Natürliche Mittel gegen Ängste und Depressionen
Sie neigen dazu, sich viele
Dinge allzusehr zu Herzen zu nehmen? In Prüfungs- und Streßsituationen bekommen Sie immer wieder Magenschmerzen? Sie
befinden sich in einer akuten Krise und können oft stundenlang nicht einschlafen? Psychische Probleme machen sich auch
körperlich bemerkbar. Magen- und Darmbeschwerden, Kopfschmerzen, Verspannungen und Einschlafstörungen sind typische
Streßsymptome. Sie können unter Umständen auch nach Belastungssituationen bestehenbleiben und chronisch werden.
Neben Iängerfristigen Behandlungsmethoden wie gezielter Entspannung (Yoga, autogenes Training etc.), Ausgleichssport
und psychologischer Beratung spielen pflanzliche Beruhigungs- und Anregungsmittel eine wichtige Rolle. Sie sind sowohl
für akute Fälle als auch zur Langzeittherapie geeignet. Sämtliche Phytotherapeutika zur Behandlung psychischer
Probleme werden in der Regel gut vertragen. Unerwünschte Nebenwirkungen wie Magenbeschwerden, Kopfschmerzen oder
extreme Müdigkeit kommen nur äußerst selten vor. Überdosierungen sind in der Praxis fast unmöglich und bei den meisten
Präparaten überdies kaum mit ernsthaft negativen Folgen verbunden. Suchtgefahr besteht auch bei Langzeitanwendung
keine.
Baldrian ist seit langem als sanftes, relativ rasch wirkendes Mittel bei Unruhe (vor allem auch bei nervösem Herzklopfen) und Einschlafschwierigkeiten bekannt. Er ist in den verschiedensten Darreichungsformen erhältlich – als Tinktur, Dragee oder Tee. Baldrianwurzel wird häufig mit Hopfen und/oder Melisse gemischt. Bei der Anwendung ist lediglich darauf zu achten, daß man die Dosierung nicht zu niedrig ansetzt. Bei Iängerem Gebrauch und starker Überdosierung können allerdings Kopfschmerzen, Nervosität und Herzbeschwerden auftreten. Studien mit hochdosierten standardisierten Hopfen-Baldrian-Präparaten lieferten bei Patienten mit Schlafstörungen ähnlich zuverlässige Wirkungen wie herkömmliche Beruhigungsmittel (Benzodiazepine). Die Wirkung des pflanzlichen Präparats hielt nach dem Absetzen sogar Iänger an als die des synthetischen Medikaments.
Hopfen wirkt nicht nur mild beruhigend, sondern durch seine Bitterstoffe auch appetitanregend. Das Hanfgewächs ist außerdem reich an Phytohormonen und wurde früher als “Anti-Aphrodisiakum” verwendet. Wie rasch die beruhigende Miirkung von Hopfen einsetzen kann, weiß wohl jeder Biertrinker, wobei hier der Alkohol vermutlich als Verstärker wirkt. Bei der Zubereitung von Hopfentee(mischungen) bitte beachten: Die Hopfenzapfen verlieren beim Lagern ein feines gelbes Pulver, das sich am Boden des Aufbewahrungsgefäßes absetzt. Um die volle Wirkung der Pflanze zu erhalten, sollten Sie daher vor jeder Entnahme die Kräuter gründlich durchmischen.
Johanniskraut zählt zu den wichtigsten Heilpflanzen der Volksmedizin. Es wirkt angstIösend, beruhigend und stimmungsaufhellend. Nach mehreren Studien, bei denen Johanniskrautpräparate mit herkömmlichen Antidepressiva verglichen wurden, wurde das alte Hausmittel in den letzten Jahren nun auch von der Schulmedizin anerkannt, denn die Trockenextrakte des Johanniskrauts weisen ein einzigartiges Spektrum an Inhaltsstoffen (u. a. Hypericine, Flavonoide, Hyperforin, ätherische Öle) auf. Da aber diese Bestandteile in der Pflanze nicht immer gleich verteilt sind, wird ein hochwertiger Johanniskrautextrakt mitunter auf einen Richtwert an Gesamthypericin eingestellt (“standardisiert”) . Mit der Bestimmung dieses einen Inhaltsstoffs können schon Anhaltspunkte zur pharmazeutischen Qualität des Gesamtextrakts gemacht werden. Wichtig ist in jedem Fall auch die Art der Wirkstoffgewinnung. Denn der wissenschaftliche Wirknachweis wurde bis dato nur für Johanniskrautpräparate mit Trockenextrakten erbracht. Den vielfach erhältlichen Johanniskrautöl- Produkten fehlt es mangels Drogenqualität an Wirknachweisen, weshalb diese Produkte auch nicht als Arzneimittel zugelassen sind. Johanniskraut-Trockenextrakte sind zur Behandlung leichter bis mittelschwerer Depressionen als Arzneimittel zugelassen. Sie können entsprechende Arzneimittel seit kurzem auch rezeptfrei in den Apotheken erhalten. Johanniskraut sollte über einen Iängeren Zeitraum von mindestens vier bis sechs Wochen eingenommen werden. Eine Iänger andauernde Therapie ist möglich. Produkte mit Johanniskraut- Trockenextrakten helfen auch gegen die sogenannte Winterdepression. Bei bestimmungsgemäßer Anwendung ist bei den rezeptfreien Präparaten mit keiner Nebenwirkung, Wechselwirkung oder Gewöhnungseffekten zu rechnen. Nur bei Hochdosierung kann es unter Umständen, besonders bei hellhäutigen Menschen, zu einer erhöhten Lichtempfindlichkeit der Haut kommen.
Melisse: Melissentee beruhigt nicht nur allgemein, er ist besonders für alljene geeignet, bei denen sich Streßsituationen hauptsächlich auf den Magen schlagen, er wirkt außerdem blähungswidrig.
Unruhe, nervös bedingte Beschwerden im Magen- und Darmbereich, leichte Einschlafstörungen, vegetative Dystonie, das sind die klassischen Indikationen für die Passionsblume. Sie wirkt allgemein ausgleichend und harmonisierend. Gute Erfahrungen gibt es auch in der Behandlung hyperaktiver Kinder. Zur Wirkungsverstärkung wird die Passionsblume häufig mit Baldrian kombiniert. Die Passionsfrucht auf den heimischen Märkten stammt übrigens von einer anderen Passiflora-Art.
DIE (NEURO)- VEGETATIVE DYSTONIE
Sie ist ein Ungleichgewicht des vegetativen Nervensystems (früher: Neurasthenie). Herzklopfen, Magenschmerzen,
Beklemmungsgefühle, Unruhe, Angstzustände, kalte Hände und Füße, Kopfschmerzen ohne erkennbare Ursache sind die
wichtigsten Symptome. Das vegetative Nervensystem kann nicht bewußt beeinflußt werden, es dient vor allem der Regelung
der Lebensfunktionen wie Atmung, Verdauung etc.
Eine bewährte Teemischung zur Umstimmung und Dämpfung des Vegetativums: je zehn Gramm Weißdornblüten, Hopfenzapfen,
Orangenblüten, Lavendel- und Hibiskusblüten, je 30 Gramm Johanniskraut und Melissenblätter. Zwei gehäufte Teelöffel
der Mischung mit einem Viertelliter heißem Wasser übergießen, zugedeckt fünf Minuten ziehen lassen. Morgens und
mittags jeweils nach dem Essen in Ruhe eine Tasse schluckweise und möglichst warm trinken. Abends die Dosis auf drei
gehäufte Teelöffel steigern, Tee eventuell mit Honig süßen, 30 Minuten vor dem Schlafengehen trinken. Eine Kur mit
dieser Mischung sollte vier bis acht Wochen lang durchgeführt werden. Wer für eine Teekur nicht genug Zeit hat, kann
sich spezielle Tropfen zusammenstellen lassen: je 30 Gramm Avena-Urtinkur und Passiflora-Urtinktur, je zehn Gramm
Bitterorangen- und Baldrian-Tinktur. Zweimal täglich je zehn bis 20 Tropfen auf Zucker, vor dem Schlafengehen sollte
die Menge verdoppelt werden.