Vorzeitiger Samenerguss
Quelle:
Michael Pfreunder: “Schon wieder zu früh…? 3-Stufen-Programm gegen vorzeitigen
Samenerguss”, Verlag Integrative Weiterbildung, ISBN 3-00-001597-3
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Ca. 10-20% aller Männer im geschlechtsreifen Alter leiden unter dem Problem des vorzeitigen Samenergusses. Bis vor wenigen Jahren wurde dieses Problem als Bagatelle abgetan, obwohl es sich um die am weitesten verbreitete Sexualstörung überhaupt handelt. Alle Beteiligten empfinden sie als besonders gravierend. Leider wird es gegen diese Störung keine Pille – ähnlich wie Viagra – geben.
Die sofortige Ejakulation (Samenerguss) des Männchens ist im Tierreich völlig normal. Dieses Verhalten aller
Säugetiere dient der Arterhaltung. Ein zusätzlicher Nutzen eines längeren Sexualakts besteht nicht, eher brächte er
nur unnötige Gefahren durch die Schutzlosigkeit und fehlende Aufmerksamkeit gegenüber potentieller Feinde.
Der
moderne Mensch problematisiert jedoch diese Verhaltensweise. Der Sexualakt wurde kultiviert. Männer und Frauen
sprechen nun offener über ihre Wünsche und Vorlieben. Beide Partner wollen daraus den höchstmöglichen Genuss ziehen.
Besonders anzuführen ist, dass die Frauen ihr Bedürfnis nach sexueller Befriedigung immer deutlicher zum Ausdruck
bringen.
Die männliche Potenz definiert sich heute nicht mehr an dem “wie oft”, sondern an dem “wie lange”.
Dadurch entstand das altbekannte und schon immer verbreitete Problem der “Ejaculato praecox” dem vorzeitigen oder zu
schnellen Samenerguss des Mannes.
Die moderne Sexualberatung definiert “vorzeitig” sehr unterschiedlich. Es wird
nicht in Minuten oder Sekunden gemessen, sondern richtet sich nach dem persönlich-subjektiven Empfinden des Mannes.
Jeder Samenerguss, der unkontrolliert und/oder gegen den Willen des Mannes auftritt, kann demnach als “zu früh” oder
“vorzeitig” bezeichnet werden.
Normalerweise lernt der Mann im Laufe seiner ersten Sexualkontakte seine
Ejakulation zu steuern, so wie man lernt, seinen Harndrang zu kontrollieren und nicht mehr bettzunässen. Mancher
Mann schafft diesen wichtigen Entwicklungsschritt jedoch nicht. Es kommt auch vor, dass die ehemals erlernte
Kontrolle sogar wieder verschwindet. Durch den Leistungsdruck, die Versagensangst oder auch durch andere
psychologische Probleme tritt das Problem des vorzeitigen Samenergusses in unserer schnelllebigen Zeit immer öfter
und massiver auf.
Oftmals ejakuliert der betroffene Mann dann bereits bei der direkten Berührung der Genitalien durch die Partnerin
oder sehr kurz nach Eindringen in die Scheide. Andere Männer wiederum kommen nach einigen wenigen Minuten des Koitus
zum Samenerguss. Jüngere Männer leiden besonders unter diesem Phänomen und suchen oft vergebens nach effektiven
Lösungswegen.
Viele versuchen mit diversen Pseudo-Hilfen den Samenerguss zu verzögern. Sie multiplizieren im
Kopf vierstellige Zahlen oder denken an den nächsten Besuch der Schwiegermutter. Gerne werden auch Betäubungsmittel
(Betäubungssalben, “Longtime” Kondome usw.) eingesetzt, um das sexuelle Spiel auszudehnen. Was nutzt aber das
längere “Durchhalten” wenn die Spontanietät, das Gefühl und der Spass dabei verloren gehen?
Da nur ganz selten
körperliche Ursachen für den vorzeitigen Samenerguss vorliegen, handelt es sich in der Regel um ein falsch erlerntes
oder wiederverlerntes Verhalten. Manchmal sind allerdings auch tieferliegende psychische Probleme damit verbunden.
Wie jedes andere Verhalten kann jedoch auch die ejakulatorische Kontrolle systematisch (neu) erlernt werden. Mit der
Hilfe einer modernen Sexualberatung kann das jeder schaffen.
Durch die “an-etwas-Anderes-denken-Strategien” oder
anderen zweifelhaften Ratschlägen entsteht nur Schaden. Es muss (neu) erlernt werden, den Körper und dessen Gefühle
bewusst wahrzunehmen. Durch eine erlernbare Ejakulationskontrolle besteht dann die Chance, die Sexualität mit der
Partnerin wieder als Glück, Freude und Erfüllung zu empfinden. Der vorzeitige Samenerguss ist die einzige
Sexualstörung, die sich schnell und leicht beseitigen lässt.
Pseudo-Hilfen, Tipps und Tricks:
Betäubungssalben/sprays bei vorzeitigem Samenerguss:
Diese Mittel helfen in Einzelfällen. Es
muss jedoch eine Einwirkzeit von bis zu 20 Minuten in Kauf genommen werden. Das raubt dem Geschlechtsakt jedoch jede
Spontanietät. Ein grösseres Problem ist, dass der Mann nichts mehr spürt, da sein Penis ja betäubt ist. Selbst die
Partnerin kann davon betroffen sein, da sich die Salbe/das Spray auch auf ihre Schleimhäute überträgt. In
Einzelfällen wird auch von allergischen Reaktionen berichtet.
Sonderkondome bei vermeintlich zu kleinem Penis:
Diese Kondome haben in ihrem vorderen Teil
eine künstliche Silikon-Eichel. Wird dieses Kondom über den Penis gestreift, erscheint er bis zu 5cm länger. Dies
geht natürlich zu Lasten der Empfindungsfähigkeit und macht bei einem reißenden Kondom ernsthafte Probleme, wenn der
verlängernde Fremdkörper in der Scheide der Frau hängenbleibt.
Denk-an-Deine-Steuererklärung bei vorzeitigem Samenerguss:
Diese Ablenkungsstrategien helfen
selten. Der betroffene Mann kann sich damit gerade über die ersten Minuten retten. Ein Genuss kann nicht entstehen,
da er ja nicht bei der Sache ist. Selbst die Partnerin hat nichts davon, wenn er jetzt 90 Sekunden statt nur 10
Sekunden durchhält.
Sexvermeidung bei vorzeitigem Samenerguss:
Viele Betroffene vermeiden aus Versagensangst den
Sex vollständig. Dadurch entsteht dann jedoch ein Teufelskreis. Es ist eine normale physiologische Reaktion des
männlichen Körpers, dass er nach einer längeren Zeit der Enthaltsamkeit besonders schnell zum Höhepunkt kommt. Die
Versagensangst steigert sich dadurch noch mehr.
Medikamente (z.B. sog. MAO-Hemmer, trizyklische Antidepressiva, Serotonin etc.):
Diese
Medikamente verzögern als Nebenwirkung den Samenerguss. Die Medikamente sind sehr teuer, verschreibungspflichtig und
müssen vier bis sechs Stunden vor dem erwarteten Geschlechtsakt eingenommen werden. Niemals sollte jedoch ein
Medikament wegen seiner Nebenwirkungen eingenommen werden! Es besteht auch kein heilender Effekt! Sobald das
Medikament abgesetzt ist, tritt das Symptom des vorzeitigen Samenergusses wieder auf. Der Frust steigt dann noch
weiter.
Positives Vorgehen:
Es gibt verhaltenstherapeutische Lenproramme. Allerdings arten einige Übungsprogramme in Hochleistungssport aus, so dass der Name “Trainingsprogramm” eher angebracht zu sein scheint. Sinnvoll erscheinen mir nur diejenigen Programme, bei denen Lust, Freude und Befriedigung nicht zu kurz kommen und bei denen sich die eventuell vorhandene Partnerin sinnvoll einbringen kann. Dann sind diese Methoden sehr wirkungsvoll. Sie sorgen dafür, dass sich der betroffene Mann in einigen Wochen neue sexuelle Verhaltensmuster aneignet. Beim vorzeitigen Samenerguss liegen die Erfolgschancen bei 90%!
Sinnvolle Übungen:
Diese Übungen wurden von dem amerikanischen Urologen Kegel konzipiert, eigentlich nur, um inkontinente Frauen zu
behandeln. Aufgrund deren Berichte über eine gesteigerte Empfindungs- und Orgasmusfähigkeit veranlaßte Kegel dazu,
die Beckenbodenmuskulatur genauer zu untersuchen.
Er entwickelt aus den daraus gewonnenen Erkentnissen zwei
verschiedene Varianten von Übungen die von Männern und Frauen genutzt werden können, um ihre Empfindungsfähigkeit im
Genitalbereich zu steigern. Zusätzlich lassen sich durch diese Übungen sehr hilfreiche Massnahmen zur Verzögerung
des Samenergusses einleiten. Sicher ist: wer Kontrolle über seine Beckenbodenmuskulatur hat, der kann auch den
Samenerguss beeinflussen. Es gibt zwei Varianten, die entsprechenden Muskelgruppen zu trainieren:
1. Variante:
Hierbei geht es um die Stärkung des Muskels, der es erlaubt, den Strahl beim
Urinieren zu unterbrechen bzw. nach dem Urinieren auch noch den letzten Tropfen herauszupressen.
2. Variante:
Mittelpunkt ist hier der Schliessmuskel des Gesäßes. Es muss sich vorgestellt
werden, dass der Stuhlgang eingehalten werden muss. Der hierfür zuständige Muskel soll mit dieser Variante gestärkt
werden.
Bei beiden Übungen kommt es darauf an, die entsprechenden Muskeln zwanzig Mal zusammenzuziehen und wieder
lozulassen. Es muss darauf geachtet werden, nur die angesprochenen Muskeln arbeiten zu lassen. Bauch- und
Beinmuskeln müssen entspannt bleiben. Sobald es geschafft wurde, nur mit den richtigen Muskelgruppen zu arbeiten,
soll die Anzahl der Kontraktionen langsam bis auf vierzig gesteigert werden. Dies kann durchaus einige Wochen
dauern. Wenn vierzig Kontraktionen erreicht wurden, wird die Übung folgendermassen verändert:
Die Muskeln werden
angespannt und die Spannung muss zwei bis drei Sekunden gehalten werden. Danach wird langsam gelockert, bis zur
völligen Entspannung. Unterstützt werden sollte dieser Vorgang durch die Vorstellung, dass nach der Entspannung
“alle Schleusen aufgehen” und das sowohl uriniert als auch der Darm entleert werden könnte. Es wird wiederum mit
zwanzig Kontraktionen (Ausführungen) gestartet, die langsam auf fünfzig gesteigert werden. Nach kurzer Zeit wird
diese Übung fast “von alleine” gehen. Geübt werden kann z.B. beim täglichen Busfahren, Zeitunglesen oder Fernsehen.
Die praktische Anwendung:
Wenn man beim Geschlechtsverkehr das Gefühl hat, kurz vor dem
Samenerguss zu stehen, muss man “kegeln”. Die trainierte Beckenbodenmuskulatur wird angespannt, bzw, entspannt.
Dadurch wird der Samenerguss verzögert und der Druck der Ejakulation nimmt ab.