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Altes und Neues vom Auge

Altes und Neues vom AugeDie Augendiagnostik befindet sich immer noch in einem Stadium, in dem sie um Anerkennung und Aufnahme in die offizielle Medizin einen heftigen Kampf führt. Als Bedingung werden von ihr die grundlegenden Beweise verlangt, warum und weshalb alles so ist, wie es seit Jahrzehnten gelehrt wird. Ihre Erkenntnisse sind Erfahrungstatsachen aus langjähriger Praxis. Aber exakte Beweise zu bringen ist sie noch größtenteils schuldig geblieben.
In den folgenden Abschnitten sollen einige Literaturauszüge mit teils bekannten, teils unbekannten Tatsachen und Forschungsergebnissen über die Augen gebracht werden. Vielleicht verhelfen diese oder jene physiologischen Feststellungen gelegentlich zu weiteren Erkenntnissen auf diesem Gebiet.

I. Augenformen im Tierreich

Es gibt im Tierreich mehrere Arten von Augen, die teilweise ineinander übergehen können (Siehe auch den Artikel “Augenentwicklung und Augenformen”).
Ihre Ausbildung schwankt zwischen einfachen lichtempfindlichen Farbflecken, die sich bei niedersten einzelligen Tierchen und bei Krebslarven schon zeigen, übergehend zu Vertiefungen, Becherchen und Bläschen mit schwach angedeuteter lichtbrechender Substanz, um dann schliesslich vollendeten Organen zu weichen, welche sich nur durch eine Camera obscura, durch Linsenkörper und andere immer vollkommenere Einrichtungen auszeichnen, wie das Auge des Menschen und der Säugetiere.

Im übrigen besitzen unter den niederen Tieren einzelne Muscheln, aber auch Quallen an ihren Mantelrändern gelegentlich zahlreiche, nebeneinander aufgereihte Bläschen bzw. Becherchen mit Pigmentanhäufungen, denen sich bei Stachelhäutern, Würmern, Krebsen und Insekten auch Linsenkörperchen in allen Graden der Vollendung zugesellen, und die wir in derselben Weise auch bei ihren vorweltlichen Vertretern annehmen, ja in einzelnen Fällen durch die entsprechend erhaltenen Bildungen des harten Skeletts nachweisen können.

Unter den Primitivaugen gibt es einfache Punktaugen und zusammengesetzte Facettenaugen. Die ersteren bestehen aus einfach lichtbrechenden Chitinkörpern, die letzteren aus einer bienenwabenartigen Häufung von
solchen. Gerade diese beiden einfachsten Formen des Auges kommen bei niederen Tieren mit horniger oder chitinöser Körperbedeckung typisch vor, also bei Krebsen und Insekten und sind die erdgeschichtlich älteste Form des für uns nachweisbaren Auges.
(Edgar Dacque, Aus der Urgeschichte der Erde und des Lebens. Abschn. 6: Die Sinnes und Ursinnessphäre. S. 102).

Bromann und Hille haben bereits früher auf in Linien angeordnete Sinnesorgane bei Fischen hingewiesen. Sollten diese über den ganzen Körper verteilten Organe nach ihrer im Laufe der Höherentwicklung stattgefundenen Konzentration im Schädel eine Rückerinnerung an ihren früheren Stand oder Wirkungsort bewahrt haben oder wenigstens Verbindung behalten haben? Welche Bedeutung haben die Pigmentflecke? Welche Bedeutung haben die Melanophoren (“Farbzellen” für schwarz) in diesem Zusammenhang? Entsprechen die einzelnen Facetten bestimmten Körperregionen? Diese und ähnliche Fragen ergeben sich aus obigem Zitat, welches daher erwähnenswert scheint.

II. Ein unbeachtetes und vergessenes Experiment:

Vor einiger Zeit las ich in einem älteren Buch einen höchst interessanten Bericht über ein naturwissenschaftliches Experiment, das für die Augendiagnostik, speziell für die Physiologie der Iris, von Bedeutung sein dürfte. Es soll deshalb im Folgenden wiedergegeben werden:

“Es gibt aber auch Fälle, wo der Organismus unter den eben angenommenen Voraussetzungen (Behinderung gewohnter Tätigkeit) zweckmäßig arbeitet, d. h. wo er Dinge tut, die er nicht gelernt hat. Eine der staunenswertesten Beobachtungen dieser Art hat vor 60 Jahren Gustav Wolff gemacht. Er experimentierte an einer Tierart, deren
Regenerationsfähigkeit längst bekannt war, an dem Wassermolch (Triton taeniatus). Er nahm ungefähr 100 Exemplaren dieser Art die Augenlinse weg. Nach einigen Monaten war sie wieder nachgewachsen. Das ist nun scheinbar nichts Auffallendes; denn man wusste längst, dass Glieder die der Triton verliert, leicht wieder nachwachsen. Aber das Merkwürdigste dabei, das über alle Maßen Merkwürdige, ist folgendes: Auf die Weise, wie gewöhnlich die Augenlinse erzeugt wird, konnte sie nicht neu erzeugt werden. Sollte sie sich neu bilden, so musste der Organismus völlig neue Wege finden, er musste arbeiten, wie ein Erfinder arbeitet. Dass er das getan hat, konnte Wolff nachweisen, weil er so viele Exemplare des Triton zur Verfügung hatte. Nun konnte er alle paar Tage eines der Tiere töten und so den Gang der Entwicklung Schritt für Schritt verfolgen. Ich kann den verwickelten Vorgang nicht im Einzelnen schildern, da hierzu eine Reihe bildlicher Darstellungen nötig wären. Andeutungen müssen genügen.

Das Auge besteht aus zwei Hauptteilen, dem Augenbecher und der Linse. Die Linse bildet sich aus der Oberhaut, und zwar früher als der Augenbecher. Nachdem der Augenbecher entstanden ist, umwächst er die Linse teilweise. Die Folge davon ist, dass, wenn die Linse entfernt worden ist und nun eine neue sich bilden soll diese sich nicht aus der Oberhaut bilden kann, weil der Augenbecher im Wege steht. Soll trotzdem eine Linse entstehen, so muss ein ganz anderer Weg eingeschlagen werden. Und wirklich, der Tritonorganismus schlägt einen neuen Weg ein: er bildet die Linse aus der Iris!

Zu diesem Zweck muss er einen Teil der früher geschehenen Arbeit rückgängig machen, er muss den schwarzen Farbstoff der Iris entfernen, damit die zu bildende Linse durchsichtig werden kann. Und er macht sich sofort an die Arbeit: weisse Blutkörperchen eilen wie auf Befehl herbei und verzehren den Farbstoff; nachdem dies geschehen ist, bildet sich an einem bestimmten Punkt der Iris durch Zellvermehrung ein Säckchen, das sich nach und nach zur Linse gestaltet, und diese Bildung geschieht genau an dem Punkt, der gewählt werden muss, damit die Linse nachher die richtige Lage erhält. Bei der erstmaligen Bildung der Linse aus der Oberhaut schnürt sich die Linse sehr bald ab; täte sie dies auch bei der Neubildung, so fiele sie rettungslos in die Höhle des Augenbechers, so dass ihr Zweck nicht erreicht werden würde. Jetzt aber schnürt sie sich erst sehr spät ab, nachdem durch ihre Größe ein Herabfallen unmöglich geworden ist. Wenn man den Vorgang im Einzelnen verfolgt, kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Der Organismus bewährt sich als Erfinder; er übt eine zweckmäßige Tätigkeit aus, die er nicht gelernt hat. Es ist gerade so, wie wenn ein Klavierspieler, der jahrelang geübt hat, um sich zur höchsten Fertigkeit in seiner Kunst auszubilden, eines Tages, weil kein Klavier vorhanden ist, zur Violine griffe, die er früher nie gespielt hat, und sofort mit Virtuosität das neue Instrument spielte.

Die Sache hat seinerzeit das grösste Aufsehen erregt. Man hat Wolffs Darstellung geprüft und sie in allen Stücken richtig befunden.”
(Johann Hauri: Die Welträtsel und ihre Lösung. Abschn. 10: Der Neu Lamarckismus Seite 260 262).

Es scheint, als ob dieses Experiment in den Naturwissenschaft zwar recht bekannt ist, in die offizielle Medizin, speziell in die Augenheilkunde aber nicht Eingang gefunden hat. Ich habe vergeblich in mehreren ophthalmologischen Werken nach einer Beschreibung dieser Versuche gefahndet. Warum haben die höher entwickelten Wesen, Säugetiere und Menschen, diese Regenerationsfähigkeit verloren? – Welche physiologischen Folgerungen ergeben sich aus diesen wertvollen Beobachtungen für das Gebiet der Irisdiagnostik? Wieweit sind Farbänderungen der Iris möglich? Diese und andere Fragen erfordern hiernach eingehende Beachtung und Klärung.

III. Vom Kieselsäureprozess

Nach den experimentell praktischen Beobachtungen nun noch eine mehr philosophische Betrachtung, an der kein tiefer schürfender Forscher und Denker achtlos vorübergehen sollte. Joh. Hemleben schreibt in seinem Buche “Symbole der Schöpfung” folgendes:

“Wie Kalk in erster Linie zur Knochenbildung führt, Eisen im Blute seine Mission erfüllt, Schwefel im Eiweißprozess aufbauend sich betätigt, so ist Kiesel und diese Einsicht verdanken wir Rudolf Steiner vor allem in dem Wahrnehmungsprozess der Sinne tätig. Zahlreiche bekannte Erscheinungen bestätigen diese Angabe. Nur darf man bei der Betrachtung der äusseren Sinnesorgane wie Augen und Ohren nicht stehen bleiben. Aufschlussreiche Hinweise finden wir in dem Buch “Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen” (das von Rudolf Steiner und Frau Dr. med. Ita Wegmann gemeinsam herausgegeben wurde):
“Aber man muß eingedenk dessen sein, daß das Sinnesleben den ganzen menschlichen Organismus durchzieht. Die
Wechselwirkung der Organe beruht darauf, daß immer ein Organ die Wirkung des anderen wahrnimmt. Bei denjenigen Organen, die nicht in der eigentlichen Bedeutung Sinnesorgane sind, z. B. Leber, Milz, Niere, usw. ist die Wahrnehmung eine so leise, daß sie im gewöhnlichen Leben unter der Schwelle des Bewußtseins bleibt. Jedes Organ ist außerdem, daß es dieser oder jener Funktion im Organismus dient, noch Sinnesorgan.
Aber es ist doch der ganze menschliche Organismus von sich gegenseitig beeinflussenden Wahrnehmungen durchzogen und muß es sein, damit alles in ihm gesund zusammenwirkt.

Alles das aber beruht auf der richtigen Verteilung der Kieselsäurewirkungen. Man kann geradezu von einem dem Gesamtorganismus eingegliederten speziellen Kieselsäureorganismus sprechen, auf dem die der gesunden Lebenstätigkeit zugrunde liegende gegenseitige Empfindlichkeit der Organe und deren richtiges Verhältnis nach innen zu der Seelen und Geist Entfaltung und nach außen für den richtigen Abschluß der Naturwirkungen beruht’.”
(l. Teil, 1925, 14. Kap.: Von der therapeut. Denkweise”. S. 70).

Und etwas weiter schreibt Hemleben dann:
“Ein Mensch. in dessen Leib die Kieselwirkungen in rechter Weise sich entfalten, in dessen Seele und Geist sie sich gesund spiegeln, wird klar, sicher und in sich abgeschlossen im Leben stehen.
Als Kulturfaktor ist Kiesel von hoher Bedeutung. Denn ohne Kiesel kein Glas! Im Glase kehren die Eigenschaften des Kiesels wieder, wie wir sie am Bergkristall schon kennen lernten: klar. durchsichtig, widerstandsfähig. Indem wir nun die Kieselgläser in Form von Fensterscheiben unserem Hause einfügen, bilden wir in primitiver Weise den Leib nach. Denn die Fenster sind die Augen des Hauses, und die Augen sind nach alter Volksmeinung die Fenster, durch welche die Seele aus dem Gehäuse ihres Leibes herausschaut.”

Dass Silicium in relativ hoher Konzentration im Auge vorkommt, ist schon lange bekannt. Dass es auch in der Hirnsubstanz und in den Nerven nachgewiesen worden ist, wissen wir auch. Rückschlüsse im oben angedeuteten Sinn dürften daher für die Augendiagnostik, d. h. zur Erklärung der sich im Auge, insbesondere der Iris, abspielenden Vorgänge, vielleicht doch von Wert sein.