Mit Kräutern die Erkältung besiegen
Man muß nicht immer mit Kanonen auf Spatzen schießen, also nicht schon bei der kleinsten Verkühlung Antibiotika verabreichen. Im Kampf gegen die lästigen Begleiterscheinungen der kalten Jahreszeit sollten wir vorerst einmal die Heilkräfte der Natur einsetzen – dabei helfen uns vor allem drei Kräuter: Alant, Eibisch und Thymian.
ANREGENDER ALANT
Der Alant (Inula helenium) stammt aus Zentralasien, ist winterhart und gedeiht in jedem Gartenboden. Der botanische Name ist auf die Legende zurückzuführen, wonach die Pflanze aus den Tränen der schönen Helena, die diese bei der Entführung durch Paris vergossen hat, entstanden sein soll.
Der Alant kann bis zu zwei Meter hoch werden. Er gehört zur Familie der Korbblütler, seine gelben Blüten sehen aus wie kleine Sonnen. Man könnte sagen, der Alant ist von Sonnenprozessen so durchdrungen, daß das bei anderen Pflanzen nur in Blättern und Blüten zu findende ätherische Öl sogar in der Wurzel enthalten ist. Diese verwendet man in der Kräuterheilkunde. Der Alantwurzeltee wird im Heißaufguß zubereitet und sollte nicht länger als fünf Minuten ziehen.
Einen Hinweis auf den Wirkungsbereich des Alant gibt uns die anthroposophische Medizin, laut der Pflanzen, mit großen, ausgeprägten Blättern – die des Alant sind bis zu einen Meter lang und wedelartig – auf das rhythmische System im Menschen wirken, und dazu gehören auch die Atmungsorgane.
Die Wurzel des Alant enthält außer dem krampflösend wirkenden ätherischen Öl auch tonisierende Bitterstoffe. Aus
dieser Kombination ergeben sich auch die Anwendungsbereiche: sowohl schmerzhafter akuter Husten als auch chronische
Bronchialkatarrhe, bei denen eine anregende Wirkung auf den Atemwegsbereich wünschenswert ist vor allem bei älteren
Menschen.
Auch beim Asthma bronchiale kann Alantwurzeltee empfohlen werden, wobei dieser zwar keinen direkten Einfluß auf die
Erkrankung hat, aber bei kurmäßiger Anwendung die mit dem Asthma einhergehende Bronchitis abschwächen kann. Aber
Vorsicht: Menschen, die an einer Korbblütlerallergie leiden, sollten auf Alantanwendungen verzichten!
MILDER EIBISCH
Die traditionelle Bauerngartenpflanze Eibisch (Althaea officinalis) wird seit alters her als Heilpflanze geschätzt,
was schon in ihrem botanischen Namen zum Ausdruck kommt: Althaea (griechisch) die “Heilerin” und officinalis
(lateinisch) “zur Apotheke gehörig”.
Auch diese Pflanze ist winterhart und mit ihren samtigen Blättern und rosaroten Blüten nicht nur eine Zierde für den
Garten, sondern auch ein Sinnbild für Weichheit und Sanftmut. Sanft sind auch die Wirkstoffe des Eibisch –
hauptsächlich sind das reizmildernde Schleimstoffe. Diese kommen zwar in allen Pflanzenteilen vor, zur Verwendung als
Tee empfiehlt sich aber die Wurzel.
Wichtig ist auch die richtige Zubereitung: Zwei Teelöffel der Wurzel mit einer Tasse kaltem Wasser übergießen, ein bis zwei Stunden ziehen lassen, abseihen und auf Trinktemperatur erwärmen. Der Tee sollte richtig sämig werden.
Die gelösten Schleimstoffe legen sich wie ein Film über die gereizte Rachenschleimhaut und den oberen Teil der Luftröhre und schützen diesen Bereich somit gegen Außenreize.
Eibischwurzeltee verabreicht man daher vor allem bei ersten Anzeichen von Racheninfektionen – Kratzen im Hals, Halsschmerzen, Heiserkeit -, aber auch bei schmerzhaftem Husten.
Eine nahe Verwandte des Eibisch ist die Stockrose. In der Kräuterheilkunde verwendet man die Blüten der schwarzen Stockrose (Althaea rosea nigra). Dieser Tee ist vor allem für Kinder zu empfehlen, die oft richtige “Teemuffel” sind. Er wird nämlich schön lila und fasziniert die Kleinen sicherlich. Stockrosentee enthält zwar nicht so viele reizmildernde Schleimstoffe wie Eibisch, dafür hemmen seine Anthocyane – wie die Farbstoffe genannt werden – das Bakterienwachstum. Der Tee wird im Heißaufguß zubereitet, und sollten ihn die Kinder wider Erwarten doch nicht trinken, eignet er sich dazu, Haare – vor allem weiße – lila zu färben.
WÜRZIGER THYMIAN
Thymian (Thymus vulgaris) stammt aus dem Mittelmeerraum und ist im Mittelalter von Benediktinermönchen in unsere Breiten gebracht worden. Die Pflanze ist für Winterschutz aus Reisig (oder dergleichen) sehr dankbar. Vor allem im Garten sollte man Thymian vor Staunässe schützen, indem man ihn in durchlässigen, eher steinigen Boden pflanzt.
Thymian ist ein Zwergstrauch mit nahezu nadelförmig zusammengezogenen Blättchen. Er ist zäh und fleißig und bildet
viele Äste, Zweige, Blätter und Blüten. Da er, was den Boden anbelangt, eher anspruchslos ist, holt er sich seine
Kraft von der Sonne.
Die ganze Pflanze ist durchdrungen von einem würzigen, fast pfeffrigen Duft, der von einem ätherischen Öl herrührt,
das eine stark desinfizierende Wirkung hat. Thymiantee sollte man unbedingt im Heißaufguß zubereiten und maximal fünf
Minuten ziehen lassen. Er wirkt vor allem im Bereich der Atemwege.
Das ätherische Öl bekämpft Bakterien in den Bronchien und wirkt zudem stark krampflösend. Außerdem löst es das Sekret, das sich bei entzündlichen Prozessen in den Atemwegen zumeist bildet, und man kann dieses dann leichter abhusten. Medizinisch nennt man diese Wirkung eine expektorierende.
Der Thymian liefert also einen optimalen Hustentee. Bevor Sie diesen trinken, sollten Sie unbedingt fest hineinschnuppern, um auch die Wirkung, die der Duft auf das Gehirn hat, zu nutzen. Thymos (griechisch) bedeutet Mut, und schon die Spartaner, denen seine Wirkung bekannt war, umkränzten ihre Stirn mit Thymian, bevor sie in die Schlacht zogen. Thymian hilft, innere Kräfte und Energien zu mobilisieren, vor allem in Zeiten körperlicher und geistiger Schwäche.