Benutzer Anmelden als
Lesezeit: 6 Minuten

Datenschutzgrundverordnung Update

DSGVO – Was ist seit dem 25.05.2018 geschehen?

Seit dem 25.05.2018 gilt die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Die entsprechenden Regelungen wurden auf EU-Ebene beschlossen, sodass in der EU überall dieselben Bestimmungen gelten. Damit können mehr Kontrollen zum Datenschutz stattfinden und Verstöße gegen datenschutzrechtliche Regelungen teurer werden.

Immer noch haben viel zu wenige Praxen die DSGVO umgesetzt, obwohl diese verbindlich ist. Auch wer Probleme mit der Implementierung hat oder irritiert ist, wird nicht davon befreit.

2018 ging man von vielen Abmahnungen aus, die ausgesprochen werden könnten – de facto waren es nur wenige. Stattdessen haben die Landesdatenschutzbeauftragten als Aufsichtsbehörde enorm viel zu tun bekommen, weil die Anzahl der Beschwerden stetig zugenommen hat, nicht zuletzt im Rahmen der Corona-Pandemie. Somit sollten auch Heilpraktiker unbedingt darauf achten, die Regeln umzusetzen, zumal sie mit hochsensiblen Gesundheitsdaten arbeiten, die eines besonderen Schutzes bedürfen.

Auf was muss ich achten?

Jede Praxis braucht ein individuelles Verzeichnis von Verarbeitungstätigkeiten und eine Liste der technischen und organisatorischen Maß- nahmen. Zudem muss jede Praxis Patienten, Kunden, Mitarbeiter und Bewerber über die datenschutzrechtlichen Regelungen aufklären, und man sollte sich diese Aufklärung aus Nachweisgründen schriftlich bestätigen lassen. Sofern externe Verarbeiter von Daten, z.B. freie Mitarbeiter, beauftragt werden, muss ein Auftragsverarbeitungsvertrag geschlossen werden. Zudem muss die Internetpräsenz abgesichert werden. Alle Mitarbeiter sind verpflichtet, sich an die Datenschutzregeln zu halten. In manchen Praxen muss ein betrieblicher Datenschutzbeauftragter bestellt werden.

Benötige ich einen betrieblichen Datenschutzbeauftragten?

Nach den Regeln der DSGVO benötigt jede Praxis, in der nicht nur ein Therapeut alleine
tätig ist, einen betrieblichen Datenschutzbeauftragten. Die zuständigen Behörden haben allerdings bereits im Frühjahr 2018 mitgeteilt, dass sie keinen kleinen Betrieb deshalb bestrafen wollen, weil dieser keinen hat. Es wurde trotzdem ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dennoch sämtliche Datenschutzregeln unbedingt einzuhalten sind und man sich bei Unsicherheiten fachkundige Hilfe beschaffen soll.

Kontrollen der Aufsichtsbehörden können jederzeit durchgeführt werden. Dann wird erwartet, dass das Datenschutzkonzept schriftlich vorliegt.

Praxen, in denen nicht mehr als 9 Mitarbeiter Daten verarbeiten, benötigen im Regelfall keinen betrieblichen Datenschutzbeauftragten. Eine Einmalberatung durch einen Fachkundigen ist jedoch zu empfehlen.

Kann ich mich selbst um den Datenschutz kümmern?

Viele Akteure im Gesundheitswesen wollen gerne auch rechtlich komplexe Vorgänge selbst in die Hand nehmen, wobei hier stets eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufgestellt werden muss. Wenn in der Praxis nicht mehr als 9 Personen Daten verarbeiten, ist es grundsätzlich gestattet, sich selbst um den Datenschutz zu kümmern. Hier muss allerdings in jedem Einzelfall geprüft werden, ob die Datenverarbeitung mit einer entsprechenden Erlaubnis erfolgt. Außerdem müssen sämtliche Unterlagen, v.a. die Datenschutzdokumentation, korrekt erstellt werden. Viele Laien scheitern daran oder benötigen weit mehr als 100 Stunden Arbeit. Allgemeine Vorlagen sind hier selten nützlich und passen im Regelfall nicht. Letztlich muss jede Praxis für sich berechnen, ob es nicht günstiger ist, einen externen Berater zumindest für den Anfang hinzuzuziehen und sich ansonsten den Hauptaufgaben der Praxis zu widmen. Gibt es zusätzliches Personal, dann sollte unbedingt eine Schulung durchgeführt werden.

Es muss allen bewusst sein, dass man Ansprüchen von vielen Seiten gerecht werden muss. So kann zum einen der Landesdatenschutzbeauftragte Kontrollen vornehmen.

Den Landesdatenschutzbeauftragten kann man sich als „Datenschutzpolizei“ vorstellen. Üblicherweise wird er erst tätig, wenn es zu Beschwerden kommt, die im gesamten Bundesgebiet leider immer häufiger werden. Sollte eine Beschwerde bei den Landesdatenschutzbeauftragten eingehen, muss dieser der Beschwerde nachgehen und kann im Falle begründeter Verstöße erhebliche Bußgelder festlegen.

Darüber hinaus können nach DSGVO auch Patienten und Kunden Zahlungsansprüche gegen die Praxis stellen, sofern die Verarbeitung ihrer Daten nicht korrekt erfolgt. Somit können auch jene, die über etwas Hintergrundwissen verfügen und Fehler bei der Datenverarbeitung feststellen, nicht unerhebliche Forderungen geltend machen.

Wettbewerbsvereine dürfen den Datenschutz ebenso kontrollieren und für Abmahnungen Geldforderungen stellen. Es darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen werden, dass selbst Mitbewerber untereinander den Datenschutz überprüfen und sich bei Verstößen gegenseitig abmahnen dürfen.

Für Heilprakikerpraxen, die vielleicht auch noch Heilmittel abgeben und über Kassenzulassung in einem Bereich verfügen, sollte klar sein, dass auch die Gesetzlichen Krankenversicherungen Datenschutzkontrollen vornehmen können – und dies tatsächlich tun.

Bei Verstößen drohen Strafen bis zu 50000 Euro. All diese Kontrollmöglichkeiten sollten Motivation genug sein, sich dem Thema Datenschutz anzunehmen.

Was kann die Praxis akut tun?

Als Akutmaßnahmen bieten sich folgende Empfehlungen an:

Patienten- und Kundendaten sollten niemals offen herumliegen, Papierunterlagen immer abschließbar verstaut werden, sofern diese nicht benötigt werden.

Auf allen Computern muss ein Passwort eingerichtet werden, ohne dessen Eingabe ein Zugriff nicht möglich ist.

Unbefugte Personen dürfen keinen Zugriff auf Terminkalender, Monitore, Telefaxe oder andere Geräte haben, mit denen Daten verarbeitet werden.

Es muss eine individuelle Datenschutzinformation eingeführt werden, die wirklich auf die Praxis passt. Dabei sind alle individuellen Aspekte zu berücksichtigen.

Bei allen Patienten, die man nicht direkt an der Stimme am Telefon erkennt, muss eine Anruferverifikation durchgeführt werden, wobei zumindest Vorname und Geburtsdatum abgefragt werden. Damit kann sichergestellt werden, dass unberechtigte Dritte nicht ohne Weiteres Informationen erhalten.

Sofern man mit Dritten über Patienten oder Kunden einen Austausch vornehmen will, bedarf es einer Schweigepflichtentbindung. Eine solche Erklärung sollte standardisiert von jedem Patienten im Rahmen eines Behandlungsvertrags eingeholt werden, soweit dies sinnvoll ist.

Darüber hinaus sollten Mitarbeiter, auch die in der Administration, umfassend geschult werden, weil Verstöße dem Praxisinhaber finanziell angelastet werden.

Bei diesen Empfehlungen handelt es sich nur um Akutmaßnahmen. Sie stellen lediglich einen Bruchteil der Bestimmungen dar, die umzusetzen sind.

Fazit zum aktuellen Rechtsstand

Es liegt in der Verantwortung des Praxisinhabers, dass vertrauliche Daten auch derart behandelt werden. Datenschutz ist allerdings in jedem Betrieb eine Teamleistung, auch die Mitglieder können finanziell zur Verantwortung gezogen werden. Gerade deshalb ist es so wichtig, diese hinreichend zu schulen, um für alle Beteiligten größtmögliche Sicherheit zu ermöglichen. Nur wenn alle Mitarbeiter sich an die geltenden Regelungen der DSGVO halten, können diese eingehalten werden.

Auch wenn der 25.05.2018 schon 4 Jahre zurückliegt: Sollte es in der Praxis zu keinerlei Beschwerden oder Sanktionen gekommen sein, obwohl es bis dato vielleicht mit der vollständigen Umsetzung der DSGVO gehapert hat, sollte jetzt unbedingt gehandelt werden, bevor unangenehme Folgen entstehen. Während der Pandemie haben die datenschutzrechtlichen Beschwerden bei den Aufsichtsbehörden enorm zugenommen, und in diesem Zusammenhang geht ein nicht unerheblicher Anteil der Beschwerden auf das Konto von Patienten therapeutischer Einrichtungen.

Über den Grund der Zunahme der Beschwerden darf kontrovers diskutiert werden. Dies kann zum einen die allgemeine Unzufriedenheit in der Bevölkerung sein, die durch die Corona-Pandemie entstanden ist. Denkbar ist zum anderen eine höhere Sensibilität der Menschen im Bereich Datenschutz, was letztlich alle Praxen zum Handeln zwingt, zumal die Einhaltung datenschutzrechtlicher Regelungen ohnehin eine Selbstverständlichkeit im Gesundheitswesen sein sollte.

Man sollte berücksichtigen, dass wir in einem digitalen Zeitalter leben. Eine Digitalisierung führt jedoch auch zu größeren Gefahren im Hinblick auf datenschutzrechtliche Pannen. Wenn man den Anschluss nicht verlieren will, muss man alles Notwendige auf den Weg bringen, statt später hinterherzulaufen. Letztlich sichert die Einhaltung des Datenschutzes der Praxis auf Dauer das Vertrauen der Patienten und Kunden – und damit dem Praxisinhaber seine wirtschaftliche Existenz.

Benjamin Alt
Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei „Alt und Partner“ mit Spezialisierung auf den Gesundheitsmarkt, Justiziar, Lehrbeauftragter und Dozent an Universitäten, Autor
Mail@RechtsanwaltAlt.de

Der VUH informiert
Gerade aufgrund des zunehmenden Beratungsbedarfs im Datenschutzrecht erfolgte unlängst eine neue Kooperationsvereinbarung mit der Rechtsanwaltskanzlei „Alt und Partner“, die im Datenschutzforum des Mitgliederbereichs diesbezügliche Fragen ab Juli 2022 beantworten wird.

Foto: © Bernulius / adobe.stock.com

Weitere Artikel aus dieser Ausgabe

  1. 1
    Editorial

    Unsere Haut ist das größte Organ und bietet Schutz sowie Sinneserfahrungen. Naturheilkunde kann bei der Pflege chronischer Hauterkrankungen und für ein vitales Aussehen helfen.

    Naturheilkunde
  2. 2
    Schöne Haut & glänzende Haare

    Die Haut und Haare spielen nicht nur als Schutzbarriere eine wesentliche Rolle, sondern dienen auch der Selbstdarstellung. Der Artikel beleuchtet die tiefere Bedeutung und Herausforderungen moderner Haut- und Haarpflege und zeigt naturheilkundliche Ansätze auf.

    Beauty und Wellness
  3. 3
    Babymassage fördert Wohlbefinden

    Babymassage ist eine sanfte Methode, um Babys zu beruhigen und ihre Entwicklung zu fördern. Sie hilft bei der Bindung zwischen Eltern und Kind, unterstützt die physische und psychische Gesundheit und kann besonders für Frühgeborene von Vorteil sein.

    Naturheilkunde
  4. 4
    Rundum gesund durch die Wechseljahre

    Der Artikel beleuchtet die Rolle der Kräuterheilkunde in den Wechseljahren und gibt wertvolle Tipps zur Linderung von Beschwerden und zur Unterstützung des Wohlbefindens.

    Naturheilkunde
  5. 5
    Du bist, was du isst!

    Erfahren Sie, welche Lebensmittel und Vitalstoffe schöne Haut und gesundes Haar unterstützen. Tipps für die richtige Ernährung und Hautpflege zur Förderung von Vitalität.

    Beauty und Wellness
  6. 6
    Die geheimnisvolle Welt der Faszien

    Tauchen Sie ein in die Welt der Faszien und erfahren Sie, wie traditionelle Thailändische Medizin zur nadellosen Faszientherapie genutzt werden kann, um Verspannungen und Schmerzen zu lindern.

    Osteopathie
  7. 7
    Mut-Coaching eröffnet neue Wege

    Ein Mut-Coach erklärt, wie Ängste in Mut verwandelt werden können und welche Rolle Kommunikation dabei spielt. Einblicke in die Metaphern und Techniken des Mut-Coachings.

    Coaching und Management
  8. 8
    Wir sind die Neuen!

    Die neuen Paracelsus-Studienleitungen in Konstanz, Rostock und Freiburg stellen sich vor und teilen ihre Pläne und Visionen für die kommenden Jahre.

    Psychotherapie
  9. 9
    Aktuelles aus dem VFP

    Der VFP bietet monatlich kostenfreie Webinare zur Abrechnung an und unterstützt Mitglieder bei finanziellen Fragen. Ein neues Finanzierungsmodell macht Therapien für mehr Menschen zugänglich.

    Psychotherapie
  10. 10
    Tinnitus – ein komplexes und weitverbreitetes Symptom

    Tinnitus betrifft Millionen Deutsche und stellt Betroffene vor große Herausforderungen. Erfahren Sie mehr über die Ursachen, die Schwierigkeiten der Behandlung und mögliche Bewältigungsstrategien.

    Pflege und Geriatrie
  11. 11
    Wenn die Beine schlapp machen

    Pflanzliche Heilkräuter wie Steinklee und Mäusedorn bieten natürliche Unterstützung bei Krampfadern und Ödemen. Diese Pflanzen helfen, das venöse System zu stärken und das Risiko von Thrombosen zu reduzieren.

    Naturheilkunde
  12. 13
    Sanddornöl – Heilmittel par excellence bei trockenen Schleimhäuten der Frau

    Sanddornöl unterstützt Frauen in den Wechseljahren bei trockenen Schleimhäuten und Schleimhauterkrankungen. Studien zeigen positive Effekte auf die vaginale Gesundheit und Hautregeneration.

    Naturheilkunde
  13. 14
    Beauty-Tipp

    Entdecken Sie die neuesten Beauty-Trends 2022: Skinimalism setzt auf minimalen Aufwand mit maximaler Wirkung. Erfahren Sie, wie Nachhaltigkeit und Inhaltsstoffe im Fokus stehen.

    Beauty und Wellness
  14. 15
    Glosse: Da fraßen sie ihn auf

    Ein nachdenklicher Blick auf die Bedeutung von Haut und Haar als Spiegel unseres inneren Zustands und ihre Ausdruckskraft, die mehr verrät als oberflächlich wahrnehmbar ist.

    Psychotherapie
  15. 16
    Unsere Heilpflanze: Frauenmantel – Alchemilla sp.

    Frauenmantel, auch bekannt als Alchemilla, wird als Heilpflanze bei diversen Beschwerden eingesetzt, darunter Hautkrankheiten, Menstruationsbeschwerden und Magen-Darm-Störungen. Die Pflanze zeigt auch Potenzial in der Krebsvorbeugung.

    Naturheilkunde
  16. 17
    Das Pferd als Therapiehelfer

    Pferde werden als Helfer in der Therapie genutzt, um sowohl körperliches als auch seelisches Wohlbefinden zu fördern. Spezielle Methoden wie Hippotherapie und heilpädagogisches Reiten bieten positive Effekte auf Patienten.

    Psychotherapie
  17. 18
    Fallstudien

    Ein Teenager leidet an Rückenschmerzen aufgrund einer Trichterbrust. Die Fallstudie beschreibt eine osteopathische Behandlung, um die Beschwerden zu lindern und das Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen.

    Osteopathie
  18. 19
    Kraftzentrum Mitte – Die Bauchmuskulatur

    Der Artikel gibt einen Einblick in die Anatomie der Bauchmuskulatur und beschreibt effektive Trainingsmethoden zur Stärkung und Flexibilisierung der Muskeln für eine gesunde Körperhaltung.

    Beauty und Wellness
  19. 20
    gelesen & gehört

    Von der Insulinresistenz über Korneotherapie bis zu schamanischer Trancemusik: Diese spannende Zusammenstellung vermittelt vielseitige Ansätze zur Gesundheitsförderung und Selbsterkenntnis.

  20. 21
    News

    Erfahren Sie mehr über Hautpflegeprodukte mit L. brevis zur Regeneration des Hautmikrobioms und natürliche Therapieoptionen bei Allergien mit Pycnogenol®.

    Beauty und Wellness
  21. 22
    Meine Paracelsus Schule – CHEMNITZ

    Katrin Herold, Studienleiterin und Tierheilpraktikerin an der Paracelsus Schule Chemnitz, teilt ihre Leidenschaft für Naturheilkunde und ihre vielseitigen Aufgaben im Bildungsbereich.

    Tierheilkunde