Benutzer Anmelden als
Lesezeit: 4 Minuten

Ätherische Öle

Aetherische Öle

Aetherische Öle sind eine Mischung aus fettlöslichen, leicht flüchtigen Substanzen, die überwiegend aus der Gruppe der Terpenoide, d.h. aus Isopreneinheiten zusammengesetzten Molekülen, stammen. Sie haben einen aromatischen, oftmals charakteristischen Duft und finden daher in der Aromatherapie aber auch in der Lebensmittelindustrie Verwendung. Die Zusammensetzung der ätherischen Öle einer Pflanze ist überwiegend genetisch bestimmt und kann je nach Pflanzenteil unterschiedlich sein. Das Öl der Zimtbaumrinde z. B. hat eine andere Zusammensetzung als das der Wurzel oder der Blätter. Junges Gewebe enthält häufig einen höheren Ölanteil als älteres. Die Monoterpene spielen für die Pflanze selbst eine Rolle für den Stoffwechsel. Die aetherischen Öle erfüllen aber auch noch andere Aufgaben. Sie wirken z. B. gegen Schädlinge oder als Lockstoff bei der Bestäubung. Ebenso hemmen sie die Keimentwicklung anderer Pflanzen, die das eigene Wachstum stören könnten. Da die ätherischen Öle zumindest in hoher Konzentration giftig für die Pflanzenzelle sein können, werden sie in speziellen Räumen wie z.B. in Ölbehältern gespeichert.

Da sich ätherische Öle leicht mit Dampf verflüchtigen, erfolgt die Gewinnung durch Wasserdampfdestillation. Die Teebereitung sollte dahher nur in einem abgedeckten Gefäss erfolgen, damit mit dem Wasserdampf nicht zu viele Inhaltsstoffe verloren gehen.

Das Öl aus den Schalen der Zitrusfrüchte wird durch Pressung gewonnen.
Ätherische Öle sollten sorgfältig aufbewahrt werden, da sie sich unter Einfluss von Licht, Sauerstoff oder Wärme sich leicht zersetzen oder verharzen.

Einteilung:

Den überwiegenden Anteil der ätherischen Öle bilden die Terpene, wobei Monoterpene aus 2 und Sesquiterpene aus 3 Isopreneinheiten (= C5-Einheiten) aufgebaut sind und können als aliphatische oder cyclische, meist ungesättigte Kohlenwasserstoffe, Alkohole, Aldehyde, Ketone, Säuren, Ester oder Ether vorliegen. Weiterhin kommen aromatische Verbindungen mit Phenylpropanstruktur vor, während Polyketide, Paraffinkohlenwasserstoffe und -derivate sowie stickstoff- oder schwefelhaltige Verbindungen seltener in ätherischen Ölen gefunden werden.

Monoterpenkohlenwasserstoffe (Beispiele):

alpha-Pinen alpha-Phellandren Limonen Myrcen

Monoterpenalkohole (Beispiele):

Menthol Carveol Thymol

Monoterpenaldhyde -ether und -ketone (Beispiele):

Campher 1,8-Cineol Citral

Wirkungen:

Ätherische Öle enthaltende Pflanzen werden bei vielerlei Beschwerden eingesetzt, ihre Wirkung ist aber auch z.T. von den Begleitstoffen abhängig. In der Aromatherapie verwendet man die isolierten Öle. Im allgemeinen wirken ätherische Öle

  • antimikrobiell, d.h. wachstumshemmend und abtötend auf Bakterien und Pilze, z.B. Anis-, Pfefferminz-, Lavendel-, Eukalyptus-, Nelken-, Fenchel- und Thymianöl
  • reizend auf Haut und Schleimhaut. Dies wird beispielweise ausgenutzt, um den Sekretfluss in den Atemwegen anzuregen (Anis-, Eucalyptus-, Fenchel-, Kiefernnadel-, Terpentin- und Thymianöl sowie Menthol und Campher) oder um eine appetitanregende Wirkung zu erzielen, wie z.B. bei Ingwer, Kardamom, Koriander, Kümmel usw. Häufig finden sich bei diesen als Aromatika bezeichneten Drogen noch Bitter- und/oder Scharfstoffe.
  • krampflösend, wie z.B. Thymian-, Rosmarin-, Pfefferminz-, Salbei- und Kümmelöl. Hier scheinen ebenfalls Begleitstoffe an der Wirkung beteiligt zu sein.
  • Insekten vertreibend. Einige Öle, z.B. Citronellöl wehren durch ihren Geruch stechende oder saugende Insekten von der Haut ab.

Bestimmte Öle, z.B. aus den Schalen von Zitrusfrüchten, sollen gegen Krebs wirken, was z.Z. aber noch Gegenstand erster Untersuchungen ist.
Einige Öle wirken vor allem bei Gebrauch größerer Mengen toxisch, wie z.B. das Öl aus Muskatnuss, Wermut oder Petersilienfrüchten und können auch das toxische Prinzip von Giftpflanzen darstellen. Beispiele hierfür sind der Stinkwacholder (Juniperus Sabina) und der Lebensbaum (Thuja occidentalis und orientalis).

Vorkommen:

Ätherische Öle kommen häufig in höheren Pflanzen aber auch in Pilzen vor.

Familie Pflanze (Beispiele) Hauptbestandteile Ätherisches Öl
Doldengewächse Engelwurz Monoterpenkohlenwasserstoffe, Pentadecanolid
  Anis Phenylpropankörper (Anethol)
  Fenchel Anethol, Fenchon, Estragol
  Koriander Monoterpene
  Kümmel (S)-(+)-Carvon
  Liebstöckel Gamma-Lactonverbindungen
  Petersilienwurzel Apiol, Myristicin, Pinen
Aronstabgewächse Kalmuswurzel Sesquiterpene, Phenylpropankörper
Korbblütengewächse Römische Kamille Ester der Angelicasäure, wenig Bisabolol
  Kamilleblüten Bisabolol, Farnesen, Matricin
  Schafgarbe Sesquiterpenlactone
  Wermut Thujon, Monoterpenkohlenwasserstoffe
Zypressengewächse Wacholderbeeren Mono- u. Sesquiterpenkohlenwasserstoffe
Illiciaceae Sternanis Anethol
Schwertliliengewächse Safran Safranal
Lippenblütengewächse Krauseminze (R)-(-)-Carvon, Limonen
  Lavendelblüten Esterverbindungen (Linalylacetat), Linalool
  Melissenblätter Citral, Citronellal, Caryophyllen
  Pfefferminzblätter Menthol, Menthon, Cineol
  Quendelkraut Carvacrol, Thymol
  Rosmarinblätter Cineol, Campher, Borneol
  Dreilappiger Salbei Cineol, Campher, Thujon
  Salbei Thujone, Cineol, Campher
  Thymiankraut Thymol, Carvacrol
Lorbeergewächse Campherbaum Campher, Cineol
  Zimtrinde Zimtaldehyd, Eugenol
  Lorbeerblätter Linalool
Muskatgewächse Muskatsamen Monoterpene, Myristicin
Myrtengewächse Eukalyptusblätter Cineol
  Gewürznelken Eugenol, Acetyleugenol
  Teebaumöl Terpinen-4-ol-Typ
  Cajeputöl Cineol
  Niauliöl Cineol
Kieferngewächse Fichtennadelöl Bornylacetat, Borneol
  Kiefernnadelöl Phellandren, Camphen, Pinen, Limonen
  Terpentinöl Alpha- u. beta-Pinen
Süßgräser Citronellgras Citronellal, Geraniol
Rosengewächse Rosenblüten Geraniol, Nerol, Citronellol
Rautengewächse Zitronenschale Limonen, Citral
  Pomeranzenschale Limonen, Octanal, Linalylacetat
Baldriangewächse Baldrianwurzel Monoterpene, Sesquiterpene
Ingwergewächse Gelbwurz Sesquiterpene
  Javanische Gelbwurz Curcumene
  Ingwer Zingiberen, Bisabolen, Sesquiphellandren
  Kardamomsamen Cineol, Limonen, Linalylacetat
Pfeffergewächse Schwarzer u. weißer Pfeffer Monoterpenkohlenwasserstoffe

Literatur:

  • Bernhard Watzl, Monoterpene: Ernährungs-Umschau 49(2002) Heft 8
  • Gunter Metz,Phytamine – Pflanzliche Nahrung zur Prävention
    PZ-Schriftenreihe Nr. 13 (2001), Govi Verlag
  • Georg Schiller, Karl Hiller, Arzneidrogen, 4. Aufl. 1999,
    Spektrum Akademischer Verlag
  • Hager ROM 2002, Springer Verlag