Aspergillose bei Graupapageien
Vorgestellt wird das Graupapageien-Pärchen Fritzi und Karl, beide 8 Jahre alt. Die Besitzerin wünscht sich eine begleitende Behandlung ihrer an Aspergillose erkrankten und in ihrer Vitalität stark beeinträchtigten Vögel.
Anamnese
Fritzi und Karl sind aus ungünstigen Haltungsbedingungen übernommen worden. Vormals lebten sie in einem Raucherhaushalt mit völlig überheizten Räumen. Seit der Diagnosestellung durch den Tierarzt werden sie von ihm systemisch und inhalativ mit einem Antimykotikum (Voriconazol) behandelt. Inhalation und orale Gabe erfolgen 2x täglich. Bei einer routinemäßigen Kontrolle der Blutwerte fallen v. a. erhöhte Leberwerte (AST, Gallensäuren, Gesamtprotein) auf.
Das Krankheitsbild
Aspergillose ist auf eine Schimmelpilzinfektion der Atemwege zurückzuführen und kommt bei Vögeln, die ursprünglich aus tropischen Regionen mit hoher Luftfeuchtigkeit stammen, häufig vor. Dabei werden die Mikroben eingeatmet, und in den Atemwegen bildet sich über die Zeit ein weitläufiger „Pilzrasen“. Im weiteren Verlauf entzünden und verdicken sich die Schleimhäute der Atemwege und bilden käsige Knötchen (Pilzgranulome).
Die Aspergillose entwickelt sich als Multi-Faktoren-Krankheit meist schleichend. Dabei richtet sich die Symptomatik nach Verlauf und Lokalisation der Infektion. Sie zeigt selten ein einheitliches, charakteristisches Bild. Frühe Symptome, z. B. allgemeine Schwäche, Gewichtsabnahme sowie Flugunlust, werden oft übersehen. Symptome, die den Respirationstrakt betreffen (z. B. Stimmverlust, Atemgeräusche), treten erst dann auf, wenn das respiratorische Volumen und die Blutzirkulation in der Lunge eingeschränkt sind. Andere Symptome sind Kurzatmigkeit, Aufblähen der Backen, Niesen, Würgen und Erbrechen.
Auswirkung von Haltungsfehlern
Besonders Fehler in der Haltung öffnen Tür und Tor für eine Infektion und das Entstehen einer Aspergillose:
Luftfeuchtigkeit: In der tropischen Heimat der Graupapageien liegt diese bei 80-90 %, in den Wohnungen hierzulande im Durchschnitt bei 30-40 %. Folglich trocknen die Schleimhäute der Atemwege aus. Erreger können sich einfacher anheften und Entzündungen auslösen.
Fütterung: Nüsse und Sämereien können in der Schale Pilzsporen enthalten, die beim Fressen und Knabbern eingeatmet werden. Auf genügend Frischanteil im Futter sollte geachtet werden.
Bewegung: Eine gute Belüftung der Atemwege ist nur bei fliegenden Vögeln gewährleistet.
Weitere Faktoren: Auch Stress, schlechte Hygiene und Unverträglichkeiten mit dem Partner oder anderen Vögeln aus der Gruppe können eine Infektion begünstigen.
Therapie
Nach dem ausführlichen Anamnesegespräch ist schnell klar, wie das Papageien-Pärchen unterstützt werden kann. Ich behandle Fritzi und Karl mit einer Kur aus verschiedenen Ampullen-Präparaten (alle Fa. Heel), die ich kombiniert verabreiche. Dabei fokussiere ich mit meiner Therapie Leber, Immunsystem und die Schleimhäute der Atemwege:
Engystol® ad us. vet.: Stärkung und Aktivierung der körpereigenen Abwehrkräfte
Mucosa comp.® ad us. vet.: Regeneration und Pflege der durch die Entzündung angegriffenen Schleimhäute
Hepeel® N: Unterstützung der Lebertätigkeit
Ubichinon comp.® ad us. vet.: Anregung der körpereigenen Enzymsysteme
Coenzyme comp.® ad us. vet.: Anregung des Stoffwechsels
Die Gaben der einzelnen Präparate erfolgen im täglichen Wechsel 2x täglich oral per os mithilfe einer Spritze.
Verlauf
Im Abstand von acht Wochen besuche ich das Vogel-Pärchen zu Hause. Die Halterin berichtet mir in der Zwischenzeit regelmäßig von deren Zustand. Vor Ort kann ich mir ein Bild der körperlichen Konstitution der Vögel machen, kontrolliere ihr Gewicht, betrachte ihre Ausscheidungen und lausche dem Zustand ihrer Stimmen.
Bereits nach acht Wochen zeigt eine routinemäßige Kontrolle der Leberwerte merkliche Verbesserungen.
Status quo und Ausblick
Mittlerweile haben Fritzi und Karl die Therapie mit dem vom Tierarzt verordneten Antimykotikum beendet und stellen sich bei ihm nun 1x jährlich zur Kontrolluntersuchung vor. Die Behandlung mit den Ampullen-Präparaten ist sechs Wochen länger durchgeführt worden, um die Leber in ihrem Regenerationsprozess zu unterstützen.
Die Leberwerte liegen heute bei beiden Vögeln stabil im Normbereich. Sie sind im Alltag wieder aktiv und erfreuen die Halterin mit ihren „Quasseleien“. Ihre Stimmen sind nicht mehr heiser oder belegt. Sie haben etwas an Gewicht zugelegt, verfügen über einen guten Appetit und genießen ihren Freiflug.
Mit Beginn der Heizperiode erhalten Fritzi und Karl wieder Engystol® ad us. vet. und Mucosa comp.® ad us. vet., damit Immunsystem und Schleimhäute unterstützt werden.
Fazit
Dieser Fall beeindruckt mich in mehrfacher Hinsicht nachhaltig. Zum einen ist zu sehen, welche Entwicklung die beiden Vögel durchgemacht haben: Zu Beginn der Therapie waren sie stark belastet und in ihrer Gesundheit eingeschränkt, und am Ende finden wir zwei agile und vitale Graupapageien. Zum anderen war die hervorragende interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Tierarzt zielführend, sodass die Therapie der Aspergillose gut durchgeführt werden konnte. Zu guter Letzt wird deutlich, wie wichtig und gesundheitsfördernd es ist, (s)einem Tier artgerechte Lebensbedingungen zu bieten. Vor der Anschaffung eines Tieres sollte man sich darüber im Klaren sein, welche Verantwortung man trägt.
