NFP bei Zyklusstörungen
Zyklusstörungen ganzheitlich betrachtet
Zu kurz, zu lang, zu schwach, zu stark, ausbleibende Eisprünge oder Periode – Zyklusstö- rungen können verschiedene Ausprägungen haben. Mythen über den perfekten 28-Tage- Zyklus sowie den Eisprung am 14. Tag, also genau in der Mitte, halten sich immer noch hartnäckig. Dabei ist der weibliche Zyklus so individuell wie die Frau selbst. Alles hängt zusammen wie bei einem Mobile. Wird ein Baustein im Hormonsystem gestört, kann sich dies wieder mannigfaltig auswirken. Werfen wir daher einen Blick auf die Ursachen und Folgen von Zyklusstörungen und finden heraus, welche natürlichen Wege es zur Beobachtung der Periode gibt, um Frauen bestmöglich unterstützen zu können.
Der „normale“ Zyklus der Frau
Von einem normalen Zyklus sprechen wir, wenn …
- der Zyklus 25-35 Tage umfasst.
- eine Blutungsdauer von 3-7 Tagen vorliegt. Dabei sollte die Blutungsstärke ca. 50 ml auf die gesamte Dauer betragen (vergleichbar mit einer Espressotasse), die Farbe des Blutes zwischen rötlich und braun liegen und die Blutung schmerzfrei sein.
- die Eireifungsphase zwischen 9 und 21 Tagen beträgt.
- ein Eisprung vorhanden ist.
- die Gelbkörperphase (Lutealphase) zwischen 10 und 16 Tagen dauert.
- Medikamente
- Ungleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt
- Darmfunktionsstörungen
- Stress
- Xenohormone (z. B. aus Pille)
- Mikronährstoffdefizite
- gestörter Leber-Metabolismus
- andere organische Ursachen
Folgen hormoneller Verhütung
Zyklusunregelmäßigkeiten, unreine Haut oder das Ausbleiben der Regel sind ein großes Thema bei jungen Frauen in meiner Praxis. Im Erstkontakt mit meinen Patientinnen berichten sie mir von ihren Symptomen und Problemen. Hier fällt eine Gemeinsamkeit auf: Sie haben hormonell verhütet. Ob gewollt oder nicht, die Anti-Baby-Pille und andere hormonelle Verhütungsmittel sind und bleiben Medikamente wie auch Nährstoffräuber.
Das hat Einfluss auf:
Schilddrüse und Nebenniere: Diese hängen gemeinsam mit den Eierstöcken im Hormon-Dreieck zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. Wenn die Eierstöcke durch die Anti-Baby-Pille „stillgelegt“ werden, kommt es in der Folge durch den konstant hohen Hormonspiegel zu einem relativen Ungleichgewicht. Dies kann sich auf die Schilddrüsentätigkeit auswirken und zu einer Belastung der Nebennieren führen.
Leber: Die Leber ist für die Entgiftung und Verstoffwechselung von Medikamenten und Hormonen verantwortlich. Die Anti-Baby-Pille belastet die Leber damit in doppelter Hinsicht.
Darm: Die Mikrobiota im Darm kann durch Nährstoffmangel geschädigt werden und somit langfristig nicht mehr richtig arbeiten.
Also ist die Anti-Baby-Pille nicht nur als hormonelles Verhütungsmittel zu sehen, sondern es sollte auch der Aspekt der starken Belastung für den Körper berücksichtigt werden.
Der einfachste Weg
Wenn unserem Körper etwas künstlich zugeführt wird, warum sollte er dann noch selbst weiterarbeiten? Die Folge: Körpereigenes Östrogen und Progesteron werden kaum noch produziert. Während einer hormonellen Verhütung fällt dies meist nicht auf, da dem Körper synthetische Ersatzstoffe zugeführt werden. Der eigene natürliche Zyklus wird indessen auf „Pause“ gestellt. Sobald jedoch die Pille oder andere hormonelle Verhütungsmittel abgesetzt werden, körpereigene Hormone hingegen kaum mehr vorhanden sind, spielt alles verrückt.
Passende Seminare und Fachausbildungen
Aus der Praxis
Kommt jemand mit entsprechenden Sympto- men und vor dem Hintergrund hormoneller Verhütung in meine Praxis, so stellen sich diese Fragen: Wie soll die Patientin z. B. beim Absetzen der Pille vorgehen? Was ist zu beachten, und wie kann sie danach weitermachen? In meinen Augen ist es dabei immer wichtig, Folgendes abzuklären:
Wie ist der aktuelle Stand im Bereich Familienplanung? Gibt es weiterhin Verhütungsbedarf oder ist ein Kinderwunsch im Vordergrund?
Welche Verhütungsmethode ist in der aktuellen Lebenssituation am besten geeignet? Der Markt bietet verschiedene hormonelle Verhütungsmethoden (z. B. Pille, Ring, Spirale). Wenn diese nicht mehr in Frage kommen, bieten Barrieremethoden (z. B. Kondom, Diaphragma), eine Kupferspirale oder -kette wie auch die Zyklusbeobachtung mit der symptothermalen Methode eine hormonfreie Alternative. Besonders letztere ist direkt nach Absetzen der hormonellen Verhütung hilfreich, um das Zurückkehren der Fruchtbarkeit zu be- obachten. Hiermit können ebenso Zyklusstörungen erforscht werden.
Wie kann unter und nach hormoneller Verhütung unterstützt werden? In beiden Fällen steht aus meiner Erfahrung eine Unterstützung der Leber- und Darmfunktion im Vordergrund. Diese sind essenziell für eine ausreichende Nährstoffaufnahme und Verstoffwechselung, und damit ein etwaiger Mangel effektiv aus- geglichen werden kann. Dabei sollte auch unsere kleinste Körpereinheit, die Zelle, nicht vernachlässigt werden. Denn nur wenn unsere Zellen funktionsfähig sind, können benötigte Vitalstoffe in die Zelle hineingelangen und Abfallprodukte aus der Zelle heraustranspor- tiert werden.
Die NFP-Methode
Durch die Zyklusbeobachtung mit der symptothermalen Methode erlangen Frauen einen guten Überblick über ihren Zyklus. Hiermit lassen sich Fruchtbarkeit und Schwankungen bzw. Unregelmäßigkeiten im Zyklus sehr schnell feststellen. Dabei gibt die Beobachtung von Zervixschleim und Basaltemperatur Aufschluss über den aktuellen Stand von Zyklus und Körper. Allein die genauere Beobachtung bzw. Erfragung des Blutungsmusters kann viel über den aktuellen Hormonstatus aussagen. Somit bietet die NFP-Methode (Natürliche Familienplanung) jeder Frau und auch mir als Heilpraktikerin ein Werkzeug, den Zyklus übersichtlich darzustellen und Veränderungen direkt zu erkennen.
Veränderte Blutung
Späte Blutung:
Mögliche Ursachen dafür können neben emotionalem Stress, Erkrankungen, Medikamente, Schlafmangel, Reisen, Diäten, Ernährungsumstellung oder sehr intensives Training sein. Diese führen zu einer verlängerten Eireifungsphase und somit zur Verspätung der Blutung, sofern keine Schwangerschaft vorliegt.
Zu frühe Blutung:
Anzeichen von Stress, Progesteronmangel oder das Ausbleiben des Eisprungs kommen als mögliche Ursache einer verfrühten Blutung vor.
Keine Blutung:
Darunter versteht man, wenn die Blutung länger als drei Monate ausbleibt oder in sehr unregelmäßigen Abständen auftritt. Zu den möglichen Ursachen zählen chronischer Stress, hypothalamische Amenorrhö, PCOS, Schilddrüsenstörungen, aber auch Umstellungen nach dem Absetzen der Pille.
Zu starke und verlängerte Blutung:
Mögliche Ursachen dafür können Östrogendominanz, Progesteronmangel, Schilddrüsenstörungen, Myome, Zysten, Endometriose, Insulinresistenz, hoher Histaminspiegel oder auch Eisenmangel sein.
Sehr schwache Blutung:
Wenn diese weniger als drei Tage andauert. Zu den möglichen Ursachen zählen Östrogenmangel, eine unterkalorische Ernährung, Übertraining, Stress sowie Nährstoffmangel. Auch Pillen- Abbruchblutungen sind häufig schwächer.
Sehr schmerzhafte Blutung:
Als mögliche Ursachen zu sehen sind Entzündungen, Verwachsungen, emotionaler oder körperlicher Stress, ungesunde Ernährung durch hochverarbeitete Lebensmittel sowie Darmerkrankungen, die mit hohen Insulin- und Östrogenspiegel in Verbindung stehen.
Zwischenblutungen:
Können Zeichen für einen Mangel an Progesteron, Östrogen oder andere hormonelle Dysbalancen sein.
Blutkoagel (Blutklumpen):
Diese können als Hinweis auf eine Gelbkörperschwäche gewertet werden.
Ursachensuche
Die beschriebenen Phänomene haben ihren Ursprung oft im Hormonsystem selbst, bei den Östrogenen. Diese werden untergliedert in Östradiol und Östriol.
Östradiol ist für unsere Haut und Haare mitverantwortlich, es zeigt uns somit sehr schnell an, wenn ein hormonelles Ungleichgewicht besteht. Durch den hohen Östrogenspiegel in der ersten Zyklusphase oder während der Schwangerschaft sind die Haare meist fülliger und wirken kräftiger.
Östriol unterstützt unsere Schleimhäute. Ein Mangel kann sich an unterschiedlichen Stellen des Körpers bemerkbar machen, weshalb die Symptome häufig nicht sofort mit Hormonen in Verbindung gebracht werden.
Wirkung von Östrogenen
- schöne Haare
- gesunde Haut
- seelisches Wohlbefinden
- Schutz der Blutgefäße
- körperliche und geistige Fitness
- gesunder, stabiler Knochenbau
- gute Immunabwehr sowie optimale Wasser- und Nährstoffversorgung
- sexuelle Lust und Libido
- stimmungsaufhellend („Gute-Laune- Hormon“)
Das ist der Grund, warum Frauen sich in der ersten Zyklusphase fitter, aktiver und wohler in ihrem Körper fühlen. Projekte gehen meist leichter von der Hand, auch sportlich ist man leistungsfähiger. Wie lange diese Zyklusphase dauert, ist ganz individuell. Denn Eizellreifung und Eisprung sind von vielen Faktoren abhängig und, wie bereits beschrieben, sehr störanfällig. Nach der Menstruation und Ruhephase des Körpers regt das Hormon FSH die Eizellreifung in den Eierstöcken an.
In der ersten Zyklusphase steigt der Östrogenspiegel kontinuierlich an, bis er seinen Höhepunkt mit dem Eisprung erreicht. Bei einem Östrogenmangel kann es in der Folge zu Zyklusveränderungen, kürzeren Zyklen oder Ausbleiben der Blutung kommen.
Irrglauben
Da der Körper besonders in der ersten Zyklusphase auf Krankheiten, Stress und veränderte Lebenssituationen sehr stark reagiert, ist die Dauer der Eizellreifung ganz individuell. Das bedeutet, der Eisprung kann zwischen dem 9. und 21. Zyklustag oder sogar später erfolgen, sofern er nicht ganz ausbleibt. Dieses Wissen ist v. a. bei bestehendem Kinderwunsch sehr hilfreich und kann durch das Beobachten des Zyklus mit der symptothermalen Methode gut dargestellt werden.
Häufig ist in Büchern oder im Internet immer noch zu lesen, dass der Eisprung am 14. Zyklustag stattfindet. Das ist ein Irrglaube. Dies ist durch die Beobachtung der Basaltemperatur sehr gut zu überprüfen. Selbst Frauenärzte datieren mittlerweile errechnete Geburtstermine um, da Eisprung und Befruchtung deutlich später stattfanden.
Wenn eine Frau von Natur aus zu längeren Zyklen neigt, kann für sie der „klassische 28-Tage-Zyklus“ völlig verwirrend sein. Denn sie hat vielleicht einen 35-40 Tage dauernden Zyklus – was vollkommen normal ist. Somit ist es für Frauen wichtig, zu wissen, dass der Eisprung definitiv nicht immer am 14. Zyklustag stattfindet.
Zyklustracking
Um genau herauszufinden, ob ein Eisprung stattgefunden hat und wo dieser im Zyklus liegt, lohnt sich ein „Zyklustracking“. Dazu kann die erwähnte symptothermale Methode verwendet werden, bei der Zervixschleim und Basaltemperatur in Kombination beobachtet werden. Dabei gibt der Zervixschleim Aufschluss über das Östrogen, die Temperatur
Carolin Irnhauser
Heilpraktikerin und NFP-Beraterin nach Sensiplan mit Schwerpunkten Frauenheilkunde, Hormoncoaching, Natürliche Familienplanung und Teenagersprechstunde
info@naturheilkunde-paf.deWeitere Artikel aus dieser Ausgabe
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