Gefährliches Handy-Telefonieren?
Nach einer – noch nicht
abgeschlossenen – schwedischen Studie zeigt das Langzeittelefonieren mit einem Handy tatsächlich ein erhöhtes
Hirntumor-Risiko.
Die Studie aus Schweden (erste Ergebnisse wurden bereits 2004 in der Fachzeitschrift “Epidemiology” veröffentlicht)
könnte für neue Unruhe unter den Handynutzern sorgen, war jedoch nicht aussagekräftig genug.
Die Fall-Kontroll-Studie kommt zu dem Schluss, dass Menschen, die seit mehr als zehn Jahren mit dem Handy telefonieren, ein erhöhtes Risiko für die Ausbildung eines so genannten Akustikusneurinoms haben.
Bereits in der Vergangenheit löste die Frage, ob das Telefonieren mit dem Handy gefährlich sein könnte, heftige Debatten aus. Nicht von der Hand zu weisen ist, dass Handys unmittelbar am Kopf ihres Benutzers eine kurzwellige elektromagnetische Strahlung aussenden, die im verdacht steht, eine krebsauslösende Wirkung zu haben. Tumore im Kopfbereich wie Gliome, Meningiome, Ohrspeicheldrüsenkrebs und auch Akustikusneurinome könnten die Folge sein. (Akustikneurome sind gutartige Tumore der Gleichgewichtsnerven, die eher selten auftreten – Erkrankungshäufigkeit = weniger als ein Erwachsener pro 100.000).
Bisherige Studien konnten den Verdacht der krebsauslösenden Wirkung von Handys zwar nicht bestätigen aber auch nicht ausschließen. Kürzlich veröffentlichten Wissenschaftler der Dänischen Krebsgesellschaft eine Studie im American Journal of Epidemiology (2004; 159: 277-283), in der sie den Zusammenhang zwischen dem Mobiltelefonieren und der Häufigkeit von Akustikusneurinomen untersuchten. Sie befragten in den Jahren 2000 bis 2002 insgesamt 106 Personen, die an einem Akustikusneurinom litten, und 212 in dieser Hinsicht gesunde Personen nach ihren Gewohnheiten beim Telefonieren mit dem Handy. Fragen nach der Häufigkeit von Telefongesprächen und der bevorzugten Seite während des Telefonierens spielten dabei eine Rolle. In dieser Studie konnte für Personen, die ihr Handy häufig benutzten, kein besonderes Risiko für die Ausbildung eines Akustikusneurinoms festgestellt werden. Da die Studie allerdings nur eine geringe Fallzahl umfasste, war die Schwankungsbreite beim errechneten Risiko hoch, so dass die Daten in ihrer Aussagekraft vorsichtig zu bewerten sind.
Auch die Studie der schwedischen Forscher um Prof. Anders Ahlbom vom Institut für Umweltmedizin am Karolinska Institut in Stockholm bezog nur eine relativ geringe Zahl von Personen ein – 148 Patienten mit Akustikusneurinom und 604 gesunde Personen. Der Grund für die geringe Fallzahl ist die Seltenheit, mit welcher der Tumor im Allgemeinen auftritt. Bei den Befragten handelte es sich um Personen aus Schweden im Alter zwischen 20 und 69 Jahren, bei denen in den Jahren zwischen 1999 und 2002 ein Akustikusneurinom festgestellt wurde. Die Studie ergab ein relatives Risiko von 1.9, also ein fast zweifach erhöhtes Risiko, bei regelmäßigem Gebrauch des Handys über 10 Jahre an einem Akustikusneurinom zu erkranken. Auch hier war die Schwankungsbreite des errechneten Risikos sehr hoch, so dass die Assoziation zwischen Handybenutzung und Tumorbildung nicht signifikant war. Allerdings zeigte sich mit 3.9 ein signifikant höheres Risiko (fast vierfach erhöht), wenn nur Tumoren berücksichtigt wurden, die auf der beim Telefonieren bevorzugten Seite entstanden waren.
Die schwedische Studie ist Teil der internationalen INTERPHONE Studie, die vom Krebsforschungsinstitut der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der International Agency for Research on Cancer (IARC), koordiniert wird und Fall-Kontroll-Studien in insgesamt 13 Ländern, darunter auch Deutschland, umfasst. Untersucht werden sollen 6.000 Patienten mit Gliomen und Meningiomen, 1.000 Patienten mit Akustikusneurinomen, 600 Patienten mit Ohrspeicheldrüsenkrebs und eine entsprechend hohe Anzahl von gesunden Personen. Das Hauptaugenmerk richtet sich dabei auf die Altersgruppe zwischen 30 und 59 Jahren, da in dieser Gruppe die meisten Personen vermutet werden, die ihr Handy seit fünf bis zehn Jahren regelmäßig benutzen.
Quelle: DocCheck Newsletters.