Trigeminusneuralgie
Der Nervus trigeminus (Drillingsnerv) ist der stärkste aller Hirnnerven. Er enthält motorische und
sensible Fasern und teilt
sich in drei Hauptäste: den Augennerv (Nervus ophthalmicus), der die Stirn, Tränendrüse, Augenbindehaut,
Augenwinkel, Siebbein und Teile der Nase sensibel versorgt; den Oberkiefernerv (Nervus maxillaris), der insbesonders
die Oberkieferregion, die Oberkieferzähne, den Gaumen und Teile der Gesichtshaut versorgt; den Unterkiefernerv
(Nervus mandibularis), der die sensible und motorische Kaumuskulatur, die Zunge, den Mundboden sowie die Haut über
dem Unterkiefer versorgt.
Die Versorgungsgebiete der drei sensorischen Anteile sind Nn. ophthalmicus I, maxillaris II, mandibularis III. Er versorgt sensibel mit drei Ästen das Gesicht: Stirn- und Hornhaut, Wange und Oberlippe, obere und untere Zähne. Bei einem sensorischen Ausfall im Gesicht wird der Kieferwinkelbereich besonders gründlich untersucht, weil diese Zone von den Segmentalnerven C2 und C 3 versorgt wird und bei Trigeminusprozessen nicht betroffen sein sollte.
Motorisch dagegen versorgt er die Kaumuskeln. Die motorische Funktion des Trigeminus (nur durch
den mandibulären Ast vermittelt) testet man durch Palpation der angespannten Massetermuskulatur (Zähne
zusammenbeissen) und dadurch, dass man den Kiefer gegen Widerstand öffnen lässt. Bei einseitiger Schwäche des M.
pterygoideus weicht der Kiefer zu dieser Seite hin ab.
Der im dritten Ast verlaufende Nervus lingualis (N. fazialis) vermittelt die Geschmacksempfindung
süß, salzig, sauer auf den vorderen zwei Dritteln der Zunge.
Sensibel wird mit mittels einer Untersuchungsnadel auf Sensibilität hin geprüft, und der Kornealreflex wird ausgelöst durch Bestreichen des unteren Limbus corneae mit einem Wattebausch. Eine durch eine Facialisschwäche bedingte Blinzelschwäche kann als abgeschwächter Kornealreflex fehlinterpretiert werden. Eine Hypästhesie der Kornea vom supranukleären Typ (in der Regel von Hypalgesie im Gesichts- und Körperbereich begleitet) muss abgegrenzt werden von einer infranukleären Schädigung.
Läsionen können durch entzündliche Erkrankungen (Herpes zoster, Polyneuritis cranialis, lymphozytäre Meningitis einschliesslich Morbus Böck, Kollagenosen), Tumoren der Schädelbasis (z. B. Meningeom en plaque, Knochenmetastasen, Nasopharynxtumoren), Mundboden- und Unterkiefertumoren, Trigeminusneurinome und ausgedehnte Akustikusneurinome verursacht werden. Schädeltraumen führen oft zu Trigeminusläsionen, gelegentlich auch Nasennebenhöhleninfektionen, Erkrankungen der Zahnwurzeln und Zahnextraktionen. Seltene, aber wichtige Ursache fazialer Sensibilitätsstörungen ist die Trichlorethylenintoxikation, die aufgrund gleichzeitiger Optikusläsionen und Ataxie mit Multipler Sklerose verwechselt werden kann.
Die Trigeminusneuralgie
Fast kein Krankheitsbild wird so häufig zu unrecht angenommen. Dabei ist die Trigeminusneuralgie recht einfach zu diagnostizieren.
Es imponieren einschiessende wiederholt anfallsweise Sekunden bis 2 Minuten dauernde heftigste Schmerzattacken sehr starker Intensität im Versorgungsgebiet eines oder mehrerer Trigeminusäste. (siehe auch auf der Hauptseite, Link “Naturheilverfahren” > Differentialdiagnose bei Kopfschmerzen)
Diese Schmerzattacken sind auslösbar über Triggerzonen oder mechanisch bei Kauen, Sprechen, Essen, etc. mit Schmerzfreiheit zwischen den Attacken. Sie geht auf einen pathologischen Gefäß-Nervenkontakt zurück. Im Gegensatz zu dieser meist erst im höheren Lebensalter auftretenden Form kommt die symptomatische Trigeminusneuralgie bei Patienten unter 40 Jahren, am häufigsten im Rahmen einer Multiplen Sklerose vor. Dort meistens mit im betreffenden Bereich vorhandenen Gefühlsstörungen. Ca. 1% aller Patienten mit Multipler Sklerose (MS) entwickeln eine Trigeminusneuralgie. Diese Erkrankung tritt unter MS-Patienten damit häufiger als in der Normalbevölkerung auf. Die Behandlung ist dort prinzipiell ähnlich wie bei der idiopathischen Form.
Differtialdiagnose der Trigeminusneuralgie
Glossopharyngeusneuralgie – Neuralgie des N. laryngicus superior
Trigeminusneuropathie – Postzosterische Neuralgie
Cluster- Kopfschmerz – Gesichtsschmerz zentraler Genese
Kiefergelenksyndrom – Myofasciales Schmerzsyndrom
Sjögren-Syndrom – Atypischer Gesichtsschmerz
Die Behandlung
Anders als der Schulmedizin stehen der Naturheilkunde schonendere und dabei erfolgreichere Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Folgende Akupunkturpunkte sollten ins Auge gefasst werden. Welche dann jedoch zum Einsatz kommen, muss der Akupunkteur von Fall zu Fall entscheiden.
BL 60
BL 62
BL 64
DI 4
KS 7
LE 12
LE 13
LG 5
LE 13
M 36
M 40
Die Punkte werden bilateral gestochen und der Akupunkteur wird nach seinen Erfahrungen die Auswahl treffen. (BL 60
darf nie bei schwangeren Frauen gestochen werden, da das zu einem Abortus führen könnte.)
Die Homöopathie bietet folgende Remedia an. Wiederum ist es nur ein Aufzeigen der möglichen Homöopathika, aus denen der erfahrene Homöopath seine Auswahl treffen muss:
Acidum formicicum (nur zur Injektion)
Aconitum
Belladonna
Cimicifuga
Colocynthis
Gelsemium
Iris
Magnesium phosphoricum
Mercurius solubilis
Rhododendron
Spigelia
Stannum
Verbascum
Zincum valerianicum
Nach der Homotoxikologie hat der Therapeut an folgende Medikamente zu denken, die ich gemischt oder einzeln, aber
immer mit Eigenblut, injiziere:
Aconitum-Homaccord Amp
Bryaconeel Amp
Chelidonium-Homaccord Amp
Coenzyme compositum Amp
Hepar compositum Amp (die Behandlung der Leber sollte immer mit einbezogen werden.)
Injeel-Chol Amp
Mezereum-Homaccord
Psorinoheel Amp
Ubichinon compositum Amp.
Wie bei der Homöopathie müssen auch hier die Medikamentetypen- und konstitutionsbezogen ausgewählt werden.
Die wohl wichtigste Therapieform der Trigeminusneuralgie ist die Neuraltherapie.
Der Neuraltherapeut wird sich zunächst auf die Störfeldsuche machen. Die kleinsten Narben, die Mandelpole, sowie devitale Zähne etc., können nach Hunecke – dem Begründer dieser Therapie – Störfelder sein. Bereits das Anspritzen der “verdächtigen” Punkte mit Procainhydrochlorid, kann eine Schmerzfreiheit (Sekundenphänomen) bewirken.
Sollte das nicht der Fall sein, werden die Austrittspunkte der einzelnen Nervenstränge mit Procain-hydrochlorid angespritzt:
Foramen supraorbitale
Foramen infraorbitale
die Austrittspunkte des Nervus mentalis.
Die Injektionen erfolgen jeweils bilateral.
Eine der wichtigsten Injektionsstellen ist jedoch das Ganglion Gasseri und das Ganglion Sphenopalatinum, sowie der Nervus ophtalmicus, der durch eine infraorbitale Injektion (unter dem Augapfel hindurch, hinter (!) dem Augapfel) erreichbar ist.
Die drei letztgenannten Injektionstechniken sollten nur durch einen erfahrenen Neuraltherapeuten ausgeführt werden.
Durch eine sinnvolle Kombination der genannten Therapieformen, kann der Heilpraktiker die ausserordentlich schmerzhaften Attacken der Trigeminusneuralgie gut in den Griff bekommen.