Babyschwimmen
Man könnte meinen, dass das Babyschwimmen eine neue Modeerscheinung ist. Diese Annahme
stimmt jedoch nicht.
In den verschiedensten Ländern der Erde haben Mütter ihre Säuglinge frühzeitig in
natürlichen Gewässern mit dem Wasser vertraut gemacht. Über die normale Körperreinigung hinaus plantschten und
spielten Mütter mit ihren Neugeborenen im Wasser. Darüber berichten auch Schriftsteller und Völkerkundler.
Wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema erschienen bereits zum Ausgang des vorletzten Jahrhunderts. In
England, Niederlande und Deutschland wurden Forschungsprojekte über das Babyschwimmen ins Leben gerufen. Inzwischen
gibt es weltweit Studien über das Säuglings- und Kleinkinderschwimmen.
1968 begann die Sporthochschule Köln mit einer Studie, die 1975 der Öffentlichkeit
vorgestellt wurde. Die Studie besagt, dass Bewegungen im Wasser die Kinder intensiver beeinflussen als Bewegungen
auf dem Trockenen. Durch eine gezielte Bewegungsschulung in den ersten 22 Monaten werden die späteren motorischen
Bewegungsfertigkeiten nachhaltig gefördert.
Pädagogen und Sportwissenschaftler interessieren sich – trotz aller positiven
Bewertungen – erst seit den siebziger Jahren für das Säuglingsschwimmen. An vielen Sporthochschulen werden seit
Mitte der 90er Jahre Unterrichtsforschung im Säuglings- und Kleinkindbereich durchgeführt.
Die veröffentlichten Ergebnisse ergeben, dass sich Säuglingsschwimmer gegenüber ihren Altersgenossen durch eine bessere situative Anpassung, grössere Selbstsicherheit und Selbständigkeit auszeichnen. Das Babyschwimmen wird inzwischen durch die Medizin, Pädagogik und Sportwissenschaften erforscht und stetig weiterentwickelt.Durch Ultraschalluntersuchungen des Kindes im Mutterleib können jetzt die Forschungsergebnisse über die Entwicklung und die Inhalte des Babyschwimmens besser begründet werden.
Es haben bereits zwei Weltkongresse über das Babyschwimmen stattgefunden. Ein
europäischer Zusammenschluss aller Institutionen, die sich mit Baby- und Kleinkinderschwimmen befassen, wird
angestrebt. Tagungen und Kongresse finden alle zwei Jahre statt.
Ging es in den siebziger Jahren noch darum, wessen Baby am längsten in Rückenlage
schweben oder untertauchen konnte – es gehört der Vergangenheit an – , wird heute nicht mehr experimentiert. Das
Baby soll schliesslich nicht Schwimmen lernen, sondern das Element Wasser “wiederentdecken”. Es soll sich entspannen
können aber auch aktiv sein dürfen und dieses mit der Mutter oder dem Vater – am besten mit beiden Elterteilen –
unter der Anleitung und Hilfe einer gut ausgebildeten Kursleitung.
Wassergewöhnung und Spass für Säuglinge und Kleinkinder von 3 bis 24 Monaten
Spass im Wasser und die Förderung der Bewegung stehen immer im Vordergrund des Babyschwimmens. Die Eltern erlernen
wichtige und vor allem sichere Griffe und Haltetechniken. Sie sehen, wie Ihr Baby die große Bewegungsmöglichkeit im
Wasser ausnutzt. Durch das gemeinsame Erleben und dem intensiven Körperkontakt wird die innige Beziehung zwischen
Baby und Eltern gefördert.
Babyschwimmen ermöglicht Säuglingen eine Fortbewegungsmöglichkeit, bereits in einem
Stadium, in dem eine Fortbewegung an Land noch nicht möglich ist. Durch die “Dreidimensionalität” des Wassers wird
dem Baby eine Bewegungsfreiheit geboten, die jedem Säugling an Land verwehrt bleibt. Babyschwimmen hat somit für die
Entwicklung aller Bewegungen eine herausragende Bedeutung.
Es wird aber nicht nur die Motorik angesprochen, sondern auch die anatomische und
organische Entwicklung des Babys wird positiv beeinflusst. Durch die Eigenschaften des Wassers (Nässe, Kälte,
auftrieb, Widerstand, etc.) wird die Wahrnehmungsfähigkeit, die noch bei vielen Kindern im Kindergarten- und
Schulalter unzureichend ausgebildet ist, wesentlich verbessert.
Wahrnehmungen gelten als die wichtigsten Voraussetzungen für ein gesundes Bewegungsverhalten. Durch das nasse Medium
wird ein neuer Handlungsspielraum eröffnet, der dem Baby und Kleinstkind eine besondere Kreativität ermöglicht.
Babyschwimmen darf nicht als Schwimmen im eigentlichen Sinne verstanden werden, sondern als “ein anderer, besonderer
Spielplatz”.
Ein neugeborenes Kind kennt das Element Wasser bereits aus dem Mutterleib, deshalb wird
es die Zeit im Wasser mit den Eltern sehr geniessen.
Wasser stimuliert die Bewegungs- und Sinnesfähigkeit des Babys, es vermittelt neue
Eindrücke und fördert die geistige Aufnahmefähigkeit des Kindes.
Im Babyschwimmen wird spielerisch die Erfahrung im Element Wasser gemacht! Es soll nichts lernen müssen, sondern
Spass mit den Eltern und den anderen Kindern im Wasser haben.
Die körperliche Entwicklung wird durch die Wassererfahrung positiv beeinflusst, das
Wasser wirkt auf alle Organsysteme, besonders auf die Atmung.
Die geistige Entwicklung wiederum wird durch den engen Eltern-Kind-Kontakt gefördert.
Das gegenseitige Vertrauen und die Sicherheit zueinander wächst.
Die soziale Entwicklung profitiert durch engen Kontakt zu anderen Kindern und Eltern und
dem gemeinsamen Erleben.
Der Aufenthalt im Wasser steigert das Wohlbefinden und die Fähigkeit zu Konzentration
und Koordination.