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Naturheilverfahren

Naturheilverfahren auf dem Vormarsch

Laut der Studie “Naturheilmittel 2002” des Allensbach-Instituts vertrauen mittlerweile über zwei Drittel aller Bundesbürger auf alternative Medikamente – Tendenz steigend. Die wachsende Beliebtheit naturmedizinischer Mittel und Therapieformen bei Ärzten und Patienten hat gute Gründe.

Theodor von Keudel (Medizinjournalist) schreibt:

Die Deutschen kümmern sich aktiv um ihre Gesundheit.
Wenn es um die Vorbeugung von Krankheiten geht, kommt den Naturheilmitteln in Deutschland eine große Bedeutung zu. Von den Erwachsenen, die präventiv Medikamente einnehmen, verwenden 38 Prozent ausschließlich und 41 Prozent unter anderem Naturheilmittel, so die Allensbach-Studie “Naturheilmittel 2002”. Der Vorteil der alternativen Mittel: Während die Schulmedizin oft nur die Symptome kuriert, vertraut die Naturheilkunde auf gezielte Gesundheitsvorsorge und auf die Selbstheilungskräfte des Körpers.

Die Patienten suchen Alternativen:
Anstatt sich passiv medikamentieren zu lassen, wollen die Patienten aktiv über ihr Schicksal entscheiden. Laut der Allensbach-Umfrage “Die Deutschen und ihre Einstellung zu Krankheit und Gesundheit” aus dem Jahr 2000 glauben 81 Prozent der 2111 Befragten, dass sich Schulmedizin und Naturheilkunde ergänzen. Mehr als zwei Drittel fordern, dass Naturheilverfahren stärker zur Vorsorge und Behandlung genutzt werden sollen. Die Bevölkerung, so heißt es im Bericht der Demoskopen, suche Alternativen und hege eine “ausgeprägte Zuneigung” zu alternativen Heilverfahren. Rund 70 Prozent beklagen, dass sich zu wenig Schulmediziner mit Naturheilkunde und alternativen Heilverfahren beschäftigen. Deutsche Lehrstühle für Naturheilkunde gibt es lediglich in Berlin und Ulm. Nur zwei Drittel der 36 humanmedizinischen Fakultäten in Deutschland bieten Lehrveranstaltungen zur Naturheilkunde an.

Das Risikobewusstsein steigt:
Viele Patienten fürchten die Nebenwirkungen chemisch-synthetischer Arzneimittel. Auf einer Skala von 0 (ganz gering) bis 10 (sehr groß) bewerteten die Befragten die Gefahr von Nebenwirkungen durch diese Arzneien im Durchschnitt mit 6,7, das Risiko von Naturheilmitteln mit 2,3, so die Allensbach-Studie von 2002. Allerdings nutzen die meisten Naturheilmittel ergänzend zu Standardarzneien. Im Krankheitsfall würden nur vier Prozent ausschließlich Naturheilmittel anwenden, 62 Prozent würde sich “unter anderem” auf die alternativen Verfahren verlassen.

Die Angst vor einer seelenlosen Apparatemedizin wächst:
Die meisten Deutschen sehen “erhebliche Mängel” in der medizinischen Betreuung. Mehr als die Hälfte ist der Meinung, dass Ärzte aus Zeitmangel oft nur oberflächlich nach Gründen für eine Krankheit forschen und die Behandlung nur an den Symptomen ansetzen. Zudem beklagen 44 Prozent, die Seele komme zu kurz. 39 Prozent mahnen eine ganzheitlich ausgerichtete Sichtweise der Ärzte an, so die Allensbach-Umfrage aus dem Jahr 2000.

Doch sind nicht alle alternativen Verfahren verlässlich.
Naturheilkundliche Therapien beruhen überwiegend auf Erfahrungswissen. Die Wirkung einiger “klassischer” Naturheilverfahren wie Fasten- oder Kneipp-Therapie ist relativ gut belegt, teilweise bestätigt sind die Effekte moderner naturheilkundlicher Verfahren wie Akupunktur oder Neuraltherapie. Daneben existieren spekulative Methoden, deren Effekte völlig unbewiesen sind. Mittlerweile existieren zahlreiche Forschungsprojekte, die die medizinische Wirksamkeit der alternativen Therapien nach strengen Richtlinien prüfen. Eine wichtige Entwicklung, denn der Boom auf dem alternativen Medizinmarkt hat auch unseriöse Anbieter auf den Plan gerufen. Ein Beispiel dafür ist die Frischzellentherapie, deren Verfechter sie als Jungbrunnen für den gesamten Organismus anpreisen. Doch ob frische Zellen aus Föten von Schwein, Schaf oder Kalb wirklich den Verfall des menschlichen Körpers hemmen können, ist bislang völlig unbewiesen – mehr noch: Die Zellinjektionen können sogar ausgesprochen gefährlich sein, es sind bereits allergische Schockreaktionen mit Todesfolge vorgekommen.

Mein Kommentar:
v. Keudel hat in fast allen seiner Aussagen Recht. Kritisch beurteilen muss ich jedoch seine Meinung über die Frischzelltherapie. Millionenfach wurden Frischzellen bereits erfolgreich injiziert. Wahr ist, dass es, wie bei jeder anderen Therapieform auch, zu unerwünschte Zwischenfälle kommen kann. Wenn jedoch sehr sorgsam, nach Abklärung der allergischen Risiken, damit umgegangen wird, ist die Gefahr minimal.
Wie soll denn das Stoppen des Verfalls des Körpers dokumentiert werden? Ausschlaggebend ist ist doch wohl das subjektive Empfinden des Patienten.
Einer der prominentesten Frischzellempfanger war übrigens Konrad Adenauer.