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Erregungs- und Reizzustände

Regenerierender Schlaf ist von besonderer Bedeutung beim Abbau von Erregungszuständen, was leider von Ärzten und Heilpraktikern oftmals übersehen wird.

Es ist bekannt, dass durch Tag und Nacht andauernde Erregungszustände der notwendige Schlaf gestört ist. Dadurch findet ein vermehrter Verbrauch von Energie statt.
Damit sind aber auch gleichzeitig diejenigen Kräfte reduziert, die erforderlich sind um die Gesamtheit der Zellfunktionen aufrechtzuerhalten. Es kommt zu Gleichgewichtsschwankungen im vegetativen System und es fehlt an Energie, die regulierenden Funktionen wieder auszugleichen.
Wird dem Körper nun, auf welche Weise auch immer, der Schlaf geraubt, so wird irgendwann ein Punkt erreicht, an dem es zu unerwünschten, vielleicht sogar toxischen Nebenwirkungen durch Ansammlung von Ermüdungsgiften kommt. Eines der ersten Symptome ist dabei Müdigkeit, oftmals münden die Beschwerden aber auch im so genannten “Burn-Out-Syndrom”.

Erregungszustände finden wir nicht nur bei funktionellen, sondern auch bei organischen Erkrankungen des Gehirns, beispielsweise bei Schizophrenie, Epilepsie, manisch-depressiven Patienten und Vergiftungen des Gehirns, im Rauschzustand, bei Hysterie und Psychopathie.
Eine übermäßige Inanspruchnahme des Systems, die schließlich zu neurasthenischen Störungen führt, kann nicht nur durch körperliche Erschöpfung, sondern auch durch psychische Überforderungen herbeigeführt werden. Die Symptome Erregungszustand und motorische Reizbarkeit bedürfen unter allen Umständen einer beruhigenden Behandlung, u.U. einer Schlafbehandlung. Eine der wichtigsten Aufgaben in der Behandlung derartiger Erkrankungen ist es also, dem Körper den zu seiner Gesundung unentbehrlichen Schlaf zu geben. Vielen Erkrankten sagt man ja schon im Volksmund: “Schlaf Dich erst mal so richtig aus”. Wenn der Schlaf durch Schmerzen verhindert wird, ist es manchmal hilfreich, durch Unterdrücken oder Ausschalten mit Hilfe von Analgetika das Einschlafen herbeizuführen.

Wenn innere Spannungen des Patienten ein Einschlafen verhindern, dann müssen zusätzliche Maßnahmen wie nasse Einpackungen, zeitlich etwas ausgedehntere Bäder oder andere hydrotherapeutische Maßnahmen, manchmal in Verbindung mit schwächeren beruhigenden Mitteln (Baldrianpräparaten, kleinen Bromidmengen, Orangenblütentee) eingesetzt werden. Deren narkotische Wirkung ist oft schon in ausreichendem Maße in der Lage, den Schlaf herbeizuführen. Es sollte aber jedem Arzt und Heilpraktiker bekannt sein, welche Gefahren diese Mittel insbesondere für labile Patienten beim chronischen Gebrauch besitzen. Es muss daher eindringlich an die Verantwortung jedes Therapeuten appelliert werden, um bei der Verordnung von Schlafmitteln das rechte Maß zu finden.

In der Vergangenheit gab es Sedativa und Schlafmittel, die in der Hauptsache aus pflanzlichen Bestandteilen zusammengesetzt waren. Leider sind im Zuge der Arzneimittelreform viele bewährte Fertigpräparate aus dem Verkehr genommen worden.

Die im Folgenden genannten Inhaltstoffe können aber, z.T. in homöopathischer Form, nach wie vor als Einzelstoffe bezogen werden und zu einem wirksamen Mittel individuell kombiniert werden.

Passiflora incarnata (Fleischfarbene Passionsblume)

findet Anwendung insbesondere bei leichten Symptomen nervöser Unruhezustände, als Einschlafhilfe oder auch als angst- und krampflösendes Mittel.
Die frischen oberirdischen Teile von Passiflora incarnata kommen auch in der Homöopathie gegen Schlaflosigkeit, Krampfleiden und Unruhezustände zur Verwendung.
Verunsicherung bringen manchmal falsche Abbildungen auf den Verpackungen, beispielsweise von Passiflora caerulea (Blaue Passionsblume) stammen.

Avena Sativa (Saathafer)

Der beruhigende Effekt des Hafers beruht möglicherweise auf dem im Hafer enthaltenen Gramin (Donaxin).
Es handelt sich hierbei um ein Alkaloid, das auch in vielen anderen Pflanzen enthalten ist (so z.B. in anderen Getreidearten, in Blumenkohl, Pappeln und verschiedenen Gräsern).
Häufig setzt man homöopathische Potenzen für die beruhigende Wirkung ein (z.B. Urtinktur oder D12).
Avena sativa ist kein Schlafmittel, sondern mindert die seelische Anspannung und verhilft dadurch zu besserem Einschlafen.

Valeriana officinalis (Echter Baldrian)

Baldrian wird allein oder in Kombination mit anderen pflanzlichen Extrakten (z.B. Hopfen oder Melisse) als mildes Beruhigungs- und Schlafmittel eingesetzt. In Deutschland gibt es zahlreiche baldrianhaltige Präparate im Handel. Die Wirksamkeit von Baldrianpräparaten bei der Behandlung der Schlaflosigkeit ist erwiesen. Im Vergleich mit synthetischen Benzodiazepinen sind das günstige Nebenwirkungsprofil und das zu vernachlässigende Abhängigkeitspotential hervorzuheben.
Bei allen Zuständen von Nervosität, Schlaflosigkeit und vielen psychosomatisch bedingten Krankheiten kann Baldrian als Tee, Tinktur oder Pulver eingesetzt werden.

Melissa officinalis (Zitronenmelisse oder Echte Melisse)

Die Bezeichnung officinalis bedeutet offizinell, als Arznei verwendet.
Die traditionelle Verwendung ist die Unterstützung der Magenfunktion und bei nervlicher Belastung.
Extrakte aus der Melisse haben eine beruhigende und krampflösende Wirkung und werden daher bei Einschlafstörungen und Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt. Häufig werden sie in Teemischungen mit anderen beruhigend wirkenden Drogen eingesetzt.

Damiana (Turnera diffusa)

Bekannt ist die Art vor allem wegen der ihr zugeschriebenen Wirkung als natürliches Aphrodisiakum, aus diesem Grund wird sie mitunter als Rauschmittel verwendet.
Vor allem in Mexiko ist Damiana ein beliebtes Heilkraut.
Es wird berichtet, dass die Pflanze eine entspannende Wirkung bei Menstruationsschmerzen und -krämpfen hätte.

Anamirta Cocculus (Indische Scheinmyrte, Kokkelskraut)

In der Homöopathie wird Cocculus eingesetzt bei Nervosität und Verstimmungszuständen, Schwindelgefühle unterschiedlicher Ursache und Übelkeit auf Reisen. Auch gegen Schlafstörungen findet es Anwendung.
*) Abbildung aus dem Klosterfrau-Heilpflanzenlexikon

Ambra

Ambra ist eine Substanz aus Pottwalen, die in der Vergangenheit überwiegend in der Parfümerie verwendet wurde.
Die Wirkung ist leicht aphrosidierend.


Coffea (Kaffee)

Coffea ist eine Pflanze von der man weiß, dass sie eine anregende Wirkung hat.
Nach den Prinzipien der Homöopathie (“Ähnliches wird mit Ähnlichem kuriert”) wird sie demzufolge als Beruhigungsmittel eingesetzt.

Humulus Lupulus (Hopfen)

Hopfen ist von alters her als beruhigendes Mittel bekannt. Er wird in der Phytotherapie als Schlaf- und Beruhigungsmittel eingesetzt, meist in Verbindung mit Baldrian, manchmal auch mit Melisse.

Der Echte Hopfen ist die Arzneipflanze des Jahres 2007.
Sofern nicht angegeben, stammen die Bilder aus der Freien Enzyklopädie Wikipedia

© Dr. Frank Herfurth Mai 2009