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Gicht und rheumatische Erkrankungen

In einer Studie über Colchicum und das Colchicin las ich, dass das Colchicin ein Spindelgift im Rahmen des Zelteilungsvorganges darstellt und dem Hormon ACTH sehr ähnlich wirkt.
Der Verfasser ist der Auffassung, dass Colchicum kein echt homöopathisches Mittel darstellt und seine Wirkung vielmehr weitgehend allopathisch erklärt werden müsse. Er stützt sich da auf STAUFFER, der bereits in seiner Arzneimittellehre die Wirkung des Colchicum, das bekanntlich am Magen Darmkanal, den großen Gelenken und am Herzen angreift und allgemein große Schwäche hat, als nicht sehr tiefgreifend, auf keinen Fall aber konstitutionell auffasste. Vom homöopathischen Standpunkt erscheint daher Colchicum keinesfalls als ein Mittel der Wahl bei Gicht, wohingegen es allopathisch angewendet oft und eingreifend die Symptome des gichtischen Anfalls beseitigt. Bemerkenswert ist, dass die subakuten Erscheinungen der Arsenvergiftung in vielen Punkten denen des Colchicins ähnlich, in manchen Symptomen aber abweichend sind.

Auffällig ist, dass auch hier ein vollkommener Haarausfall eintreten kann, und das scheint für beide Substanzen pathognomonisch wichtig zu sein. LEESER berichtet, GAUTIER habe 1903 nachgewiesen, dass Arsen vor allem im Gehirn, in der Thymus und Thyreoidea gefunden wird. “Es soll beim Manne mit den Haaren, bei der Frau mit dem Menstrualblut und der Milch den Körper verlassen.” Damit wird aber auch einiges Licht gebracht in die Wirkungsweise des Colchicins beim Gichtanfall. Colchicin senkt wahrscheinlich dadurch den Harnsäurespiegel im Blut, indem es kapillarangreifend wirkt und so zu erhöhter Ausscheidung auf den Schleimhäuten führt. Es handelt sich somit um eine Art “generalisierter Menstruation”. Auffällig ist auch, dass Frauen im geschlechtsfähigen Alter weit seltener an Gicht erkranken als Männer, dagegen häufiger in der Menopause.

So interessant die Studie auch sein mag, ganz kann ich mich ihr jedoch nicht anschließen.

1.) Für Heilpraktiker verbietet sich die allopathische Anwendung natürlich, da Colchicum bis einschließlich der D3 verschreibungspflichtig ist.
2.) Die besten Erfolge hatte ich mit Colchicum in Hochpotenzen, besonders in Kombination mit Ledum.

Das Colchicin in allopathischen Dosen habe ich nie vermisst. Beide Mittel zeichnen sich besonders dann aus, wenn die chronisch-rheumatische Erkrankung oder die chronische Gicht durch feuchte Kälte entstanden ist, wobei diese nicht merkbar zu sein braucht. Bei der Repertorisation wird man oft feststellen, dass die Erkrankungen gehäuft bei Bewohnern von Neubauten aber auch von klammen Altbauten sowie bei Campern auftreten. Bei der Landbevölkerung dagegen, sind sie zurückgegangen seit bei der Kartoffel- und Rübenernte Maschinen eingesetzt werden und somit der Kontakt mit der kühlen und feuchten Erde weitgehend vermieden wird (knien beim Ernten).

Je nach Lage des Falles setze ich Ledum und Colchicum in Kombination bis zu einer C2000 – die ich mit Eigenblut injiziere – ein. Der Patient muss unbedingt darauf aufmerksam gemacht werden, dass es zu einer kurzfristigen (ca. 3 Tage andauernden) außerordentlich heftigen Erstverschlimmerung kommen kann, es kommt zu einer Akutisierung der Erkrankung und es muss auf eine Erhaltungsdosis in der vierten oder sechsten Dezimalpotenz zurückgegangen werden. Auf eine Mischung mit Eigenblut habe ich in keinem Fall verzichtet.