Die verschiedenen Formen der Alkoholsucht
Die Alkoholkrankheit entwickelt sich in verschiedenen Phasen. Diese können durch bestimmte Symptome erkannt werden.
1. Formen und Typen des Alkoholismus
2. Die Voralkoholische Phase
3.
Die Prodomalphase
4. Die Kritische Phase
5. Die Chronische Phase
Unzählige Alkoholkranke werden zu spät oder überhaupt nicht einer Behandlung zugeführt. Das ist oft mangelnder Kenntnis zuzuschreiben. Grundsätzlich ist es falsch, jeden Alkoholgenuß Erwachsener als gefährdend anzusehen. Bei Jugendlichen allerdings sind erste Alkoholexzesse ernstzunehmende Hinweise dafür, daß mit der Persönlichkeitsentwicklung des jungen Menschen oder seiner Umwelt etwas nicht stimmt.
1. Formen und Typen des Alkoholismus
Übersicht der Abhängigkeitstypen nach Prof. Jellinek:
Nichtsüchtige Trinker |
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Alpha-Trinker |
Beta-Trinker |
— — — — — Kontrollverlust — — — — — |
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Süchtige Trinker |
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Gamma-Trinker |
Delta-Trinker |
Uneinheitliche Form |
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Epsilon-Trinker |
Wer ist alkoholkrank ?
Alkoholiker sind exzessive Trinker, deren Abhängigkeit vom Alkohol einen
solchen Grad erreicht hat, daß sie deutliche (geistige) Störungen und Konflikte in ihrer körperlichen und geistigen
Gesundheit aufweisen. Sie erhalten Probleme in ihren mitmenschlichen Beziehungen und ihren sozialen und
wirtschaftlichen Funktion; oder sie zeigen Prodome (Vorläufer) einer solchen Entwicklung. Deshalb brauchen sie
Behandlung.
Es sind deutlich zwei Gruppen von Alkoholikern zu unterscheiden: süchtige und nichtsüchtige.
Während sich bei der ersten Gruppe nach mehreren Jahren übermäßigen Trinkens “der Verlust der Kontrollierbarkeit”
der Alkoholaufnahme einstellt, entwickelt sich dieses Phänomen bei der anderen Gruppe niemals. Die Gruppe mit dem
Kontrollverlust wird “Alkoholabhängige” genannt.
Der Drang des Alkoholsüchtigen zeigt sich darin, daß beim Genuß
kleiner Alkoholmengen (z.B. 1 Weinbrandbohne) ein Verlangen nach mehr Alkohol entsteht, begleitet vom Verlust der
Selbstkontrolle. Wir dürfen uns also nicht vorstellen, daß diese Menschen von einem ständigen Drang erfaßt seien – die
Sucht meldet sich erst beim Genuß kleiner Mengen Alkohols.
Verlust der Selbstkontrolle und Unfähigkeit, mit dem Trinken aufzuhören
In “Wein”-Ländern und einigen “Bier”-Ländern kommen eine Anzahl der Trinker in ein Stadium, in dem sie keine – auch
noch so kurze – Abstinenzperiode ertragen können; sie trinken tagaus, tagein, vom Aufstehen bis zum Schlafengehen,
verlieren aber dennoch nicht die Fähigkeit, ihre Alkoholaufnahme zu regulieren. Sie sind imstande, den Grad ihrer
Vergiftung den Umständen anzupassen, in denen sie sich gerade befinden. Aber sie können nicht veranlaßt werden,
abstinent zu sein, auch wenn ihnen klar wird, daß das Weitertrinken zu schwerer Krankheit oder anderen ernsten
Konsequenzen führt. Dieses Verhalten wird “Unfähigkeit, mit dem Trinken aufzuhören” genannt.
Eine andere
Verlaufsform des Alkoholismus, die sich besonders auch in Ländern oder Gesellschaftsgruppen zeigt, wo entsprechend den
Trinkgewohnheiten destillierte Spirituosen verwendet werden, zeigt das Bild des “Verlustes der Selbstkontrolle”. Der
Alkoholiker kann sich nach einer Phase der täglichen Alkoholaufnahme auf “Trinktouren” umstellen, die durch längere
oder kürzere Pausen von einander getrennt sind. Bei dieses Trinktouren ist schwere Trunkenheit die Regel
(Quartalssäufer).
Nach dem Genuß kleiner Mengen Alkohol findet sich der Trinker dazu getrieben, mit immer größeren
Mengen fortzufahren, bis er durch innere oder äußere Faktoren aufgehalten wird. (zurück)
2. Die voralkoholische symptomatische Phase
Befriedigende Erleichterung
Der erste Beginn des Genusses alkoholischer Getränke ist beim Süchtigen immer sozial motiviert. Im Gegensatz zum
durchschnittlich sozialen Trinker empfindet der spätere Alkoholiker jedoch bald eine befriedigende Erleichterung im
Trinken. In diesem Fall ist die Erleichterung stark gekennzeichnet, weil entweder seine Spannungen viel größer sind
als bei anderen oder er hat nicht – wie andere – gelernt, seine Spannungen in der Hand zu behalten.
EXKURS:
In letzter Zeit wird der Einfluß des Hirnstoffwechsels, des sogenannten “Belohnungssystems”,
als Ursache für die Ausbildung einer “Suchtpersönlichkeit” diskutiert. Die Forschungen sind relativ fortgeschritten,
eine endgültige Erklärung der Zusammenhänge steht jedoch noch aus. Erste Versuche mit Medikamenten (z.B. “Campral”),
die dieses Belohnungssystem positiv beeinflussen, laufen zur Zeit.
Gelegenheit gesucht
Anfänglich schreibt der Trinker seine Erleichterung eher der Situation als
dem Trinken zu, zum Beispiel der lustigen Gesellschaft, dem Fest usw., daher sucht er Gelegenheiten, in denen
beiläufig getrunken wird.
Tägliche Zuflucht
Im Anfang sieht der so Trinkende nur eine gelegentliche Erleichterung, aber im
laufe eines halben Jahres bis zu zwei Jahren fällt seine Toleranz für seelische Belastungen in einem solchen Maße ab,
daß er praktisch täglich Zuflucht zu alkoholischen Getränken nimmt. Da es noch nicht zu offener Trunkenheit kommt,
erscheint sein Trinken weder seinen Freunden noch ihm selbst verdächtig.
Gesteigerter Bedarf
Nach einer gewissen Zeit kann eine Erhöhung der Alkoholtoleranz festgestellt
werden. Das heißt, der Trinker braucht eine größere Menge Alkohol als früher um die gewünschte Beruhigung zu
erreichen.
Dauerndes Erleichterungstrinken
Diese Trinkmethode dauert je nach Umständen einige Monate oder
zwei Jahre. Sie geht vom Stadium des gelegentlichen zum dauernden Erleichterungstrinken über. Für die gleiche Wirkung
wird immer mehr “Stoff” benötigt. (zurück)
3. Die Vorläufer-Phase (prodomale Phase)
Erinnerungslücken
Die prodomale Phase wird eingeleitet durch plötzlich auftretende Erinnerungslücken, von Amnesien. Diese
Gedächtnislücken können auftauchen ohne Anzeichen von Trunkenheit. Der Trinker, der nicht mehr als 50-60 g Alkohol
getrunken zu haben braucht, kann eine vernünftige Unterhaltung führen, schwierige Arbeiten leisten, ohne am nächsten
Tag eine Spur von Erinnerung daran zu haben; wenn auch manchmal ein oder zwei Einzelheiten ins Gedächtnis
zurückgerufen werden können. Bier, Wein und Spirituosen beginnen jetzt praktisch aufzuhören Getränke zu sein, sondern
werden vielmehr eine “Medizin”, die der Trinker braucht.
Dauerndes Denken an Alkohol
Das dauernde Denken an Alkohol ist ein weiterer Beweis für seinen
Bedarf.
Gieriges Trinken
Wegen seiner vermehrten Alkoholabhängigkeit tritt jetzt das “gierige Trinken”,
das Herunterkippen des ersten oder der ersten beiden Gläser auf. Er merkt nun deutlich, daß mit seinem Trinkverhalten
etwas nicht stimmt.
Schuldgefühle
Durch das Bewußtsein, daß etwas nicht stimmt, entwickeln sich Schuldgefühle wegen
seiner Trinkart.
Vermeidung von Anspielungen
Deshalb beginnt er, bei Unterhaltungen Anspielungen auf Alkohol und
Trinkverhalten zu vermeiden.
Zunehmennde Gedächtnislücke
Die immer häufigeren Gedächtnislücken werfen den
Schatten der Alkoholsucht voraus. Der Alkoholkonsum war bis hierher schon hoch, fiel aber noch nicht auf, da er zu
keinem deutlichen Rausch führte. Hat der Trinker gegen Abend eine “Narkose der Seele” erreicht, beginnt sein Trinken
die Nerven- und Stoffwechselvorgänge zu stören. Die Funktion des Alkohols verändert sich: er wird zur Droge. Der
Trinker versucht nun den Alkohol zu verstecken, weil er fürchtet, er könne negativ auffallen.
Die prodomale Phase der Sucht kann von sechs Monaten bis zu vier oder fünf Jahren dauern. Sie endet und die kritische Phase beginnt mit dem Einsetzen des Kontrollverlustes. Ab hier beginnt die Alkoholsucht. (zurück)
4. Die kritische Phase
Verlust der Kontrolle
Kotrollverlust bedeutet, daß bereits nach einer kleinen Menge Alkohol im Körper ein Verlangen nach “mehr” entsteht.
Dieses Verlangen hält solange an, bis der Trinker zu betrunken oder zu krank ist für eine weitere Alkoholaufnahme.
Nach Genesung vom Rausch ist es nicht der Kontrollverlust, sondern es sind die ursprünglichen Konflikte oder ein
geselliger Anlaß, die den Wiederbeginn des Trinkens einleiten. Ein Rest von “Kontrolle” besteht jedoch noch. So kann
der Trinker noch durch eine Periode freiwilliger Abstinenz gehen. Bis jetzt weiß der Kranke nicht, daß in ihm Vorgänge
abgelaufen sind, die eine dauernde Abstinenz unmöglich machen. Er versucht daher ständig, seinen “Willen zu
beherrschen”.
Erklärungsversuche
Mit dem Beginn des Kontrollverlustes beginnt der Kranke, sein Trinkverhalten
zu erklären. Er produziert die bekannten “Alkoholausreden”. Er findet Erklärungen dafür, daß er seine Kontrolle nicht
verloren hat, sondern vielmehr ein guter Grund zum Trinken vorhanden ist und er durchaus in der Lage ist, den Alkohol
wie jeder andere zu genießen. Die Erklärungen geben ihm die Gelegenheit, weiter zu trinken. Das ist für ihn von großer
Wichtigkeit, denn er kennt keine andere Möglichkeit zur Lösung seiner Probleme.
Soziale Belastungen
Dies ist der Anfang eines ganzen “Erklärungssystems”, das sich allmählich auf
allen Ebenen des Lebens ausbreitet. Es dient als Widerstand gegen “soziale Belastungen”, die jetzt entstehen: Eltern,
Frau, Freunde und Arbeitgeber beginnen den Alkoholkranken zu tadeln und zu warnen.
Übergroße Selbstsicherheit
Trotz aller Erklärungen kommt es zu einem Verlust des
Selbstwertgefühls. Das wird kompensiert durch die “übergroße Selbstsicherheit nach außen”, die der Kranke an den Tag
legt. Extravagante Verschwendung und großspurige Reden überzeugen ihn selbst, daß er nicht so schlecht ist, wie er
manchmal gedacht hat.
Aggressives Verhalten
Das “Erklärungssystem” isoliert den Kranken zunehmend. Das führt zu der
Ansicht, nicht bei ihm sondern bei den anderen liegen die Fehler, was wiederum zu einer Abkehr von der sozialen
Umgebung führt. Das erste Zeichen dieser Haltung ist ein auffälliges “aggressives Verhalten”.
Dauernde Zerknirschung
Traten in der prodomalen Phase zeitweise Gewissensbisse auf, entsteht
jetzt eine “dauernde Zerknirschung” durch Schuldgefühle. Diese Belastung ist ein neuer Anlaß zum Trinken.
Vorübergehende Abstinenz
Dem sozialen Druck folgend, durchläuft der Kranke jetzt “Perioden
völliger Abstinenz”.
Änderung des Trinksystems
Er findet eine andere “Methode” sein Trinken unter Kontrolle zu halten:
Er glaubt, seine Schwierigkeiten kontrollieren zu können, indem er sich bestimmte Regeln aufstellt. Er versucht, nicht
vor einer bestimmten Tageszeit, nur an bestimmten Orten oder nur diese oder jene Alkoholart zu trinken.
Isolation
Das Unverständnis der Umgebung (“ein Glas Wein schadet doch nicht”) verstärkt diese
Haltung noch. Die enorme Energieaufwendung in seinem Kampf schafft Feindseligkeit gegen seine Umgebung und er beginnt
“Freunde fallenzulassen” und “Arbeitsplätze zu verlassen”.
Wechsel der Arbeitsplätze
Diese Phase ist gekennzeichnet durch Verlust der Arbeit und
Fallenlassen durch Bekannte. Meist übernimmt der Kranke selbst die Initiative und kündigt Freundschaften und
Arbeitsplätze als vorausschauende Verteidigung.
Interessenverlust, Selbstmitleid
Alle Gedanken konzentrieren sich auf den Alkohol. Er richtet den
Tagesablauf darauf aus, wie Tätigkeiten sein Trinken stören könnten, nicht wie sein Trinken die Arbeit beeinflußt.
Äußere Interessen gehen verloren und es entwickelt sich ein “auffallendes Selbstmitleid”.
Flucht
Isolation und Erklärungen haben ein unerträgliches Maß angenommen. Der Kranke unternimmt
“gedankliche” oder tatsächliche geografische Flucht (“Ortswechsel”).
Änderungen im Familienleben
Frau und Kinder, die den Trinkenden oft immer noch “decken”
(Co-Alkoholismus), ziehen sich aus Angst aus dem gesellschaftlichen Leben zurück oder enwickeln im Gegenteil
ausgiebige Aktivitäten, um aus dem häuslichen Umfeld zu entkommen.
Grundloser Unwille
Diese und andere Vorkommnisse lassen einen “grundlosen Unwillen” beim
Alkoholsüchtigen entstehen.
Sichern des Alkoholvorrates
Der Süchtige versucht, sich einen ständigen Vorrat an Alkohol zu
sichern. Das Fehlen von “Stoff” veranlaßt abenteuerliche Beschaffungsversuche. Er legt Verstecke an unmöglichen Orten
an (leerer Aktenordner, Werkzeugkiste, Blumenbeete, WC-Spülkasten).
Vernachlässigung der Ernährung
Eine angemessene Ernährung wird vernachlässigt. Das verstärkt die
schädliche Wirkung des Alkohols auf den Organismus zusätzlich.
Krankenhauseinweisungen
Es folgen die ersten Einweisungen in ein Krankenhaus wegen irgendwelcher
alkoholbedingten Beschwerden (tiefe Depression, Bewußtlosigkeit, eruptive Gastritis u.a.m.).
Abnahme des Sexualtriebes
Eine von vielen organischen Auswirkungen ist der Verlust des
Sexualtriebes. Dadurch entsteht Feindschaft gegen den (Ehe)Partner, bei dem als Erklärung außerhelicher Verkehr
vermutet wird: “alkoholische Eifersucht”.
Morgendliches Trinken
Gewissensbisse, Unwillen, Kampf zwischen Sucht und Pflichten,
Selbstwertverlust, Zweifel und falsche Ermutigung haben den Kranken so weit zerrüttet, daß er den Tag nicht mehr ohne
Alkohol kurz nach dem Aufstehen oder schon vorher beginnen kann. Es kommt zum “regelmässigen morgendlichen Trinken”.
In der kritischen Phase ist Trunkenheit die Regel. Sie ist noch auf den Nachmittag und die Abendstunden
beschränkt, führt aber schließlich zum morgendlichen Trinken. Die kritische Phase ist gekennzeichnet vom heftigen
Kampf des Kranken gegen den Verlust der sozialen Basis. Er kann seiner Arbeit noch nachgehen, bekommt aber zunehmend
Schwierigkeiten, die Familie wird vernachlässigt. Der moralische und körperliche Widerstand des Süchtigen gegen das
drohende Unheil wird im Verlauf der kritischen Phase immer schwächer. (zurück)
5. Die chronische Phase
Das Ende: Alkohol zerstört den Menschen
Verlängerter Rausch
Die alles beherrschende Rolle des Alkohols und das Verlangen (“Craving”)
durch morgendliches Trinken brechen schließlich jeden Widerstand des Süchtigen. Er findet sich tagsüber und mitten in
der Woche schwer betrunken. In diesem Stadium verharrt er einige Tage, bis er völlig unfähig ist, irgendetwas zu
unternehmen.
Ethischer Abbau
Die ausgedehnten Exzesse haben einen bemerkenswerten “ethischen Abbau” und eine
“Beeinträchtigung des Denkens” zur Folge, die jedoch nicht irreversibel sind.
Alkoholische Psychosen
Bei etwa 10 % aller Alkoholiker können jetzt auch echte “alkoholische
Psychosen”, d. h. alkoholische Geistesstörungen auftreten.
Trinken mit Personen weit unter Niveau
Der Verlust der Moral ist so hoch, daß der Süchtige mit
Personen weit unter seinem Niveau trinkt.
Zuflucht zu technischen Produkten
Wenn nichts anderes vorhanden ist, werden auch technische
Produkte, wie Haarwasser, Rheumamittel, vergällter Alkohol, Parfüms u.a. getrunken.
Verlust der Alkoholtoleranz
Zu dieser Zeit wird gewöhnlich auch der Verlust der Alkoholtoleranz
bemerkt, er verträgt weniger.
Undefinierbare Ängste, Zittern
Undefinierbare Ängste und Zittern werden eine Dauererscheinung.
Sie treten auf, sobald der Alkoholspiegel im Körper sinkt (Entzugserscheinungen). Also kontrolliert der Süchtige
dieses Symptom mit Alkohol. Das trifft auch für die “psychomotorischen Hemmungen” zu, etwa die Unfähigkeit, eine Uhr
aufzuziehen, ohne vorher Alkohol zu trinken.
Bessenes Trinken
Die Notwendigkeit, diese Entzugssymptome zu beseitigen, übertrifft alle anderen
Bedürfnisse. Das Trinken nimmt der “Charakter einer Besessenheit” an.
Unbestimmte religiöse Wünsche
Bei vielen Süchtigen, etwa 60 %, entwickeln sich “unbestimmte
religiöse Wünsche”, während die Erklärungsversuche schwächer werden.
Erklärungssystem versagt
Im Laufe der ausgedehnten Exzesse werden die Erklärungen so häufig der
unbarmherzigen Wirklichkeit gegenübergestellt, daß das gesamte “Erklärungssystem versagt”. Die eigene Niederlage wird
vom Süchtigen zugegeben.
Zusammenbrüche
Als Folge des Eingeständnisses der Niederlage erlebt der Kranke oftmals seelische
Zusammenbrüche schwerster Art, die in jedem Fall eine ärztliche Behandlung notwendig machen. Selbstmordversuche sind
in diesem Stadium nicht selten.
Alkoholdelirium
Ein Teil der Kranken zeigt als Folge des Weitertrinkens das Phänomen des
gespaltenen Menschen. Die Persönlichkeit wandelt sich. Das Phänomen der Spaltung tritt besonders deutlich in den
Alkoholpsychosen hervor und ist vielfach an Sinnestäuschungen gebunden (Hören von Stimmen und visuelle Täuschungen).
Diese Krankheitsform wird als “Alkoholdelirium” oder auch als “Prädelir” bezeichnet. Die schwerste und
lebensbedrohliche Form ist das “Delirium tremens”, das bei plötzlichen Alkoholentzug auftreten kann. In 20 % der Fälle
endet das Delirium tremens tödlich.
Hilfe
In dieser (End-)Phase ist der Kranke am ehesten bereit, Hilfe von außen anzunehmen. Eine
Einweisung in eine Entgiftungsklinik (nicht in ein Allgemein-Krankenhaus) ist für ihn lebensrettend und der mögliche
Einstieg in eine Entwöhnungsbehandlung. (zurück)