Die Sorgen der Jugend verstehen und begleiten
„Bestellst du die Pizza? Ich trau mich nicht.“ oder „Erst mal chillen!“ – Paradebeispiele für Alltagsgespräche der Generation Jugendlicher, die gerade erwachsen wird, der sog. Generation Z. Sind Ihnen ähnliche Aussagen auch schon begegnet? Klüfte wie auch Konflikte zwischen den Generationen gibt es seit jeher. Sich neu zu erfinden, Dinge anders zu machen, zu rebellieren, auf der Suche nach der eigenen Identität anders sein zu wollen, all das ist altbekannt. Im Vergleich zu zurückliegenden Generationen bedürfen neue Tendenzen einer näheren Betrachtung, denn sie sagen über die Welt von heute und morgen sowie über uns selbst Zentrales aus: Wo stehen wir? Wie kamen wir dahin? Wohin gehen wir?
Der Begriff „Generation“
Eine Generation betrifft eine bestimmte Altersgruppe in der Gesellschaft, die innerhalb einer Zeitspanne von ca. 15 Jahren eine im Mittel vorhandene Ähnlichkeit aufweist, z.B. aufgrund gemeinsam erfahrener historischer, politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Ereignisse. Die jeweils neue Generation findet sich infolgedessen in anderen Lebensraumbedingungen wieder als die vorherige. Verschiedenste Forschungsbereiche, z.B. aus Soziologie oder Marktwirtschaft, bedienen sich der Einteilung in Generationsgruppen.
Merkmale der Generation Z
Die heutige Jugend wird als „Generation Z“ bezeichnet. Diese umfasst all jene, die zwischen 1996 und 2012 geboren sind, mithin also die heute 12- bis 28-Jährigen. Die sog. Zoomer folgen auf die „Generation Y“ (Millennials), zu welcher die im Zeitraum 1980-1995 Geborenen zählen, also die heute 29- bis 44-Jährigen. Was zeichnet die „jungen Leute von heute“ aus?
Intuitive Mediennutzung
Als Hauptmerkmal der Generation Z gilt ihr intuitiver Zugang zu digitalen Medien („Digital Natives“), der bereits seit der frühen Kindheit besteht. Demgegenüber war die Generation Y erst in der späten Jugend damit konfrontiert. Die Auswirkungen führten jedoch auch zur Diskreditierung dieser Kompetenz, so spricht man oft von „Smombies“ (Kofferwort aus Smartphone und Zombie). Laut Langenscheidt sind
damit Menschen gemeint, die durch den ständigen Blick auf ihr Smartphone so stark abgelenkt sind, dass sie ihre Umgebung kaum noch wahrnehmen (Smombies war das Jugendwort des Jahres 2015).
Arbeitnehmermarkt
Die Generation Z findet, verursacht durch den bestehenden Fachkräftemangel, einen veränderten Ausbildungs- und Arbeitsmarkt vor, bei dem Arbeitssuchende nahezu frei aus den sich bietenden Optionen wählen können und nicht, wie noch in der Generation zuvor, als Bittsteller auftreten müssen. Daraus folgend lassen sich die Motivation am Arbeitsplatz sowie das Arbeitsklima erahnen.
Stimmungsgelassenheit
Dies schlägt sich auch in einer insgesamt eher gelassenen Stimmung dieser Generation nieder. Hochgesteckte Ziele, eine starke intrinsische Motivation, Zielstrebigkeit und Durchhaltevermögen prägen die Generation Z nicht. Hier zeigt sich vielmehr ein Zerstreuungseffekt, nämlich der Wunsch nach extrinsischer Motivation und die Konzentration auf übergeordnete Ziele, z.B. unsere Umwelt. Marc Goergen fasst dies in einem seiner Artikel im Magazin STERN zusammen: „Die Optimierung des Lebenslaufs ist nicht mehr das alleinige Ziel, sondern auch: die Welt zu verbessern. Dank Facebook und WhatsApp sind zumindest Demonstrationen dafür binnen weniger Stunden organisiert.“ (1)
Gesteigerter Therapiebedarf
Das Bild dieser Generation wird ebenso gezeichnet von der Zunahme therapeutischer Betreuung bzw. einem überlasteten System von therapeutischen Angeboten. Der Arztreport der BARMER Krankenkasse aus dem Jahr 2021 zeigte, dass sich die Inanspruchnahme psychotherapeutischer Angebote dieser Altersgruppe vom letzten in dieses Jahrzehnt mehr als verdoppelt hat. In keiner vorherigen Generation fiel dieser Wert derart hoch aus. Dieser Trend steigerte sich mit der Corona-Pandemie um ein Vielfaches. „Gestern hatte ich einen mental breakdown“ oder „Gestern wurde ich wegen einer Panikattacke wieder von der Schule abgeholt“ sind mittlerweile verbreitete Aussagen von unter 14-Jährigen
– ein Wortschatz, der vielen von uns erst im Erwachsenenalter geläufig wurde, wenn überhaupt.
Pessimismus gegenüber der Zukunft
Ein weiteres prägendes Merkmal der Generation Z zeigt sich in der eigenen Einstufung ihrer persönlichen Gefährdung hinsichtlich ihrer Zukunftsaussichten. Ein pessimistisches Weltbild und ein sorgenvoller Blick in die eigene Zukunft sind neben normalen Herausforderungen in der Jugendzeit zusätzliche, teilweise überdimensional erlebte Belastungen. Eine Studie zeigt, dass unter Jugendlichen das Gefühl verbreitet ist, die Kontrolle über das eigene Leben zu verlieren. (2)
Dauerkrisen-Modus
Kaum an der Schwelle zur Abnabelung von den Eltern wurden die Türen geschlossen: Die Corona-Krise brachte Isolation anstelle erster Erfahrungen mit sich. „Jetzt ist doch gerade erst Corona vorbei, und jetzt ist so nah Krieg?“ – Diese Worte meines Sohnes, heute 18 Jahre alt, zu Beginn des Ukraine-Krieges im Jahr 2022 spiegeln mir das Innenleben einer ganzen Generation. Urgroßmütter, die den Zweiten Weltkrieg miterlebten und diesen als prägend für ihr Leben ansehen, sind seit Kriegsbeginn unaufhörlich in Sorge, ob ihren Urenkeln nun dasselbe Leid widerfahren wird wie den Männern, die ihr eigenes Aufwachsen begleiteten: in den Krieg einzurücken und vielleicht niemals zurückzukehren. Das Sicherheitsgefühl der heutigen Jugend (noch vor 10 Jahren brachte es Halt und Stabilität in die aufregende Zeit des Heranwachsens) ist mittlerweile stark beeinträchtigt, was auch ein neues Lebensmotto hervorbringt: „Für was sollte ich mich eigentlich weiter anstrengen?“.
Identitätschaos
Schließlich geht es, wie in jeder Generation, um Identitätssuche. In der Generation Z ist diese von der sog. Queer-Bewegung dominiert (Sammelbezeichnung für sexuelle Orientierungen, die nicht heterosexuell sind, sowie Geschlechtsidentitäten, die nicht-binär oder nicht-cisgender sind). Passend dazu titelte der National Geographic „Von LGB bis LGBTQIA+ – Der Identität einen Namen geben.” (3) Doch mit einer neuen, auf ein Papier niedergeschriebenen Identität wird es nicht genug sein. Was macht es mit einer Generation, die ruft: „Anders ist normal“, wobei sich „anders“ u.a. darauf bezieht, dass es auch in Ordnung ist, wenn man seine menschlich geschlechtliche Orientierung nach bisher nie dagewesenen Richtlinien definiert? Die in der Jugendzeit natürliche und das Leben dominierende Identitätssuche scheint aktuell in ein Identitätschaos auszuufern. Zu den Langzeitfolgen dieses Ringens um neue Identitäten sowohl im demografischen, psychosozialen wie auch interpersonellen Kontext liegen noch keine Forschungsergebnisse vor. Erhebliche Auswirkungen dieses Trends auf ein ganzes System scheinen jedoch absehbar.
Hotel Mama übernimmt
Früher musste man ruhig sein, während die Nachrichten im TV liefen, und pünktlich ins Bett gehen, natürlich ohne Smartphone und eigenen Fernseher. Im „Hotel Mama“ wird heutzutage alles geboten: Flachbildschirm, Netflix, Playstation, Internet, unbegrenzte mobile Daten, Lieferservice, Paketzustellung bis zur Haustür – und für diejenigen, die vielleicht noch wahrhafte Literatur lesen, gibt es Audible, Kindle und Co. Alles, was es sonst zu tun gibt, aber womöglich etwas anstrengend ist, macht sowieso Mama. Waren es zuvor klischeehaft noch die sog. Helikopter-Eltern, die das Tun ihres Nachwuchses rigoros überwachten, so ist es nun das sog. Curling, das den Erziehungsstil vieler Eltern kennzeichnet. Der Begriff entlehnt sich aus einer bekannten Wintersportart, bei der Hindernisse aus dem Weg gewischt werden. Die Aufgaben oder Herausforderungen der eigenen Kinder werden durch die elterliche (liebevoll intendierte)
Übernahme so minimal wie möglich gehalten. Das Ergebnis ist eine neue Mentalität der ganzen Generation.
Der Alltag vieler Zoomer
Die beste Freundin wohnt z.B. 600 Kilometer entfernt, das Kennenlernen und der Austausch erfolgen nur über Snapchat. Den Zoomern genügt eine Audionachricht oder ein Videoanruf. Wieso also noch rausgehen? Schließlich ist das sowieso viel zu gefährlich. Wenn man doch einmal das Haus verlässt und einen neuen Weg einschlagen muss, dann nur über Standort und Google Maps.
Ebenso zunehmend sind Fälle von (selektivem) Mutismus in diversen Ausprägungen, d.h. vollständigem oder partiellem Nichtsprechen bei erhaltener Sprechfähigkeit und abgeschlossener Sprachentwicklung. Junge Menschen, die sich kaum trauen, sich zu bewegen, geschweige denn zu sprechen oder etwas zu fragen.
Die Digitalisierung und das Aufkommen neuer Services (z.B. Ridesharing-Anbieter) veränderten zudem das Mobilitätsangebot nach dem Motto: Teilen kommt vor Besitz. Entsprechend funktionieren im Übrigen auch andere etablierte Konsumservices (z.B. Netflix oder Spotify). Auch das steigende Umweltbewusstsein der Fridays-for-Future-Generation mag eine ausschlaggebende Rolle spielen. Jugendliche machen den Führerschein später und brauchen dafür länger: 2012 wurden noch 4,6 Millionen PKW-Führerscheine ausgestellt, 2017 waren es bereits über 10% weniger. (4)
Die Antwort der Jugend auf fortlaufende globale Krisen scheint Stagnation, Stillstand und Stille zu Lasten von Mut, Motivation und Macher-Mentalität zu sein. Dringender Handlungsbedarf, sprich therapeutische Interventionen, sind erforderlich, wenn bemerkt wird, dass alltägliche, scheinbar normale Abläufe einschlafen (z.B. das selbstständige Erledigen von Formalitäten oder altersgerechte Handlungen beim Einkauf, im Haushalt, bei der Körperhygiene) oder es bei bereits erworbenen Fähigkeiten zu einer Remission gekommen ist.
Literatur
(1) Goergen, Marc: Mehr Eier als die Nato – Warum Greta Thunberg für eine bessere Zukunft
kämpft. stern.de (09.02.2019, Abruf:
Juni 2024)
(2) Schnetzer Simon; Hurrelmann, Klaus: Trendstudie Jugend in Deutschland – Jugend im
Dauerkrisen-Modus; Klima, Krieg und Corona (Sommer 2022)
(3) Blakemore, Erin: Von LGB bis LGBT-QIA+ – Der
Identität einen Namen geben. National Geographic (28.10.2021, Abruf: Juni 2024)
(4) Manager Magazin: Junge
Menschen machen erst später den Führerschein. (27.12.2018, Abruf: Juni 2024)
Bei den genannten Beispielen steht v.a. die reduziert motivierte Selbstständigkeit (besonders hinsichtlich Organisation, Planung und Umsetzung) im Coaching-Fokus.
Fallstudie
Marlene, 15 Jahre alt, kommt nach der Pflichtschulzeit zu mir ins Coaching für berufliche Integration. Sie ist auf ihrem Weg nach der Schule trotz erfolgreichem Abschluss zum Stillstand gekommen. Es stehen Fragen im Raum, wie z.B.: „Wie geht es weiter? Wer bin ich? Was kann und was will ich?“.
Zunächst benötigt Marlene Zeit, um sich von ihrer während der Schulzeit entstandenen Ohnmacht zu erholen. Mobbing, Ausgrenzung und Isolation prägten ihren Alltag. Sie fühlte sich dabei allein und überfordert, zog sich im Lauf der Zeit immer mehr zurück.
Typische Merkmale mit Relevanz für das Coaching sind Marlenes gering ausgeprägte Selbstständigkeit und Mobilität. Sie besitzt kein Fahrrad und ist mit ihren 15 Jahren noch nie mit dem Bus oder Zug gefahren. Auch die Körperhygiene erscheint mangelhaft, gerade was regelmäßiges Duschen, Haarewaschen und frische Kleidung betrifft.
Was Marlene braucht, ist ein Ansprechpartner – jemand, der ihr zuhört und sich mit ihr beschäftigt, v.a. auch jemand, der diese Stagnation thematisiert, anstatt sie weiter zu unterstützen. Als sie diesen Anlaufpunkt im Rahmen unseres Coachings findet, blüht Marlene förmlich auf. Sie lernt im Rahmen von Mobilitätstrainings, selbstständig unterwegs zu sein (Bus, Zug) sowie inhaltlich Selbstfürsorge-Schwerpunkte zu setzen, die nicht nur ihre Hygiene-Routine, sondern auch den Umgang mit sich selbst wie auch mit der Außenwelt hin zu einem gesunden und selbstwirksamen, altersentsprechenden Lebensstil unterstützen. So wagt sie ihre ersten Schritte in die Außenwelt u.a. im Rahmen verschiedener Berufserprobungen (Schnuppertage). Nach 12 Monaten Begleitung meistert Marlene ihren Alltag nunmehr selbstständig in einer Ausbildungsstätte.
Im Coaching selbst liegt der Fokus weniger auf biografischer Ursachenforschung, sondern es werden vielmehr durch gemeinsame, stets evaluierte Handlungsschritte die Aspekte Selbstständigkeit und Selbstwirksamkeit, immer nach dem Prinzip des Empowerments, in den Vordergrund gerückt.
Anmerkung: Nicht immer bedarf es eines professionellen Coachings, um Jugendliche wieder
in ihre Selbstwirksamkeit zu bringen. Erkennen Eltern oder Begleiter die eingetretene Stagnation, können auch sie durch Rücknahme ihrer eigenen, bisher zu vor- und fürsorglichen Aktivitäten die Selbstständigkeit ihrer Kinder wieder fördern.
Handreichung
Welche konkreten Ansätze gibt es, um den Folgen der sich unter Jugendlichen ausbreitenden Gelassenheit, Isolationsgefühle, Identitätsverwirrungen, pessimistischen Grundhaltung und Zunahme therapeutischer Bedürfnisse entgegenzuwirken? Womit lassen sich fehlende Reife, Spezialisierung, Motivation und Selbstständigkeit ausgleichen?
Empowerment
Meines Erachtens ist das Mittel der Wahl die Selbstermächtigung (Empowerment), nach dem Motto: Lass es mich selbst
tun und erfahren! Empowerment findet sich als Schlagwort in vielen Konzepten der Sozialen Arbeit, wobei es hier darum
geht, (wieder) selbstständig zu agieren und durch die Rückgewinnung von Handlungsfähigkeit das eigene Leben autonom
und aktiv gestalten zu können. Die Leitsätze der amerikanischen Psychotherapeutin Insoo Kim Berg (1934-2007) zeigen
auf, wie dies umgesetzt werden kann:
• Repariere nicht, was nicht kaputt ist.
• Wenn etwas funktioniert, mache
mehr davon.
• Wenn etwas nicht funktioniert, wiederhole es nicht. Mache etwas anderes.
Auch bei meiner Klientin Marlene habe ich diesen Leitsätzen entsprechend gearbeitet. Wir haben außen vorgelassen, warum die Dinge sich zeigen, wie sie sich zeigen, sondern immer wieder nächste Schritte festgelegt, die wir anschließend bezüglich eines erreichten Erfolgs oder Misserfolgs beleuchtet haben. Hat etwas nicht funktioniert (z.B. eine nicht erfolgreiche Berufserprobung, weil etwa im falschen Berufsfeld), dann haben wir nach einer geeigneten Alternative gesucht.
Erzähle mir, und ich vergesse. Zeige mir, und ich erinnere. Lass es mich tun, und ich verstehe. Konfuzius, 551-479 v. Chr.
Das Sehnsuchtsziel
An den Rand gedrängt, verängstigt, verdrossen – was kann dem besser entgegenwirken, als sanft und behutsam das eigene Sehnsuchtsziel zum Vorschein zu bringen? Das Restriktionsmodell von Gunther Schmidt ist Teil des lösungsorientierten Ansatzes:
In Stress- oder akuten Krisensituationen bzw. Problemlagen können wir nicht auf unsere Ressourcen zurückgreifen und resilient agieren, sondern wir reagieren nur mit den vom Hirn gelernten Strategien (fight, flight, freeze). Dabei scheint die Generation Z immer mehr im Freeze-Modus festzustecken.
Im Modell von Schmidt wird das Sehnsuchtsziel hinter der momentan unüberwindbaren Hürde betrachtet und
herausgearbeitet. Die Hauptthese des Restriktionsmodells ist: Ein wertschätzender Umgang mit dem Lösungsversuch und
dem Sehnsuchtsziel hilft dabei, resilient mit der Restriktion umzugehen. Durch die Lösungsorientierung wird nun zu
einer zweitbesten Lösung, einem akzeptablen Plan B, gefunden. Beachtet werden analog zu den Hindernissen folgende
Fragen:
• Was kann ich verändern?
• Was kann ich noch nicht verändern?
• Was fehlt mir? Wie gelange ich an
die Ressourcen, die ich brauche?
• Was kann ich gar nicht verändern?
Auch im Fall von Marlene hat das Training von mehr Selbstständigkeit automatisch einen neuen Horizont eröffnet, sodass sie sich selbst neu entdeckt und erweiterte Möglichkeiten erkannt hat. Wenn die ersten Erfolge eingetreten sind, taucht ebenso auf, was darüber hinaus veränderbar ist, es drängt sich zum Teil sogar in den Vordergrund. In Marlenes Fall ist das Hindernis, an dem weitere Fortschritte zu scheitern drohen, eine ungesunde Wohnsituation. Der bisher erreichte Erfolg, sich als selbstwirksam und fortschrittlich erlebt zu haben, kaschiert diese Blockade nun aber nicht mehr, sodass sie auch diesbezüglich die erforderliche Entwicklung vollzieht: Zum einen erkennt Marlene selbst das Problem, zum anderen kann sie in der Folge notwendige weitere Schritte einleiten (Umzug).
Fazit
Es lässt sich festhalten, dass mit der gesteigerten Gelassenheit einer ganzen Generation leider ebenso viele negative Auswirkungen einhergehen. „Früher war alles besser“ stimmt aber auch nicht ganz. Jede Tendenz hat einerseits ihre Ursachen, andererseits auch ihre Daseinsberechtigung. Was also können wir von der Generation Z lernen?
Blicken wir auf die Vorgänger-Generationen, so begegnen wir hier dem Leistungsprinzip mit Erschaffen, Aufbauen, Ausbauen, Erweitern (höher, größer, mehr) – und schließlich der ungesunden Ausuferung im Sinne einer Burnout-Krise. Zeigt uns die Generation Z nicht lediglich auf, dass Anstrengung nicht auf ewig zu bewerkstelligen ist und man irgendwann daran zerbricht?
Die Vorgänger-Generationen mit fehlender Work-Life-Balance, Scheidungen, Burnout-Reha-Aufenthalten und chronischem Zeitmangel wurden von der Generation Z als Mentoren und Vorbilder jedenfalls abgewählt.
Was es jetzt braucht, sind offene Arme und Mentoren, die Selbstständigkeit und Selbstwirksamkeit durch Steigerung intrinsischer Motivation bergen können, anstatt Erwachsene, die (oft zu liebevoll gemeinte) Überbehütung praktizieren. Da es der Generation Z nach meiner Erfahrung bereits in weiten Teilen und in großem Ausmaß an Selbstverantwortung fehlt, wäre der Ansatz, antiquierte Lehrpläne zu verändern und neue Fächer (z.B. Selbstmanagement, praktische Lebensführung) in die Schulpflichtzeit zu integrieren, sinnvoll. Diese würden unsere Jugend stärken, damit sie sich zu selbstbestimmten Menschen entwickeln können. Es braucht jedoch mehr als nur übergeordnete Phänomene hinsichtlich Erziehung und Lehre, sondern es braucht auch Berührung und Nähe. Menschen im Allgemeinen und genauso Jugendliche müssen durch positiv erlebte Selbstwirksamkeitserfahrungen sowie generell beim Lernen berührt werden, um intrinsische Motivation zu entwickeln, ihr Leben selbstverantwortlich und mit Selbstvertrauen in die Hand zu nehmen.
Machen wir uns einmal mehr bewusst: Diese Kinder und Jugendlichen sind unsere Zukunft und zeigen uns durch ihr Schweigen und ihren Rückzug nur auf, dass ihnen jegliche Macht und Motivation fehlt, die ihnen durch digitale Automatisierung schlichtweg genommen wurden. Warum sollten sie noch ausdrücken (lernen) und abwägen, wie sie zu einer Sache stehen und wie sie sich dazu selbstwirksam erfahren können, wenn doch ChatGPT den perfekten Text frei Haus dazu liefert?
Wir müssen unseren Kindern mehr zutrauen, damit sie sich wieder (mehr) trauen!
Mag. Manuela Gassner
Lehrerin, Psychologische Beraterin, Zert. Yogalehrerin, Dipl.
Mentaltrainerin, Buchautorin
manuela.gassner@mentaltrainers.at
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