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Depressionen

Depressionen sind weder eine persönliche Schwäche noch die Unfähigkeit, mit etwas fertig zu werden, sondern eine Krankheit, die behandelt werden muss. Denn sie setzen nicht nur die geistige, sondern auch die körperliche Leistungsfähigkeit herab und beeinträchtigen so das gesamte Leben des Betroffenen – und seiner Umgebung.

Es gibt eine Reihe von Definitons- und Klassifikationsversuchen auf verschiedenen Ebenen. Offiziell werden die herkömmlichen, Termini “endogene”,”exogene” oder “reaktive” Depression nicht mehr verwendet.

Die Klassifizierung nach Ursachen wird nach den derzeit gültigen Diagnose-Schlüsseln, dem amerikanischen “Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders” (DSM lII-R) und “International Classification of Diseases” (ICD-10) der WHO zugunsten einer deskriptiven Zuordnung zu typischer Depression (Major Depression) und spezifischer Depression (Minor Depression) aufgegeben. Depressive Zustände, die nicht die Kriterien einer “Major Depression” erfüllen, werden “Minor Depression” genannt. Dieser Begriff ist jedoch bisher noch nicht in das Diagnose-Manual übernommen worden. Den Begriffen “Major Depression” (DSMIlI-R) und “depressive Episode” (ICD-1O) liegen dieselben phänomenologischen Kriterien zugrunde. Sie können demnach synonym verwendet werden.

In der alltäglichen Praxis hat sich die nosologische Einteilung in “psychogene”‘ “endogene” und “somatogene Depression” bewährt.

Endogene Depressionen treten familiär auf bei unbekannter Genese.

Psychogene Depressionen sind der Sammelbegriff für reaktive Depressionen (äussere Auslöser, Verluste, Kränkungen usw.)

neurotische Depressionen (Störungen der seelischen Erlebnisverarbeitung ausgelöst durch ganz oder teilweise verdrängte Konflikte) oder Erschöpfungsdepressionen jahrelange körperlich – seelische Dauerbelastung wird aus neurotischer Grundstruktur heraus nicht mehr verarbeitet

Somatogene Depressionen treten als Begleitdepressionen bei körperlichen oder auch extrazerebralen Erkrankungen auf (postinfektiös, postoperativ, toxisch, endokrin, medikamentös) oder als altersbedingte Veränderung mit und ohne Demenz.

Zur Therapie depressiver Verstimmungen gehören

1. Psychische und soziale Maßnahmen

Vielen hilft es, wenn ihnen jemand einmal wirklich zuhört. Man sollte die Betroffenen ausserdem dazu anhalten, im Alltag aktiv zu sein, sich Termine zu setzen und etwas konsequent zu unternehmen. Gut ist auch als geistiger Fitmacher das sog. Gehirn-Jogging. AT, Reiki’ Biofeedback etc. dürfen nur von einem wirklich erfahrenen Therapeuten angewandt werden.

2. Physische Maßnahmen:
Hier sollte an ausgewogene Ernährung und an möglichst viel Bewegung gedacht werden. Krankengymnastik, Massagen, Bäder, Kneippen usw. können nicht nur Symptome lindern, sondern auch “seelisch aufbauen”. Unterstützend sind hier pflanzliche Medikamente angezeigt. Das Mittel der Wahl ist Johanniskraut.

Hypericum perforatum ist eine sehr “alte” Arzneipflanze, die vermutlich schon in der Antike medizinisch genutzt wurde, zum Beispiel bei Hautläsionen oder Brandwunden. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit galt das Johanniskraut – es ist dem 24. Juni gewidmet, dem Geburtstag von Johannes dem Täufer und dem längsten Tag des Jahres – schon als besonderes Psychotherapeutikum, als ein fuga daemonum, als Apotropaikum oder “Teufelsaustreiber”. Deswegen hat der Volksmund noch eine Menge anderer Namen wie Hartheu, Jageteufel, Teufelsflucht, Manneskraft, Walpurgiskraut, Hexenkraut für diese wundersame Sommerpflanze. Hält man ihre Blätter gegen die Sonne, sehen sie dank ihrer durchschimmernden, an ätherisch Ölen reichen Sekretbehälter wie durchstochen aus. Man sagt, der Teufel selbst, erbost über die Macht dieses Heiligekrautes gegen böse Geister, soll einmal die Blätter der Pflanze wütend durchstochen haben.

Auch Paracelsus war ein großer Verehrer des Johanniskrautes. Er schrieb in dem um 1525 entstandenen Werk “Von den natürlichen Dingen” dem Johanniskraut vier Kräfte zu: für die “Phantasmata’ würm, wunden und balsamische tugent”. Was den Gebrauch gegen die “dollmachenden Geister” betrifft, meinte er: “Dises kraut/wie es an ihm selbst ist/so für und für getragen werden unter dem paretli’ in kranzweiß oder sonst in hem den/oft daran schmecken/zu nacht unter das küssi tun/das sol ietlicher arzt wissen/das got ein groß arcanum in das kraut gelegt hat/alein von we gen der geister und dollen fan tasien/die den menschen in verzweiflung bringen – und nicht durch den teufel/son dern durch natur/wan got zu allen krankheiten arznei be schaffen/wie sie sind (aus Franz-C. Ozygan: “Kulturgeschichte und Mystik des Johanniskrautes”, Stuttgart 1993)

Kniphof schrieb in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in seinem Kräuterbuch bereits sehr aktuell: Johanniskraut hilft gegen den Schwindel und gegen die “fürchterlichen melancholischen Gedanken”. Damals zerrieb man die Blüten bis ein blutroter Saft austrat.

Neueste Forschungen belegen die Wirkung des Johanniskrautes: Innerlich angewandt, haben seine Extrakte vermutlich durch ihre Leitsubstanz Hypericin deutliche antidepressive Effekte. Gesichert ist die Erkenntnis, dass eine Kombination des Johanniskrautes mit anderen Pflanzen unnötig und nicht sinnvoll ist. Denn es wirkt eigenständig und ist das einzige pflanzliche Antidepressivum, das uns hier zur Verfügung steht.

Johanniskraut gehört zu den Heupflanzen, die von der Kommission E des Bundesgesundheitsamtes eine Positiv monographie erhalten haben. Das bedeutet, dass die Pflanze für eine Anwendung bei depressiven Verstimmungen anerkannt ist. Die weiteren in der Monographie genannten Indikationen sind: “Angst”, “nervöse Unruhe” sowie “psychovegetative Störungen”. Johanniskraut wirkt antidepressiv aufgrund seiner aktivierenden Eigenschaften. Es führt zur Abnahme der Tagesmüdigkeit und fördert den gesunden Nachtschlaf durch die Wiederherstellung des physiologischen Schlaf-Wachrhythmus. Es ist zudem ausgesprochen gut verträglich.