Meditation & Achtsamkeit in der Moderne
Methoden zum Runterkommen, Stressabbauen und Krafttanken
Die Meditation ist in diversen Traditionen seit Jahrtausenden überliefert. Eine Vielzahl an Untersuchungen belegt, dass sie sich nach haltig positiv auf Körper, Geist und Seele auswirkt. Als Entspannungsmethode hat sie viele unterschiedliche Gesichter und hilft uns im Alltag, das Immunsystem zu stärken, den Stresslevel herunterzufahren und uns auf uns selbst zu besinnen, wenn wir aus unserer Mitte herauskatapultiert wurden. Dieses uralte „Wundermittel“ kann uns Menschen somit in vielen Bereichen Unterstützung bieten – besonders in dieser Zeit der Reizüberflutung, der Existenzängste und Zukunftssorgen. Es hilft enorm, wenn wir das Außen einmal ganz abschalten können, um uns der eigenen inneren Stimme und des intuitiven Wissens bewusst zuzuwenden. Meist braucht es dazu gar nicht viel und beginnt bereits mit dem aufmerksamen Beobachten des eigenen Atems.
Angekommen in der westlichen Welt
Laura Sampietro-Colom hat das Thema aus wissenschaftlich-neurologischer Sicht in ihrer Facharbeit „Was Meditation bewirkt und wissenschaftliche Erkenntnisse dazu“ schön aufbereitet. Hierin wird deutlich, dass die Anzahl wissenschaftlicher Studien über das Wesen und die Wirkung von Meditation in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen hat. Auch Krankenkassen betonen in ihren Veröffentlichungen die positive Wirkung verschiedener Ansätze.
Dabei ist die Anwendung, so viele Facetten Meditation auch hat, simpel. Insofern ist das Thema längst „in der Mitte der Gesellschaft“ angekommen und hat sich zu einem wahren Hype und Wirtschaftsfaktor entwickelt. So werden Retreats, (spirituelle) Ruhepausen bzw. der Rückzug aus der gewohnten Umgebung, immer beliebter. Viele Menschen nutzen die Angebote von Tempeln oder Klöstern für ein Schweige-Retreat, um wieder bei sich anzukommen und dem Körper, aber auch dem Geist Ruhe und Entspannung zu gönnen.
Das Wesen der Meditation
Das Wort „Meditation“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „nachdenken, nachsinnen, Mitte finden“. Hier wird deutlich, dass wir mit ihrer Hilfe im Hier und Jetzt ankommen und Achtsamkeit für den Moment entwickeln können. Meditieren wir, treffen wir bewusst eine Entscheidung des Innehaltens und schulen unsere Sinne, indem wir bewusst(er) wahrnehmen.
Als zentrales Element verschiedener religiöser Traditionen gilt die Meditation als Weg zur Erleuchtung. Viele alte Kulturen zielen mit Hilfe einer Ruhe- oder Stille-Meditation auf die Verbundenheit mit dem Göttlichen ab und damit auf das (Spüren des) Eins-Sein. In der Stille-Meditation der christlichen Tradition z.B. soll der Meditierende auf einem gedachten Weg zu Gott gelangen und ihm, zumindest im Gebet, nahe sein. So kann er z.B. in einer schwierigen Lebenssituation aus einer höheren Instanz Antworten erhalten.
Die Meditation hat sich in den letzten Jahrzehnten, zumindest bei uns, von ihren religiösen Wurzeln gelöst. Seit den 1970er-Jahren werden unterschiedliche Meditationsformen – inspiriert von fernöstlichen Lehrern und angepasst an westliche Bedürfnisse – in der ganzen Welt vielfältig angewandt und zur Bewusstseinserweiterung und Stressreduktion genutzt.
Aktive und passive Meditationsformen
Das bekannte stille Sitzen, idealerweise im Lotussitz, stellt eine passive Form der Meditation dar. Aktive Formen sind u.a. bestimmte Yoga- Übungen oder die achtsame Geh-Meditation. Hierbei bewegen wir uns nicht, wie im Alltag üblich, automatisiert und schnell, sondern achten bewusst auf jede Bewegung. Neben der verlangsamten Bewegung allgemein wäre das in der Geh-Meditation jeder einzelne Schritt. Wir erspüren den Untergrund mit voller Aufmerksamkeit und fokussieren das langsame Absetzen und Abrollen des Fußes. Dadurch kommt unser Geist zur Ruhe. Es ist nichts zu tun oder zu denken, Druck darf abfallen.
Je geübter wir sind, desto leichter können wir loslassen (Alltagsgedanken, -sorgen und ToDo-Listen) und uns dem Moment hingeben. Das gesamte System entspannt, Körper und Geist können Kraft schöpfen, Ressourcen werden gestärkt.
Schulung von Bewusstsein und Intuition
Wir können mit der Meditationsarbeit Willenskraft und Intuition intensivieren und unser eigenes Bauchgefühl viel bewusster wahrnehmen, indem wir in der Entspannung Kontakt zu uns selbst und unserem höheren Bewusstsein aufnehmen. Es hilft, sich und sein Leben in der Stille zu reflektieren und seiner eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Potenziale immer wieder klar zu werden. Hierfür bietet sich dieser wertvolle Augenblick des Innehaltens und Hineinhorchens sehr gut an. In vielen Traditionen wird diese Technik zur Bewusstseinserweiterung eingesetzt. Sie blendet die laute, schnelle Außenwelt sowie Meinungen anderer für den Moment der Meditation aus. In der entspannten Haltung bietet sich die Möglichkeit, Situationen, Gedanken und Emotionen aus einer anderen, erweiterten Perspektive zu betrachten, um so zu einer Lösung und einem anderen Blickwinkel zu gelangen – ohne Wertung unseres Verstandes.
Einbeziehen höherer Bewusstseinsebenen
Es gibt unterschiedlichste geführte Meditationen, die vielseitige Ziele fokussieren. Es geht z.B. um eine Begegnung mit inneren Führern, das Finden eines Kraftorts, die Wahrnehmung des eigenen Seelenplanes oder entsprechender Blockaden. Ebenso kann die Intention das bewusste Erfühlen des Körpers, seiner Einschränkungen und Bedürfnisse, aber auch die Reduktion des Schmerzempfindens sein. Besonders sensible Menschen können Meditation in Anbindung an höhere Bewusstseinsebenen für den Erhalt von Botschaften nutzen. Vieles ist möglich, in der Entspannung der Meditation können sich Größe und Stärke von Geist und Seele entfalten und gehört werden.
Meditation bei Stress und Angst
Viele Menschen nutzen Meditationen teils nach der Arbeit, um das über den Tag angestiegene Stresslevel herunterzufahren und somit leichter und entspannter in den Schlaf zu finden. Als Entspannungstechnik kann Meditation auch dabei helfen, Ängste zu reduzieren, indem stärkende Affirmationen, Mantras oder Mudras (Hand- und Fingerstellungen) angewendet werden. Sie beruhigen und festigen, sodass man stressverursachenden Situationen bestmöglich begegnen kann. In der Meditation üben wir uns in Aufmerksamkeit für diesen Augenblick und verhindern das Abschweifen der (Alltags-)Gedanken.
Beispielhaft sei hier der Arzt Dr. Christophe André genannt, der die Meditation als ein begleitendes therapeutisches Mittel in seiner Pariser Klinik Sainte-Anne bei Patienten mit Depressionen oder Angst-Phobien nutzt (Quelle: arte Doku „Die heilsame Kraft der Meditation“, 2017). Meditationsverfahren sollen dabei positive Einflüsse auf bestimmte Gehirnregionen nehmen, die u.a. für den Bereich Angst zuständig sind.
Einfache Alltagsmeditationen
Wir konzentrieren uns auf unseren Atem und das natürliche, ruhige Ein- und Ausfließen. Mehr braucht es nicht. Allein das Fokussieren auf unseren natürlichen Atemrhythmus bringt uns mehr und mehr in die Ruhe, Entspannung und in unsere Mitte. Wir verweilen nun einige Minuten in dieser stärkenden Mentalübung und schöpfen neue Kraft für unseren Alltag.
In Stresssituationen, in denen wir das Gefühl haben, festzustecken oder uns gedanklich im Kreis zu bewegen, kann es helfen, sich diesen Moment der Besinnung zu gönnen. Dies setzt mitunter ungeahnte Möglichkeiten und Kräfte frei. Dazu bedarf es nicht immer des stundenlangen Sitzens in der Lotusstellung. Auch das kurze Fokussieren und Wahrnehmen der aktuellen Umgebung oder der vorherrschenden Farben hilft uns hierbei als Achtsamkeitsübung.
Je öfter und länger wir meditieren, desto besser wird diese Methode verinnerlicht und kann ihre Wirkung entfalten. Unser System ist geschult, erinnert sich und kann in Sekundenschnelle „abschalten“ und entspannen.
Einfache Integration in den Alltag
Für den Anfang hilft es, z.B. 10 Minuten beim Spaziergang in der Stille des Waldes zur Ruhe zu kommen und zu entspannen. Wir nehmen mehr Sauerstoff auf und lassen Anspannung im Körper los. Ich selbst schöpfe neue Inspiration, wenn ich nach einer langen Arbeitsphase kurz in den Garten schaue, meine glücklich vor sich hin scharrende Hühner eine Weile beobachte oder meinen Blick in die Weite, das Grün der Natur lenke und achtsam Blätter, Farben und Bewegungen wahrnehme.
Werden Sie kreativ und gestalten Sie sich Ihre eigene 10-Minuten-Meditation. Das kann z.B. eine Kerzenlicht-Meditation sein, in der sie nur der Bewegung einer Kerzenflamme zuschauen und sich darauf konzentrieren. Diese können Sie sich auch einfach in Gedanken vorstellen und sich dort auf das Licht fokussieren.
Startimpuls für Seminare
Meditation kann auch zu Beginn eines Seminartages genutzt werden, damit alle aufnahmefähiger und entspannter in den Kurs starten können. Denn mit Achtsamkeits- und Ruheübungen werden die mitgebrachten Gedanken und der angestaute Stress, gar von der Autofahrt, zur Seite gelegt. Das Nervensystem kann beruhigt werden und Entspannung stellt sich ein, sodass Raum für Neues und Kreatives entsteht. So mental gestärkt kann das Seminar von jedem Teilnehmer freier begonnen werden. Für die geführte Meditation ist es vorteilhaft, wenn man sich intuitiv in die Gruppe hineinfühlen und darauf hören kann, welche Impulse an diesem Tag gebraucht werden. Gleichzeitig nehmen die Teilnehmer die Präsenz jedes Einzelnen durch mehr Achtsamkeit intensiver wahr. Das Empfinden für die Beteiligten und im Raum verändert sich ebenfalls positiv. Schließlich lässt sich viel besser lernen.
Möglichkeiten in Schulen
Kinder in frühen Entwicklungsphasen können ihre Gefühle oftmals noch nicht zum Ausdruck bringen. Dabei leiden sie
heute vermehrt unter Stress. Der Lärmpegel in Schulen ist hoch, und viele Kinder stehen bereits in der Grundschule
unter Leistungsdruck. Durch Achtsamkeitsübungen, z.B. das bewusste Farbenwahrnehmen, In-Sich-Hineinfühlen oder
Innehalten bei Meditations- bzw. Atemübungen, werden Kreativität und Konzentrationsfähigkeit gefördert
und
gestärkt. Dies machen sich immer mehr Lehrkräfte zunutze und bieten Meditationen im Rahmen des Unterrichts oder in der
Nachmittagsbetreuung an. Dadurch sollen Schüler ruhiger, motivierter und sozial kompetenter werden. Genauso wichtig
ist hierbei, dass Schüler die angestaute Energie zuvor auch körperlich abbauen dürfen, bevor es in die Ruhephase geht.
Fazit
Wenn es um Entscheidungen in unserem Leben geht und wir von vielen Seiten die unterschiedlichsten Ratschläge bekommen, selbst aber unsicher sind, sollten wir auf unsere beständige, wissende Stimme der Intuition lauschen. Denn der Verstand kennt nur das bisher Erlernte und den zurückgelegten Weg, während die „raum- und zeitlose Seelenstimme“ weiter vorausschauen kann und weiß, welche Schritte die richtigen für uns sind. Wir dürfen wieder lernen, leise zu werden und dieser inneren Stimme zu lauschen. Dafür sind die vielfältigen Methoden der Meditation ideal geeignet. Sie bringen in allen Lebensbereichen positive Effekte mit sich, wenn wir es zulassen.
Kartenset-Tipp
Christiane Krieg
Einfach entspannt
Schirner Verlag
Christiane
Krieg
Autorin und Coach mit Schwerpunkten Aufstellungsarbeit, Entspannung und Schamanische Heilreisen
Fotos: © Microgen I adobe.stock.com, © WavebreakMediaMicro I adobe.stock.com
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