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Die heilende Wirkung von Honig

Die heilende Wirkung von HonigMedikament aus der Natur – Seine antibakterielle Wirkung kannten schon die alten Griechen. Jetzt wird der süße Stoff gentechnisch als Arznei-Träger erprobt

Sein guter Ruf ist 2400 Jahre alt. Damals erklärte der Grieche Hippokrates den Honig zum Allheilmittel. Ob Gicht oder Gallensteine, Husten oder Hautabschürfungen, Fieber oder Furunkel das klebrige Bienensekret kuriere jedes Zipperlein, fand der Urvater aller Ärzte. Der Honig als eines der gesündesten Nahrungsmittel – eine Binsenweisheit bis auf den heutigen Tag.

Ist er das wirklich? Und hat er heilende Wirkung? Fragen, die von der Wissenschaft weitgehend geklärt sind. So steht fest, daß Honig ernährungstechnisch eine “taube Nuss” ist. Weil er zu 80 Prozent aus Zucker und zu 15 Prozent aus Wasser besteht und sein Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen verschwindend gering ist, trägt er wenig zu einer gesunden Ernährung bei. Im Gegenteil: Honig im Übermaß kann, genau wie Zucker, Karies und Übergewicht verursachen.

Und die restlichen fünf Prozent? Tatsächlich haben Forscher im Honig außer Wasser und Zucker organische Säuren, Eiweiße, Enzyme, Farb- und Aromastoffe analysiert, die medizinisch wirksam sind. Mit der Entdeckung entzündungshemmender Enzyme beispielsweise ließ sich auch erklären, warum die Schwerthieb-Wunden griechischer Krieger fast immer von Infektionen verschont blieben und besser heilten – wie Hippokrates berichtet -, wenn sie mit Honig bestrichen wurden. Zugleich entlarvten die Wissenschaftler “heiße Milch mit Honig” – bewährtes Hausmittel gegen Erkältungen – aber als Aberglaube: Die Bakterien tötenden Stoffe behalten nur dann ihre Wirkung, wenn sie nicht über 40 Grad erhitzt werden (weshalb auch nur kalt geschleuderter Honig anti-entzündlich wirkt) .

Zur Ehrenrettung von Hippokrates trugen neuseeländische Mediziner bei. Sie wiesen in einer umfangreichen Studie nach, daß der Magenkeim Helicobacter pylori Hauptursache von Magengeschwüren und Risikofaktor für Magenkrebs – durch Honig abgetötet wird. Außerdem sprechen erste Ergebnisse dafür, daß akute Darminfekte bei Kindern schneller abheilen, wenn sie Honig essen.

Vielleicht steht der süßen Masse die ganz große medizinische Karriere erst noch bevor. Holländische Forscher arbeiten nämlich in Treibhäusern an Blütenpnanzen, denen sie fremde Gene zur Produktion bestimmter Arzneimittel oder Impfstoffe implantieren. Hypothese: Naschen Bienen von den BIüten, landet das Medikament im Honig. Der würde anschließend direkt als Arznei verabreicht oder der Wirkstoff aus ihm isoliert – was, ganz nebenbei, technisch wesentlich einfacher wäre als die Gewinnung aus Pflanzen. Da Honig auch ohne Kühlung nicht verdirbt, ließen sich Impfstoffe in Entwicklungsländern auf diese Weise für längere Zeit lagern. Schon im nächsten Jahr wollen die Holländer die ersten Honig-Medikamente im Tierversuch testen.

Bis dahin bleibt das Bienensekret reine Natur – sofern es nicht mit Schadstoffen belastet ist. Das aber kommt häufiger vor als vermutet: In einer gerade veröffentlichten Untersuchung der Stiftung Warentest waren lediglich vier von 25 getesteten Honigsorten uneingeschränkt zu empfehlen.

Honig-Information

Verbrauch: Mit 1,5 Kilo pro Kopf und Jahr (insgesamt 120 000 Tonnen) liegen die Bundesbürger mit an der Weltspitze. Die 96 000 Deutschen Imker (mit rund 900 000 Bienenvölkern) decken nur 13 Prozent des Bedarfs. Der Großteil des Honigs wird importiert – meist aus China, Süd- und Mittelamerika sowie Osteuropa und häufig mit heimischen Sorten verschnitten.

Qualität: Das Siegel des Deutschen Imkerbundes auf dem Honigglas garantiert ausschließlich einheimische Produktion und die Verarbeitung nach den hierzulande geltenden strengen Richtlinien. Übrigens: Für einen einzigen Fingerhut voll Honig muß eine Biene den Nektar aus 200 000 Blüten saugen.