Tiertherapie
Über das pädagogische Reiten, über die Kangalfischtherapie und über die Delphintherapie habe ich bereits geschrieben, sehe mich aber nun durch weitere Erkenntnisse veranlasst, diese Artikel zu erweitern, da es ja nicht nur diese drei Spezies sind, die dem Menschen zur Gesundung helfen können, sondern dass der Bogen viel weiter gespannt werden muss.
Ich habe herausgefunden, dass man sich bereits im Mittelalter die Heilkraft der Tiere bewusst zu Nutze gemacht hat. So galt die auf den Bauch gelegte Katze als probates Mittel gegen Schmerzen. Natürlich wurde das eine lange Zeit als Aberglaube belächelt, doch heute kann durch moderne Apparaturen nachgewiesen werden, dass das Katzengeschnurre ungefähr 25 Hertz entspricht, ebenso wie die Klagmemissionen technischer Beschallungsgeräte, die heute bei Knochenbrüchen oder zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Anders als die vielen heute in den Medizin eingesetzten Geräte sprechen Tiere auch die Gefühlsebene des Menschen an und können so bei vielen verschiedenen Krankheitsbildern helfen.
Oftmals werden behinderte Kinder von ihren Altersgenossen ausgegrenzt und plötzlich erleben sie durch Tiere – in der Regel Hunde und Katzen – eine vorurteilsfreie Akzeptanz. Das hilft eindeutig, dass Alltägliches ohne Erfolgsdruck erlernt werden kann und zusätzlich beugt es einer Therapiemüdigkeit vor.
Die Tiertherapeutin Daniela Hahn hat auf diesem Gebiet sehr viel Erfahrung und arbeitet auf dem mit Hunden, die sie selber ausbildet.
Bei den Tieren handelt es sich ausschließlich um Tierheimhunde, z.B. aus Ungarn, die bestimmte Voraussetzungen mitbringen müssen:
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- Gutes Sozialverhalten,
- Belastbarkeit,
- Offenheit,
- Zärtlichkeit.
Der Hund muss sich in der Ausbildungszeit, die bis zu 2 Jahre dauern kann, bewähren, erst dann wird er als Therapiehund eingesetzt.
Die tiergestützte Therapie kann helfen bei:
- körperlicher und geistiger Behinderung
- bei Demenz
- Entwicklungs-, Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
- leichten depressiven Episoden
- neurotischen und emotionalen Störungen
Die Wirkung der tiergestützten Therapie kannauch heute nur durch die Empirie erklärt werden. Wissenschaftlich ist sie noch nicht genügend erforscht. Dass sie wirkt, zeigen die Erfolgserlebnisse der Patienten.
Ein Beispiel von vielen:
Sabrina T. kam mit dem Angelman-Syndrom auf die Welt. Erst mit Hilfe der Hunde hat sie einen großen
Entwicklungsfortschritt gemacht. Die Symptome des Angelman-Syndroms sind unter anderem eine Verzögerung der geistigen
Entwicklung, starrer Gang und epileptische Anfälle. Vor ein paar Monaten konnte Sabrina T. nur an beiden Händen
gestützt gehen, mittlerweile steht sie kurzfristig frei und hat bereits drei Schritte alleine gemacht.
Die Therapie der Sabrina baut sich auf zwei Bausteine auf:
Sie darf den Hund “knuddeln”, d.h. sie darf ihre Hände und Füße unter Aufsicht der Therapeutin in das weiche Fell des
Hundes graben. Sowie Sabrinas Atmung flach wird, legt die Therapeutin das Kind an den Körper des Tieres.
Nach einer Weile wirkt sich die Atmung des Hundes auch auf die Patientin aus, sie wird ruhiger, der Atem tiefer (Bio-Feedback). Natürlich lernt Sabrina auch durch das Nachahmen der Tiere. So folgt sie der Hündin, die auf den Hinterbeinen mit ihr “läuft” und lernt dabei, ihre Füße abwechselnd zu benutzen und abzurollen. In einem anderen Schritt lernte sie das Zähneputzen, indem dem Hund die Zähne geputzt wurden, und sie das gesehene nachmachte.
Für Interessenten der Therapie hier die Adresse:
Geniushof, Siebenmorgenweg 53, 55246 Mainz-Kostheim, Telefon und Fax: 06134/640757 http://geniushof.de
Die Tiertherapie wirkt nicht analytisch, sondern rein erlebnisorientiert. Es kommt auf die Spontaneität an, durch die Gefühle freigesetzt werden. Und gerade die spielerische Komponente öffnet oftmals überraschend schnell Wege für Neues. Da es sich bei der tiergestützten Therapie um eine Begleittherapie zu den herkömmlichen Therapieformen handelt, ist die Zusammenarbeit mit Eltern, Ärzten und Heilpraktikern außerordentlich wichtig. Leider übernehmen die Krankenkassen die Kosten der tiergestützten Therapie nicht. Eine Therapieeinheit kostet ungefähr 60 Euro.