Elektroenzephalographie (EEG)
Die Abkürzung EEG steht für Elektroenzephalogramm.
Die Vorgänge der elektrischen Tätigkeiten des Gehirns können durch die Elektroenzephalographie erfasst und beschrieben
werden, es ist eine Hirnstromableitung.
Erst durch die Übertragung sehr schwacher Ströme funktioniert ein Gehirn, sei es ein menschliches oder tierisches.
Erstmals konnten diese Ströme nach der Entwicklung der Verstärkertechniken Ende des 19. Jahrhunderts abgeleitet und
sichtbar gemacht werden. 1929 wurde von Professor Berger das erste “moderne” EEG aufgezeichnet und veröffentlicht.
Im Wachzustand des Patienten lassen sich mit dem EEG nur die Ströme der obersten Millimeter der Hirnrinde zuverlässig darstellen. Störungen der im Inneren des Gehirns liegenden Ströme sind mit der Ableitung eines normalen EEG nicht oder nur sehr unzuverlässig wiederzugeben. Durch ein im Schlaf aufgezeichnetes EEG erhält man jedoch indirekt Einblicke in tiefere Schichten des Gehirns bis hin zu den Hirnnervenkernen im Zentrum. Bei bestimmten Fragestellungen muss aus diesem Grund nach einem Wach-EEG noch ein Schlaf-EEG durchgeführt werden. Neurologen haben erkannt, dass eine solche EEG-Ableitung im Schlaf, die nach einem längeren Schlafentzug erfolgt, besonders aussagekräftig ist. Die Patienten werden je nach Alter zwischen 22:00 Uhr und 03:00 Uhr nachts geweckt und müssen dann bis zur EEG-Ableitung am Morgen wach bleiben. Bei kleineren Kindern sollten nahe Angehörige in der Nacht bei dem kleinen Patienten bleiben können. Das hat sich als besonders günstig erwiesen.
Beim Wach-EEG wird meist eine “Fotostimulation” durchgeführt. D.h. pro Sekunde bitzt eine helle Lampe 5 bis 30 mal über einen Zeitraum von 1 bis 2 Minuten mit dazwischenliegenden Pausen auf. Man erhält durch die Fotostimulation eine Aussage über eine eventuelle Lichtempfindlichkeit. Dieses ist besonders wichtig um eine gesicherte Diagnose von Krampfanfällen durch Lichteinfluss, z.B bei der Fotoepilepsie durch Fernsehen oder Computerarbeit, stellen zu können. Durch eine sog. “Hyperventilation” kann eine weitere Verbesserung der Aussage erreicht werden. Hierbei muss der Patient ca. 3 Minuten tief ein- und ausatmen.
Das Video-EEG ist eine besondere Ableitungsvariante, d.h. parallel zum EEG wird ein Video vom Patienten aufgenommen.
Der Patient (hier ein Kind) liegt bequem auf einer Liege. Die Ableitung erfolgt über die normalen EEG-Elektroden, die
parallele Videoaufnahme durch einen Camcorder. Auf einem Monitor kann die EEG-Schwester das EEG wie auch das Videobild
verfolgen. Die Ergebnisse werden durch einen Computer aufbereitet.
Bei der Beurteilung der Ableitung kann der Neurologe dann in einem Schnittbild Video und EEG zeitgleich sehen. Durch
diese Technik sind diskrete Krampfanfälle wie kleine Mundzuckungen sicherer zu diagnostizieren.
Das Langzeit-EEG ist bei der Epilepsiediagnostik von besonderer Bedeutung.
Damit sich das Kind frei bewegen kann, wird der Aufzeichnungsrekorder mit einer Tasche am Körper befestigt; es wird
ein tragbares EEG-Gerät angelegt, das die, durch relativ fest sitzende oder gar festgeklebte Elektroden aufgenommenen
Hirnströme speichert. Dadurch wird dem Patienten eine möglichst grosse Bewegungsfreiheit eingeräumt. Diese Methode ist
bei sehr seltenen oder unklaren Krampfanfällen von grosser Bedeutung.
Gründe zur Ableitung eines EEG:
Die Gehirnstromableitung (EEG) ist eine der gebräuchlichsten Methoden die Darstellung des “Organs Gehin” durch die Computer- oder Kernspinntomographie zu ergänzen. Eine besondere Bedeutung hat das EEG in der Kinder- und Jugendmedizin; es kann eine Aussage über die Reife des Gehirns machen. Während der Entwicklung verändert es sich ständig im Sinne einer zunehmenden Reifung. Relativ genau lässt sich dieses jedoch nur durch eine Computeranalyse des Elektroenzephalogramms definieren.
Das Haupteinsatzgebiet des EEG ist jedoch die Epilepsie-Diagnostik.
Bei der Epilepsie kommt es durch Kurzschlüsse im Gehirn zu Krampfanfällen. Diese Krampfanfälle können sich ganz
diskret nur durch ein Muskelzucken (oft im Mundbereich), durch einen Abwesenheitszustand (“Absence”), aber auch durch
ein Umfallen des Patienten mit Zuckungen des ganzen Körpers und Ohnmacht (“Grand mal”) zeigen. Ein Krampfanfall in
Form einer Absence, eingebettet in ein normales EEG vor und nach dem Krampfanfall, ist in unten dargestellt.
Zu Beginn der Ableitung und im letzten Drittel der Ableitung fast normale EEG-Aktivität eines 3-jährigen Kindes. Dazwischenliegend aufschiessende Krampfaktivität bei einem Abwesenheitszustand (Absence-Epilepsie).
Ein weiteres Gebiet des EEG ist die Diagnostik von Hirnfunktionsstörungen, z.B. nach Unfällen mit Verletzungen des
Gehirns, Hirnblutungen, Hirninfarkten (die es auch schon bei Kindern gibt) und Tumoren im Gehirn.
Die Ableitung eines EEG:
Auf dem Schädel des Patienten werden zahlreiche Elektroden angelegt.
Die EEG-Signale von den auf dem Kopf angelegten Kopfelektroden werden über die Kabel in die sogenannte Brause geleitet. Die Ableitung ist völlig schmerzlos. Heute ist es üblich, dass das EEG-Signal von der “Brause” in einen Computer übertragen wird, der es als Bild darstellt oder in einem Archiv abspeichert. Von hier aus kann die EEG-Kurve jederzeit wieder abgerufen und befundet werden; sie kann aber auch über das Internet an Kollegen zur weiteren Befundung übertragen werden. Die eigentliche EEG-Ableitung dauert 10 bis 30 Minuten. Mit Anlegen und Abnehmen der Kappe kann sich die Gesamtdauer auf bis zu 60 Minuten belaufen.
Das EEG ist eine völlig unschädliche Untersuchung. Eine Narkose ist natürlich nie, eine Beruhigung mit Medikamenten extrem selten erforderlich. Die Erkenntnisse durch ein EEG, insbesondere in der Epilepsiediagnostik, sind durch keine andere Methode vergleichbar sicher zu erhalten.