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Impotenz

Obwohl Erektionsstörungen so alt sind wie die Menschheit, gibt es nichts Schlimmeres für einen Mann, als vor seiner Frau als Schlappschwanz dazustehen. Tausende von Büchern sind zu diesem Thema bereits geschrieben worden.

Jüngere Männer leiden eher unter vorzeitigem Samenerguss. 15% der über 45 jährigen Männer sind jedoch von der Impotenz betroffen. Zu bemerken ist, dass der Begriff “Impotenz” erst ab einer Dauerhaftigkeit von vier Wochen Verwendung finden sollte. Oftmals sind die Störungen rein psychisch bedingt. Meist jedoch handelt es sich um eine organische Störung. Das sind Schwierigkeiten (z.B. mit der Blutzufuhr in den Schwellkörpern des Penis) oder andere gesundheitliche Probleme, die auf die Sexualität ausstrahlen, wie z.B. Diabetes, Bluthochdruck, Hodenprobleme oder Nebenwirkungen bestimmter Medikamente (Antiepileptika, Antidepressiva u.v.m). Bei Männern über 65 Jahren kann es sich um hormonelle Probleme handeln (z.B. Testosteron-Mangel). Aufgrund dieser Vielschichtigkeit ist es immer ratsam, bei regelmässig auftretenden Erektionsstörungen einen Arzt oder einen Heilpraktiker zu konsultieren. Nur so kann geklärt werden, ob psychologische, organische oder eine Kombination aus beiden Problemen vorliegen und welche Therapieform Erfolg verspricht. Jeder Mann kann auf eine einfache Art selbst feststellen, ob eine organische oder psychologisch bedingte Störung vorliegt. Bei rein organischen Problemen wird das Glied nie steif, auch nicht bei der Selbstbefriedigung oder spontan, z.B. während des Schlafes oder als Morgenerektion. Diese Art der Impotenz beginnt schleichend und verschlechtert sich stetig.

Wenn die Erektion dagegen “nur” beim Sex mit einer (oder einer bestimmten) Partnerin ausbleibt, liegt höchstwahrscheinlich ein psychisches Problem vor. Hier wäre die Hilfe bei einem Psychologen, Ehe- oder Sexualberater zu suchen.

Bis vor kurzem konnte den Patienten nur durch eine Gefässoperation, durch Penisimplantate oder durch relativ schmerzlose SKAT-Injektionen bestimmter Lösungen (Papervin) oder gefäßerweiternder Hormone (Prostaglandin E1) per Spritze in das Glied geholfen werden. Durch Viagra (Wirkstoff Sildenafil, Hersteller: Firma Pfizer) hat die Impotenz deutlich an Schrecken verloren. Durch dieses Medikament wird es vielen Männern möglich, die Blutzufuhr in die Schwellkörper soweit zu steigern, dass eine relativ lang anhaltende Erektion möglich ist. Mit dieser Sicherheit verschwinden auch eventuelle Versagensängste und damit einige der psychischen Ursachen der Impotenz. Viagra hilft laut klinischen Studien sowohl bei psychisch als auch bei organisch bedingten Erektionsproblemen mit einer Erfolgsquote von 60 bis 80 Prozent.

Kurz zur Wirkungsweise von Viagra:
Bei sexueller Stimulation werden normalerweise bestimmte Botenstoffe im Körper ausgeschüttet (cGMP). Blut strömt in die Schwellkörper des Penis ein und kann durch die engen Venen nicht wieder abfliessen. Es kommt zu einem Blutstau und der Penis wird steif. Aber: das im Körper vorhandene Enzym Phosphodiesterase spaltet die cGMP-Botenstoffe wieder, und macht sie dadurch wirkungslos. Das Blut kann dann wieder leicht aus den Schwellkörpern des Penis abfliessen.
Dieses Ausschütten und Spalten von cGMP-Molekülen steht in einem gewissen Gleichgewicht. Werden mehr Moleküle gespalten als produziert, kommt es zu Erektionsstörungen, da das Blut nicht im Penis gestaut werden kann, und somit keine Erektion zustande kommt. Hier greift Viagra ein: Es hemmt die Phosphodiesterase; cGMP kann nicht mehr gespalten werden und der Penis (bleibt) erigiert. Die blaue Potenzpille ist also kein sexuell stimulierendes Mittel (Aphrodisiakum). Wer keine Lust auf Sex hat, oder mit dem Kopf noch bei der Arbeit ist, dem hilft sie nicht, da dann nicht genügend cGMP-Botenstoffe unterwegs sind!
Die empfohlene Dosis beträgt 50 mg. Nach Bedarf kann diese auf 25 mg gesenkt werden oder auf maximal 100 mg erhöht werden. Die Einnahme sollte ca. eine Stunde vor dem geplanten Sexualverkehr erfolgen, allerdings nicht öfter als einmal in 24 Stunden. Die Einnahme nach einer Mahlzeit kann den Wirkungseintritt verzögern. Ältere Patienten mit einer Einschränkung der Leber- oder Nierenfunktion sollten eine möglichst geringe Dosis einnehmen. Zu berücksichtigen ist, dass das Sildenafil zu einer leichten Blutdrucksenkung führt und damit die Wirkung blutdrucksenkender Medikamente verstärkt. Menschen mit schwerer Herzinsuffizienz, instabiler Angina pectoris, einem kürzlich erlittenen Schlaganfall oder einem Herzinfarkt dürfen das Medikament auf keine Fall verwenden. Gleiches gilt bei Retinitis pigmentosa, einer schweren Leberinsuffizienz, niedrigem Blutdruck < 90/ 50 mm Hg oder Überempfindlichkeit gegenüber einem der Inhaltsstoffe.
Dosisabhängig treten als Nebenwirkungen Kopfschmerz, Flush (kurzzeitiges Erröten), Schwindel und Störungen des Farbsehens auf. Viagra hilft jedoch nur bei rein organisch bedingten Störungen und nicht bei psychischen Problemen. Durch die Einnahme von Medikamenten kann zwar eine Erektion erreicht werden, Erektionsstörungen aufgrund tieferliegender psychischer Probleme bleiben dabei jedoch unberührt. Es besteht sogar die Gefahr, dass sich das psychologische Problem nur verschiebt. Das Glied wird jetzt zwar steif, die Psyche sucht sich jedoch einfach ein anderes Ventil: Zum Beispiel kommt es ab sofort zu vorzeitigem Samenerguss, zu allgemeiner Unlust oder zu (unbewusst!) herbeigeführten Streitigkeiten mit der Partnerin, die den Geschlechtsverkehr weiterhin scheitern lassen und eine erfüllte Sexualität und Partnerschaft verhindern.
Immer sollte bedacht werden, dass Viagra eigentlich nicht nur dem Mann, sondern der Partnerschaft verschrieben wird, und dass sich durch dieses Medikament partnerschaftliche Gewohnheiten grundlegend ändern können.

Gerade bei einer bereits seit längerem bestehenden Impotenz ist es daher wichtig, dass ein Psychologe oder Sexualberater das Paar in diesem Prozeß begleitet. Grundsätzlich sind bei allen medikamentösen Massnahmen, ebenso wie bei chirurgischen Eingriffen (z.B. die Penis-Implantate zur Erzielung einer Erektion, Testosteroninjektionen, Viagra-Einnahme usw.) die Risiken zu berücksichtigen! Medikamente können Nebenwirkungen haben, Operationen die üblichen Operationsrisiken aufgrund der Vollnarkose.

Übungen bei Impotenz:

Im folgenden beschreibe ich einige leichte Einstiegsübungen, die jedem Mann helfen können, psychisch bedingte Formen der Impotenz abzubauen. Bei organisch bedingten Störungen ist natürlich ein Arzt oder Heilpraktiker aufzusuchen.

Teasingtechnik I mit Masturbation

Die Selbstbefriedigung (Masturbation) – fälschlicherweise auch Onanie genannt – ist ein völlig normaler Teil der Sexualität. Es ist einfach irrig anzunehmen, wie es bis zum Anfang des Jahrhunderts noch üblich war, dass die Masturbation zu geistigen und körperlichen Schäden führen könne. Allerdings tut sich die Gesellschaft auch heute noch schwer, die Masturbation als integralen Anteil der Sexualität zu akzeptieren. Dabei ist Masturbation eine erregende und lustvolle Selbsterfahrung und nicht nur Notlösung oder Ersatz für einen fehlenden Partner.
Bei einer rein psychisch bedingten Impotenz ist der Mann oft in der Lage, bei der Masturbation zumindest für kurze Zeit eine Erektion zu erzielen. Er kann dann die folgenden Übungen durchführen. Er hat dabei den Vorteil, alleine experimentieren können, ohne dass er sich unter realen Bedingungen bewähren muss. Man(n) kann sich vollständig auf sich selbst konzentrieren und muss sich keine Gedanken darüber machen, wie sich die Sexualpartnerin gerade fühlt, und was deren eventuelle Wünsche und Bedürfnisse sind. Versuchen Sie es!

Verlieren und Wiedergewinnen einer Erektion
(entnommen, mit freundlicher Genehmigung, aus Zilbergeld: “Die neue Sexualität der Männer”)
Beginnen Sie mit der Stimulation Ihres Penis. Da Gleitmittel die Empfindungsfähigkeit des Penis steigern und die Stimulation dadurch noch intensiver wahrgenommen wird als mit trockener Hand, benutzen Sie bitte ein solches. Gut bewährt haben sich natürliche Öle wie Mandel- oder Babyöl sowie spezielles Gleitgel für den Geschlechtsakt (erhältlich in jeder Apotheke oder im Erotik-Handel). Spüren Sie bei der Masturbation genau in Ihren Körper hinein.
Sobald Sie eine Erektion haben, stoppen Sie die Stimulation (“Teasing”). Streicheln Sie sich nicht mehr, und beenden Sie Ihre Masturbation, so lange bis die Erektion vollständig abgeklungen ist. Dies kann eine Weile dauern – wenn es sehr schnell geht, ist das auch vollkommen in Ordnung.
Erst wenn das Glied völlig schlaff ist, beginnen Sie erneut mit der Stimulation. Streicheln Sie Ihren Penis, bis Sie wieder eine Erektion bekommen. Dies ist nicht immer ganz einfach. Wenn möglich, sollten Sie drei bis viermal den Wechsel von schlaffem zu steifem Glied üben. Wenn aber schon früher keine weitere Erektion mehr möglich ist, versuchen Sie nicht, diese herbeizuzwingen. Es wird nicht gelingen – im Gegenteil. Üben Sie an einem anderen Tag wieder.
Die Übung gibt vielen Betroffenen mehr Sicherheit. Sicherheit, eine Erektion mehrfach erzielen zu können. Und diese Sicherheit ist es letztlich, die die psychologischen Ursachen der Impotenz in ihrer Wirkung so stark abschwächt, dass auch wieder Sex möglich wird.

Teasingtechnik II

(wiederum entnommen, mit freundlicher Genehmigung, aus Zilbergeld: “Die neue Sexualität der Männer”)
Üben Sie wieder wie oben angegeben. Setzen Sie diesmal jedoch bewusst erotische Phantasien ein. Beziehen Sie all das in Ihre Phantasie ein, was Ihnen gefällt: Ihre Sexualpartnerin, andere Partnerinnen, bestimmte Sexualpraktiken usw. Stellen Sie sich detaillierte Szenen des Geschlechtslebens vor. Beginnen Sie mit dem ersten Kuss, dem Entkleiden und gehen Sie so alle Stufen des sexuellen Zusammenseins durch.
Sollte es Ihnen schwerfallen, mit Ihrer Phantasie bildhafte Vorstellungen zu erzeugen, sind Sie keine Ausnahme. Aber es lässt sich üben! Scheuen Sie sich daher nicht, Ihre Phantasie durch Sie erregende Bilder aus einschlägigen Magazinen oder erotischen Filmen zu unterstützen.
Akzeptieren Sie jede Sie erregende Phantasie und lassen Sie keine falschen Schuldgefühle aufkommen: Wenn Sie z.B. in Ihrer Phantasie Sex mit mehreren Partnern haben, sind Sie Ihrer eigentlichen (Sexual-) Partnerin dadurch nicht im geringsten untreu – Sie steigern vielmehr Ihre Vorstellungskraft und Ihre Genußfähigkeit, was dann auch Ihrer Partnerin zugutekommen kann.
Gibt es Stellen bei Ihren Phantasien, bei denen Sie sich plötzlich verkrampfen (z.B. alles ist wunderschön, so lange bis Ihre Partnerin in der Phantasie Ihren Penis berührt)? Haben diese Phantasien einen konkreten Bezug zur Wirklichkeit, das heisst, verkrampfen Sie hier auch in der Realität?
Überlegen Sie, was Sie – auch in der Realität – tun könnten, um die Verkrampfung abzubauen: Sie können um eine Pause bitten, Sie können mit Ihr über Ihre Gefühle sprechen, Sie können kurz entspannen usw. Stellen Sie sich bewusst die “schwierigen” Szenen vor und arbeiten Sie daran.

Dieses mentale Training führt dazu, dass Sie die für Sie schwierige Situation (z.B. Partnerin berührt den Penis) immer besser in den Griff bekommen. Zusammen mit der Teasingtechnik I können Sie sich so eine vollkommen neue Kontrolle über Ihre Erektion erarbeiten. Üben Sie mindestens 3 Mal pro Woche über mehrere Wochen hinweg.