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Tomatis-Methode

Bei der Tomatis-Methode wird die Wechselwirkung zwischen Gehör, Stimme, Sprache und Psyche bewusst eingesetzt. Es ist eine Therapieform, die durch Musik und Stimme die Fähigkeit zum Zuhören und Kommunizieren fördern soll. Ein wichtiges Hilfsmittel bei der Tomatis-Methode ist das “Elektronische Ohr” (eine Art Kopfhörer), das spezielle Tonfrequenzen erzeugt. Durch die speziellen Frequenzen soll das Horchvermögen angeregt und verbessert werden. Weiterhin soll das allgemeine Befinden, die Körperhaltung, die Stimme und die Sprachfähigkeit positiv beeinflusst werden.

Geschichtliches:

Der französische Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohren-Medizin, Professor A. A. Tomatis (geb. 1920) entwickelte auf der Basis seiner Studien über die Entwicklung des Hörens eine spezielle Horchpädagogik. Im Gegensatz zum Hören – es ist ein unbewusster Vorgang – ist das Horchen (“Zuhören”) ein aktiver, durch den Willen gesteuerter Vorgang. Horchen bedeutet Aufmerksamkeit und Konzentration. Wer zuhört ist wach, aufmerksam und konzentriert.
Das Horchen kann nach außen oder nach innen gerichtet sein. In der Regel zeigen sich Verhaltensauffälligkeiten wenn die Fähigkeit oder der Wille zum horchen gestört ist. Tomatis stellte einen direkten Zusammenhang zwischen Kommunikation und Horchvermögen her. Kommunikation bedeutet für ihn mehr als nur die Verwendung der Sprache im Umgang mit anderen. Kommunikation ist ein “Sich-Öffnen” anderen gegenüber.

Das erste Tomatis-Institut gründete er in Paris. Mittlerweile gibt es weltweit etwa 150 Tomatis-Zentren. Die meisten Institute werden von Heilpädagogen, Logopädinnen oder Sprachheillehrern geleitet.

Die Technik:

Zu Beginn jeder Behandlung wird eine ausführliche Diagnose erstellt. Ein “Horchtest” gibt Aufschluss, wie der Patient seine normale Hörfähigkeit im Alltag einsetzt und ob er fähig ist zu horchen. Das gibt Aufschluss über eventuelle Schwierigkeiten. Anschliessend folgt ein regelmässiges Horchtraining mit dem “elektronischen Ohr”: Über den Kopfhörer bekommt der Patient vor allem Tonfrequenzen zu hören, die er im Horchtest nur schlecht oder gar nicht wahrgenommen hat. Die Tonfrequenzen werden erweitert – meist in Form von Musik – dadurch übt der Patient sein Horchvermögen. Tests erlauben dann eine individuelle Anpassung des Trainingsverlaufs. Bei der Behandlung von Kindern ist die Mutter oder der Vater während des gesamten Horchtrainings dabei.

Einsatzmöglichkeiten:

In erster Linie wird die Tomatis-Methode bei Schulkindern eingesetzt, die Schwierigkeiten in der Kommunikation mit anderen Menschen haben. Solche Kommunikationsprobleme äußern sich oft als Verhaltensauffälligkeiten wie:

  • Unaufmerksamkeit
  • Probleme mit der Sprache und mit dem Sprechen (Verwechslung von ähnlich klingenden Wörtern, monotones Sprechen)
  • Leseprobleme (zum Beispiel Legasthenie)
  • Schwierigkeiten im Erfassen von Formen und Gestalten
  • Gehörtes kann nicht nacherzählt werden
  • Lernprobleme in der Schule
  • erschwerte Entwicklung der Musikalität

Da schwerwiegende Horchstörungen auf eine Blockade im psychischen Bereich hinweisen können, müssen in der Behandlung auch psychische Faktoren berücksichtigt werden. Dadurch kann sich dann die Kommunikationsfähigkeit verbessern.
Da im Innenohr das Hör- und Gleichgewichtsorgan sehr nahe beieinander liegen, kann durch die Tomatis-Methode das Gleichgewicht positiv beeinflusst werden. Mit Hilfe der Horchpädagogik werden darum auch Beschwerden behandelt wie:

  • Gleichgewichtsstörungen
  • unkoordinierte Körperbewegungen
  • schlaffe Körperhaltung
  • nervöse Unruhe
  • Unbeholfenheit
  • schlechtes Rhythmusgefühl