Fiebertherapie
Bereits die frühen griechischen Ärzte erprobten und schätzten die Fiebertherapie. 1927 erhielt der Arzt Dr. Wagner von Jauregg den Medizin-Nobelpreis für seine Fiebertherapie.
Er setzte dazu Malaria-Erreger ein. Professor Bier (einer der Lehrmeister Prof. Sauerbruchs) schrieb in den 20iger
Jahren über die Vorteile des Fiebers bei Wundentzündungen und nach Brusttumoroperationen. Durch diese Therapie war
ein erneutes Auftreten der Tumoren seltener.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden in den USA und in Deutschland zahlreiche Versuche mit fiebererzeugenden Substanzen
durchgeführt. Trotz guter Erfolge sind heute wegen der schlechten Steuerbarkeit – jeder Patient reagiert anders –
keine Medikamente für diese Therapie mehr erhältlich.
Dr. M. Heckel, Esslingen, fand eine Alternative. Er verwendet tief eindringende Infrarot-Wärmestrahlen. Sie sind
mit der Sonnenwärmestrahlung vergleichbar. Er beschreibt die erfolgreiche klinische Anwendung – auch bei
Tumorerkrankungen – in seinem Buch über die Ganzkörper-Hyperthermie. Höhere Temperaturen als 38,5°C bis 42°C sind
nur unter ständiger medizinischer Überwachung vertretbar. Die Kreislaufbelastung ist hoch, und der Wasserverlust
durch Schwitzen kann erheblich sein.
Professor v. Ardenne, Dresden, entwickelte für die Tumor-Begleittherapie ein aufwendiges, wassergekühltes System.
Die kleinere Version wird inzwischen in mehreren Klinken bei chronischen Infekten, Allergien, Umweltvergiftungen und
bei Rheuma eingesetzt.
Die praktische Anwendung für eine sanftere Hyperthermie – nicht für eine Tumortherapie – kann auch in Naturheilpraxen durchgeführt werden. Im Institut Marburg wurde die Wirksamkeit an 80 Patienten geprüft. Die Kleinsysteme sind wesentlich billiger als die in den Kliniken eingesetzten, dennoch können sie die Körpertemperatur um 1-2°C erhöhen. Es wird ein erwünschtes sanftes Fieber erzeugt.
Wirkungsnachweise:
Die Wasserschlossklinik in Neuharlingersiel stellte klare Ergebnisse, die auch auf den Erfahrungen amerikanischer Umweltmediziner basieren, vor.
Umweltgifte bei schadstoffbelasteten Patienten sanken im Blut deutlich ab, der gasförmige Austritt über die Haut
konnte sogar chemisch gemessen werden ( Benzol, Trichlorethan, Gesamtkohlenwasserstoffe).
Allergische Erkrankungen wie z.B. Neurodermitis, chronische Bronchitis und Infektneigung besserten sich bei mehrfach
behandelten Kindern und Erwachsenen wesentlich.
In eine Pilotstudie bei Patienten mit Fibromyalgie (eine besonders schmerzhafte Erkrankung der Muskeln und Sehnen),
konnte Prof. K.L. Schmidt, Rheumaklinik Bad Nauheim der Universität Giessen, eine wesentliche Besserung der
messbaren Symptomatik erzielen. Die Patienten litten unter deutlich weniger Schmerzen. Die sanfte Temperaturerhöhung
wurde bei jeweils neun Sitzungen in drei Wochen eingesetzt.
Auch in verschiedenen Schriften japanischer, chinesischer und amerikanischer Ärzte und Wissenschaftler wird von
überzeugenden Verbesserungen der Beschwerdebilder von Patienten bei einer Vielzahl von Krankheiten berichtet.
Das Institut Marburg schreibt (ich zitiere):
“Unsere inzwischen über 80 Patienten bestätigen diese positiven Ergebnisse. Das Wohlbefinden steigt, die
Verträglichkeit bis zu 40 Minuten Anwendung ist gut.
Unser Institut wird die Fiebertherapie deshalb in sein therapeutisches Konzept aufnehmen und wissenschaftlich
weiterverfolgen.” (Zitat Ende)
Bei der Infrarot Ganzkörper-Fiebertherapie zu beachten:
Das Ziel dieser Therapie ist eine kurzzeitige Erhöhung der Körpertemperatur auf 38-38,5°C. Die Therapiedauer beträgt
30 bis 40 Minuten, es folgt eine Nachruhphase von 20-40 Minuten.
Einsatzbereiche:
Allergien,
Training des Immunsystems bei chronischen Infekten,
Begleittherapie bei Tumorerkrankungen (nur nach Vortest EAV)
Entgiftung von chemischen Belastungen,
Rheuma.
Günstig ist es, wenn die Hyperthermiesitzung gleichzeitig bei zwei Personen durchgeführt wird (Kostengründe?). Lt.
Institut Marburg, ist das sogar erwünscht. Das wird sich meines Erachtens jedoch nicht immer durchführen lassen. Bei
einer Behandlung die über die Ausschleusung von Umweltgiften hinausgeht, ist wie bei jeder anderen Therapie auch,
eine Anamnese zu erheben und eine genaue Diagnose zu stellen.
Wichtig ist, dass der Patient vor einer Sitzung genügend trinkt. Während einer Hyperthermie-Sitzung von 30-45
Minuten müssen 0,5-1 Liter Wasser oder Pflanzentee (am besten eignet sich ein Entschlackungstee) getrunken werden um
das Schwitzen zu fördern.
Die sanfte Hyperthermie – Fiebertherapie ist eine neue, leicht durchführbare Naturheiltherapie (sie dient als
Gesundheitsvorsorge und Therapiemassnahme), die auch in die Praxen der Heilpraktiker/innen aufgenommen werden
sollte.
Geschichtliches, Wirkungsweise und schulmedizinische Anwendung in der Tumortherapie
Dr. H. Sahimbas, Arzt und Mitarbeiter des Grönemeyer-Instituts für Mikrotherapie, Universität Witten-Herdecke,
erklärt, dass die Geschichte der Wärmebehandlung in der Therapie von Krankheiten bis in das Jahr 2400 vor Christus
zurückgeht.
Die Heilkundigen in den altägyptischen Hochkulturen bestrichen die Geschwülste der Haut und Tumoren der weiblichen
Brust mit lichtsensibilisiernden Pflanzenauszügen und setzten sie anschliessend dem Sonnenlicht aus. Im Mittelalter
wurden viele Geschwulstarten mit dem Brandeisen behandelt.
Hippokrates (griechischer Philosoph und Arzt 460-370 vor unserer Zeitrechnung) sagte: “Wer Krankheit nicht mit
Medizin heilen kann, soll operieren. Was er nicht operieren kann, soll er mit Wärme heilen. Wer mit Wärme nicht zu
heilen ist, dem ist nicht zu helfen.”
Die Möglichkeit der Überwärmung zur Erhöhung der Strahlenwirkung bei bösartigen Tumoren wurde in der Neuzeit
erstmals 1910 beschrieben, geriet dann aber mehr oder weniger wieder in Vergessenheit. Erst Anfang der 60er Jahre
wurde die bereits bekannte Methode wiederentdeckt. Wissenschaftliche Studien zu dieser Therpieform laufen allerdings
erst seit den 70er Jahren.
Künstlich erzeugtes Fieber (besser Wärmeanwendung) spielt bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten und Tumoren
eine wichtige Rolle.
Es entwickelten sich zwei Hauptgebiete der Wärmeanwendung:
Die aktive Hyperthermie, bei der mittels intravenöser Gabe von Pyrogenen hohe Fieberschübe erzeugt werde.
Die passive Hyperthermie, bei der die Erhöhung der Körperkerntemperatur durch Geräteeinsatz von aussen erreicht
wird. (H. Sahimbas)
Die Wirkung der lokalen Hyperthermie bei Tumoren:
Bei der Wärmebehandlung wird die gestörte Selbstregulation für Wärme des an einem Tumor erkrankten Menschen
genutzt. Oftmals haben die Tumorpatienten ein starres und unbewegliches Tagestemperaturprofil. Diese Patienten geben
in der Anamnese an, dass sie seit Langem keine fieberhaften Infektionen hatten und sich immer sehr gesund fühlten,
bzw. gewesen seien.
Wichtig zu wissen ist, dass die menschlichen Abwehrzellen dem natürlichen Tages-Temperaturrhythmen unterliegen.
Durch die hohen Temperaturen während der Tageszeit haben die Killerzellen eine hohe Aktivität. Gleichzeitig ist die
Stoffwechselaktivität der weissen Blutkörperchen (Granulozyten) höher (Lekozytolyse). Das ist auch der Grund,
weshalb sich nach der Gabe temperaturstimulierender Phytotherapeutika (z.B. Misteltherapie) eine deutlich erhöhte
Leukozytolyse- Aktivität zeigt.
Die Tumorzellen verfügen kaum über eine Temperaturregulation und sind deshalb ausserordentlich
temperaturempfindlich. Lt. H. Sahimbas werden sie in einem Temperaturbereich von 40-42°C direkt letal (tödlich)
geschädigt.
Die Wirksamkeit der Hyperthermiebehandlung kann wie folgt erklärt werden:
Da die Tumoren eine verminderte Thermoregulationsfähigkeit haben, führt eine regionale Überwärmung zu einer
vermehrten Durchblutung des den Tumor umgebenden Gewebes, und dadurch wiederum, kommt es zu einer reaktiven
Minderdurchblutung und Nährstoffverarmung im Tumor selbst.
Der daraus resultierende Sauerstoffmangel und die folgende Nährstoffverarmung führt durch anaerobe Energiegewinnung
(z.B. Zuckerabbau) zur Entwicklung eines sauren Zellmilieus, sodass die Enzyme und Proteine im Tumorgewebe
denaturieren. Dies führt dazu, dass die Reparaturmechanismen gehemmt werden und die Tumorzellen absterben. Wichtig
ist, dass sich die Tumorzellen unter der Hitzeeinwirkung so verändern, dass das körpereigene Immunsystem sie nun
besser von gesundem Gewebe unterscheiden kann.
Bei einer Temperatur ab 41°C Grad kommt es an der Tumorzelle zur Induktion von Hitzeschockproteinen (HSP). Das sind
spezielle Proteine die den Abwehrzellen als Erkennungszeichen dienen. Z.B. geht das Hitzeschockprotein HSP 72 mit
einer erhöhten Sensivität gegen die Zytotoxität von Interleukin IL-2-stimulierenden NK-Zellen (natürliche
Killerzellen) einher. HSP 72 stellt für die NK eine spezifische Erkennungsstruktur dar.
Es zeigte sich, dass es durch Überwärmung des Tumorgewebes zu einer Aktivierung weiterer Zytokine kommt
(Interleukine: IL-1, IL-6, IL-8, IL-10, Tumornekrosefaktor: TNF-a, G-CSF). Ein weiterer Effekt ist, dass durch die
anaerobe Energiegewinnung eine Wirkungsverstärkung der Chemo- und Strahlentherapie eintritt. Über den Zuckerabbau
entsteht dann als Endprodukt intrazellulär vermehrt Säure. Zwischen den Krebszellen kommt es nun durch die Änderung
des Säuregehalts zu einer Depolarisation der Tumorzellmembran. Es entsteht eine gesteigerte Durchlässigkeit der
Membran und das verstärkt die heilende Wirkung der Chemotherapie, ausserdem werden die Nebenwirkungen
abgeschwächt.
Durch die Wärme wird die ruhende Zelle aktiviert und aus der GO-Phase in die G1, bzw. S-Phase (Teilungsphasen der
Zellen) übergeführt. Das sensibilisiert sie für die Chemo- und Strahlentherapie. In einigen Fällen konnte die bis
dahin unwirksame Chemotherapie und/oder Strahlentherapie zur Wirksamkeit gebracht werden.
Die Hyperthermie kann mit verschiedenen Chemotherapeutika kombiniert werden. Für die Wahl der Chemotherapeutika ist
die Tumorart ausschlaggebend. Es werden grundsätzlich nur Chemotherapeutika eingesetzt, die auch bei einer
konventionellen Gabe eine Wirkung zeigen und deren Wirksamkeit somit nachgewiesen ist.
Damit ein Wirkungssynergismus (Hyperthermie, Chemotherapie) erzielt werden kann, muss bei der Kombination mit der
Hyperthermie auf den Applikationszeitraum der Chemotherapeutika geachtet werden. Kurz vor Erreichen der notwendigen
Temperatur müssen die wirksamen Metaboliten der Chemotherapeutika in höchster Konzentration vorliegen. Bei einigen
Chemotherapeutika ist eine simultane Applikation mit der Hyperthermie sinnvoll. Es gibt jedoch auch einige
Substanzen, die von einer zeitversetzten Applikation profitieren. H. Sahimbas gibt zu, dass es allerdings auch
Chemotherapeutika gibt, bei denen keine eindeutige Wirkungsverstärkung zu erzielen ist.
Besonders am Anfang einer Hyperthermiebehandlung entsteht eine erhöhte Tumordurchblutung, bzw. Oxygenierung. Die
Wirksamkeit der Strahlentherapie wird dadurch gesteigert. Zusätzlich kommt es durch die verbesserte initiale
Tumordurchblutung zu einer höheren Anflutung von Zytostatika. Dadurch wiederum, können wirksame
Zytostatikakonzentrationen in zuvor schlecht durchblutete Tumorbezirke eindringen. Ein weiterer Effekt der
Hyperthermie beruht auf der Tatsache, dass Tumoren in der Regel eine verminderte Thermoregulationsfähigkeit haben.
Durch den insuffizienten Wandaufbau der Blutgefässe im Tumorgewebe können sie sich an die Temperaturveränderungen
nicht optimal anpassen. Durch eine regionale Überwärmung des den Tumor umgebenden gesunden Gewebes, entsteht eine
reaktive Minderdurchblutung und Nährstoffverarmung des Tumorgewebes. Dies führt zur Apopthose (Zelltod) durch eine
anaerobe Stoffwechselinduktion. Nach einigen Hyperthermiebehandlungen kommt es zu Endothelschwellungen und zu
Mikrothrombosen und somit auch zur Abnahme des Blutflusses. Dieser Effekt ist bei Temperaturen über 42 Grad am
stärksten ausgeprägt. Diesen Vorgang nennt man den angiogenetischen Block (H. Sahimbas). Durch die Überwärmung kommt
es auch zu einer Blockierung der Schmerzrezeptoren. Dadurch haben die Patienten in der Regel weniger Schmerzen.
Die generellen Wirkmechanismen der Hyperthermie kann man wie folgt zusammenfassen:
Direkte Tumornekrose durch Hitzeeinwirkung.
Die erhöhte Durchblutung im gesunden Gewebe führt zur Nährstoff- und Sauerstoffverarmung des Tumorgewebes.
Blutarmut im Tumor, hat wiederum eine Nährstoff- und Sauerstoffverarmung des Tumorgewebes zur Folge. Dies führt zur
anaeroben Energiegewinnung über den Zuckerabbau und somit zu einem sauren Milieu im Tumor (Apopthose durch anaerobe
Stoffwechsel Induktion). Sensibilisierung der Strahlen- und Chemotherapie (synergistischer Effekt): Mittels der
Hyperthermie werden einzelne Chemotherapeutika in ihrer Wirkungsweise bis zum Fünffachen gesteigert, ohne dass die
Nebenwirkungen ansteigen.
Durchbrechung der Chemo- und Strahlenresistenz.
Durch die Hyperthermie (wie auch bei Chemo- oder Strahlentherapie) wird die Expression von Stressproteinen (HSP)
ausgelöst, dies verstärkt eine Oberflächenpräsentation des Tumors für das Immunsystem (Kenntlichmachung der
Tumorzellen = Erhöhung der Immunogenität der Tumorzellen => Tumorlyse durch T-Zellen).
Die Wärme aktiviert die ruhenden Zellen aus der G0-Phase in die G1 bzw. in die S-Phase und macht sie für die Chemo-
oder Strahlentherapie zugängig.
Die Mikroembolisation der Krebsgefäße (Angiogenetischer Block) konnte durch angiographische Untersuchungen
nachweisen werden.
Schmerzreduktion.
Erhöhung der Lebensqualität (Karnofsky-Index)