Die “richtige” Blutdruckmessung
Es
ist erstaunlich, wie oft man feststellen muss, dass die Messung des Blutdrucks
unsachgemäß durchgeführt wird. Dadurch kommt es zu Fehlmessungen, die eine Differenz bis zu 10 mm/Hg aufweisen können.
Zur Erinnerung:
Zur Messung des Blutdrucks in der Arteria radialis wird eine Manschette um den Oberarm gelegt, deren Unterrand etwa 2 cm oberhalb der Ellenbeuge enden sollte. Es ist falsch, nur eine Manschette für alle Patienten zu benutzen, es muss auf den Oberarmumfang geachtet werden, damit es bei beleibteren oder kräftigeren Patienten nicht zu Fehlmessungen kommt. Die “übliche” Manschette ist 12 cm breit und das aufblasbare Luftreservoir ist 26 cm lang. Diese Manschette kommt zum Einsatz, wenn der Oberarmumfang des Patienten geringer als 40 cm ist. Bei einem größeren Armumfang muss eine Manschette verwendet werden, die 18 cm breit ist. Während die Arteria radialis getastet (palpiert) wird, wird die Manschette rasch ca. 30 mm/Hg über den systolischen Druck aufgepumpt. Das Verschwinden des Pulses in der Arterie wird als Hinweis für den systolischen Druck gewertet. Wenn das Gefäß durch den Druck, den die aufgeblasene Manschette ausübt, geschlossen ist, kann kein Blut mehr passieren. Mit Hilfe der Ablassschraube wird der Druck nun um ca. 2-3 mm/sec so weit abgesenkt, bis die systolische Blutwelle – das Blutdruckmaximum – dazu in der Lage ist, für einen kurzen Moment das Gefäß gegen den Manschettendruck geringfügig zu öffnen, sodass Blut hindurchströmen kann. Es besteht jedoch durch den verminderten Radius des Gefäßes eine Profiländerung. An dieser Engstelle steigt die Reynoldssche Zahl, und somit entsteht eine Turbulenz, deren Geräusche mit Hilfe eines Stethoskops über der Arteria radialis hörbar werden. In diesem Moment entspricht der Manschettendruck etwa dem systolischen Druck in dem entsprechenden Gefäß.
Wird der Manschettendruck weiter verringert, dehnt der systolische Druck das Gefäß auf seine ursprüngliche Weite
aus.
Während der Diastole kollabiert das Gefäß jedoch wieder. Wird der Manschttendruck weiter verringert, ist der
diastolische Druck irgendwann in der Lage, das Gefäß offen zu halten. Nun sind im Stethoskop keine Geräusche mehr zu
hören. In dem Moment, in dem die Geräsche nicht mehr hörbar sind, kann man am Manometer den Druck ablesen, der dem
diastolischen Blutdruck entspricht.
Es wird jedoch in Fachkreisen immer noch darüber diskutiert – eine Einigung konnte bisher nicht erzielt werden – ob als Kriterium für den diastolischen Druck das völlige Verschwinden der Geräusche oder schon die Geräuschänderung zählen soll.
Ohne auf diese Diskussion näher einzugehen, müssen jedoch zwei Punkte erwähnt werden.
Je sklerotischer (verkalkt) ein Gefäß u.a. mit zunehmendem Alter wird, desto höher muss der Manschettendruck sein, um
das Gefäß zu komprimieren, denn der erhöhte Widerstand der Arterienwand muss zusätzlich überwunden werden. Die
Blutdruckmessung wird damit ungenau, nämlich zu hoch.
Wenn sich jemand extrem körperlich anstrengt und sein Herzminutenvolumen (HMV) z.B. auf das 6-fache des Normalwerts
erhöht ist, muss bei gleicher Gefäßweite das Blut mit 6-facher Geschwindigkeit durch das Gefäß fliessen; es kann bei
dieser Geschwindigkeit bereits ohne Manschettendruck zu Turbulenzen kommen.
In derartigen Fällen müsste man den diastolischen Druck bis auf Null messen. Allerdings kommt dieses sehr selten vor.
Normalerweise kann der systolische Druck auf ± 5 mm/Hg, der diastolische Druck auf ± 10 mm/Hg gemessen werden. Für eine Routineuntersuchung ist diese Genauigkeit völlig ausreichend.
Bei Erwachsenen sollte der diastolische Druck nicht über 90 mm/Hg, der systolische Druck nicht über 140 mm/Hg liegen.
Blutdruckwerte bei Kindern
Neugeborene 75/50
2.-6. Monat 85/65
6.Monat bis 3. Lebensjahr 90/65
4.-9. Lebensjahr 95/60
10. u. 11. Lebensjahr 100/60
12. u. 13. Lebensjahr 105/65
ab 14. Lebensjahr 110/70