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Naturheilkunde
Lesezeit: 6 Minuten

Die Schüßler-Salze

Eine grundlegende und umfassende Therapieform für die Praxis

Als überzeugte Schüßler-Anwenderin sind diese Mineralsalze aus meiner Praxisarbeit nicht mehr wegzudenken. Alltägliche Patientenbeschwerden sind oft ideal mit diesen Funktionsmitteln zu behandeln und können eventuell gleich mehrere Medikamente ersetzen. Ich zeige in diesem Artikel die Funktionen der Mineralsalze sowie deren Einsatzmöglichkeiten auf.

Fundament der Zellgesundheit

Die Gesundheit der Zelle bildet die Voraussetzung des gesamten Körpers. Denn von einem reibungslosen Ablauf des Zellstoffwechsels sind unsere Vitalfunktionen abhängig. Auch ein Heilungserfolg basiert auf der Balancierung oder Wiederherstellung der Reaktionsfähigkeit der Zellen und dem Milieu. Genau hier setzen die nach dem deutschen Arzt Wilhelm Heinrich Schüßler (1821-1898) benannten Mineralsalze an. Er schuf mit seiner „Biochemie nach Schüßler“ eine übersichtliche und fundamentale Behandlungsmöglichkeit, die mit einer festgelegten Anzahl von 11 (bzw. 12) Mineralsalzen als eine in sich abgeschlossene Therapieform bezeichnet werden kann.

Dr. Schüßler war überzeugt, die Ursache für Krankheiten sei im Mineralstoffhaushalt zu finden. Seine Salze umfassen daher all diejenigen, die naturgemäß im menschlichen Körper vorkommen und für seine grundlegenden Funktionen mitverantwortlich sind. Schüßler bezeichnete sie als „anorganische Substanzen“, die für den Aufbau des Körpers erforderlich seien. Mit ihrer Hilfe könnten Mängel ausgeglichen und Gesundheit wiederhergestellt werden.

Die Mineralsalze wirken auf Zellebene. Daher werden sie auch als Zellfunktionsmittel bezeichnet. Sie fördern die Mineralstoffwirkung im Körper. Die Schüßler-Salze sind KEIN Ersatz für eine ausgewogene, mineralstoffreiche Ernährung.

Schüßlers Anspruch und Praxiserfolg decken sich mit einem klassischen naturheilkundlichen Therapieansatz. Denn basierend auf einem funktionierenden Stoffwechsel, Unterstützung des Flüssigkeitshaushalts und Stärkung der Ausscheidungsorgane werden Beschwerden grundlegend behandelt.

Basis- und Ergänzungsmittel

Schüßler schloss seine Therapieform mit 11 (bzw. 12) Salzen bewusst ab und bezeichnete sie als vollständig, weil er andere Salze nicht mehr als grundlegend lebensnotwendig betrachtete. Calcium sulfuricum, das Mineralsalz Nr. 12, nahm er in seinen letzten Lebensjahren wieder aus seiner Methode heraus und begründete dies damit, dass es von Silicea (Schüßler-Salz Nr. 11) in Verbindung mit Natrium phosphoricum (Nr. 9) ersetzt werden könne. Weitere sog. Schüßler-Salze gehen nicht mehr auf Dr. Schüßler selbst, sondern auf einige seiner Schüler zurück. Die Salze 13-27 werden deshalb auch als Ergänzungsmittel bezeichnet.

Schüßler-Salze und Homöopathie

Schüßler hat das aus der Homöopathie bekannte Prinzip der Potenzierung übernommen. Unter Potenzierung versteht man ein Verdünnen und Verschütteln bzw. ein Verreiben nach festgelegten Regeln. Folge daraus ist ein feinstofflich aufgeschlossenes Arzneimittel mit tiefgreifender Wirkung auf zellularer Ebene.

Das potenzierte Salz soll bewirken, dass die Zellfunktion stimuliert und harmonisiert wird, indem es die physiologische Mineralstoffversorgung und -verteilung im Gewebe unterstützt. Dabei ersetzt es nicht die Zufuhr der Mineralstoffe über eine vollwertige Ernährung, sondern es soll als Impulsgeber deren Aufnahme und Verwertung aus der Nahrung anregen.

Unterschied zur Homöopathie

Da in der Homöopathie ein Arzneimittel nach dem Ähnlichkeitsprinzip ausgewählt wird, liegt der Unterschied beider Methoden in der Art der Mittelwahl. Während ein Homöopath eine Substanz anhand der Symptome, die der Erkrankte präsentiert, aussucht, wird in der Biochemie das Mineralsalz, das aufgrund eines Mangels benötigt wird, zum Einsatz kommen.

Gründe für Dysbalancen

Oft entsteht eine Störung im Mineralstoffhaushalt durch mangelhafte oder einseitige Ernährung. Darüber hinaus sind säurebildende Nahrungsmittel, wie z.B. Alkohol, Kaffee, Weißmehlprodukte, zuckerhaltige Lebensmittel und Süßigkeiten, große Mineralstoffräuber, da sie basische „Gegenspieler“ (z.B. Calcium und Magnesium) zur Verstoffwechselung verbrauchen. Auf eine abwechslungs- und mineralstoffreiche Ernährung ist grundsätzlich zu achten.

Auch Erkrankungen oder funktionelle Störungen des Verdauungssystems können einen Mineralstoffmangel hervorrufen. Ungenügend gekautes, schnell hinuntergeschlungenes Essen führt dazu, dass die Nahrung schon auf dem Weg in den Körper nicht korrekt aufgeschlossen werden kann. Kommen Organfunktionsstörungen von Magen, Bauchspeicheldrüse und Darm hinzu, fehlen u.U. auch die entsprechenden Enzyme zur Weiterverarbeitung. Schließlich können chronisch entzündete Gewebe (z.B. bei Morbus Crohn) für Resorptionsstörungen verantwortlich sein.

Amalgam bzw. Quecksilber bindet freie Mineralstoffe aus der Nahrung, die dann dem Organismus nicht mehr zur Verfügung stehen. Körperliche Störungen aufgrund von Quecksilberbelastungen haben ein breites Erscheinungsbild: von Kopf- und Gelenkschmerzen über Stoffwechselstörungen bis hin zu Zeugungsunfähigkeit.

Eine anhaltende Strahlenbelastung aufgrund elektromagnetischer Felder (v.a. WLAN und Mobilfunk) kann eine weitere Ursache für einen Mineralstoffmangel sein. Wenn dieser langfristig bestehen bleibt, sind gesundheitliche Störungen unumgänglich.

Nicht zu unterschätzen sind alltägliche psychische Belastungen wie Stress, Ärger, Ängste und Sorgen, die auch mit einer inneren Anspannung bzw. Verspannung der Muskulatur einhergehen. Daraus resultiert eine verstärkte Säurebildung im Gewebe, die durch vermehrte Zufuhr von Mineralstoffen ausgeglichen werden muss. Der Körper benötigt dann mehr basische Mineralien als üblich.

Funktionen ausgewählter Mineralsalze

Betrachtet man allein die o.g. möglichen Ursachen für Mineralstoffdefizite und damit einhergehende gesundheitliche Beeinträchtigungen, erscheint eine Anwendung der Schüßler-Salze in der heutigen Zeit mehr denn je aktuell und notwendig, denn kaum ein Mensch in unserer westlich zivilisierten Gesellschaft ist nicht davon betroffen.

Beispiel Entgiftung und Ausleitung

Unsere moderne Lebensweise führt häufig zu Ablagerungen von Stoffwechselendprodukten im Gewebe und einer Dysbalance im Säure-Basen-Haushalt – Auslöser für zahlreiche Beschwerden und Krankheitsbilder. Eine Ausbalancierung dieses Ungleichgewichts und die Ausleitung belastender Substanzen sind Grundpfeiler einer naturheilkundlichen Therapie. Dabei können verschiedene Schüßler-Salze eingesetzt werden, die die Behandlung durch ihr breites Wirkungsspektrum unterstützen:

Kalium sulfuricum (Nr. 6) wird für den Zellstoffwechsel benötigt. Es ist das Salz der Haut und Schleimhäute.

Natrium chloratum (Nr. 8) soll dabei helfen, metallische Giftstoffe zu binden und deren Abtransport zu ermöglichen.

Natrium phosphoricum (Nr. 9) reguliert den Säure-Basen-Haushalt und damit einhergehende Beeinträchtigungen.

Natrium sulfuricum (Nr. 10) wirkt auf Verdauungstrakt und Ausscheidungsorgane und fördert die Ausleitung von Giftstoffen.

Silicea (Nr. 11) ist ein wichtiges Salz für das Bindegewebe. Es unterstützt den Abtransport von Säureeinlagerungen im Gewebe.

Auswahl und Anwendung

Vor der Anwendung ist eine genaue Analyse der bestehenden Defizite erforderlich, die sich in bestimmten körperlichen und psychischen Symptomen äußern. Um diese besser einordnen und bei Beschwerden die richtigen Salze anwenden zu können, empfiehlt sich vorab eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema (einschlägige Fachliteratur, Fortbildung etc.).

Je nach Mangelzeichen können für eine Behandlung 3-4 Salze zusammengestellt werden. Es besteht die Möglichkeit, eine Kur mit den benötigten Salzen für 6 Wochen durchzuführen oder die Salze, für eine Behandlung bei vorhandenen Mangelzeichen, über die Bedarfsdauer einzusetzen.

Die Salze werden im Regelfall in der Potenz D6 verwendet, Calcium fluoratum, Ferrum phosphoricum und Silicea dagegen in der Potenz D12. Selten kommt die Potenz D3 zum Einsatz.

Es werden verschiedene Darreichungsformen angeboten. Handelsüblich sind Tabletten (Laktose-Basis) oder Globuli (Saccharose-Basis); erhältlich sind zudem Pulver, Salben bzw. Cremes und Tropfen. Auch spagyrische Mineralsalz-Dilutionen gibt es auf dem Markt. Diese liefern neben dem informativen Impuls die erforderliche stoffliche Kraft, um den Körper bei der Beseitigung der Mangelsituation noch intensiver zu unterstützen.

Fazit

Typischen „Wohlstandskrankheiten“, verbreiteten Stoffwechselstörungen sowie Belastungen mit Umweltgiften kann man mit den Schüßler-Salzen erfahrungsgemäß gut entgegentreten. Die „Biochemie nach Schüßler“ bietet damit ein äußerst wertvolles und übersichtliches Therapieinstrument, das in der täglichen Praxisarbeit gute Dienste erweist.

Birgit Schweiher
Heilpraktikerin mit Schwerpunkten Hömöopathie und Schüßler-Salzen,
Dozentin an den Paracelsus Schulen
natuerlich-heilen@web.de

Buch-Tipp
Birgit Schweiher:
Die Schüßler-Salze –
Biochemie nach Dr. Schüßler.
Eigenverlag

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