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Galen - Claudius Galenus

Galen (Claudius Galenus)
(Arzt, Wissenschaftler)

Galen wurde um 129 in Pergamon (Kleinasien) geboren. Er gilt – nach Hippokrates (um 460-um 370 v. Chr. Genaues Datum nicht bekannt) – als der bedeutendste Arzt der Antike. Er schuf durch seine Beobachtungen der Körperfunktionen des Menschen, besonders aber auch durch seine anatomischen Untersuchungen an Tieren, ein umfassendes System der Medizin (“Galenismus”), das mehrere Jahrhunderte die Heilkunde und das medizinische Denken und Handeln der Menschen bestimmte.

Claudius Galenus war Sohn griechischer Eltern, die in Pergamon (das heutige Bergama in der Türkei) in Kleinasien lebten. Der Geburtsort Galens gehörte damals zum römischen Reich. Dort befand sich ein Heiligtum für den Heilgott “Asklepios” (Aeskulap). Der junge Galen fühlte sich zur Medizin hingezogen und beobachtete interessiert, wie medizinische Heiltechniken eingesetzt wurden, um Kranken und Verwundeten zu helfen und ihre Schmerzen zu lindern. Gerne hätte er sofort mit dem Medizinstudium begonnen, doch zunächst unterrichtete ihn sein Vater, ein bekannter Architekt in der Philosophie des Griechen Aristoteles (384-322 v. Chr.), in Mathematik und Naturlehre. Erst ab 146 konnte sich Galen ganz der Medizin zuwenden. Er begann mit dem Medizinstudium in der Nähe der türkischen Stadt Smyrna (heute Izmir). Auf weiten Reisen sammelte er Erfahrungen und beendete seine Ausbildung zum Arzt in Alexandria. Danach war Galen zunächst in seiner Heimatstadt Pergamon tätig.

Um 161 (verschiedene Quellen sprechen von 163) ließ er sich in Rom nieder. Galen wurde zum Arzt der Gladiatoren und wurde aufgrund seines Könnens – sein Wissen eignete er sich durch Untersuchungen an Tieren an – aber auch durch seine öffentlichen Vorträge so berühmt, dass ihn der römische Kaiser Marcus Aurelius Antonius (121-180) um 169 zum Leibarzt seines Sohnes Lucius Aelius Aurelius Commodus (161-193) ernannte.

Es ist nicht eindeutig bewiesen, es kann jedoch angenommen werden, dass Galen den Rest seines Lebens bis zu seinem Tod um das Jahr 199 in Rom verbrachte. Der Beiname “Claudius” taucht zum ersten mal in der Literatur der Renaissance auf, ist also historisch nicht gesichert.

Galen erhielt durch das Sezieren von Tieren wie Ziegen, Schweine und Affen, für die damalige Zeit erstaunliche Einblicke in die Organe und Funktionsabläufe der Lebewesen und verband die so gewonnenen Erkenntnisse mit denen des Menschen.
Er konnte zeigen, wie die verschiedenen Muskeln in unterschiedlichen Bereichen der Wirbelsäule beeinflusst werden. Es ist erstaunlich, dass Galen sieben Paare der Hirnnerven identifizieren konnte. Ausserdem bewies er, dass die menschliche Stimme durch das Gehirn gesteuert wird. Er erkannte die Funktion der Niere und Blase und entdeckte, dass die Arterien nicht Luft (wie man noch lange Zeit nach ihm annahm), sondern Blut transportieren. Ferner beschrieb er die Herzklappen und bemerkte den Unterschied im Aufbau zwischen Arterien und Venen. Ihm war jedoch nicht klar, dass das Blut in einem Kreislauf zirkuliert. Er nahm an, dass die Leber das zentrale Organ sei. Er glaubte, dass sie das Blut in die Peripherie des Körpers transportiere, um dort das “Fleisch” zu bilden. Nach Galen sind für den menschlichen Körper vier Säfte bestimmend (die Viersäftelehre = Humoralpathologie):

– Blut,
– Schleim,
– Galle,
– schwarze Galle.

Diese Säfte müssen für jeden Menschen in einer individuellen Mischung im Gleichgewicht sein (Eukrasie). Sind sie im Ungleichgewicht (Dyskrasie) entsteht eine Krankheit. Er sah die Aufgabe des Arztes darin, die natürliche Heilkraft zur Überwindung einer Krankheit durch Diätetik, Pharmakotherapie und/oder durch Chirurgie anzuregen.

Zur Hinterlassenschaft Galens zählen ca. 500 Abhandlungen zur Medizin, Philosophie und Ethik. Im 9. Jahrhundert wurden seine medizinischen Schriften von arabischen Gelehrten übersetzt. Diese Übersetzungen bildeten die Grundlage für die späteren modernen Naturwissenschaften.

Arzneizubereitungen aus Grund-, Wirk- und Hilfsstoffen hergestellt (“Galenika”), tragen seinen Namen ebenso, wie die Formgebung und technologische Prüfung der Arzneimittel (“Galenik”).

Galen wurde auch eine hohe Wertschätzung als Philosoph entgegengebracht. Er schrieb eine Abhandlung “Über die Aufgaben der Körperteile des Menschen” und folgte damit den Vorstellungen Aristoteles. Dieser hatte bereits postuliert, dass in der Natur nichts überflüssig sei und dass alles eine bestimmte Bedeutung habe. Galens grundlegender Beitrag zum philosophischen Gedankengut war die Vorstellung, die Ziele Gottes seien durch die Untersuchung der Natur erkennbar.