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Christoph Wilhelm Hufeland

Christoph Wilhelm Hufeland
(Arzt, Wissenschaftler)

Christoph Wilhelm Hufeland wurde am 12. August 1762 in Bad Langensalza (Thüringen) geboren. Als Sohn einer Arztfamilie studierte er ebenfalls Medizin, zunächst in Jena, dann in Weimar. 1783 trat er in die umfangreiche Praxis seines Vaters ein und assistierte ihm. Später übernahm er sie und führte sie eigenverantwortlich bis 1801. In dieser Zeit entstand ein enger Kontakt zu den Dichtern Goethe, Herder, Schiller und Wieland. Sie konsultierten ihn regelmäßig.

1792 las Hufeland in der “Freitagsgesellschaft” Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832) ein Fragment über das organische Leben, aus seiner Arbeit über Makrobiotik (die Kunst, Langlebigkeit, also Makrobiose, durch entsprechende Lebensweise zu erreichen) vor. Durch diese Lesung erregte er den Beifall und das Interesse des sächsischen Herzogs Karl August (1757-1828): “Der Hufeland passt zu einem Professor; ich will ihn nach Jena versetzten”, meinte der Regent, und ein Jahr später wurde Hufeland als Professor nach Jena verpflichtet.

1897 erschien Hufelands Hauptwerk “Die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern” – auch bekannt unter dem Kürzel “Makrobiotik”! Durch dieses Werk wurde Hufeland weltberühmt. Die Schrift wurde sogar ins Chinesische übersetzt. An sich forderte er darin etwas Selbstverständliches, nämlich ein ausgewogenes Maß zwischen Askese und Schlemmerei, denn “alle Extreme verhinden die Verlängerung des Lebens”. Hufeland hatte sein gesamtes Leben und Wirken darauf ausgerichtet, durch eine gesunde Lebensführung den Menschen eine für damalige Verhältnisse bestmögliche Lebensqualität zu ermöglichen. Auch heute hat einer seiner eingängigen Grundsätze volle Gültigkeit: “Vorbeugen ist besser als Heilen!” Hufelands naturheilkundliche und diätetische Prinzipien (Diätetik = die Lehre von der gesunden Lebensordnung) wirken bis in die ökologische Bewegung unserer Zeit hinein.

1800 wurde Hufeland in Preußens Haupt- und Residenzstadt Berlin berufen. Inzwischen war er in Europa ein weit über die Ärzteschaft hinaus berühmter Mann. Ab 1795 gab er das “Journal der practischen Arzneykunde und Wundarzneykunst” heraus. Hierin erteilte er uneigennützig und unparteiisch Ärzten der unterschiedlichsten Fachrichtungen Ratschläge in einem Forum für und wider die Neuerungen der zu dieser Zeit noch weithin abgelehnten Lehren wie beispielsweise Akupunktur, Homöopathie, Schutzimpfung und Wasserheilkunde. In diesen Therapien sah Hufeland eine wertvolle Ergänzung zu den bisherigen diagnostischen und therapeutischen Verfahren. 1801 wurde Hufeland in Berlin königlicher Leibarzt, Direktor des Collegium medico-chirurgicum und Erster Arzt der Charité. 1810 wurde die Berliner Universität eröffnet. Sofort bekam er einen Ruf als Professor an den Lehrstuhl für spezielle Pathologie und Therapie. Diese Stellung bekleidete er bis zu seinem Tode. Ferner leitete er die Militärakademie und als Staatsrat die Abteilung Gesundheitswesen im Innenministerium.

Hufeland gelang es, die Volksheilkunde mit den neuesten Forschungen der Wissenschaft zum Nutzen der Kranken harmonisch zu verbinden. Er muss zu einen der Väter der Naturheilkunde gerechnet werden. Immer wieder stellte er den Naturarzt dem Schulmediziner kritisch gegenüber. Er sagte: “Der Naturarzt will nichts weiter sein als Diener der Natur – der Schulmediziner dagegen hat sich an die Stelle der Natur gesetzt und will ihr Meister sein.” Hufeland verstand sich als Helfer der Heilkraft der Natur. Er bediente sich aller ihm nützlich erscheinenden Methoden. Er hing keinem bestimmten System an. Die Lehre des Franz Mesmers (1734-1815), der sich dem tierischen Heilmagnetizismus, dem Mesmerismus, verschrieben hatte, lehnte er jedoch strikt ab.

Das soziale Engagement Hufelands war bemerkenswert. Er forderte nachdrücklich staatliche Hygienegesetze und die Einführung der Gesundheitsfürsorge in öffentlichen Schulen. Er war über die hohe Sterblichkeit durch Krankheiten aller Art in allen Lebensaltern bestürzt. Hufeland beobachtete, dass bei der Analyse und Behandlung von Krankheiten immer auch das berufsbedingte soziale Umfeld, die Wohnverhältnisse und Ernährungsweisen mit berücksichtigt werden müssen. Er initiierte daher die unentgeltlichen Behandlung mittelloser Kranker und Bedürftiger und richtete 1810 die erste Poliklinik in Berlin ein und entwarf ein Arzneibuch zur sparsamen Therapie: “Es muss immer die Sorge der Gesellschaft sein, die Kranken durch eine Kur nicht arm zu machen.” Die Neuordnung des preußischen Medizinalwesens und die Einführung der Pockenschutzimpfung in Preußen, sind weitere bedeutende Beiträge von ihm.

Trotz seiner zahlreichen ärztlichen Verpflichtungen – er besuchte neben seiner Hochschultätigkeit bis zu 40 Patienten täglich – sowie seiner gesellschaftlichen Aufgaben fand Hufeland Zeit für ein Gesamtwerk, das über 400 Schriften umfasst. Viele davon waren sehr allgemeinverständlich gehalten. Durch dieses Werk ist er sicherlich zu den bedeutendsten Schriftstellern der Medizingeschichte zu zählen.

1833 wurde Hufeland zu seinem 50-jährigen Diktorjubiläum von der Akademie der Wissenschaften eine acht Meter lange Papierrolle mit den Unterschriften von etwa 3.200 Gratulanten sowie 10.000 Taler überreicht. Dieses Geld bildete den Grundstock seiner Stiftung für notleidende Ärzte. Vom König wurde er durch die Verleihung des Roten-Adler-Orden 1. Klasse mit Eichenlaub geehrt. Eine Erhebung in den erblichen Adelsstand lehnte Hufeland jedoch ab.

Christoph Wilhelm Hufeland starb am 25. August 1836 in Berlin