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Hämorrhoiden

Folgende Homöopathika haben sich bei diesem weit verbreiteten Leiden immer wieder bewährt:

Acidum nitricum

Der Patient dieses Typs ist ein Neurastheniker, der mit seiner Reizbarkeit und Aggressivität die Muskelschwäche verdecken will; denn Acidum nitricum wirkt wie alle mineralischen Säuren auf die Proteine der Muskelfaser ein. Zugleich übt es eine kaustische Wirkung auf Haut und Schleimhaut aus, besonders an den Übergangsstellen (Mund, After usw.), wo sich Geschwüre und Risse bilden, die wundmachende Sekrete absondern, leicht bluten und äußerst berührungsempfindlich sind. Die Schmerzen sind akut, plötzlich auftretend und verschwindend, wie von einem Splitter. Der Körper reagiert mit der Bildung von Proliferationsgewebe, das aber nicht die Kraft hat, die Wunden zur Vernarbung zu bringen. Der Urin hat stark ammoniakalischen Geruch Versuch zur Wiederherstellung des gestörten Säure Basen Gleichgewichts.

Entzündungen und Geschwüre im Darm, besonders im Rectum, Analfissuren, stinkender Durchfall, heftige stechende Schmerzen stundenlang nach dem Stuhl. Sphinkterspasmen, Angst vor dem Stuhlgang mit dem Ergebnis einer gewollten Verstopfung. Folge des toxischen Allgemeinzustandes, der Darmentzündung und der Verstopfung sind die Hämorrhoiden die besonders nach der Defäkation stark und lange schmerzen und das Sitzen unmöglich machen. Sie bluten leicht und scheiden eine stinkende Flüssigkeit ab.

Paeonia

Elektive Wirkung auf Analgegend und Nervensystem. Verdauungsstörungen, Schwere in den Beinen, Zittern, schmerzende und druckempfindliche Krampfadern. Das Gesicht ist rot, die Conjunktiven injiziert.
Kopfdruck, Leibschmerzen, breiiger Stuhl mit Frösteln, Brennen im After, geschwürige Prozesse mit langdauernden Schmerzen während und nach dem Stuhlgang.
Die Hämorrhoiden sind entzündet, geschwürig, nässend. Die Schmerzen zwingen beim Stuhl, die Gesäßbacken auseinander zuziehen. Örtlich als Salbe (10%ig DHU).

Podophyllum

Der Arzneiversuch an Gesunden wies die elektive Wirkung auf Leber und Verdauungsapparat nach. Der Patient zeigt subikterische Hautfarbe, hat Völlegefühl nach wenig Speise, saures Aufstoßen, bitteren Geschmack im Mund, häufige Übelkeit ohne Erbrechen, belegte Zunge mit Zahneindrücken. Die Leber ist geschwollen und schmerzhaft, besser bei leichter Massage oder Bauchlage. Frühmorgens (2-4 Uhr) Durchfälle, oft auch nach Essen oder Trinken. Stühle sind massig, übelriechend, gelblich, wässerig, nach vorhergehendem Rumoren und Schmerzen, die durch Zusammenkrümmen oder Bauchlage gebessert werden. Folgt ein Gefühl der Leere, Schwäche, Rectumprolaps. Die Pfortaderstauung bewirkt Hämorrhoiden, die schmerzhaft und von Durchfällen und Analprolaps begleitet sind.

Ratanhia

Ein Mittel mit ebenfalls elektiver Wirkung auf Rectum und After.
Chronische Afterschmerzen mit Brennen, Trockenheit und jucken, als ob ein Stück Glas im After stecke. Bei Verstopfung sind die Stühle hart und nur unter starken Schmerzen herauszubringen.
Die durchfälligen Stühle sind von lang anhaltendem Brennen im After begleitet.
Die Hämorrhoiden sind sehr schmerzhaft, brennend, hervordrängend nach dem Stuhl. Heiße Anwendungen lindern.

Sepia

Der Biotyp weist Hypersurrenalismus auf, Vagotonie, Insuffizienz der Leber, Ovarien und Nieren.
Diese endokrine Unterfunktion erklärt alle die bekannten psychischen und physischen Symptome der Patienten.
Leberinsuffizienz und Pfortaderstauung bewirken die Hautpigmentierungen und Eruptionen der Schleimhaut, sowie die Kongestion, besonders linksseitigen Kopfschmerz. Sie bewirken auch die Bildung von Varicen und Hämorrhoiden. Diese bluten leicht, sind begleitet von Schweregefühl im Rectum und Kreuzschmerzen.

Sulfur

Der Biotyp ist bekannt. Wegen des veränderten Schwefelstoffwechsels und der Unterfunktion der Leber scheidet er die Toxine nicht aus und vergiftet sich fortschreitend. Das Entgiftungsbestreben geht zunächst über die Haut: Abschuppung, entzündliche Prozesse. Die Schleimhäute reagieren ähnlich. Örtliche Behandlung bedeutet die Blockierung der Ausscheidung, Verschlimmerung der Krankheitserscheinungen: er wird zu einem carbo nitrogenen Typ, arthritisch, mager, dyspeptisch (Völle, Magenbrennen, faulige Flatulenz, drängende Durchfälle morgens gegen 5 Uhr), Schwäche in den Beinen, so dass er sich setzen oder stützen muss. Nachlässigkeit in Haltung und Körperpflege, schlecht riechende Ausdünstungen, Egoismus, Großmannssucht, Stolz, Reizbarkeit, Gedächtnisschwäche. Die Arterien verlieren ihre Elastizität, Neigung zur Sklerose. Kreislaufstörungen, passive Kongestionen besonders im Pfortadersystem; aktive Kongestionen als Reaktion auf die venöse Stauung: lokalisierte Rötung, Brenngefühl, Verschlimmerung durch Wärme, Hitzewallungen, Hochdruckkrisen. Hämorrhoiden als direkte Folge der portalen Stauung; sie brennen, bluten; Schweregefühl im Kreuz.

Acidum sulfuricum

Schwere Asthenie, Hämorrhagien und Dyspepsien zeichnen das Bild der Schwefelsäure. Muskelatonie wegen der direkten zerstörenden Wirkung auf die Muskelproteine und wegen Ausfällung der für die Muskelkontraktion notwendigen Calciumsalze. Äußerste Gliederschwäche in Rücken, Wirbelsäule; Gefühl der Magensenkung, unwillkürliches Muskelfibrillieren, Krämpfe als “inneres Zittern”. Werden die Beine ergriffen, kann der Patient leicht fallen, die Glieder zittern beim Gehen oder Stehen. Die Hämorrhagien finden ihre Begründung in der dehydrierenden Wirkung der Schwefelsäure auf die Gefäßwände und der Präzipitation der für die Blutgerinnung erforderlichen Kalksalze. Die Dyspepsien entstehen durch Dehydrierung der Schleimhäute mit folgender Entzündung, Geschwüren und Blutungen: durch Inaktivierung des Pepsins, da die Salzsäure durch die Schwefelsäure ersetzt wird; durch Neutralisierung der Bauchspeichel und Darmdrüsensäfte in hyperacider Umgebung. Daher die Abneigung gegen Fleisch und das Verlangen nach zucker und zellulosereicher Nahrung, welche die Schwefelsäure direkt abbaut. Die Stühle sind durchfällig und fürchterlich stinkend. Die Hämorrhoiden schmerzen, jucken und bluten leicht. Zustand bei Alkoholikern, Trägern von Tumoren und einigen schweren Infektionskrankheiten.

Quelle: Rassegna di Medicina Omeopatica 1955; Allgemeine homöopathische Zeitung, Karl F. Haug Verlag.