Fallstudie aus der naturheilkundlichen Praxis: Chronische Ischialgie und Fersensporn
Patientin
42 Jahre
Frau R. kommt am 1. Juni zu mir in die Praxis. Hauptbeschwerden: Sie kann nicht mehr laufen, weil ein Fersensporn in der linken Ferse ihr schon seit Weihnachten große Schmerzen bereitet. Sie hat starke Hüftschmerzen mit dem Verdacht auf Arthrose im Hüftgelenk sowie Ischiasschmerzen in diesem Bein. Sie klagt über häufige Blasenentzündungen, schmerzhafte Krampfadern und Knieprobleme in beiden Beinen.
Frau R. ist schlank, sehr belesen, freundlich und zuvorkommend, lebt ländlich. Sie hat viele tuberkuline Anteile, ist aber in der Sykose erstarrt.
Vorgeschichte
Vor dem Fersensporn hatte sie lange Zeit Stechwarzen in dieser Ferse und Ischiasschmerzen im linken Bein. Mit 20 Jahren hatte sie Eierstockzysten rechts, mit 30 Jahren eine Ausschabung. Sie klagt über häufige Erkältungen und starken Harndrang. Als Kind musste sie eine Spreizhose tragen.
Familienanamnese
In der Familie mütterlicherseits gibt es Gichterkrankungen und Arzneimittelabusus.
1. Juni: Die Symptome sprechen dafür, in der 3. Sykose anzufangen, der Beginn der Degeneration in den Gelenken und die Ischiasbeteiligung lassen mich aber tiefer mit Luesinum und Acidum Nitricum als „Treppenmittel“ in der Plusmethode beginnen, um mehr Bewegung und Flüssigkeit in das System zu bringen.
15 Juni: Starke Schmerzen im Fuß, Varizen extrem schmerzhaft, besonders auch Schmerzen im Ballen, Schwellung des ganzen Fußes und der Ferse, Stuhl farblich verändert von gelb bis schwarz. Das System ist in Bewegung und in akute Entzündungs- und Stauungsreaktionen gekommen, die Mittel haben Frau R. in die Sykose 2/3 geschoben. Im Hinblick auf die Reitertrias (Urethritis und Knieschmerzen sind vorhanden) verordne ich Medorrhinum und Thuja in der Plussmethode. Um die akuten Schmerzen zu lindern, verordne ich auch Apis D6 und Belladonna D6 2 x täglich.
13. Juli: Die Schmerzen werden besser, die Schwellungen gehen zurück. Es tauchen Durchfälle und Warzen auf, sie ist sehr schlapp, müde und lustlos. Ich erkläre ihr, dass dieser parasympathische Zustand sehr gut für die Heilung ist, weil der Körper alle Energien zur Reparatur benötigt und wir diese Phase durch Astacus erleichtern können. Miasmatisch bekommt sie Kalium causticum als Einmalgabe, um nun die Verhärtung im Fuß zu erweichen.
20. Juli: Die Schmerzen in der Ferse sind viel besser, Frau R. läuft fast wieder normal, trotz Schwellung. Ich verordne erneut eine Einmalgabe Kalium causticum und, um die Übersäuerung im Körper auszuleiten, eine Woche später eine Natronkur und zwei wöchentliche Gaben Nux vomica.
9. August: Frau R. bekommt Schleim in den Bronchien mit Hustenreiz, der Ischiasschmerz meldet sich wieder akut, aber immer nur vorübergehend, die Fersen- und Beinschmerzen bleiben verschwunden. Die Varizen sind schmerzlos. Es zeigen sich im Respirationstrakt bereits tuberkuline Zeichen, auch die Neuralgie ist akut. Meiner Ansicht nach ist die Sykose noch nicht ausgeheilt. Zur weiteren Ausleitung verordne ich 2 x wöchentlich Nux vomica in der wässrigen Plussmethode, jeweils gleichzeitig Lycopodium als Globuli.
24. August: Nun zeigt sich deutlich die Tuberculinie: Frau R. fängt spontan immer wieder an zu weinen, beginnt sich mit Familienthemen auseinanderzusetzen, klagt über viel Schleim in Nase, Hals und extremen Speichelfluss. Der Ischias ist noch schmerzhaft. Ich verordne Natrium muriaticum im Wechsel mit Pulsatilla, weil beide Mittel die emotionale Bearbeitung der nicht enden wollenden Trauer und der Familienthemen unterstützen und gleichzeitig Pulsatilla die Patientin vollends in die Tuberkulinie schieben kann, die schon sichtbar ist und auch das „konstitutionelle Zuhause der Patientin“ ist. Und ich verordne einen Urlaubstag, einen Tag, den die Patientin nur für sich schön, kreativ und entspannend genießen soll.
25. September: Es zeigen sich noch leichte Erkältungssymptome, sie wird sehr kreativ, setzt sich mit den Familienmitgliedern auseinander und beginnt, mehr für sich zu sorgen. Ich verordne Acidum phosphoricum und Phosphorus.
25. November: Frau R. hat eine Musical-Reise mit ihrem Mann unternommen und berichtet begeistert. Sie bezeichnet sich als weniger akribisch. Bis auf Erkältungssymptome fühlt sie sich gut. Ich verordne Bacillinum und Phosphorus als Einmalgabe – konstitutionell, miasmatisch und akut.
15. Januar: Der Patientin geht es gut, alle Beschwerden sind bleibend verschwunden. Für den kreativen und sensiblen Anteil in Frau R. bekommt sie eine Einmalgabe Inachis Io.
12. Februar: Die Patientin kommt, um zu erzählen, dass es ihr gut gehe. Ich verordne Sulfur und für noch mehr Gelassenheit die Schüßler-Salze Calcium fluoratum und Magnesium phosphoricum (Heiße 7).
24. April: Den Abschluss der Therapie macht Sepia C1000, um die weise Frau in ihr zu stärken. Sie möchte etwas für ihr Bindegewebe tun, ich verordne ihr die Schüßler-Salze Kalium chloratum, Calcium fluoratum und Silicea.
Meine Erfahrung in diesem Fall war insbesondere, dass Patienten, wenn sie in das Miasma kommen, in dem sie auch konstitutionell viele Anteile zeigen – bei Frau R. die Primäre Sykose und die Tuberkulinie – auf der Gemütsebene große Schritte machen und diese Entwicklung aber erst durch den miasmatischen Weg möglich wird. Für Heilungskrisen wie parasympathische Phasen oder die akute Grippe empfehle ich Akutmittel und Humor als Hilfen.
Dauer der Therapie:
11 Monate
Uta Schiel
Heilpraktikerin mit Praxis in Kirchensall, Expertin für Frauen- und
Kinderheilkunde, zertifiziert als Therapeutin für miasmatische Homöopathie nach Dr. R. Sonnenschmidt,
Studienleiterin der Paracelsus Schule Stuttgart
hp@naturheilpraxis-schiel.de
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Naturheilkunde