Krebstumore
Krebstumore “aushungern”?
Ein neuer hoffnungsvoller Ansatz in der modernen Krebstherapie ist die sog. Anti-Angionese (Anti-Gefäßbildung).
Krebszellen “locken” beim Tumorwachstum Blutkappilaren an, die in die Geschwulst zur Versorgung eindringen. Schlimmer
ist es jedoch, dass über diese Blutbahnen Krebszellen in andere Organe gelangen können und dort Metastasen bilden.
Durch Gefässblocker (Angionaese-Hemmer) kann das unterbunden werden. Sie entziehen den Tumoren ihre Nährstoff- und
Sauerstoffversorgung. Zahlreiche Forschergruppen arbeiten weltweit an der Entwicklung von Angiogenese-Hemmern. Ein
besonderer Vorteil dieser Substanzen ist darin zu sehen, dass sie nur am Tumor selbst wirken und im Gegensatz zur
Chemotherapie nicht den ganzen Organismus belasten. Ersten Untersuchungen zufolge büßen sie auch über einen längeren
Zeitraum nichts von ihrer Wirksamkeit ein. Konventionelle Chemotherapeutika dagegen verlieren auf die Dauer ihre
Potenz, weil sich die Tumorzelle verändert und diese somit dem Medikament keine Angriffsfläche mehr bietet.
In Deutschland haben Freiburger Tumorbiologen um Prof. Clemens Unger – gemeinsam mit Forschern der Pharmaunternehmen Schering und Novartis – einen Angiogenese-Hemmer entwickelt, der sich in ersten klinischen Untersuchungen als so erfolgreich erwiesen hat. Möglicherweise kann bereits im kommenden Jahr mit der Zulassung eines entsprechenden Medikaments gerechnet werden. Unger berichtet, dass es bei 60 Prozent der Patienten – sie befanden sich alle in fortgeschrittene Zustand der Erkrankung – zu einer Tumorrückbildung oder zum Wachstumsstillsatnd gekommen sei. Gleichzeitig warnt der Wissenschaftler jedoch vor übertriebenen Erwartungen: Bislang spreche nur ein Teil der Patienten auf dieses neue Therapieprinzip an. Ob eine Krebserkrankung damit zur völligen Ausheilung gebracht werden kann, sei noch unklar. Ungers Hoffnung: “Vielleicht gelingt es uns, den Tumor so in den Griff zu bekommen, dass er bald wie eine chronische Krankheit über Jahre gut behandelbar ist.”