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Das Stethoskop

Stellt man sich die Frage, welches wohl das wichtigste Untersuchungsutensil des Arztes oder Heilpraktikers ist, denkt man wohl als erstes an das Stethoskop. Es besteht aus einem oder zwei dünnen Gummischläuchen mit einem Schallkopf. Aus der körperlichen Untersuchung ist dieses Hilfsmittel, mit dem der Arzt oder Heilpraktiker nicht nur die Herztöne, sondern auch die Lungen sowie Darmgeräusche abhört, nicht mehr wegzudenken. Erstaunlich ist, dass das technisch relativ einfache Stethoskop, das auf der Schallübertragung von Geräuschen aus dem Körperinneren zum Ohr der Abhörenden beruht, eine noch relativ junge Erfindung des frühen 19. Jahrhunderts ist, die auf den französischen Arzt Théophile Laennec (1781-1826) zurückgeht. Eines Tages soll er auf die Idee gekommen sein, mit einem Bündel zusammengerollten Papiers das Herz einer Patientin abzuhören, bei der er wegen ihrer Leibesfülle den Brustkorb nicht abklopfen konnte. Durch die Papierrolle hörte er dann das Herz viel deutlicher als mit dem bloßen Ohr.

Aufgrund dieses Phänomens wurde das Hörrohr entwickelt, der Vorläufer des heutigen Stethoskops. Es bestand aus einem hölzernen oder metallenen Rohr mit trichterförmigen Erweiterungen an beiden Enden. Die besten Voraussetzungen für die Entwicklung der Auskultation – so wird das Abhören fachgemäss genannt – waren in den Pariser Krankenhäusern gegeben. In den grossen Krankensälen liessen sich die Abhörgeräusche der einen Brusterkrankung direkt mit denen einer anderen vergleichen, und nach dem Tode eines Patienten konnte man auf dem Sektionstisch nach den dazugehörigen Gewebeveränderungen suchen.

Im deutschen Sprachraum fand das Hörrohr bis in die 30er Jahre des 19. Jahrhunderts zunächst nur zögerliche Verbreitung. Es mangelte den Ärzten an der Möglichkeit, den Umgang mit dem neuen Gerät zu üben. Ab 1850 waren an allen deutschen Universitäten dann jedoch Kurse für Auskultation und Perkussion (das ärztliche Abklopfen) üblich. Nach diesem Durchbruch wurde das Stethoskop bereits 1868 als “Signatur des wissenschaftlichen Arztes” bezeichnet. So hatte es sich innerhalb weniger Jahrzehnte von einer skeptisch beäugten französischen Mode zu einem Gerät entwickelt, das den modernen Arzt kennzeichnete. Ein weiterer Aspekt, neben dem Fortschritt, den das Stethoskop für die Diagnose von Krankheiten brachte, ist sehr interessant. Durch technische Hilfsmittel kam es zu dem modernen Umgang mit dem Patienten. Durch die Schaffung eines räumlichen Abstands zwischen Arzt und dem Patienten wurden objektive Befunde ermöglicht, während in früheren Zeiten das subjektive Befinden des Kranken im Vordergrund stand.