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Delphintherapie

Auch heute noch ist die Delphintherapie eine der am wenigsten erforschten Therapien überhaupt. Es wird jedoch laufend weiter geforscht. Allerdings sind die Forschungen noch nicht abgeschlossen und es fehlen immer noch umfassende und unabhängige Ergebnisse.
Der Beliebtheit der Delphintherapie tut das jedoch keinen Abbruch. Jährlich kommen Tausende zu den immer zahlreicher werdenden Therapiezentren. Für viele ist diese Therapie der letzte Hoffnungsschimmer. Zu einem Aufbruch in der Psychologie und Psychiatrie kam es in den 60er Jahren in Amerika. Dazu zählte auch die Tiertherapie.

Der New Yorker Psychiater Dr. Boris Levinson stellte damals fest, dass die reine Anwesenheit von Haustieren während einer therapeutischen Sitzung von Vorteil war. Katzen z.B. konnten Patienten beruhigen und ihnen helfen, sich zu öffnen. Diese Feststellung regte auch andere Psychologen an, eine ganze Reihe von Tieren auf ihre psychologische Wirksamkeit zu testen
Anfang der 70er Jahre führte Dr. Betsy Smith erstmals Versuche mit Delphinen durch. Sie startete in Florida das Forschungsprojekt “The Dolphin Project” und führte Versuche mit Autisten durch.
1978 begann der praktizierende Neuropsychologe und Verhaltensforscher Dr. David E. Nathanson die Auswirkungen von Delphinen auf behinderte Kinder zu untersuchen.
Ausgangspunkt für kontrollierte Sprachexperimente war die “Ocean World” Fort Lauderdale in Florida. Delphine fungierten als Lehrer und Therapeuten für Kinder mit dem Down-Syndrom. David E. Nathanson nannte seine neu entwickelte delphingestützte Therapie “Dolphin Human Therapy” (DHT).
Seine jungen Patienten lernten mit Hilfe der Delphine viermal so schnell, als ohne sie. Ausserdem zeigte sich, dass sie das Gelernte eindeutig besser behalten konnten. Nathanson war von den Ergebnissen begeistert und stellte seine Forschungsergebnisse 1980 auf verschiedenen Kongressen vor. 1988 organisierte er eine sechsmonatige Studie am “Dolphin Research Center” (DRC) in Grassy Key, Florida.
Die Teilnehmer des Forschungsprojekts waren sechs Kinder im Alter von zwei bis zehn Jahren, die am Down- Syndrom litten. Ausserdem waren Kinder mit Hydrocephalie (Wasserkopf), Sprach- oder Gedächtnisstörungen beteiligt.

Während des halben Jahres besuchte Dr. Nathanson mit seinen Patienten einmal pro Woche das DRC. Seine Feststellungen von 1978 wurden bestätigt: Die Kinder konnten sich beim Spiel mit den Delphinen überdurchschnittlich gut konzentrieren und entspannen. Zudem wurde ihr Immunsystem gestärkt und ihre Aufnahmefähigkeit verbessert. Die Delphine hatten einen positiven Einfluss. Auch die Arbeit selbst am und im Wasser wirkte positiv auf die kleinen Patienten, aber die Anwesenheit von Delphinen verstärkte den Effekt erheblich.
Eine ähnliche Studie wurde 1993 durchgeführt. Als Grundlage hatte sie die Studie von 1988. Sie diente für die Entwicklung eines umfangreichen Behandlungsprograms im DRC. 1987 zog das DHT um in das “Seaaquarium” Key Biscane. Zusätzlich wurde die Therapie in der Aussenstation Xcaret, Mexiko angeboten. Zwischen 1989 und 1994 konnten während fast fünftausend durchgeführten Therapiestunden mehr als fünfhundert Kinder und Erwachsene aus der ganzen Welt an der DHT von Dr. Nathanson teilnehmen.
Durch die grossen Erfolge der DHT, betrug die Wartezeit bis zu einer Therapie 1994 sieben Jahre. Um dieser riesigen Nachfrage nachzukommen, musste die DHT in das “Dolphins Plus” nach Key Largo, Florida umziehen. Das dort neu konstruierte Vollzeitprogramm diente von nun an auch einer wachsenden Anzahl von Behinderungen.
Seit 1998 arbeitet die DHT im “Dolphin Cove” in Key Largo. Pro Jahr erwarten die dort lebenden Delphine durchschnittlich vierhundert Kinder, welche während zwei oder drei Wochen zur täglichen Therapiesitzung kommen.
Weltweit gibt es inzwischen über 100 Institute, die die Delphintherapien anbieten. Der Begriff “Delphintherapie” ist allerdings keineswegs genormt. Unter diesem Namen wird ein ganzes Spektrum von Therapien verstanden, welche mit Delphinen zusammenhängen. Da die “Dolphin Human Therapy” (DHT) von Dr. David E. Nathanson, als die Delphintherapie schlechthin gilt, habe ich mich hier auf dieses Therapiekonzept beschränkt. Viele andere bekannte Therapiezentren verwenden das Konzept der DHT oder bauen zumindest darauf auf.

Dr. Nathanson selbst beschreibt das Therapiekonzept der DHT folgendermassen: ” Wenn wir möchten, dass ein Kind spricht, und das Kind möchte nicht sprechen, müssen wir seine Aufmerksamkeit bekommen und es mit Hilfe des Delphins dazu bringen, den Wunsch zu sprechen in sich zu verspüren. Wir müssen das Kind dazu bringen, es einmal zu tun und dann dieses Verhalten positiv verstärken, so dass es immer wieder den Wunsch danach verspürt, zu sprechen. ” (Dude, 2002)
Der Grundgedanke der DHT ist, dass Behinderte schlecht lernen, weil ihre Aufmerksamkeitsspanne so gering ist. Informationen werden nicht verarbeitet, weil sie nicht lange genug im Gehirn bleiben. Die DHT ist hauptsächlich Arbeit am Aufmerksamkeitsdefizit. Dr. David E. Nathanson suchte nach natürlichen Mitteln, die Aufmerksamkeit behinderter Kinder zu steigern. Klinische Erfahrungen und die Forschung nennen drei Stimulanzien: Musik, warmes Wasser und Tiere. Die DHT wendet zwei dieser Stimulanzien an (warmes Wasser und Delphine).
Die DHT erfasst das gesamte Kind mit seiner Persönlichkeit, seinen Stärken und Schwächen, es wird also nicht nur an einzelnen Gebrechen gearbeitet. Dabei konzentriert sich die Therapie nicht auf Dinge, welche der Patient nicht mehr kann. Der Grundgedanke der DHT ist, die übriggebliebenen Fähigkeiten zu aktivieren und zu verbessern. Die Therapie konzentriert sich also nicht auf die irreversibel zerstörten Zellen im Gehirn, sondern auf das übriggebliebene Zellmaterial.
Das Gehirn besteht aus einer linken und einer rechten Gehirnhälfte. Die linke Seite kontrolliert das Lesen, die Wahrnehmung und die Sprache (also alles, was mit dem Verstand zu tun hat). Sie ist auch für die Motorik des Körpers verantwortlich. Die rechte Seite erzeugt Emotionen, Vorstellungskraft und die Kreativität. Die meisten der Patienten, die zur DHT kommen, haben Störungen in der linken Gehirnhälfte.

Das Problem bei gehirngeschädigten Kindern ist, dass die Botschaften des Körpers nicht von der einen Gehirnhälfte zur anderen geleitet werden. Es fehlt die “Brücke”. Durch die DHT soll die rechte Gehirnhälfte so aktiviert werden, dass die linke erreicht werden kann. Dazu werden Gefühle des Patienten – Freude und Spass (rechte Gehirnhälfte) – genutzt. Mit Hilfe der natürlichen Stimulanzien wird der Patient über die rechte Gehirnhälfte motiviert. Die rechte Gehirnhälfte gibt dann die Botschaft an die linke weiter. Die “Blockade” im Gehirn wird ganz oder teilweise aufgelöst.
Durch den Delphin erhält der Patient die Motivation mit dem Therapeuten an Land zusammenzuarbeiten. Erst wenn die therapeutische Arbeit an Land erledigt ist, darf der Patient zur Belohnung zum Delphin ins Wasser. Von der vierzig Minuten dauernden Therapieeinheit wird nur höchstens ein Drittel der Zeit mit dem Delphin im Wasser verbracht. Die therapeutische Arbeit an Land wird dabei nur bedingt als “Arbeit” empfunden.
Die DHT ist eine Intensivtherapie für Kinder, welche Defizite in den Bereichen Sprache, Grob- und Feinmotorik, Kommunikation und Aufbau von Selbstvertrauen haben. Die Therapie wird individuell auf den Teilnehmer abgestimmt und dient zur Unterstützung früherer Therapien und weiterführender, traditioneller Behandlungen. Die DHT integriert Therapietechniken aller Art. Bereits Gelerntes und Erreichtes wird gewissermassen neu “aktiviert”. Traditionelle Therapien, wie beispielsweise die Physiotherapie und die Sprachtherapie erreichen nach einiger Zeit eine Grenze, die durch die DHT durchbrochen werden kann.
Durch die umfangreichen Studien von Dr. Nathanson wird belegt, dass die Behandlungsmethode mit Delphinen erfolgreich ist. Durch seine gesammelten Daten kann bewiesen werden, dass über 50% der Kinder noch ein Jahr nach der Therapie das während der Therapie Erreichte, beibehalten oder sogar verbessert haben. Die Lernbereitschaft und die Aufnahmefähigkeit der Kinder lässt sich, gegenüber sonstigen Therapieformen, um das Zwei- bis Zehnfache steigern. Es fehlen jedoch unabhängige Studien und Resultate von Langzeitstudien mit Kindern, die über einen gewissen Zeitraum regelmässig an der DHT teilgenommen haben.

Es ist wichtig anzumerken, dass die Delphintherapie keine Wunder vollbringen kann. Auch Dr. Nathanson hat zum Thema “Wundertherapie” eine klare Meinung: “In den Medien wird unser Therapieprogramm oft als Wundertherapie dargestellt, was es nicht ist. Wir können den Kindern mit den unterschiedlichsten Erkrankungen sehr viel helfen, aber wir können sie nicht heilen. Die Menschen müssen die Realität sehen, und die ist, dass wir den Zustand der Kinder deutlich bessern können. Aber wir können spezifische Erkrankungen nicht heilen.”
Kirsten Kuhnert, Gründerin des Vereins “dolphin aid e.V.” und selbst Mutter eines behinderten Sohnes, mit dem sie schon mehrere Male an der DHT teilgenommen hat, sagt: “Ich habe grosse Probleme mit diesen prominenten Schlagzeilen, die sagen, Dr. Flipper heilt. Die Therapiezentren sind nicht Lourdes, keine Wallfahrtsorte, in denen Menschen zu Delphinen ins Wasser steigen, rauskommen und auf wundersame Weise wieder laufen, wieder sprechen und sehen können, und ihre Rollstühle im Meer versenken. Das Wunder der Delphintherapie bedeutet für mich, Menschen zu zeigen, dass es schön ist, weiterzuleben, dass es lebenswert sein kann an diesem Dasein teilzunehmen. Wir erleben in den Therapiezentren nicht jeden Tag ein kleines Wunder.”
Der Delphin ist der unbestrittene Star der Delphintherapie. Durch seine Feinfühligkeit und sein Einfühlungsvermögen macht er kleine Wunder möglich.
Schon vor mehreren tausend Jahren haben Delphine die Menschen so fasziniert, dass sie ihnen Geschichten und Bilder widmeten. Bis heute hat die Faszination um diese intelligenten Meeressäuger nicht nachgelassen. Dennoch sterben immer mehr dieser faszinierenden Tiere durch Abschlachtung, zunehmende Verschmutzung der Meere, Schiffsverkehr und nicht zuletzt durch den rücksichtslosen Delphintourismus.

Delphinarten

Delphine gehören zur Ordnung der Wale. Da sie keine Barten, sondern deutlich erkennbare Zähne haben, gehören sie zur Unterordnung der Zahnwale. Alle kleineren Zahnwale werden gemeinhin als “Delphine” bezeichnet.
Die 30 Arten der Delphine sind in drei Unterfamilien eingeteilt. Die Unterfamilien sind: Schwert- und Grindwale (Delphindae 1), Meeresdelphine mit vorstehender Schnauze (Delphindae 2), und Meeresdelphine ohne vorstehende Schnauze (Delphindae 3). Viele Delphinarten sind auch heute noch gänzlich unbekannt.
Häufigste Art der Delphine überhaupt, ist der Grosse Tümmler. Sein Gesamtbestand wird auf etwa fünf Millionen Individuen geschätzt. Er gilt als der Delphin schlechthin, weil er durch Filme und Delphinarien einem breiten Publikum bekannt ist. Auch in der Delphintherapie kommt ausschliesslich diese Art zum Einsatz.
Die häufigste Art im Mittelmeer und im Schwarzen Meer ist der Gemeine Delphin. Er gehört zur Familie der Delphindae 2. Er ist an seiner deutlich abgesetzten, schmalen Schnauze erkennbar. Diese Art bildet zum Teil grosse Gruppen, welche gelegentlich Schiffe begleiten.
Einer der bekanntesten Vertreter der Familie der Delphindae 1 ist der Schwertwal . Er fällt vor allem durch seine unverkennbare, schwarzweisse Zeichnung auf. Schwertwale werden bis zu neun Metern lang und zwischen vier (Weibchen) und acht (Männchen) Tonnen schwer. Er ist somit der grösste und schwerste aller Delphine. Oft jagt er in Rudeln von 20-30 Tieren. Er ernährt sich vorwiegend von Fischen, Robben, Tümmlern und Delphinen.
Der “Commerson- Delphin” ist ein Vertreter der Familie der Delphindae 3. Er lebt in kleinen Gruppen in Küstennähe. Er ist an der südamerikanischen Küste verbreitet. Er wird ungefähr 1,7 Meter lang. Diese Delphine haben eine kurze, gerundete Schnauze und einen sehr kurzen Schnabel. Ihr Körper ist klein, gedrungen und torpedoförmig.

Merkmale

Delphine besitzen meist eine deutliche Rückenflosse, sie haben eine schnabelartige Schnauze mit kegelförmigen Zähnen. Je nach Art variiert die Körperlänge zwischen einem und neun Metern. Oben auf ihrem Kopf sitzt die nach hinten verlagerte Atemöffnung.
Aufgrund ihres stromlinieförmigen Körpers, können sie über eine längere Zeit mit einer Geschwindigkeit von über 30 km/h schwimmen. Erzeugt wird der Antrieb alleine durch den Hinterkörper, welcher mit seinen mächtigen Muskelpaketen die waagrechte Schwanzflosse, die Fluke, auf- und ab bewegt.
Obwohl der Speiseplan der Delphine vorwiegend aus Fischen, Schnecken und Kraken besteht, sind sie fähig ihre Ernährungsgewohnheiten dem jeweiligen Lebensraum anzupassen.

Lebensraum

Mit der Zeit hat der Delphin alle Ozeane erobert. Jede spezifische Art besitzt jedoch ihre besondere besonderen Bedürfnisse und sucht sich danach ihren Lebensraum aus. Verschiedene Delphinarten sind nur gebietsweise vertreten. Andere Arten hingegen haben weite Verbreitungsgebiete, wie zum Beispiel der “Grosse Tümmler” . Diesen findet man rund um den Erdball, auf hoher See ebenso, wie in der Nähe von Küsten aller Kontinente mit Ausnahme der Polargebiete.
Die herrschenden Faktoren der Meere beeinflussen die Verbreitung der Delphine massgebend. Die Wassertemperatur, die Wassertiefe und der unterschiedliche Salzgehalt spielen dabei eine ebenso grosse Rolle wie die Oberflächenstruktur des Meeresgrundes und die Häufigkeit von Nahrungstieren. Durch die unterschiedlichen Aufenthaltsgebiete ihrer Nahrung werden daher viele Delphinarten gezwungen, Wanderungen zu unternehmen.
Das körperliche Wohlbefinden der Delphine hängt weitgehendst von der Meerestemperatur ab. Einige lieben warme Meere, andere bevorzugen kalte Gebiete. Aufgrund all dieser Faktoren ist es bei vielen Delphinarten nicht möglich, das Verbreitungsgebiet eindeutig abzugrenzen.

Fortpflanzung

Beim Männchen tritt die Geschlechtsreife – je nach Delphinart – mit neun bis dreizehn, beim Weibchen mit fünf bis zwölf Jahren ein. Die Paarung findet im Frühling statt. Während der Paarungszeit ist die Rangordnung innerhalb der Gruppe besonders stark ausgeprägt. Der Paarung geht eine, oft mehrere Wochen dauernde, Werbephase voraus.
Delphine gehen keine festen Bindungen ein, sondern paaren sich während der Fortpflanzungszeit oft mit mehreren Partnern. Die Tragzeit beträgt elf bis zwölf Monate. Sie gebären lebende Junge und ernähren sie mit Muttermilch. Obwohl Delphine zu den Säugetieren gehören, kann der Delphin nicht saugen, denn seine Lippen sind nicht beweglich. Die Muttermilch wird dem Delphinkalb in den Mund gespritzt. Die Stillzeit dauert bei Delphinen bis zu drei Jahren.

Sozialverhalten

Delphine leben in Gruppen. Es sind sehr soziale Tiere. Der jeweilige Lebensraum bestimmt die Grösse der Gruppe. “Hochseedelphine” bilden oft grosse Gruppen (sogenannte “Schulen”), welche aus bis zu 8500 Individuen bestehen können. Sind sie auf der Jagd, bilden sie mehrere kleine Gruppen, die sich auf ein grosses Areal verteilen. Sie halten immer Hörkontakt zueinander.
Mit Hilfe ihrer Sonarortung suchen sie bevorzugt nach Schwärmen von Dorschen, Makrelen oder Heringen. Nach Ortung eines solchen Schwarms kreisen ihn einige Tiere der Gruppe – die Treiber – ein. Durch das näherrücken wird die Arbeit der Jäger erleichtert.
Beim Fressen herrscht eine klare Rangordnung: Zunächst dürfen die stärkeren Tiere fressen, bevor die rangniederen Tiere an die Reihe kommen. Während des Fressens halten die Delphine den Kreis geschlossen, damit ihnen die Beute nicht entwischen kann. “Küstendelphine” leben vorwiegend in Familiengruppen, welche aus bis zu zwanzig, meist miteinander verwandten Tieren bestehen. Diese Delphinart jagt in der Regel einzeln. Auf ihren Beutestreifzügen bewegen sie sich meistens in Ufernähe. Die Nahrung der Küstendelphine ist wesentlich vielfältiger als die der Hochseedelphine: Sie stöbern Aale, Kraken, Tintenfische, Krebstiere und andere, am Meeresgrund lebende, Fische auf.

Kommunikation

Die Kommunikation der Delphine untereinander geschieht durch verschiedene Laute wie Schnalzen, Klicken, Pfeifen und Brummen.
Auch heute noch ist die Forschung weit entfernt davon zu verstehen, was diese Laute und Töne bedeuten könnten. Gesichert ist jedoch, dass jeder Delphin seinen persönlichen Erkennungston, den sogenannten “Signaturpfiff”, hat. Dieser wird langsam entwickelt. Männliche Jungtiere eignen sich einen Ton an, welcher sehr ähnlich wie der, der Mutter klingt. Weibliche Jungtiere hingegen entwickeln einen Pfiff, der sich komplett von dem der Mutter unterscheidet.
Im Laufe seines Lebens lernt ein Delphin alle Signaturpfiffe der Gruppe und zusätzlich noch 20-25 weitere Töne. Dabei kann jeder Delphin die Signaturpfiffe der anderen Gruppenmitglieder erkennen und auch zuordnen.

Sonarortung

Durch die Sonarortung können Delphine zwischen Artgenossen und grösseren Objekten unterscheiden. Sie können Hindenisse umgehen und ihre Nahrung orten. Aufgrund der Sonarortung können Delphine auch Nachts und in mehr als 600 Metern Tiefe auf Jagd gehen. Junge Delphine müssen die Methode erst erlernen.
Die Schallwellen werden über die sog. “Melone” ausgesandt. Die Melone ist die grosse Wulst am Vorderkopf, die mit einem speziellen Fett gefüllt ist. Der Mensch nimmt die ausgesandten Schallwellen als Klicklaute wahr. Sie werden in der Kehlkopftasche erzeugt und rund dreihundert Mal pro Sekunde ausgestossen. Die Schallwellen werden von einen Objekt (z.B. Hindernis, Beute…) reflektiert und gelangen zum Delphin zurück. Sie werden dann im hinteren Bereich des Unterkiefers empfangen und ins Mittelohr geleitet. So kann der Delphin exakt die Distanz zum jeweiligen Objekt ermitteln.

Anfänge der Delphinhaltung

Bereits 1870 wurden fünf Weisswale lebend nach England gebracht, um sie dort auszustellen. Sie waren die ersten Wale, welche der Öffentlichkeit in einem Becken vorgeführt wurden. In den 30er Jahren hielt man gelegentlich im Aquarium von Playmouth Tiere, die man bei Strandungen gerettet hatte. Es dauerte jedoch bis 1962, dass man durch zwei gefangene Tümmlerweibchen eine Dauerausstellung aufbauen konnte. Dies war der Beginn für die Delphine, in einem künstlichen Lebensraum zu leben. Kurze Zeit später begannen jedoch die Probleme.
Aufgrund ihrer Intelligenz haben Delphine einen hohen Bewegungsdrang, den sie in den viel zu kleinen Becken nicht ausleben konnten. Die Lösung des Problems war eine gelenkte Beschäftigungstherapie. Diese Therapie hatte zwei Vorteile. Einerseits blieben die Delphine gesund, andererseits konnten die eingeübten Nummern einem breiten Publikum vorgeführt werden, und damit wurde Geld verdient. Ohne dieses täglichen Trainings hätten die Delphine das Leben in Gefangenschaft nicht ausgehalten und wären wahrscheinlich vor Langeweile gestorben.

Wissenschaft

Das Wissen, das wir über Delphine haben stammt hauptsächlich von Delphinen in Gefangenschaft. Durch die Beobachtung gefangener Delphine konnten die Wissenschaftler herausfinden, wie sie sich vermehren, wie gut ihre Sinnesleistungen sind, wie die Sonarortung funktioniert, wie die Tiere tauchen und wie sie miteinander kommunizieren. Wissenschaftler, die gegen eine Haltung von Delphinen in Gefangenschaft sind, argumentieren, dass die Delphine unter solchen Bedingungen nicht dasselbe Verhalten wie in freier Wildbahn zeigen würden. Daher seien die Forschungsergebnisse nur teilweise zuverlässig. Die Delphinhaltung hat jedoch unser Wissen und Verständnis bereichert und zudem auch viele Arten für zukünftige Generationen erhalten.

Delphintherapie

Seit 1978 schwimmen behinderte Kinder mit Delphinen in – vom Meer abgetrennten – Buchten. Hier übernimmt der Delphin die Rolle des Therapeuten. Dies bedeutet jedoch wiederum ein Leben in halbkünstlichem Lebensraum für die Delphine.
Der Erfinder der Delphintherapie, Dr. David E. Nathanson, meint zum Thema “Tierschutz”: “Es gibt Tierschutzvereine, die vollkommen gegen Delphine in Gefangenschaft sind, egal aus welchen Gründen. Ich neige dazu in der realen Welt zu leben, und dort ist man oft gezwungen Kompromisse einzugehen, um die Welt voranzutreiben. Es ist wahr, dass es einen Zaun gibt, aber ich würde das als einen Kompromiss bezeichnen, mit dem man gut leben kann, um das zu vollbringen, was wir hier machen müssen!”
Der Tierschutz ist in Amerika durch ein festgeschriebenes Gesetz gesichert. Dieses Gesetz besagt, dass man Delphine nicht mehr als zwei Stunden pro Tag zur Therapie einsetzen darf. Ausserdem dürfen Delphine nicht mehr gefangen und eingeführt werden. Mit diesen Gesetzen geben sich jedoch nicht alle zufrieden. Mit verschiedenen Argumenten begründen Gegner die Abschaffung der Delphinhaltung. Einer dieser Gegner ist Thomas Henningsen, Meeresbiologe und Kampagnendirektor für den Bereich Wald und Meere bei “Greenpeace”. Er argumentiert, dass auch im besten Delphinarium Delphine nicht artgerecht halten können, denn sie seien soziale Wesen, die sich ihre Gesellschaft gerne selbst aussuchen würden.
In einigen Punkten muss ich Thomas Henningsen Recht geben. Ein Negativbeispiel ist das Delphinarium in Nürnberg. Seit ungefähr 4 Jahren führt die Universität Würzburg dort das Forschungsprojekt “Delphintherapie” durch. Die Delphine des Tierparks Nürnberg werden jedoch in künstlichen, alten und viel zu kleinen Bassins gehalten.
Eine – berechtigte – Reaktion auf diese Haltung ist ein Bürgerbegehren, welches die sofortige Einstellung der Nachzucht, Verbot von Wildfängen aus dem Meer und ein Verbot von Übersiedlungen aus anderen Delphinarien fordert. Mit Erfüllung dieser Forderungen soll letztendlich die Schliessung des Delphinariums erreicht werden. Da dieses jedoch der Anfang vom Ende der Haltung von Delphinen in künstlichen Lebensräumen bedeuten würde, stellt sich die Frage, was würde mit den behinderten Kindern passieren, die auf eine Delphintherapie hoffen?
Nürnberg und Key Largo sind Therapiezentren mit künstlichen Lebensräumen. Diese Zentren müssten früher oder später geschlossen werden, wenn das Gesetz verabschiedet wird. Eine Alternative könnte Ägypten sein, denn dort wird die Delphintherapie mit freilebenden Delphinen angeboten. Trotz aller Bedenken, die der Tierschutz fordert, bin ich der Meinung, dass die Delphintherapie erhalten werden muss, denn die Delphintherapie kommt bei ganz verschiedenen Krankheiten und Behinderungen zum Einsatz. Bei der “Dolphin Human Therapy” in Key Largo beispielsweise werden Kinder mit über 200 verschiedenen Krankheiten (resp. Behinderungen) behandelt. Die häufigsten sind: Zerebrallähmung, Autismus, Down- Syndrom und geistige Behinderungen infolge von Unfällen. Einige Therapiezentren führen aber auch Delphintherapien mit depressiven Menschen, Vergewaltigungsopfern, Krebs- oder HIV- Patienten durch.

Zerebrallähmung

Zu den Zerebrallähmungen gehören eine Reihe von Bewegungsstörungen aufgrund von Hirnschäden, die während oder kurz nach der Geburt auftreten. Es handelt sich nicht um eine spezifische Krankheit, sondern es ist ein allgemeiner Begriff für Störungen die Einfluss auf Bewegung und Körperhaltung haben. Auslöser können sein, Infektionen der Mutter (z.B. Röteln), Strahlenschäden, Sauerstoffmangel, Blutvergiftungen, Verletzungen, Hirninfektionen.
Es werden vier Hauptformen unterschieden: Spastische Lähmungen, Athetose, Ataxie und Mischformen. Die spastische Lähmung ist mit 70 Prozent, die am häufigsten auftretende Zerebrallähmung. Dabei kommt es zu Versteifungen und Lähmungen der Muskeln. Die Athetose ist mit 20 Prozent, die am zweithäufigsten auftretende Zerebrallähmung. Sie ist durch unwillkürliche, ruckartige Bewegungen gekennzeichnet. Je nach Lokalisation des Hirnschadens können die Auswirkungen schwächer oder stärker sein. Es können auch Epilepsie, Sehstörungen und Hörbehinderungen hinzukommen. Der Schwerpunkt der Behandlung liegt auf der Erhaltung der Selbständigkeit. Je nach Art der Behinderung werden auch orthopädisch- chirurgische Eingriffe vorgenommen.

Autismus

Die genaue Ursache des Autismus ist auch heute noch weitgehend unbekannt. Wir wissen nur, dass es eine schwere Entwicklungsstörung des Gehirns ist. Es wird angenommen, dass die Ursache ein genetischer Schaden auf den Chromosomen sieben und fünfzehn sein könnte. Allerdings können auch Komplikationen bei der Geburt der Auslöser sein.
Etwa ein Kind auf 2000 Geburten kommt mit dieser Störung zur Welt. Knaben sind dabei vier- bis fünfmal häufiger betroffen als Mädchen. Die Hälfte der Autisten ist stumm. Es gibt jedoch ganz unterschiedliche Arten von Autismus. In der Regel leiden Autisten an Beziehungs- und Kommunikationsstörungen. Sie sind nicht fähig normale Verhältnisse zu den Eltern oder Geschwistern aufzubauen.Sie spielen nicht mit anderen Kindern und reagieren extrem stark auf kleinste Umweltveränderungen. Sie bestehen auf eine bestimmte Ordnung. Sie wiederholen immer die gleichen Verhaltensweisen und entwickeln Stereotypien. Oft haben sie Probleme beim Essen und Schlafen und neigen auch zur Selbstzerstörung.
Vor normalen Gefahren, wie Strassenverkehr, haben sie keine Angst. Sie neigen jedoch zu einer Über- oder Unterempfindlichkeit einzelner Sinnesbereiche. Bei vielen Autisten können bereits geringe Berührungen Schmerzen, Verkrampfungen, oder sogar Schockzustände hervorrufen. Es gibt auch Autisten die absolut schmerzunempfindlich sind und auch auf Verletzungen überhaupt nicht reagieren. Ihre Intelligenz reicht von geistiger Behinderung bis zu normaler Intelligenz. Sie zeigen oft erstaunliche Teilleistungen in den Bereichen Mathematik, Technik und Musik.
Bei Autisten muss das Lernen in kleinen Schritten im Vordergrund stehen. Auch die Erziehung ist ein wichtiger Faktor.

Down- Syndrom

Das Down- Syndrom ist ein angeborener Gendefekt. Auf 700 Geburten kommt etwa ein Kind mit dem Down-Syndrom zur Welt. Das Risiko steigt mit dem Alter der Mutter.
Die Forschung auf diesem Gebiet ist noch sehr jung. Die Ursachen für die Entstehung des Down-Syndroms sind auch heute noch weitgehend unbekannt. Es wird angenommen, dass es durch einem spontanen Fehler bei der Zellteilung, während der Bildung der Ei- oder Samenzellen, oder bei der ersten Teilung der befruchteten Eizelle entsteht. Menschen mit dem Down- Syndrom haben statt zwei, drei Kopien des Chromosoms 21 und haben so insgesamt 47, anstatt der üblichen 46 Chromosomen.
Das auffälligste Merkmal der Menschen mit Down-Syndrom ist ihr Aussehen. Sie haben einen kleinen, runden Kopf und eine Hautfalte an den inneren Augenwinkeln. In der Hand ist die sog. “Affenfurche” auffällig. Die Entwicklungsschritte wie wie Sitzen, Sprechen und Krabbeln erreichen sie etwas später als normal. Sie leiden oft an Störungen der Sprachentwicklung. Meistens zeigen sie jedoch ein normales Verhalten und haben ein sensibeles Einfühlungsvermögen. Der Intelligenzquotient liegt allerdings meist sehr tief. Sie erreichen das geistige Alter eines Achtjährigen. Sie haben eine hohe Anfälligkeit für Leukämie, Herzfehler, Magen- und Darmprobleme und Sehbeeinträchtigungen. Eine Heilung ist nicht möglich. Nur die Begleiterkrankungen wie Fehlfunktionen und Herzfehler, können behandelt werden. Zu den Therapiemöglichkeiten gehören Physiotherapie, um die motorischen Fähigkeiten zu verbessern, und die Sprachförderung.

Vorbereitungen

Für den Patienten aber auch für die Familie benötigt es gewisse Vorbereitungen um eine Delphintherapie im Ausland erleben zu können. Nach der Entscheidung für eine Delphintherapie, sollte mit den Vorbereitungen so früh als möglich begonnen werden. Familien die sich für eine Delphintherapie interessieren, sollten sich genau über den Therapieort informieren, da die Delphintherapie in vielen verschiedenen Ländern, mit unterschiedlichen Kulturen, weltweit angeboten wird. So sind zum Beispiel die Sitten in Amerika ganz unterschiedlich als in Ägypten. Auch was die Delphine anbelangt, sind Unterschiede vorhanden. Für Familien die mit freilebenden Delphinen zusammenarbeiten möchten, ist Ägypten passend. Wenn sie jedoch sicher sein möchten, dass immer Delphine anwesend sind, sind Orte wo Delphine in Gefangenschaft gehalten werden geeigneter.
Grundsätzlich wird auch empfohlen, dass sich die Familie gemeinsam mit ihrem behandelnden Arzt oder Heilpraktiker und mit den behandelnden Therapeuten für ein passendes und geeignetes Therapieprogramm entscheidet. Jedes zu behandelnde Kind braucht sein persönliches, nach seiner Behinderung orientiertes Programm. Und nicht alle Zentren bieten die gleichen Therapien an. Natürlich sind auch die Kosten für die Therapie ein wesentlicher Faktor. Amerika ist im Vergleich zu Israel oder Ägypten deutlich teurer, was nicht zuletzt an den teuren Hotel- und Flugkosten liegt.
Familien, welche sich eine Delphintherapie nicht leisten können, sollten sich früh genug mit einem der zahlreichen Vereine zusammen setzen. Diese Vereine unterstützen Familien finanziell und vermitteln Kontakte. Wie bei allen Reisen ins Ausland sollte auch der Impfschutz überprüft werden. Um sicher zu gehen, dass das gewählte Reiseziel für das Kind geeignet ist, sollte die Reise mit dem Hausarzt oder Heilpraktiker besprochen werden. Auch die Wartezeit spielt eine wichtige Rolle. So kann die Wartezeit bei manchen Therapienzentren mehrere Jahren betragen, bei anderen wiederum “nur” ein paar Monate.

Quelle:
Sabrina Stöckli
Weitere Informationen bei: www.delphintherapie.org