Homöopath. Mittelwahl bei akuten Zuständen
Die Wahl eines Einzelmittels bei akuten Krankheitszuständen ist nicht immer leicht, aber die Wichtigkeit muss hervorgehoben werden. Ein gut gewähltes Einzelmittel gibt jedoch immer noch bessere Erfolge als ein Komplex.
Schon manche objektiven Zeichen können bei der Mittelwahl hinweisend sein.
So bieten Apis und auch Arsenicum charakteristische Lidödeme.
Rhus toxicodendron und Natrium muriaticum haben einen Lippenherpes.
Cina reibt sich fortgesetzt die Nase.
Bei Acidum nitricum haben wir einen sehr kraftlosen Kranken vor uns, der im Bette zurücksinkt.
Antimonium arsenicosum (verschreibungspflichtig bis incl. D3) sitzt aufrecht im Bett und will den Kopf
gestützt haben.
Auch Kalium carbonicum, das unter asthmatischen Anfällen leidet.
Aurum auch lufthungrig, hat jedoch seine Luftnot vom Kreislauf her.
Opium (verschreibungspflichtig bis D5) hat schnarchende Atmung.
Colocynthis krümmt sich vor Schmerz.
Podophyllum reibt sich ständig die Gegend um den rechten Rippenbogen.
Medorrhinum bevorzugt die Lage auf dem Bauch.
Gelsemium redet unzusammenhängend.
Baptisia hat ein stilles Delir.
Arnica sucht dauernd nach der günstigsten Lage im Bett, da ihm alle Glieder schmerzen.
Ein ausgesprochenes Delir können Belladonna, Hyoscyamus und Stramonium haben.
Unerträgliche Schmerzen lassen an Aconitum, Chamomilla oder Coffea denken.
Schmerzen unter dem rechten Schulterblattwinkel hat Chelidonium.
Berberis und auch Solidago haben Schmerzen dumpfer Art in der Lendengegend.
Akute Entzündungen lenken unsere Aufmerksamkeit auf Aconitum, Belladonna oder Ferrum phosphoricum.
Aconitum hustet nicht. Belladonna manchmal. Ferrum phosphoricum häufiger.
Eine typische Indikation für Sulfur ist der Wechsel zwischen Wärme und kleinen Kälteschauern und ständigen
Blutwallungen.
Aurum hat einen wundmachenden Schnupfen, trockenen Husten, der sehr schmerzhaft ist. Aurum passt zuweilen für
Bronchopneumonien.
Antimonium tartarus hat immer starke Kurzluftigkeit, Cyanose des Gesichtes und ständige Übelkeit mit Erbrechen. Der
begleitende Husten bessert sich, wenn der Kranke aufstößt.
Bei allen Beobachtungen ist die klinische Ausdeutung von großer Wichtigkeit. Die Praxis der Homöopathie ist nicht nur eine Sache des Gedächtnisses, sondern fordert auch Urteilskraft. Auch muss man wissen, welche Mittel einander nicht folgen dürfen und unverträglich miteinander sind, sonst erhält man Misserfolge und weiß nicht warum.
Quelle: Revue Belge De Homeopathie, 1955, Nr. 3