Aromatherapie
Bereits vor ca. 7000 Jahren wurde das, was wir heute Aromatherapie nennen, im alten Ägypten nicht nur zur Parfümherstellung, sondern auch in Pharmazie und Medizin eingesetzt. Die Wirkung der ätherischen Öle war schon damals nicht nur auf den Körper bezogen, sondern die alten Ägypter kannten bereits die psychischen Wirkungen und verwendeten Öle aus Zedern, Weihrauch, Myrrhe, Zimt, Rose und Lavendel.
Man kann sagen, dass sich von Ägypten aus die Aromatherapie zunächst in den Mittelmeerraum und dann bis nach Indien ausgebreitet hat. Indien ist dabei das einzige Land, in der die Traditionen der Behandlung mit Ölen in den Alltag integriert wurden und daher nicht verloren gingen.
Bei uns gingen die Erkenntnisse über den Einsatz ätherischer Öle mehrfach verloren, zuletzt durch die Entwicklung der modernen Naturwissenschaften und der Akademisierung, nach der alles beweisbar sein musste. War das nicht der Fall, wurde es unterdrückt und aus der Therapie verbannt. Erst durch Arbeiten in Frankreich und Großbritannien erlebte die Aromatherapie einen neuen Aufschwung. Die Kosten für die Anwendung ätherischer Öle werden in Frankreich z.B. häufig von den Krankenkassen erstattet.
Aromatherapie kann mit fast allen bekannten Therapieformen kombiniert werden. Eine Ausnahme bilden einige ätherische Öle in Verbindung mit homöopathischen Mitteln: das gilt insbesondere für Kampfer, Kamille und die Minzearten. Aus diesem Grund ist auch Vorsicht geboten, wenn jemand homöopathisch behandelt wird, aber mentholhaltige Produkte wie Zahncreme oder Lutschbonbons zur Verbesserung des Atems verwendet.
Bei ätherischen Ölen denkt man oft an duftende, vielleicht sogar exotische Blüten. Allerdings werden ätherische Öle aus vielen Pflanzenteilen gewonnen, wie die nachstehende Tabelle beispielhaft zeigt:
Pflanzenteil | Vertreter |
Blüten | Rose, Jasmin, Kamille |
Blätter | Salbei, Melisse, Thymian |
Wurzeln und Wurzelstöcke | Kalmus, Angelika, Vetiver |
Früchte | Anis, Koriander, Kümmel, Fenchel |
Holz | Sandelholz, Zedernholz, Rosenholz |
Rinde | Zimt |
Harz | Weihrauch, Myrrhe, Benzoe |
äußere Fruchtschale | Zitrusfrüchte |
Die unterschiedliche Herkunft ist auch oft für die verschiedenen Eigenschaften der ätherischen Öle verantwortlich,
die nicht immer leicht flüchtig oder leichter als Wasser sind. Einige sind auch deutlich schwerer als Wasser.
Nicht umsonst unterscheidet man bei der Herstellung von Parfümen eine Kopfnote, eine Herznote und eine Basisnote.
Wie man sieht, ist Aromatherapie auch ein gutes Mittel, um die Psyche eines Menschen zu beeinflussen, was gerade in
der heutigen Zeit eine fast noch niemals dagewesene Bedeutung hat.
Immerhin sind fast 90% der Patienten beim Hausarzt auch psychisch in Mitleidenschaft gezogen!
Die Haltbarkeit ätherischer Öle ist ebenfalls ganz unterschiedlich. Es gibt Öle, die nur einige Monate bis zu einigen Jahren verwendet werden können (Zitrusöle beispielsweise), andere haben eine wesentlich längere Haltbarkeit und gewinnen mit dem Alter noch an Reife wie ein guter Wein. Dazu gehören z.B. Jasmin, Patchuli, Rose, Weihrauch und Rosenholz.
Heilen mit ätherischen Ölen
Ätherische Öle können ohne große Umwege direkt auf das Gehirn wirken und auf die Steuermechanismen zur Regulierung
psychischer und auch körperliche Vorgänge im Organismus Einfluss nehmen.
Daher erfolgt besonders in der Psycho-Aromatherapie zur Behandlung von Depressionen, Schlafstörungen, Stress-Symptomen und Angstzuständen eine Aufnahme der ätherischen Öle über Duftlampen, Aerosolgeräte und Inhalatoren. Natürlich können ätherische Öle auch über die Haut in den Körper aufgenommen werden und gelangen dann über Blut und Lymphe in die unterschiedlichsten Körperregionen und Organe. Bekannte Verfahren sind dabei Massagen (auch als Aromamassage prophylaktisch sehr gut wirksam) sowie Bäder, Kompressen oder Einreibungen.
Eine besonders gute Qualität an ätherischen Ölen wird für die Einnahme benötigt. Eine solche Einnahme kann durchaus sinnvoll sein, ist aber nicht ungefährlich und sollte nur unter Anleitung erfolgen.
Gewinnung ätherischer Öle
Wasserdampfdestillation
Die bekannteste und häufigste Form ist die Wasserdampfdestillation (s. Bild, Quelle Wikipedia, gemeinfrei). Sie gilt
als besonders schonend. Allerdings sind die Erträge bei den einzelnen Pflanzen sehr unterschiedlich. Für 1 kg
ätherisches Öl sind bei Lavendel 160 kg Blüten erforderlich, bei Melisse sind es aber immerhin 2000 (!) kg (d.h. 2
Tonnen) und bei Rosenblüten 5000 (!).
Das erklärt auch den hohen Preis einiger hochwertiger ätherischer Öle und das kriminell zu nennenden Bestreben, diese Öle zu verfälschen. Leider ist in Deutschland der Vertrieb von „Melisse, indisch“ oder „Indischer Melisse“ anstelle von „Echter Melisse“ gestattet, obwohl beide Pflanzen nichts gemein haben, „Indische Melisse“ wird aus einer Grasart gewonnen und riecht einfach nur wie Melisse, ohne die Wirkung aufzuweisen.
Kaltpressung
Dieses Verfahren wird z.B. für die Gewinnung der Zitrusöle eingesetzt. Hierbei wird das ätherische Öl durch Pressung
der Fruchtschalen gewonnen. Beim Zitronenöl sind es immerhin „nur“ 1000 Zitronen, die zur Erzeugung von 1 kg
ätherischem Öl benötigt werden, also könnte man aus einer Zitrone 1 g Zitronenöl gewinnen!
Enfleurage
Das ist eines der ältesten Verfahren, bei dem die Extraktion des Öls mit ursprünglich festen Fetten wie Schmalz oder
Butter erfolgte. Als die Wasserdampfdestillation noch nicht bekannt war, ist dies das am meisten eingesetzte Verfahren
für empfindliche Pflanzen gewesen. Da es ein langwieriger und kostenintensiver Prozess ist, wendet man es heute fast
nur noch für solche Öle wie besonders hochwertiges Jasminöl an. Man benötigt für 1 kg Jasminöl immerhin 1000 kg
Jasminblüten.
Extraktion mit Lösungsmitteln
In letzter Zeit kommen immer mehr chemische Lösungsmittel zum Einsatz. Sie müssen anschließend abgetrennt werden,
allerdings bleiben immer Reste zurück – wenn auch nicht in nachweisbaren Mengen. Bei Hexan als Extraktionsmittel
sollte beispielsweise auf die innerliche Anwendung der Öle verzichtet werden (z.B. beim Honigöl, wo durch den
Namensbestandteil Honig eine Einnahme nicht als Gefahr angesehen wird). Auch sollte immer berücksichtigt werden, dass
es sich auch um eine energetische Therapie handelt und Energien nicht einfach so extrahiert werden können.
Wenig bekannt ist nach wie vor über die Extraktion mit CO2, sicher ist aber, dass die Zusammensetzung der Öle durch die Lösungsmitteleigenschaften des CO2 eine völlig andere sein kann.
Einsatzgebiete der Aromatherapie
Neben dem Einsatz bei den verschiedensten Erkrankungen können ätherische Öle auch vorbeugend sowie in der Kosmetik und
im Wellnessbereich eingesetzt werden.
Dazu ist es meist erforderlich, die ätherischen Öle (die entgegen trotz des Begriffes „Öl“ keine Fettflecken
hinterlassen) in Basiskomponenten zu lösen. Dazu werden fette Öle wie Mandelöl oder ein flüssiges Wachs wie
Jojoba(öl) verwendet. Aber auch mit Butter kann man aus ätherischen Ölen in der Hausapotheke sehr wirkungsvolle
(Erkältungs-) Einreibungen herstellen, die auch von Kindern gut vertragen werden. Besonders bei Hauterkrankungen
hat sich als Basisöl Olivenöl bewährt.
Nur sehr wenige Öle dürfen unverdünnt auf die Haut aufgetragen werden, beispielsweise Minzöle oder Lavendelöl. Bei der Einnahme ist es bei einigen Ölen erforderlich, sie zu „verpacken“, da sie sehr unangenehm schmecken oder sehr scharf sind. Beispiele sind Teebaumöl und Oreganoöl. Es empfiehlt sich dann, in der Apotheke Leerkapseln zu kaufen (diese können auseinandergenommen, mit dem Öl befüllt und wieder verschlossen werden. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass nicht zu hoch dosiert wird, es passen nur 1-2 Tropfen in eine Kapsel.
Wenn man die ätherischen Öle als Badezusatz verwenden möchte, sollte man eine fetthaltige, aber flüssige Substanz verwenden, wie beispielsweise (Schlag)-Sahne (natürlich ungeschlagen). Auf 3-5 Esslöffel Sahne gibt man dann nicht mehr als 10 Tropfen eines Öls oder einer Mischung.
Wer sich mit einem Öl einreiben möchte, aber nicht den gesamten Körper mit Öl bedeckt haben möchte, sollte einmal versuchen, mit einem individuell zusammengestellten Öl die Fußsohlen einzureiben. Die dabei erzielte Wirkung wird für viele Menschen sehr überraschend sein!
© Dr. Frank Herfurth, 2016 • E-Mail: fh@herfurth.org