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Kosmetische Akupunktur

Kosmetische Akupunktur – was ist das ?

Hier treffen nun zwei im Grunde genommen total verschiedene Bereiche zusammen, und zwar die Kosmetik und die chinesische Akupunktur.

Wir alle wissen, dass die in unseren Breiten bekannte Kosmetik eine Prozedur ist, die dem Menschen ein schöneres und jugendlicheres Aussehen so gut und so lange wie möglich sichern soll. Wir wissen aber auch, dass die chinesische Akupunktur bis dato eine Methode ist, die funktionelle Krankheiten und Schmerzen zu heilen oder zu lindern vermag.

Doch sie kann aber auch noch etwas anderes!

Mit einer lege artis angewandten Akupunktur, sei es nun mit Nadeln oder auch nur mit Flachelektroden zur elektrischen Reizung, Laserlichtbestrahlung und Punktmassage, stimuliert und reguliert man über ferne und lokale Körperpunkte sowie Ohrpunkte sichtbar und nachhaltig das Gewebe des Körpers, festigt die Kopf-, Gesichts- und Halsmuskulatur, strafft dadurch die an verlorener Elastizitat und Geschmeidigkeit erschlaffte Haut, fördert und bewahrt damit ein schöneres und jugendlicheres Aussehen.

Man kann also mit der Akupunktur auch Kosmetik betreiben; doch versteht man unter “kosmetischer Akupunktur” nicht nur die Anwendung der chinesischen Akupunktur, sondern auch den kombinierten Einsatz einer üblichen pflegenden kosmetischen Behandlung; somit beinhaltet eine kosmetische Akupunktursitzung also eine pflegende und eine akupunktuelle kosmetische Prozedur, die, gemeinsam angewandt, optimale Erfolge erzielen, die der Patient schätzt und mit freudiger Erwartung über sich ergehen lässt.

Facelifting mit Operation oder Akupunktur ?

Die westliche Medizin sieht in einer Krankheit einen spezifischen Vorgang, welcher einen bestimmten Körperabschnitt erfasst hat. Die Therapie der Schulmedizin war und ist größtenteils immer noch lokalisiert und weit entfernt vom medizinischen Gesamtdenken, obwohl sich hier und da einige Ärzte finden, die sich allmählich umzustellen beginnen.

Doch ein Zweig der Medizin, die Chirurgie, kann und wird sich niemals ganzheitlich umstellen können und bleibt an ein rein lokales Vorgehen gebunden. Dies ist aus der Funktion der Chirurgie zu ersehen und man kann deshalb den Chirurgen keinen Vorwurf machen.

Nun aber ist auch das chirurgische Facelifting ebenso ein lokaler Prozess; das Gesicht und der Hals wird geschnitten und gerafft, geliftet und gestrafft, die Wunden vernäht und verbunden und der Patient wie am Fließband nach einigen Tagen entlassen.

Wurde dabei der Mensch in seiner Gesamtheit behandelt, wurden auf innere und äußere Ursachen eingegangen?

Operatives Facelifting, welches unter Vollnarkose stattfindet, ist kein kleiner Eingriff mehr und sollte wohl überlegt sein. Man muss sich vor Augen halten, dass das Narkosemittel nicht immer ohne schädliche Nebenwirkungen ist, dass das Antlitz nach dem Eingriff nicht immer sofort zur Ruhe kommt und sich die Mimik oder sogar der gesamte Gesichtsausdruck verändern kann. Narben lassen sich an mehr oder weniger erkennbaren Stellen verbergen, doch sind diese deshalb nicht verschwunden und kommen unter schlechten Heilungstendenzen, erkennbar an den geröteten, verhärteten und schmerzhaften Wucherungen, wenn überhaupt, erst nach Monaten zur Ruhe. Außerdem können durch diese Narben Störfelder entstehen, die ihrerseits Dysfunktionen und pathologische Reaktionen hervorrufen können.

Die operative Beseitigung mimischer Falten (Face-lifting) ist bei jüngeren Frauen – auch bei perfekter Operationstechnik – immer mit einem Fragezeichen behaftet, da sich der Zug der mimischen Muskulatur weiterhin auf die eben erst geliftete Haut nicht stoppen läßt; bald bilden sich wieder neue Falten, so dass dann eine neue chirurgische Korrektur notwendig würde. Man kann sich aber nicht jedes Jahr eines neuen chirurgischen Face-liftings unterziehen und ist somit als Verjüngungskur immer ein zweifelhafter Weg zu einem glücklicheren und zufriederen Leben.

Natürlich hat das chirurgische Face-lifting den Vorteil, dass sich bei Ausschluß aller Risiken und unerwünschten Folgen der Erfolg im Prinzip sofort einstellt, was man von einem Facelifting mit Akupunktur nicht erwarten kann. Vielmehr stellt sich der Erfolg einer kosmetischen Akupunktur langsam ein, und zwar auf natürliche, gesunde und harmonisierende Weise, die man jeder Zeit bedenkenlos wiederholen kann, total ungefährlich und frei.

Geschichtlicher Abriß

Kosmetik

Man darf wohl mit Sicherheit annehmen, dass die früheste zivilisatorische Entwicklung aller Völkerschaften auf Erden auch schon “kosmetische” Bedürfnisse in Form primitiver hygienischer Verrichtungen wie einfache Reinigung und Pflege des Körpers (Vergleich mit der Tierwelt, wo das Reinigen eine große Rolle spielt) geweckt und hervorgebracht hat. Dazu kamen kosmetische Impulse und Anregungen aus hauptsächlich geistigen, kulturellen und wohl auch aus soziologischen Bereichen. Ferner waren es Bedürfnisse des “Imponierens”, des “Auf-sich-aufmerksam-machens”, des “Sich-attraktiv-machens” um bestimmte gesellschaftliche Ziele und Absichten zu verfolgen

In allen uns vertrauten Hochkulturen der Menschheit hat es kosmetische Prozeduren gegeben, wobei die herrschende Oberschicht sogar eine oft verfeinerte und auch raffiniertere dekorative Kosmetik für sich in Anspruch nahm.

Schon vor Jahrtausenden hat man sich in China durch geheime Rezepturen verschönern und mit Akupunktur verjüngen lassen, wobei man sich sehr viel Zeit nahm.

Ich möchte doch gleich vorwegnehmen, dass es heute keine Frage mehr ist, ob man pflegende Kosmetik betreiben soll oder nicht. Das ist doch ganz selbstverständlich geworden für die Frau, selbstverständlich sogar in Hinblick auf dekorative Kosmetik und wird auch in Zukunft ihren legitimen Platz im Leben einnehmen.

Die altchinesische Medizin, somit also auch die Akupunktur (zhen jiu, und bedeutet eigentlich “Nadel- und Brennmethode”), ist ein vor Jahrtausenden entstandenes medizinisches System, welches seit dieser Zeit nichts an aktueller Bedeutung verloren hat. Die durch aufmerksame und exakte Beobachtung und Intuition gewonnenen therapeutischen Resultate und Erfahrungen wurden über lange Zeit erprobt und immer wieder verbessert, verfeinert und differenziert.

Da es im alten China keine Naturwissenschaften im heutigen Sinne gab, um die chinesische Medizin zu beschreiben und zu interpretieren, griff man logischerweise – dem Weltbild ihrer Zeit entsprechend – auf die chinesische Universalphilosophie zurück, welche in jedem Denken und Handeln der Chinesen verwurzelt war, entwickelte zunächst “Ideen” oder theoretische Vorstellungen, um die praktische diagnostische und therapeutische Erfahrung, die empirisch gefunden wurde, begründen, erklären und in ein Lehr- und Lernmodell fassen zu können; und für die Mediziner, deren Denken naturwissenschaftlich orientiert war, erschienen die chinesischen Erkenntnisse und Denkkategorien unverständlich. Hinzu kamen mangelnde oder fehlerhafte Übersetzungen und Interpretationen der chinesischen Schriftsprache, die noch ihren Teil dazu beitrugen, dass die Akupunktur über eine lange Zeit in ein unlogisches, mystisches und sogar archaisches Fahrwasser geriet.

Klammert man jedoch die philosophischen Überlegungen weitgehend aus und sieht in der Akupunktur vorwiegend eine seit Jahrtausenden bewährte Erfahrungsheilkunde, so kann man sie auch als Vertreter naturwissenschaftlich geprägter Medizin akzeptieren.

Die überfeinerten diagnostischen und therapeutischen Methoden der chinesischen Akupunktur wurden nach neueren und moderneren Untersuchungen in China durch ein praktikableres, wirkungsvolleres, ein mit unseren naturwissenschaftlichen, medizinisch- technischen, kausal-detailorientierten und uns verständlichen Termini, erklär- und beweisbares lehr- und erlernbares Medizinsystem ersetzt, welches nun als “Moderne Chinesische Akupunktur” bezeichnet wird.

Durch Zufall entdeckte man bei Forschungsarbeiten und unzähligen Behandlungen in China, dass sich die Behandelten in ihrem Äußeren veränderten, dass sie mehr aufblühten, die Haut sich straffte und besser durchblutet wurde, sich Fältchen zurückbildeten uvm. Darauf aufmerksam gemacht, forschte man auch in diese Richtung und kam zu revolutionären Ergebnissen, die jedoch mehr außer halb Chinas auf breites Interesse und fruchtbaren Boden stießen. Damit war eine Akupunkturmethode geboren, die in Verbindung mit pflegender Kosmetik ein Konzept bildete und auf die Bezeichnung “kosmetische Akupunktur” getauft wurde.

Die Meridiane “jing luo” und ihre Punkte “dian xue”, “xue wei”
Die Bezeichnung “Meridian” ist eigentlich eine unrichtige Interpretation, welche die tatsächliche Bedeutung des chinesischen Begriffes “jing lu” nicht wiedergibt. Die Meridianbenennung stammt von europäischen Seefahrern der alten Handelsmächte, die auf ihren Reisen im fernen Osten mit der chinesischen Medizin bekannt wurden und die Linien an den Akupunkturdarstellungen zu ihrem besseren Verständnis mit den ihnen vertrauten, ähnlich verlaufenden Himmelsmeridianen und den Längengraden auf Seekarten verglichen. “Jing luo” bedeutet aber in der traditionellen wie in der modernen Akupunktur “das netzartig verbindende Gefäß-Nerven- System”, also alle blut- und lymphführenden Gefäße, Gefäß-, vegetative und sensible Nerven im menschlichen Körper, durch welche die inneren Organe (“li”) mit der Körperaußenseite bzw. Körperoberfläche (“biao”) wechselseitig in Verbindung stehen und den Namen des zugehörigen, gekoppelten Organ-Funktionskreises tragen.

In jedem solcher ,,netzartig verbindenden Gefäß-Nerven-Systeme”, einfacherhalber Meridiane genannt, sind therapeutisch ähnlich wirkende Punkte eingebettet, die bei Erkrankung oder Dysfunktionen bestimmter, ihnen zugeordneter innerer Organe schmerzhaft sind bzw. auf Druck schmerzhaft oder empfindlicher als ihre Umgebung reagieren. Über diese druckdolenten Stellen wiederum kann man durch verschiedene physikalische und chemische Einwirkungen therapeutische, umstimmende und heilende, harmonisierende und regulierende Impulse auf das zugehörige Erfolgsorgan auslösen.

Man kann also heute davon ausgehen, dass die Akupunktur z.T. eine unspezifische, segmentale Reiztherapie darstellt, die sich viszero-kutane Reflexwege zur Diagnose und kutano-viszerale Reflexwege (über zugehörige Derma-, Myo- und Sklerotome zum gekoppelten Enterotom) zur Therapie bedient und bioelektrische, biochemische und somit physiologische Veränderungen hervorruft.

Es gibt nun insgesamt 12 Hauptmeridiane, die spiegelbildlich von der ventralen und dorsalen Medianlinie verlaufen, also paarweise angeordnet sind. Dazu stehen uns weitere 8 Meridiane, die sog. Sondermeridiane, zur Verfügung, von denen nur zwei, als ventrale und dorsale Mittellinie, die Wichtigsten sind und eine für die kosmetische Akupunktur unentbehrliche, ja sogar notwendige Funktion erfüllen.

Außer diesen Meridianen existieren noch weitere, die aber für die Ausübung der kosmetischen Akupunktur uninteressant sind.

Die Körperpunkte

Wie wir vorhin bereits erfahren konnten, werden die Meridiane nach ihrem gekoppelten Organ-Funktionskreis benannt.

So haben wir den Lungen (Lu)-, Dickdarm (Di)-, Magen (M)-, Milz/Pankreas (MP)-, Herz (H)-, Dünndarm (Dü)-, Blasen (B)-, Nieren (N)-, Pericardium bzw. Kreislauf / Sexualität (KS)- Sanjiao bzw. Dreifacher Erwärmer (3E)-, Gallenblasen (G)- und Leber (Le)-Meridian als die 12 Hauptmeridiane.

Die beiden Sondermeridiane heißen Lenkergefäß (LG, liegt dorsal) und Konzeptionsgefäß (KG, ventral verlaufend). Die auf diesen Meridianen liegenden Punkte werden also auch mit demselben Organnamen und darüber hinaus mit einer fortlaufenden Ordnungsnummer bezeichnet. So z. B. sprechen wir von “Lu 7” und meinen den 7. Punkt des Lungenmeridians, der auf beiden Körperseiten an identischer, anatomischer Lage liegt.

Die Extrapunkte (auch P.a.M. = Punkt außerhalb der Meridiane) werden z. B. mit Extra 1, 2, 3 und neugefundene Punkte mit z.B. Neu-Pkt. 34 bezeichnet.

Durch die Akupunkturtafeln und genaue Angaben zur Lokalisation (werden in den Behandlungskapiteln angegeben) ist es mit einiger Übung sehr einfach, die Punkte aufzufinden.

Alle Akupunktur-Punkte liegen je nach Verlauf der Meridiane mehr oder weniger in der Tiefe. Die eingezeichneten Punkte auf den Akupunkturdarstellungen sind, wie die Meridiane, nur Projektionen der in der Tiefe liegenden Punkte und verlaufenden Peflexwege auf die Hautoberfläche, womit das gesamte “netzartig verbindende Gefäß-Nerven-System” veranschaulicht werden kann. Insgesamt gibt es heute über 700 Punkte, von denen nur ein Teil (361 Pkte.) auf den 14 wichtigsten Meridianen, der Rest als Extra- und Neu-Punkte außerhalb dieser liegen.

Doch für den Anwendungsbereich der kosmetischen Akupunktur steht uns nur eine kleine Auswahl dieser Punkte zur Verfügung.
Wenn man sich nun die Verläufe der Meridiane genauer betrachtet, so stellt man fest, dass 6 Haupt- und 2 Sondermeridiane das Gesicht und den Hals durchziehen und mit mindestens 30 Punkten eine direkte Einwirkungsmöglichkeit auf die für die kosmetische Akupunktur so wichtige Körperregion erkennen lassen.

Diese Punkte nennt man “Lokal-Punkte”. Darüber hinaus gibt es Punkte, die distal bzw. caudal, also entfernt von dem Ort (in unserem Fall also das Gesicht und der Hals) liegen, sog. “Fern-Punkte”, die entweder auf dem zugehörigen Meridian selbst oder auf dem mit diesem gekoppelten liegen und bei Mitbehandlung wesentliche Regulationsmechanismen auf das Erfolgsorgan bzw. Erfolgsgebiet auslösen.

Die Ohrpunkte

Die Ohr-Reflexakupunktur, bei uns auch Auriculo-Akupunktur genannt, ist eine Behandlungsmethode, wobei man bestimmte, sehr kleine Stellen der Ohrmuschel sticht und stimuliert. Sie ist eine traditionelle Methode der alten chinesischen Medizin und somit ein Teilgebiet der Akupunktur.

Die Beziehung zwischen Ohrmuschel und den inneren Organen wurde schon vor mehr als 2000 Jahren im “Huang Di Nei Jing” (“Inneren Prinzipien/innere Medizin des Huang Di”) niedergeschrieben, wo es heißt: “Das Ohr ist der Ort, wo sich alle Meridiane treffen!”

Die Ohrmuschel-Akupunktur wurde dann im laufe der Zeit vernachlässigt, bis sie nahezu in Vergessenheit geriet. Sie kam dann aber auf Umwegen nach Frankreich, wo sie von dem Arzt Nogier aufgegriffen und nach seinen Forschungen weiterentwickelt und schließlich eine französische Ohrakupunktur geschaffen wurde, die erheblich von der chinesischen abweicht. Die Kunde dieser “französischen” Ohrakupunktur erreichte alsdann das eigentliche Ursprungsland China, wo man sich plötzlich wieder der chinesischen Ohrakupunktur bewußt wurde. Man griff sie wieder auf, forschte eigens weiter und entwickelt die neue chinesische Form der Auriculo-Akupunktur.

Die Ohrpunkte sind nach einem ganz besonderen System geordnet, obwohl es beim ersten Blick nicht den Anschein hat.

Das Ohr gibt einen auf den Kopf gestellten Fetus (in Uterusposition) wieder (Abb. 1 ) und man findet die zugehörigen Punkte dort, wo auch der Fetus im Ohr seine Organe und Körperteile plaziert.
Bei Störungen des “energetischen” Gleichgewichtes werden die Ohrpunkte aktiv, d.h. z.B. druckschmerzhaft oder mit erniedrigtem Hautwiderstand, so dass diese mit einer Punktsuchsonde geortet und lokalisiert werden können. Diese Punkte korrespondieren also mit den inneren Organen, und wenn man dort die Nadeln setzt, wird auf das zugeordnete Körperorgan oder Körperteil eingewirkt und die Dysfunktionen beseitigt.

Im allgemeinen wird bei der Ohrakupunktur das linke Ohr bevorzugt, ohne dass dafür ein plausibler Grund in der chinesischen Literatur zu finden ist.

Nogier allerdings war der Meinung, dass jenes Ohr, welches der führenden Großhirnhälfte zugeordnet ist, auch für die Behandlung das wichtigere sei: also bei Rechtshändern das linke und bei Linkshändern das rechte Ohr.

Außerdem kann man immer wieder (z. B. durch Druck auf das Cavum conchae inf.) nachweisen, dass das führende Ohr empfindlicher ist als das andere.