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Naturheilkunde
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Unsere Heilpflanze: Eichenrinde – Cortex quercus

Auch bekannt als: Quercus robur, Q. femina, Q. sessilis, Q. sessiliflora, Stieleiche, Sommereiche, Eckboom, Ferkeleiche, Heister, Deutsche Eiche, Eke, Oachen, Traubeneiche, Steineiche

Die Gattung Quercus aus der Familie der Fagaceae (Buchengewächse) umfasst in zwei Untergattungen ca. 600 Arten. Die am häufigsten vorkommende Eichen in Mitteleuropa ist die Stieleiche, gefolgt von der Traubeneiche. Bis auf den Süden der Iberischen Halbinsel, Sizilien, Südgriechenland, das nördliche Skandinavien und Nordrussland ist sie in fast ganz Europa heimisch und kann z.B. in den deutschen Alpen bis in 1000 Metern Höhe angetroffen werden.

Eichen wachsen gerne auf nährstoffreichen, tiefgründigen Lehm- und Tonböden. Sie können aufgrund ihrer guten Anpassungsfähigkeit auch auf wechselfeuchten bis nassen Böden gedeihen. Die Stieleiche fordert viel Sonnenlicht, auf normalen Standorten in Mitteleuropa wird sie deshalb von der Rotbuche verdrängt, die auch mit schattigen Plätzen zurechtkommt. Eichen können bis zu 800 Jahre alt werden, in Einzelfällen sogar älter, wie die „1000-jährige“ Eiche in Bad Blumau in der Oststeiermark belegt. Sie wurde schon im Jahr 990 urkundlich erwähnt.

Alle folgenden Ausführungen betreffen die Stieleiche, gelten aber sinngemäß auch für die Traubeneiche.

Woran erkennt man die Stieleiche?

Die Stieleiche hat Wuchshöhen von 30-50 Metern. Der Stammdurchmesser kann bis zu 3 Meter betragen. Die ledrigen Blätter lassen sich als wechselständig und nur kurzstielig beschreiben, sie werden 10-15 cm lang und sind in 5-6 Buchten gelappt. Auf der Oberseite sind sie tiefgrün glänzend, auf der Unterseite heller. Die Blütezeit erstreckt sich von April bis Mai, die Knospen sind stumpf, eiförmig und gehäuft an den Triebenden zu finden.

Die bekannten Eicheln reifen im September und Oktober. Sie sitzen in Gruppen an 1,5-4 cm langen Stielen (daher der Name Stieleiche) und erreichen eine Länge von bis zu 3,5 cm. Die Rinde ist im Jugendstadium glatt und glänzend mit schwach grau-grüner Farbe, später wird sie dick, tief längsrissig und mutet eher graubraun an.

Wie wirkt die Eichenrinde?

Die getrocknete Rinde der Stieleiche oder Extrakte daraus werden aufgrund der hohen Konzentration an Gerbstoffen bei unspezifischen, akuten Durchfallerkrankungen eingesetzt. Oft handelt es sich dabei um Eichenrindentee, der auch bei Magen-Darm-Katarrhen verwendet wird.

Wesentlich häufiger ist die Anwendung als Umschlag oder Kompresse bei Entzündungen. Die betroffenen Hautstellen werden dadurch beruhigt, nässende Bereiche können schneller abtrocknen. Eichenrinde bzw. ein Extrakt daraus wirkt gegen Erfrierungen, Verbrennungen und Pilzbefall. In Lotionen oder Salben gegen nässende Ekzeme und Hautausschläge, Flechten, Geschwüre und Krampfadern werden Abkochungen aus Eichenrinde ebenfalls eingesetzt. Man kann diese sogar als Kompresse bei entzündeten Augen verwenden.

Zur Behandlung von Hämorrhoiden werden Sitzbäder empfohlen, wobei durch eine Ergänzung mit Kamillenextrakt die Wirkung erweitert wird. Ähnliches gilt für entzündete Schleimhäute im Genital- und Analbereich, v.a. wenn damit Juckreiz verbunden ist. Stärker konzentrierte Extrakte werden für Fußbäder eingesetzt, um vermehrte Schweißbildung an den Füßen zu reduzieren.

Eichenrindenextrakte oder -tees werden gerne in Kombination mit anderen Pflanzen, z.B. Kamille, Pfefferminze, Salbei, Myrrhe, Blutwurz, Fenchel, Süßholz oder Anis, in Mundwässern verwendet.

Wer sich die Mühe mit der Zubereitung ersparen möchte, kann Fertigarzneimittel in Tropfenform (z.B. Menodoron-Tropfen gegen Menstruationsstörungen) in Kombination mit Majoran, Schafgarbe und Hirtentäschel einsetzen.

Vom HMPC wurde Eichenrinde als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Die Eiche wird auch als Bach-Blüte (Oak) eingesetzt und ebenso in der Homöopathie verwendet. Hier kommt die Eichenrindenessenz bei Erkrankungen von Milz und Gallenblase zum Einsatz.

Eigenschaften

  • adstringierend
  • antibakteriell
  • antibiotisch
  • antiseptisch
  • blutstillend
  • blutzuckersenkend
  • entzündungshemmend
  • gerbend
  • juckreizlindernd
  • schweißhemmend
  • sekretionshemmend
  • virustatisch

Anwendungsgebiete

  • Afterjucken
  • Analfissur
  • Augenlidentzündungen
  • Blasenentzündung
  • Brandwunden
  • Darmschleimhautentzündungen
  • Diabetes
  • Druckgeschwüre
  • Durchfall
  • Ekzeme
  • Entzündungen der Mundschleimhaut
  • Frostbeulen
  • Furunkel
  • Fußschweiß/Fußpilz
  • Hämorrhoiden
  • Hautausschläge
  • Krampfadern
  • Magengeschwüre
  • Magenschleimhautentzündungen
  • Schlecht heilende Wunden
  • Vaginalinfektionen
  • Zahnfleischbluten
  • Zahnfleischentzündungen

Welche Wirkstoffe sind in der Eichenrinde enthalten?

Die Eichenrinde enthält 8-20% Gerbstoffe, die aus oligomeren Proanthocyanidinen aufgebaut sind, u.a. mit (+)-Catechin, (-)-Epicatechin und (+)-Gallocatechin als dominierende Grundbausteine. Weitere Inhaltsstoffe sind Ellagitannine (komplexe Gerbstoffe), Quer citol, Triterpene, β-Sitosterol, Zucker, Pektine, Stärke, Eiweiß, Tanninsäure, Bitterstoffe, Gallussäure und Quercetin.

Welche Teile der Stieleiche werden medizinisch verwendet?

Die geschnittene und getrocknete Rinde frischer, junger Zweige und dünner Äste. Die PhEur fordert einen Mindestgehalt an Gerbstoffen von 3%, berechnet als Pyrogallol.

Anwendung

Tee 2 g (1-2 Teelöffel) Eichenrinde werden mit einer großen Tasse kaltem Wasser angesetzt, 3-5 Minuten gekocht, danach lässt man den Tee einige Minuten ziehen und seiht ab.

Gurgellösung 3 Esslöffel Rinde mit 500 ml Wasser übergießen und 15 Minuten lang kochen. Dann abseihen und täglich 3-4 Mal gurgeln.

Bäder Für ein Teilbad nimmt man 5 Esslöffel Rinde, kocht diese 15-20 Minuten in 5 Liter Wasser und seiht ab. Für ein Sitz- oder Fußbad sollte die Flüssigkeit auf Körpertemperatur abgekühlt werden. Man kann darin 1-2 Mal täglich 15-20 Minuten lang baden.

Tinkturen Dafür übergießt man Eichenrinde in einem verschließbaren Gefäß mit Doppelkorn oder Weingeist, bis alle Rindenteile bedeckt sind, und lässt das Ganze gut verschlossen 2-6 Wochen ziehen. Danach abseihen und in dunkle Flaschen abfüllen. Von dieser Tinktur werden 1-3 Mal täglich 10-50 Tropfen eingenommen oder (evtl. verdünnt) äußerlich angewandt.

Wissenswertes

Die Eiche wird und wurde von vielen Nationen, z.B. den Griechen, Römern, Kelten, Slawen und Germanen, verehrt. Oft brachte man sie mit Göttern oder Naturerscheinungen in Verbindung. In der Vergangenheit trugen Könige und Fürsten oft Kronen aus Eichenblättern. Auch Römische Feldherren wurden nach einem Sieg mit Eichen dargestellt. Im Mittelalter wurde Eichenholz wegen seiner Härte und Beständigkeit häufig als Baustoff für Häuser und Schiffe genutzt. Nicht zu vergessen sei die Lagerung von Edelbränden in Fässern aus französischen Eichen, v.a. aus der Limousin-Eiche, die in der Region um Limoges wächst.

Dr. rer. nat. Frank HerfurthDr. rer. nat. Frank Herfurth
Heilpraktiker, Lebensmittelchemiker, Dozent an den Paracelsus Schulen

fh@herfurth.org

Fotos: © Tony Mellinger I adobe.stock.com, © ange1011I adobe.stock.com

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