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Bates-Methode

Zur Übungsbehandlung bei Sehstörungen

Nachdem es Mode geworden war, Sehstörungen durch Brillen zu korrigieren, hat sich die augenärztliche Forschung der Funktionsstörungen des Auges nicht mehr sehr tatkräftig angenommen. Sie glaubte, durch Verschreibung der Brillen sei den Leuten endgültig geholfen. Das Brillen Verschreiben wurde schließlich auch von geschickten Optikern befriedigend ausgeführt. Und doch ist es im Interesse mancher Patienten wie etwa bei Schauspielern, Tänzerinnen, Sportlern etc. notwendig, an andere Behandlungen, evtl. sogar an eine Heilung der Fehler des Auges zu denken.

Vor ca. 50 Jahren hat der amerikanische Augenarzt Bates unter dem Kampfruf “Weg mit der Brille” bei Muskelschwächen und Muskelverkrampfungen des Auges, besonders bei Jugendlichen, die ein wechselndes Sehvermögen haben, die Übungsbehandlung gefordert und behauptet, dass durch das stete Brillentragen eine Zunahme der Sehstörungen erfolge. Mit seiner Methode hat er vielen dazu verholfen, dass sie die Brillen ablegen konnten und gesunde Augen bekamen.
Seine Erfahrungen in der Übungsbehandlung ließen ihn einige Hauptgesetze aufstellen, die physiologisch begründet und sehr interessant sind. Trotzdem haben sich bis heute wenige Augenärzte gefunden, die sich mit dieser “Outsider” Methode gründlich beschäftigt haben. Doch Dinge, die wahr sind, setzen sich trotzdem durch. Laien und Naturheilkundige haben sich der Brillenträger angenommen und in intensiver Behandlung diesen Menschen geholfen.

Die Bates’sche Methode lehrt:

  1. Das Schwingensehen. Die Übung regt das Auge zu größerer Lebendigkeit an, wodurch die unwillkürlichen Bewegungen des Auges gefördert werden. Dem liegt die Erfahrung zugrunde, dass Augen mit Brechungsfehlern starr blicken, wenig unwillkürlich bewegt sind und wenig Lidschlag zeigen. Diese Übung des Schweifens (einem bewegten Gegenstand, z.B. Pendel, aufmerksam nachgucken), die das Schwingensehen zur Folge haben muss, um Erfolg zu bringen, wird von der Übung
  2. der völligen Entspannung des Auges im Dunkelsehen abgelöst, indem eine völlige Konzentration auf innere Ruhe geübt wird.
  3. Konzentration auf einen möglichst kleinen Punkt ist das Ziel der nächsten Übung. Die Einstellung des Auges auf einen solchen kleinen Punkt, die schärferes Sehen ermöglicht, wird durch die innere Vorstellung eines möglichst kleinen Punktes geübt (evtl. heller Punkt auf dunklem Grund). Ob das vom Schüler unmittelbar nach der Vorstellung beobachtete schärfere Sehen durch präzisere unwillkürliche Muskeleinstellung zustande kommt oder anders bedingt ist, ist noch unentschieden. Aber um die Tatsache, dass diese Übung hilft, kommt man nicht herum.
  4. Eine weitere wichtige Übung ist die der bi1dhaften Vorstellung. Die Fähigkeit, sich mit geschlossenen Augen deutlicher Bilder in der Vorstellung zu erinnern (Eidetik), ist bekanntlich allen Menschen in der Kindheit eigen, geht aber in der Pubertät den meisten Menschen verloren. (In der Pubertät beginnen auch viele Brechungsfehler des Auges). Menschen, die auch als Erwachsene lebhafte, bildhafte Vorstellungen haben (Eidetiker), haben größere schöpferische Begabungen und künstlerische Fähigkeiten. Sie sind geistig seelisch beschwingter, körperlich gelockerter als andere. Bates hat entdeckt, dass diese Anlage durch Übung gefördert werden kann und dass gleichzeitig eine Heilwirkung auf ein gestörtes Sehvermögen stattfindet. Schritt für Schritt stellt sich mit dem Kräftigerwerden der inneren Bilder eine Besserung des Sehvermögens ein. Gleichzeitig bessern sich Gedächtnisschwäche und Zerstreutheit.
  5. Zur Unterstützung des Auges werden Sonnenbestrahlung sowie Massage und Lockerung der häufig auffallend verkrampften Schulter und Halsmuskeln mittels Dehnübungen und Atemübungen empfohlen; die die Durchblutung von Muskeln. und Nerven fördern.
  6. Übungen am Stereoskop beeinflussen vorteilhaft Schielen und falsche Achsenstellung der Augen. Auch Kurzsichtige haben von diesen Übungen Erfolg, da sie oft zu übertriebener Konvergenz neigen.

Die Sehübungen, die zu einer Lockerung der Augenmuskeln, der Kopf- und Nackenmuskeln, zu einer besseren unwillkürlichen Augenbeweglichkeit führen, verlangen eine ernsthafte Bemühung um Konzentration und innere Ausgeglichenheit. Nervöse Menschen, die sich nur oberflächlich für die Übungen interessieren und bei nicht sofort eintretenden Erfolgen ungeduldig werden, haben es schwerer als solche, die sich sachlich und ernsthaft damit befassen. Bei treuer Befolgung der Vorschriften werden die Übungsstunden kurzweilig und interessant. Wenn dann der Schüler von sich aus fleißig mitarbeitet, kann der Lehrer ihn stetig fördern, und in gemeinsamer fröhlicher Arbeit finden sie diejenigen Übungen heraus, die bei der Sehstörung die wirkungsvollsten sind.

Seelische und geistige Funktionen werden durch die Übungen der inneren Aufmerksamkeit und der bildhaften Vorstellung erheblich geschult und gebessert, die bei Kurzsichtigen häufig beobachtete Konzentrationsschwäche und Vergesslichkeit wird beseitigt.

Sehstörungen treten häufig infolge von allgemeinen Erkrankungen, auch nach Infektionskrankheiten, auf. Körperliche Kräftigung sowie Herbeiführung seelischer Harmonie haben in solchen Fällen einen guten Einfluss auf die Besserung des Sehvermögens. Sehübungen werden an sich in hohem Maße unterstützt durch geistige Übungen, durch Beseitigung seelischer Gleichgewichtsstörungen.

So ist auch die Beeinflussung der Alterssichtigkeit zu erklären. Edgar Dacque beobachtete, als er Anfang der 50er Jahre weitsichtig wurde, dass alle seine Bekannten, die wegen Weitsichtigkeit bereits zur Brille gegriffen hatten, durch Zerstreutheit und Vergesslichkeit auffielen. Er nahm sich deshalb vor, seine innere Kraft und Konzentration zu üben, indem er sich einer Arbeit widmete, die außerhalb seiner gewohnten Beschäftigung und Denkgewohnheiten lag. Damit verschwand die Neigung zur Weitsichtigkeit. Als er sie nach Monaten erneut bemerkte, verfuhr er wieder so und blieb dadurch bis ins hohe Alter normalsichtig.

Quelle: Artikel von Dr. med. A.v. Philipsborn, Erfahrungsheilkunde, Haug Verkag Band IV 1955

Mein Kommentar:
Ich trage seit 55 Jahren eine Brille. Konzentrationsschwächen haben weder meine Bekannten, Freunde oder mein Arbeitgeber, noch ich selbst bemerkt. Eines weiteren Kommentars enthalte ich mich, da der Augenarzt Bates auf allen Bildern die ich fand, mit Brille abgebildet war.