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Speläotherapie

Gesundheit aus den Tiefen der Erde

Die Tatsache, dass die Luft in stillgelegten Bergwerken und Höhlen besonders staub- und allergenarm ist, macht sich die Speläotherapie zunutze. Wo früher hart gearbeitet und Kohle, Erz oder Salz gefördert wurde, werden heute Menschen therapiert. In Höhlen oder Bergwerken schlafen sich Asthmakranke gesund. Durch die fast immer konstante Temperatur können sich Patienten mit Atemwegserkrankungen in speziellen Therapien zumindest von ihrem Leiden erholen.

Der Überlieferung nach wurden in Ungarn bereits vor Jahrhunderten – besonders Kinder – in Höhlen gebracht um sie von ihren Atemwegserkrankungen zu heilen. Wissenschaftlich wurde die Wirkung der Speläotherapie aber erst nach dem zweiten Weltkrieg untermauert. In Ennepetal (Sauerland) machten die Einwohner, die in Bombenstaub und Flammeninferno erkrankt waren, die Erfahrung, dass es ihnen in der “Kluterhöhle”, die als Luftschutzbunker genutzt wurde, schnell besser ging. Hier wurde nach dem Krieg die erste Therapiestation gebaut. Linderung ihrer Beschwerden erfuhren auch Erkrankte bei dem Besuch der Grube “Teufelsgrund” im Münstertal, die zu einem Besucherbergwerg umgebaut worden war.

Durch intensive Studien konnte bewiesen werden, dass sich die konstante neun bis zwölf Grad warme Stollenluft günstig auf die überempfindliche Bronchialmuskulatur von Asthmatikern auswirkt, da sie extrem rein ist und eine hohe Luftfeuchtigkeit hat.

Dadurch wirkt sie

  • antiallergisch,
  • entzündungshemmend,
  • schleim- und krampflösend.

Die Heilanzeigen sind:

  • Asthma bronchiale,
  • chronische Bronchitis,
  • Heuschnupfen,
  • Pseudo-Krupp,
  • chronische Nasennebenhöhlenentzündung,
  • Schlafstörungen,
  • Infektanfälligkeit,
  • Stressbewältigung und zur allgemeinen Entspannung.

Es gibt jedoch auch Kontraindikationen! Menschen mit

  • Herz-Kreislauf-Schwäche oder -Erkrankung,
  • fiebrigen Infekten,
  • Anfallsleiden oder Platzangst,sollten Höhlen und Stollen meiden.

Bei Erwachsenen dauert eine Kur in der Regel drei Wochen, bei Kindern reicht meistens jedoch eine Woche Therapie aus. Während des Aufenthalts fahren die Patienten zweimal täglich für jeweils zwei Stunden in den Stollen. Warme Kleidung, feste Schuhe und eine Kopfbedeckung sind notwendig, um nicht auszukühlen. Daunenschlafsäcke sorgen außerdem für ausreichend Körperwärme. Die Wirksamkeit dieser Therapie ist mittlerweile medizinisch nachgewiesen und wird in der Regel von den Krankenkassen bezahlt.

In Deutschland wird diese Therapie vom Deutschen Speläotherapieverband e.V. gefördert. In diesem Verband arbeiten insgesamt zwölf Mittelgebirgsorte zusammen, die jeweils eine entsprechende unterirdische Anlage, eine Naturhöhle oder ein ehemaliges Bergwerk betreiben:

  • Aalen (Schwäbische Alb, Tiefer Stollen)
  • Bad Fredeburg (Sauerland, Felicitas Heilstollen)
  • Bad Grund (Harz, Eisensteinstollen)
  • Berchtesgaden (Bayerische Alpen, Salzbergewerk Berchtesgaden)
  • Bodenmais (Bayerischer Wald, Barbara Stollen)
  • Ehrenfriedersdorf (Erzgebirge, Zinngrube)
  • Ennepetal (Sauerland, Kluterthöhle)
  • Marsberg (Sauerland, Kiliansstollen)
  • Münstertal (Südlicher Schwarzwald, Schindler Stollen)
  • Neubulach (nördlicher Schwarzwald, Hella-Glück-Stollen)
  • Pottenstein (Fränkische Schweiz, Teufelshöhle)
  • Saalfeld (Thüringer Wald, Feengrotten)
  • Schmiedefeld (Thüringer Wald, Morassina)