Die Heilkraft asiatischer Pilze
Hp Norbert Langlotz
Studien über gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe in Nahrungsmitteln machen von sich reden. So weiß man mittlerweile, daß z.B. ein reichhaltiger Gemüseverzehr bestimmten Krebsleiden tatsächlich vorbeugen kann. Neben einheimischen Lebensmitteln finden in unserer westlichen Kultur aber auch immer häufiger asiatische Pilze und ihre positiven Wirkungen auf die Gesundheit Beachtung. Was in China und Japan seit Jahrtausenden bekannt ist, wird zunehmend auch in Europa mit großem Interesse verfolgt. In neuen klinischen Studien wurden jetzt die Heilwirkungen dieser Pilze erforscht. Ich möchte hier drei der bekanntesten Vertreter vorstellen.
Shiitake wird wild wachsend nur sehr selten gefunden. Er wird aber in großem Umfang kultiviert. Insbesondere in Asien, wo er schon seit Jahrhunderten zur Nahrung und zum Medizinschatz gehört. Aber auch in Amerika und Europa wird er mittlerweile angebaut.
Shiitake ist ein Pilz mit einem gelblichbräunlichen Fruchtkörper und wächst vornehmlich auf alten, abgestorbenen Eichen.
Inhaltsstoffe
Shiitake besitzt einen exzellenten Nährwert: getrocknet enthält er 25,9 % Proteine (frisch 2,22 – 2,60 %),67 % Kohlehydrate, 0,6 – 8 % Fett sowie 18 Aminosäuren. In der (sonnen-)getrockneten Form ist Shiitake eines der seltenen Lebensmittel mit einem hohem Anteil an Pro-Vitamin D (0,06 – 0,27 mg/%). Überdies enthält er reichlich B-Vitamine, besonders B1, B2 und Niacin, sowie über 30 verschiedene Enzyme.
Brennpunkt der medizinischen Forschung ist allerdings der bedeutende Anteil komplexer Polysaccharide. Einige dieser Polysaccharide erwiesen sich in ihrer Wirkung als anti-tumorös, immunstärkend und stimulierend auf die Interferonbildung. Sie attackieren die Tumorzellen (und andere Krankheitserreger) nicht direkt, sondern unterstützen verschiedene Teile des Immunsystems, welches dadurch besser ins Krankheitsgeschehen eingreifen kann. Interessant ist auch, daß immer der ganze Pilz als Extrakt zur Verwendung kommt, oral oder auch zur Injektion.
Die Forschungen ergaben überdies, daß Shiitake einen leberschützenden Effekt aufgrund der hohen Cholin- und Adeninanteile hat. Ebenso wird ein günstiger Einfluß auf das cardiovaskuläre System beobachtet. Insbesondere sei hier der cholesterin und blutdrucksenkende Effekt erwähnt.
Der Shiitake ist ein wohlschmeckender Speisepilz, den man in guten Naturkostläden in getrockneter Form erhalten kann. Gelegentlich findet man ihn auch schon einmal frisch auf einem Wochenmarkt. Man kann Shiitake-Pilze in Suppen oder Gemüse mitverarbeiten. Der getrocknete Pilz sollte vorher ca. 2 Stunden in Wasser eingeweicht werden. Sein sehr zäher Stiel ist nicht verzehrbar. Um einen therapeutischen Effekt zu erzielen, wird man allerdings auf Extrakte, Granulate oder Kapseln zurückgreifen müssen.
Reishi, auch Ling Zhi genannt, ist seit Tausenden von Jahren ein wichtiger Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin. Man nennt Reishi auch „das göttliche Heilkraut”. Reishi kommt in der Natur nur sehr selten vor. Er ist ein harter, holzartiger Pilz, der zu 90 % aus ungenießbaren Fasern besteht. Reishi zu sammeln und zuzubereiten war früher eine teure und zeitraubende Prozedur. Darum war Reishi jahrhundertelang nur Kaisern, hohen Adligen und Hohepriestern in China und Japan zugänglich.
Während andere chinesische Pilze auch im Westen bekannt wurden, blieb Reishi, vielleicht der heilsamste von allen, lange Zeit aufgrund seines hohen Preises im Verborgenen. Seit ca. 20 Jahren ist es nun möglich, Reishi organisch streng kontrolliert anzupflanzen. Damit wird er für die meisten Menschen erschwinglich.
Inhaltsstoffe
Nach neuesten Analysen enthält Reishi u.a. Provitamin D2, Lysozym, saure Protease, lösliche Proteine, Aminosäuren, Polypeptide Saccharide, Steroide, Lactone, Alkaloide und Polysaccharide. Außerdem fand man, daß Reishi in hohem Maße eine besondere Art der Triterpene enthält. Sie senken erhöhten Cholesterinspiegel und hohen Blutdruck, haben einen positiven Effekt bei Allergien und scheinen auch antikarzinogene Eigenschaften zu besitzen.
Pharmakologische Funktionen
Reishi wirkt
- auf das zentrale Nervensystem durch seine beträchtlichen schmerzlindernden Eigenschaften
- auf das vegetative Nervensystem durch seine periphere cholinerge Funktion
- auf die Atemwege (husten- und schleimlösend, antiasthmatisch)
- auf das Herz-Kreislauf-System (herzstärkend und koronardurchblutend)
- schützend und entgiftend auf die Leber
- auf die glatte Muskulatur von Gebärmutter und Magen-Darmtrakt
- auf die endokrinen Drüsen und deren Metabolismus
- regulierend auf die immunologischen Funktionen, dämmt allergische Reaktionen; schützt vor Strahlenschäden
Die klinischen Studien belegen, daß mit Reishi folgende Krankheiten günstig beeinflußt werden können:
- Tumore
- koronare Herzkrankheit und Hyperlipidämie
- Allergien
- chronische Bronchitis
- Hepatitis
- Neurasthenie, Schlaflosigkeit, progressive Muskeldystrophie, atrophische Myotonie.
Die japanische Regierung empfiehlt Reishi als offizielles Begleitmedikament in der Krebstherapie. Zur Zeit werden in den USA und Japan wissenschaftliche Untersuchungen erstellt über die Wirksamkeit von Reishi bei Immunschwäche, chronischem Müdigkeitssyndrom, AIDS, Diabetes, Lebererkrankungen,Asthma und Arthritis.
Reishi ist erst seit relativ kurzer Zeit in Deutschland erhältlich, überwiegend in Form von Granulat-Extrakten.
Maitake ist ein Pilz mit kleinen überlappenden, zungenartigen Hüten, der auf Baumstümpfen oder auf Baumwurzeln wächst. Man findet ihn wild in den östlichen Teilen der USA, Europa und Asien.
Bis 1979 war Maitake nur wildwachsend erhältlich. Seitdem wird er kultiviert. 1990 sind bereits fast 8.000 Tonnen Maitake aus Japan exportiert worden.
Inhaltsstoffe
Maitake ist ein Nahrungsmittel von beträchtlichem gesundheitlichem Wert. Er enthält ähnlich wie Reishi oder Shiitake eine große Anzahl von Polysacchariden mit hoher therapeutischer
Wirksamkeit
Maitake wird mittlerweile auch klinisch erforscht. Die Untersuchungsergebnisse sind ermutigend. So hat sich herausgestellt, daß Maitake zur Begleittherapie bei Tumoren (auch bei AIDS) angewendet werden kann. Darüberhinaus vermag er die Nebenwirkungen von Chemotherapie wesentlich ab- bzw. schwächen. Maitake senkt auch erhöhten Blutdruck, gilt als Adjuvans bei Diabetes.
Aufgrund neuester Forschungsergebnisse, vor allem klinischer Studien, kann man mit Fug und Recht behaupten, hier ein äußerst interessantes (und leider auch vernachlässigtes) Reservoir der Pflanzenheilkunde zu besitzen. In den Ländern des Fernen Ostens, besonders in China und Japan, gehören diese Pilze seit Tausenden von Jahren zum Arzneimittelschatz und werden auch heute noch angewandt. In Amerika richtet sich das Augenmerk der Immunforschung immer mehr auf die Heilkraft der Pilze. Also, daß auch wir uns dieser Schätze bedienen.
Literatur und die Bibliographie können beim Verfasser angefordert werden:
Naturheilpraxis Norbert Langlotz Frankfurter Str. 19,534121 Kassel Tel. 0561-281977
Weitere Artikel aus dieser Ausgabe
- 1Naturkosmetik: Bernstein
Der Artikel beleuchtet die vielseitige Verwendung von Bernstein in der Naturkosmetik und seine historische Bedeutung als Heil- und Schmuckstein.
Beauty und Wellness