – wie bereits erwähnt – der Versuch, den Organismus wieder ins biologische Gleichgewicht zu bekommen.
Die Wiederherstellung dieses Gleichgewichts war deshalb für Reckeweg der therapeutische «Königsweg». Dazu entwickelte er homöopathische Kombinationspräparate ( Ich scheue mich nicht davor, den Namen zu nennen, da ich von der Therapie überzeugt bin, besonders wenn ich die Präparate, die injektabel sind, mit der Eigenbluttherapie kombiniere. Es sind die Heel-Präparate), die er Antihomotoxische Arzneimittel taufte. Sie leiten die Homotoxine aus und führen auf diesem Weg zur Gesundheit. Die moderne Matrixforschung hat Reckewegs These heute bereits in wichtigen Punkten bestätigt.
Viele Einzelhomöopathen der “alten Schule” werden jetzt die Nase rümpfen, doch ich bin der Meinung, daß die “moderne” Komplexhomöopathie durchaus ihren Stellenwert hat. Zumal sich die Wirkungen der einzelnen Remedia nicht abschwächen, sondern sich ergänzen.
Dr. Reckeweg schreibt über die “moderne Homöopathie”:
Der Einsatz homöopathischer Kombinationspräparate öffnet Patienten und vielen nicht primär homöopathisch orientierten Heilpraktikern und Ärzten die Tür. Sie können die antihomotoxischen Arzneimittel indikationsbezogen einsetzen und sich den Weg der Repertorisierung sparen. Die homöopathisch bedingte gute Verträglichkeit und Wirkung bleibt erhalten. Diese Duplizität verhalf der Homotoxikologie zu ihrer Stellung zwischen Schulmedizin und Homöopathie. Die jüngsten Ergebnisse aus den wissenschaftlichen Präparate-Studien erlauben das Synonym «Moderne Homöopathie» für die Homotoxikologie.
Grundsätze der Homotoxinlehre von Reckeweg
1. Alle Lebensäußerungen beruhen auf der Umsetzung chemisch-faßbarer Verbindungen. Chemische Wirkstoffe sind daher
von entscheidender Bedeutung für Gesundheit und Krankheit.
Für den Menschen toxische Stoffe, die Abwehrmaßnahmen des Systems der Großen Abwehr (3.) hervorrufen, und zwar
Phasen 2-6 (4. und 5.), sie werden als Homotoxine bezeichnet.
2. Der Organismus ist ein Fließsystem (von Bertalanffy). Stoffe strömen ein, treten in Reaktion mit den Organen des Fließsystems, verändern diese, werden selbst dabei verändert und verlassen schließlich wieder das System. Zuträgliche Stoffe rufen keine Störungen des Fließgleichgewichtes hervor. Toxische Substanzen lösen Abwehrmaßnahmen aus, die als Krankheit imponiert. Krankheiten sind also Ausdruck der biologisch zweckmäßigen Abwehrmaßnahmen gegen endogene und exogene Homotoxine bzw. der Ausdruck erlittener Giftschäden, die der Organismus wieder auszukompensieren versucht.
3. Das System der großen Abwehr, dessen Funktion es ist, sich gegen das verursachende Krankheitsgift zu richten, besteht aus folgenden Untersystemen:
1. Retikuloendotheliales System (Humorale Abwehr): Giftspeicherung, Antikörperbildung.
2. Abwehrmechanismus Hypophysenvorderlappen – Nebennierenrinde (Humorale Abwehr): Steuerung der
NNR-Funktion und der Bindegewebsfunktion, Anregung und Hemmung von Entzündungen.
3. Neurale Reflexabwehr (Neurale Abwehr): Exzitations- oder Irritationssyndrom. Neuraltherapie.
Akupunktur.
4. Leberentgiftung (Humorale Abwehr): Säurebildung, Giftspeicherung, Homotoxonkopplung,
Properdinsystem.
5. Entgiftungsfunktion des mesenchymalen Bindegewebes (Humorale und zelluläre Abwehr):
Giftspeicherung, Antigen-Antikörper-Reaktion. Entzündungen. Bildung leukozytärer Zellen. Lymphozyten- und
Makrophagenabwehr
Bei dem Abwehrkampf gegen Homotoxine bzw. bei den Versuchen des Organismus, Homotoxinschädigungen wieder
auszugleichen, deren Störungen bzw. Regulationsmechanismen wir als Krankheiten bezeichnen, lassen sich sechs
verschiedene Phasen einer Homotoxikose (d.h. einer Giftabwehrkrankheit) unterscheiden. Entweder scheidet der
Organismus die Homotoxine über die physiologischen Pforten aus (Exkretionsphasen oder Ausscheidungsabschnitte), oder
die Homotoxine werden in gesteigerter, pathologischer Weise ausgeschieden, z.B. als Eiter u.a. (Reaktionsphasen oder
Antwortabschnitte) oder sie werden abgelagert (Depositionsphasen oder Ablagerungsabschnitte). In diesen ersten drei
Phasen ist der Körper mit den Homotoxinen fertiggeworden, sie haben seinen Organen und Zellen nicht geschadet,
sondern sie sind unschädlich gemacht, entgiftet worden.
Anmerkung: Der schwarze Balken ist der sog.»Biologische Schnitt« |
Die Tabelle der Homotoxikosen
|
||||||
Heilung <———————->
Siechtum
|
|||||||
Humorale Phasen
Krankheiten der Disposition |
Zelluläre Phasen
Krankheiten der Konstitution |
||||||
Gewebe
|
Exkretions-
phasen |
Reaktions-
phasen |
Depositions-
phasen |
Imprägnations-
phasen |
Degenerations-
phasen |
Neoplasma-
phasen |
|
1.
Ektodermale
a) epidermale |
Schweiß, Zerumen, Talg u.a. | Furunkel, Erythem, Dermatitis, Ekzem, Pyodermien u.a. | Atherome, Warzen, Keratosen, Clavi u.a. | Tätowierung, Pigmentierung u.a. | Dermatosen, Lupus vulgaris, Lepra u.a. | Ulcus rodens, Basaliom u.a. | |
b) orodermale | Speichel, Schnupfen u.a. | Stomatitis, Rhinitis, Soor u.a. | Nasenpolypen, Zysten u.a. | Leukoplakie u.a. | Ozaena, Rhinitis atrophicans u.a. | Ca. d. Nasen- u. Mundschleimhaut | |
c) neurodermale | Neurohormonale Zellabsonderung u.a. | Poliomyelitis im Fieber-Stadium, Herpes zoster u.a. | benigne Neurome, Neuralgien u.a. | Migräne, Tics u.a., Virus-infektion (Poliomyelitis) | Paresen, Multiple Sklerose, Opticusatrophie, Syringomyelie u.a. | Neurom, Gliosarkom u.a. | |
d) sympathikodermale | Neurohormonale Zellabsonderung u.a. | Neuralgien, Herpes zoster u.a. | benigne Neurome, Neuralgien u.a. | Asthma, Ulcus ventr. ot duodeni u.a. | Neurofibromatose u.a. | Gliosarkom u.a. | |
2.
Entodermale
a) mukodermale |
Magen-Darm-Sekrete, CO2, Sterkobilin u.a., Toxine mit Faeces | Pharyngitis, Laryngitis, Enteritis, Colitis u.a. | Schleimhaut- polypen, Obstipation, Megacolon u.a. |
Asthma, Heiserkeit, Ulc. ventr. et duod., Karzinoid-Syndr. u.a. | Tuberkulose der Lunge u. d. Darms u.a. | Ca. d. Larynx, Magens, Darms, Rektums u.a. | |
b) organodermale | Galle, Pankreassaft, Hormone | Parotitis, Pneumonie, Hepatitis, Cholangitis u.a. | Silicosis, Struma, Cholelithiasis u.a. | Toxische Leberschäden, Lungeninfiltrat, Virus-Infekte u.a. | Leberzirrhose, Hyperthyreose, Myxoedem u.a. | Ca. d. Leber, Gallenblase, Pankreas, Thyreoidea, Lungen | |
3.
Mesenchymale
a) interstitiodermale |
Mesenchymale Interstitialsubstanz, Hyaluronsäuren u.a. | Abszeß, Phlegmone, Karbunkel u.a. | Adipositas, Gichttophi, Ödeme u.a. | Vorstadien von Elephantiasis u.a., Grippe-Virus-Infekt | Sklerodermie, Kachexie,
Hottentotten- schürzen u.a. |
Sarkom verschiedener Lokalisation u.a. | |
b) osteodermale | Hämopoese u.a. | Osteomyelitis u.a. | Hackensporn u.a. | Osteomalazie u.a. | Spondylitis u.a. | Osteosarkome u.a. | |
c) haemodermale | Menses, Blut- u. Antikörperbildung | Endocarditis, Typhus, Sepsis, Embolie u.a. | Varizen, Thromben, Sklerose u.a. | Angina pectoris, Mykokardose u.a. | Myocardinfarkt, Panmyelophthise, Anaemia pemic u.a. | Myeloische Leukämie, Lymphosarkome u.a. | |
d) lymphodermale | Lymphe u.a., Antikörperbildung | Angina tonsillaris, Appendizitis u.a. | Lymphdrüsen- schwellung |
Lymphatismus u.a. | Lymphogranulo- matose u.a. |
Lymphat. Leukämie, Lymphosarkome u.a. | |
e) cavodermale | Liquor, Synovia | Polyarthritis u.a. | Hydrops u.a. | Hydrocephalus u.a. | Coxarthrose u.a. | Chondrosarkome u.a. | |
4.
Mesodermale
a) nephrodermale |
Urin mit Stoffwechsel- Endprodukten | Cystitis, Pyelitis, Nephritis u.a. | Prostata- hypertophie, Nephrolithiasis u.a. |
Albuminurie, Hydronephrose u.a. | Nephrose, Schrumpfniere u.a. | Nieren-Karzinom, Hypernephrom u.a. | |
b) serodermale | Absonderung der serösen Häute | Pleuritis, Pericarditis, Peritonitis u.a. | Pleuraexsudat, Ascites u.a. | Vorstadien von Tumoren e.a. | Tbk. der serösen Häute u.a. | Ca. der serösen Häute u.a. | |
c) germinodermale | Menses, Semen, Prostatasaft, Ovulation u.a. | Adnexitis, Metritis, Ovariitis, Salpingitis, Prostatitis u.a. | Myome, Prost. hyp., Hydrocele, Zysten, Ovarialsyste u.a. | Vorstadien von Tumoren (Adnexe, Uterus, Hoden u.a.) | Impotentia virilis, Sterilität u.a. | Ca. d. Uterus, der Ovarien, Testes u.a. | |
d) muskulodermale | Milchsäure, Laktazidogen u.a. | Muskelrheuma, Myositis u.a. | Myogelosen, Rheuma u.a. | Myositis ossificans u.a. | Dystrophia musculorum progressiva u.a. | Myosarkome u.a. | |
Quelle: Heel, Ordinatio antihomotoxica et materia medica | Exkretionsprinzip. Fermente intakt. Selbstheilungstendenz. Prognose günstig. | Kondensationsprinzip. Fermente geschädigt. Verschlimmerungstendenz. Prognose dubios. |
Abb.: Die 6-Phasen-Tabelle der Homotoxikosen in der gekürzten Form. Die homotoxischen Phasen sind auf der Abszisse, die von den Homotoxinen befallenen Gewebe auf der Ordinate eingeordnet. Jede Phase kann praktisch mit jeder anderen über das Vikariationsphänomen in Beziehung treten.
Wirken jedoch besonders gefährliche Homotoxine ein (Karzinotoxine, lipoidlösliche organische
Verbindungen und sonstige) oder werden die als Phasen 1-3 erkannten, biologisch zweckmäßigen Abwehrvorgänge in
ihrem Ablauf gestört, gehemmt bzw. wird die Entgiftung und Ausscheidung der Homotoxine – die sich übrigens in den
Ausscheidungsprodukten wieder finden lassen – unterbunden, so schädigen die beteiligten Homotoxine nicht nur als
Retoxine (Rückgifte), sondern auch als fermentblockierende und mutativ wirkende Chemotherapeutika usw.
intrazelluläre Strukturen, oft die eines anderen Keimblattes, zumal dieses Zurückdrängen der Homotoxine vielfach
nur mittels fermentschädigender Therapeutika möglich ist. Daraus ergeben sich die Imprägnationsphasen
(Rückvergiftungsabschnitte, durch Eindringen von Homotoxinen oder Retoxinen in das innere der Zelle
charakterisiert), die ihrerseits latent bleiben können und einen Locus minoris resistentiae darstellen, ferner bei
wiederholter Rückvergiftung die Degenerationsphasen oder Entartungsabschnitte, gekennzeichnet durch Zerstörung
intrazellulärer Strukturen (Fermente, Gene), und die Neoplasmaphasen (Neubildungsabschnitte, Auftreten von Krebs
bei Ein- und Mitwirkung von Karzinotoxinen, Anoxaemie u.a.).
Von Phase 4-6 an erliegt der Körper zunehmend der Giftwirkung der Homotoxine. Auch in den
Phasen 4-6 versucht der Organismus das Leben so lange wie möglich und auf die bestmögliche Weise zu erhalten,
indem z.B. über Fisteln Homotoxine abgeeitert werden, mittels Ausscheidung von Glukose (Diabetes mellitus) ein
dauerndes Kalorienüberangebot ausgeglichen werden soll, was ebenfalls in biologisch möglicher Weise sonst über die
Ablagerung (Depositionsphasen) in bindegewebigen Strukturen als möglichst kalorienreiches Speichermaterial
(Adipositas) versucht wird. Jeder Stoff im Übermaß kann also homotoxisch wirken, ebenso wie ein Fehlen wichtiger,
für die Aufrechterhaltung des Fließgleichgewichtes erforderlicher organischer oder anorganischer (Spurenelemente)
Faktoren Homotoxinwirkungen auslöst (z.B. auch aufgrund des Fehlens erforderlicher Koppelungsfaktoren), denn aus
zwei Homotoxinen, oder aus einem Homotoxin und einem anderen Wirkfaktor bilden sich im intermediären Stoffwechsel
oder bei der Entzündung usw. die sog. Homotoxone, d.h. entgiftete Homotoxine.
HOMOTOXIN (giftig) |
+ | HOMOTOXIN (giftig) |
= | HOMOTOXON (ungiftig) |
Mehrere sich folgende Krankheiten (Phasen) sind vielfach als ein einheitlicher
Giftabwehrvorgang gegen ein und dasselbe Homotoxin anzusehen. Die verschiedenen Gewebe der drei Keimblätter
reagieren verschieden mit den phasenauslösenden Homotoxinen, woraus der Symptomenwechsel resultiert. Den Vorgang
des Gewebewechsels der Homotoxine nennt man Vikariationseffekt oder Vikariationsphänomen. Dieser Vorgang des
Phasenwechsels bzw. des Gewebewechsels der Homotoxine entspricht dem Übergang einer Krankheit in eine meist völlig
andere.
Als progressive Vikariation wird die Verschiebung der Phase von links nach rechts und (oder)
nach unten bezeichnet, umgekehrt als regressive Vikariation ist sie biologisch zu begrüßen und ist auch in den
meisten Fällen durch die wieder in Gang kommende Entgiftung charakterisiert. Sie ist verbunden mit der Tendenz zur
Ausscheidung der Homotoxine (Exkretionsprinzip) und oft mit charakteristisch in Erscheinung tretenden Rezidiven
früherer Phasen, mit deren Wiedererscheinen die Rückgiftung jedoch abklingt.
Durch Einordnung der Phasen auf der Abszisse und der von den Homotoxinen befallenen Gewebe
auf der Ordinate erhält man die Tabelle der Homotoxikosen (oder der homotoxischen Phasen, 6-Phasen-Tabelle). Links
oben sind die harmlosesten Ausscheidungsvorgänge projiziert (ektodermale Exkretionsphasen), während rechts unten
die bösartigsten Krebsphasen, Myosarkome, ihren Platz haben. Die Tabelle bietet eine charakteristische
Einordnungsmöglichkeit der verschiedenen Phasen nach ihrer biologischen Wertigkeit. So sind die ersten drei Phasen
humorale Phasen, bei denen das Exkretionsprinzip vorherrscht, keine Fermentschädigungen vorliegen und eine
Selbstheilungstendenz mit günstiger Prognose vorliegt, während bei den Phasen 4 bis 6, den zellulären Phasen, eine
ungünstige Prognose vorliegt bei Zellfermentschädigungen, Kondensationsprinzip der Homotoxine, charakterisiert
durch stete Verschlimmerungstendenz, wobei die zellulären Phasen letztlich generell in den Neoplasmaphasen als
Endphasen der Homotoxikosen, d.h. im Krebsgeschehen einmünden.
Eine markante Trennungslinie, der Biologische Schnitt, unterteilt die Phasentabelle in zwei
gleiche Teile. Er verläuft zwischen der 3. und 4. Phase (Depositions- und Imprägnationsphase) und scheidet die
verschiedenen pathogenetischen und therapeutischen Prinzipien.
Ausweichphasen sind Exkretions-, Reaktions- und Depositionsphasen (also Phasen 1-3), die
neben einer latenten Phase 4-6 parallel laufen (z.B. Furunkel bei Diabetes, Fistula ani bei Tbc der Lungen oder
Präkanzerose des Rektums), durch deren Giftausscheidung die Manifestierung der zellulären Phase verhindert wird.
Wenn die Ausweichphase gewaltsam beseitigt wird, so ist die Gefahr der progressiven Vikariation in die (bisher
lavierte) zelluläre Phase in bedenkliche Nähe gerückt.
Diese Ausweichphasen sind praktisch identisch mit den Stoffwechsel-Notausgängen bzw. den
biologischen Notausgängen bzw. den metabolischen Nebenwegen nach Prof. Dr. J. Kühnau (Physiologisch-Chemisches
Institut der Universität Hamburg).
Damit werden alle als Krankheit bezeichneten Vorgänge als naturgerechte
Zweckmäßigkeitsvorgänge definiert, die der Unschädlichmachung, Entgiftung und Ausscheidung der Homotoxine dienen,
wobei es zu einer Koppelung von ein oder zwei Homotoxinen (evtl. mit einem intermediären Entgiftungsfaktor wie
Glukuronsäure, Glykokoll u.a.) zu einem neuen, ungiftigen Körper kommt, dem Homotoxon. Dieser Vorgang der
Homotoxonkopplung beherrscht das gesamte Geschehen der physiologischen Chemie, Enzymologie, u.a. auch der
Molekularen Biologie. Die Homotoxone finden sich als Eiter, seröses Exsudat, jedoch auch in den physiologischen
Ausscheidungen wie Faeces, Urin, Speichel, Schweiß.
Anstelle von Krankheit spricht man besser und unmißverständlicher, um den tatsächlichen,
physiologisch-chemischen Gegebenheiten der Lebensvorgänge gerecht zu werden, von den vikariirenden Phasen einer
Homotoxikose.
Durch biologische Heilmittel und -methoden wird die naturgerechte Homotoxonkopplung (evtl.
über die fieberhafte und kritische Steigerung einer Heilreaktion = Erstverschlechterung (!)) in die Wege geleitet,
beschleunigt, gefördert und stets im Sinne der Ausscheidung angeregt. Die Homotoxine verbrennen im Feuer der
Reaktionsphase (Reckeweg).
Jede homotoxische Störung erfordert in Anbetracht der vielen Zivilisations- und
Therapieschäden auch vielseitige Kombinationen von Gegengiftfaktoren. Dabei steht diese auf der praktischen
Erfahrung basierende Methodik einer kombinierten Wirkungsausrichtung allerdings im Gegensatz zu der heutigen
Tendenz, nur einen einzigen Wirkstoff in einem Pharmakon zu verarbeiten, um die Wirkung besser überblicken zu
können. Diese “Einwirkstoff-Therapie” trägt den Charakter eines Experimentes und geht ohne Zweifel auf Kosten des
Patienten.
Wenn alle Krankheitsabläufe als vikariierende Phasen einer Homotoxikose identifiziert werden,
so eröffnen sich dem Therapeuten sichere Richtlinien dafür, welche Maßnahmen biologisch richtig und für den
Patienten zweckmäßig, welche wiederum gefährlich und zu vermeiden sind.
aus: Heel, Ordinatio antihomotoxica et materia medica. Heel, Baden-Baden, 1985 und 1995, Seite 3-6
Der “Biologische” Schnitt
Nach Reckeweg ist dies die charakteristische Trennlinie zwischen humoralen und zellulären
Phasen, zwischen den Krankheiten der Disposition und den Krankheiten der Konstitution. Er kann auch als Grenzlinie
zwischen Noch-Selbstregulation (Selbsthilfe und Nicht-mehr-Selbstregulation (Selbsthilfe-Unvermögen) bezeichnet
werden, morphologisch: zwischen Deposition und Imprägnation, klinisch: zwischen reparablen und (theoretisch)
irreparablen Krankheiten.
Die Vikariation
Am Beispiel der Arsenvergiftung kann verfolgt werden, daß ein Homotoxin (“Menschengift”) bei
anhaltender Einwirkung eine Erkrankungsphase in die nächste Phase führt. Diesen Vorgang nennt man Vikariation. Bei
Fortschreiten der Erkrankung als progressiv und bei Rückführung als regressiv bezeichnet. Gleichzeitig mit dem
Vorgang der Vikariation erfolgt auch ein Gewebs- bzw. Organwechsel der Abwehrvorgänge gegen das einwirkende
Homotoxin, d.h. bei jedem Phasenwechsel kommt es auch zu einem charakteristischen Gewebswechsel. Damit ist im
Krankheitsablauf als wesentliches Element der Zeitfaktor zu berücksichtigen, d.h. das Phasensystem ist immer im
Zeitgefüge zu sehen.
Die Zuordnung einer Erkrankung zu einer Phase gibt Auskunft, auf welcher “Verteidigungslinie”
die Auseinandersetzungen mit den Krankheitsnoxen stattfindet und wo der Schwerpunkt der Behandlungsmaßnahmen
anzusetzen hat.
Literatur:
PISCHINGER: Das System der Grundregulation. Haug 1990
JOHN, J.: Antihomotoxische Therapie; in: Dokumentation der besonderen Therapierichtungen und natürlichen Heilweisen
in Europa, Band I, 1. Halbband. VGM 1991
SCHMID, F.: Aktualisierung der Reckewegschen Phasengliederung. Biol.Med. 1:3-9, 1996
RECKEWEG, H-H.: Homotoxikologie. Aurelia 1981
SCHMID, F.: Antihomotoxische und Organotherapie als synergistisches Konzept. Biol. Medizin ? 2: 73-78 7 1994
Schlußbemerkung:
Durch die Gedankengänge und Forschungen Dr. Reckewegs, haben sich außerordentlich interessante Aspekte der “neuen”
Homöopathie ergeben. Wenn man sich das Gedankengut zu eigen macht, eröffnen sich plötzlich erstaunlich viele neue
Aspekte und Therapieansätze, die jeder naturheilkundliche Therapeut ins Kalkül ziehen sollte.
Aus dieser Arbeit geht auch hervor, warum ich alle injezierbaren naturheilkundliche Medikamente mit Eigenblut mische und verabreiche.
Im Vordergrund steht aber immer das Wort von Samuel Hahnemann: “Macht es nach, aber macht es genau nach!”