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Herzglykoside

Herzglykoside

Viele Patienten erhalten vom Arzt Herzglykosoide zur Steigerung der Herzleistung. In der Regel werden sie jedoch nicht über die Wirkungsweise aufgeklärt. Hier nun die Erklärungen:

Herzwirksame Glykoside werden von Pflanzen und niederen Wirbeltiern wie z. B. Kröten gebildet. Es sind ausserordentlich wirksame Substanzen mit einem Steroidgrundgerüst. Noch heute verwenden die Ureinwohner Afrikas Zubereitungen aus Strophantus-Arten zur Herstellung von Pfeilgiften.
In der Medizin werden nur isolierte Verbindung zur Behandlung der Herzinsuffizienz verwendet. Über hundert verschiedene Verbindungen sind mittlerweile bekannt. Die Wirkungsweise der Herzglykoside ist immer gleich, allerdings unterscheiden sich die verschiedenen Substanzen in ihrem Verhalten im Organismus, wie z.B. Resorption, Verteilung, Ausscheidung und Wirkdauer.
Für die Pflanzen bzw. die Tiere stellt das Gift einen Schutz vor dem Gefressenwerden dar. In Pflanzen werden überwiegend Herzglykoside vom Cardenolid-Typ gebildet, während die Bufadienolide seltener vorkommen.

Einteilung:

Die Herzwirksamen Glykoside besitzen ein Steroidgrundgerüst mit einer Hydroxylgruppe an C-3 und an C-17 einen ungesättigten Lactonring. Cardenolide haben einen 5-er Ring, Bufadienolide einen 6-er Ring.


Digoxigenin, Cardenolid (C23)

Bufadienolid (C24)

Die OH-Gruppe an C-3 ist meist mit einer Oligosaccharidkette glykosidisch verknüpft. Als Zuckerbausteine treten neben Glucose, Rhamnose und Xylose auch das selten vorkommende Desoxy- und Bisdesoxyhexosen sowie deren Methylether auf.
Die Uzarigenin-Gruppe stellt eine Besonderheit dar. Sie weist im Gegensatz zu anderen Herzglykosiden die Verknüpfung der Ringe A/B auf.

Cardenolide:

Aglykon OH-Gruppe an C =O Gruppe an C
Digitoxigenin 3,14  
Digoxigenin 3,14,17  
Gitoxigenin 3,14,16  
Strophanthidol 3,5,14,19  
Adonitoxigenol 3,14,16,19  
Quabagenin 1,3,5,11,14,19  
Cannogenin 3,14 19
Strophantidin 3, 5 19
Uzarigenin (A/B-trans-Verknüpfung!) 3, 14  

Bufadienolide:

Aglykon OH-Gruppe an C Doppelbindung an C C=O Gruppe an C
Bufalin 3,14    
Scillarenin 3,14 4,5  
Scilliphäogenin 3,11,14 4,5  
Scilliglaucogenin 5,14 3,4 1

Durch die Hemmung der Na+/K+-ATPase der Zellmembran, steigern die herzwirksamen Glykoside die Auswurfleistung des Herzens. Sie senken gleichzeitig die Herzschlagfrequenz und verzögern die Erregungsleitung im Herzen. Im Wesentlichen wird das pharmakokinetische Verhalten des Glykosids durch den Zuckeranteil mitbestimmt.

Herzglykoside besitzen nur eine sehr geringe therapeutische Breite, d.h. wirksame Dosierungen liegen nahe am toxischen Bereich. Zusätzlich ist es bei einer Therapie wichtig, dass der Kaliumspiegel im Normbereich liegt. Kommt es beispielsweise durch eine Behandlung mit Abführmitteln oder Diuretika zu einer Hypokaliämie, so können lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auftreten.
Die Glykoside der Uzaragenin-Gruppe besitzen wegen ihrer strukturellen Besonderheit nur noch eine schwach ausgeprägte Herzwirkung, aber eine krampflösende Wirkung auf die glatte Muskulatur.

Vorkommen:

Pflanzen, die herzwirksame Glykoside enthalten, werden je nach ihrer strukturellen Verwandtschaft in verschiedene Gruppen eingeteilt.

Gruppe Glykosid Beispiel
Digitaloid-Gruppe Lanatosid C
(Digoxigenin-Glykoside)
Wolliger Fingerhut
  Purpureaglykosid A
Digitoxigenin-Glykoside)
Roter Fingerhut
Quabain-Gruppe g-Strophanthin Strophanthus gratus
Strophanthidin-Gruppe k-Strophanthosid Strophanthus kombe
  Convallatoxol Maiglöckchen
  Adonitoxin Frühlingsadonisröschen
  Thevetin A Gelber Oleander
Scilla-Gruppe Scillaren A Meerzwiebel
  Uzarin, Xysmalorin Uzara
Pregnan-Glykoside Condurangin Kondorliane

Literatur:

  • Georg Schiller, Karl Hiller: Arzneidrogen, 4. Aufl. 1999, Spektrum Akademischer Verlag
  • Hager ROM 2002, Springer Verlag