Erste Hilfe bei Vergiftungen
Grundsätzliches Verhalten bei Vergiftungen:
Ruhe bewahren! Jedes übereilte Verhalten verbietet sich. Beratungsstelle, Hausarzt oder Notarzt Tel. 112 anrufen und folgendes angeben:
Was?
Wer hat sich vergiftet? (Alter und Körpergewicht)
Wie?
Wann?
Wieviel (mit wieviel)
Auffällige Erscheinungen schildern
Insbesondere Bewußtseinslage und Atmung
Bei ausreichender Kenntnis der Situation kann die Beratungsstelle bei Vergiftungen oder auch der Hausarzt Entscheidungshilfen sowie Anweisungen zur Ersten Hilfe geben.
Deshalb:
Erst anrufen, dann handeln! Nur so können sowohl Unter- als auch Übertherapien wie unnötige Klinikaufenthalte verhindert werden.
Erste-Hilfe-Maßnahmen
Giftaufnahme über den Mund:
In Abhängigkeit von der angenommenen Substanz und nach Rücksprache mit einer Beratungsstelle können folgende
Erstmaßnahmen selbständig durchgeführt werden:
Verdünnung der Gifte durch Trinken von Wasser, Saft oder Tee.
Entschäumer bei schaumbildenden Substanzen beispielsweise durch die Gabe von einmal einem Teelöffel Sab Simplex oder
Lefax flüssig und binden der Giftsubstanzen durch Kohle.
Erbrechen lassen oder Magenspülung nur unter ärztlicher Aufsicht.
Nie Erbrechen auslösen bei Wasch- und Spülmitteln, Säuren und Laugen, Haarpflegeprodukten oder bei bewußtseinsgetrübten Personen (Aspirationsgefahr und Lungenkomplikationen möglich).
Merke: Nie voreilig handeln, insbesondere ohne Rücksprache!
Keine Milch geben und kein Erbrechen auslösen.
Folgende rezeptfreie Medikamente sollten Sie vorrätig halten:
Kohle Compretten (R)
Ultracarbon (R)- Das neue Antidot bei akuten oralen Vergiftungen
Sab Simplex (R)
Lefax (R) flüssig.
Giftaufnahme durch die Haut:
Vergifteten völlig entkleiden. Sofort alle befallenen Hautstellen mit reichlich Wasser (und Seife) waschen. Falls
vorhanden Handschuhe tragen.
Höchste Lebensgefahr bei Pflanzenschutzmitteln wie beispielsweise E 605.
Giftaufnahme über die Lunge:
Gefahr der Selbstvergiftung ist besonders groß!
Patienten an die frische Luft bringen. Fenster und Türen öffen, für schnellste ärztliche Betreuung sorgen. Evtl.
Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung bis ärztliche Hilfe eintrifft. Wegen einer möglichen Selbstgefährdung des
Helfers nie über sondern stets neben dem Vergifteten einatmen. Vergifteten in warme Decken hüllen.
Augenverätzung:
10-15 Minuten unter fließendem Wasser auswaschen. Danach sofort (Augen-)arzt vorstellen.
Beim Transport beachten:
Sachgemäßer Transport geht vor Schnelligkeit. Bei Erbrechen und Bewußtlosigkeit auf die Seite legen (stabile
Seitenlagerung) oder Bauchlage, Kopf zur Seite und etwas überstrecken. Zunge nach vorne bringen. Atemwege freihalten,
Transportbegleitung (evtl. Herzmassage oder Beatmung erforderlich).
Giftreste (Originalbehälter, Erbrochenes) in Plastikbeutel verschlossen in die Klinik mitnehmen.
Maßnahmen bei Atemstillstand:
Atemwege, das heißt Mund- und Rachenraum, mit Finger oder Tuch freimachen, damit keine Fremdkörper (Erbrochenes usw.)
in die Atemwege gelangen. Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung. Vorsichtshalber nicht über, sondern neben dem
Patienten einatmen (in seltenen Fällen Gefahr der Selbstvergiftung).
Maßnahmen bei Herz-Kreislaufstillstand:
Mund-zu-Mund-Beatmung nach jeder 15. Herzmassage. Wenn die Wiederbelebung mit 2 Helfern durchgeführt wird, 1x
Mund-zu-Mund-Beatmung nach jeder 5. Herzmassage.
Grundlage Herzmassage:
Flache Rückenlage auf festem Untergrund (Fußboden). Die Handballen werden übereinandergekreuzt und auf das untere
Brustbeindrittel gelegt. Mit gestreckten Armen rhythmisches Niederdrücken (ca. 80-mal pro Minute bei Jugendlichen und
Erwachsenen und über 100-120 bei Kleinkindern) des unteren Brustbeindrittels in Richtung Wirbelsäule.
Herzmassage bei Kleinkindern nur mit übereinandergelegtem Zeige- und Mittelfinger beider Hände!