Klassische Homöopathie in der Kinderheilkunde
Hp Joachim Brenner
Wir beklagen heute immer mehr, daß unsere Kinder von der Schulmedizin zu früh und zu hart therapiert werden. Von der Homöopathie hingegen erwartet man sich allgemein eine sanfte Heilbehandlung. Um zu erfahren, wie diese Heilweise arbeitet, sollten wir schlicht ihren Begründer Dr. Samuel Hahnemann befragen. Er hat in seinem Organon 6 dargelegt, daß Homöopathie ein Naturgesetz darstellt und mit„geistähnlichen” Arzneiaufbereitungen arbeitet – also jenseits der D30.
(Heute wissen wir, nicht zuletzt dank der Forschungen von Doz. Dr. Fritz Albert Popp, Kaiserslautern daß es sich nicht um biochemische Vorgänge handelt, sondern um Informationen, die auf physikalischem Wege gespeichert bzw. dem Patienten übermittelt werden). Die Arzneigabe erfolgt in geringster Dosierung – 1 Streukügelchen einmal gegeben (Einmalgabe). Um die Arzneiwirkung gelinde anlaufen zu lassen, kann dieses Streukügelchen in 8 Eßlöffeln Wasser und einem Eßlöffel 30%-igem Alkohol gelöst, 100 mal verschüttelt – bei chronischen Krankheiten täglich, bei akuten bis zu stündlich teelöffelweise gegeben werden, wobei jedesmal 8-12 mal geschüttelt werden soll.
Die Arznei erfaßt den ganzen Menschen und ändert auch seine seelische Verfassung – nicht selten zeigt sich hier, daß die Arznei richtig gewählt wurde.
Wie nun aber findet man das richtige Mittel – die Simile? Zunächst brauchen wir die Fallaufnahme – ohne jegliche suggestive Frageweise: Kinder sollen immer befragt werden, sofern sie bereits sprechen können. Dann kommt die Befragung der Begleitperson und letztlich, wie im Organon dargestellt, die eigene Beobachtung.
Die erhaltenen Symptome werden hierarchisiert – zuerst die Causa. Wann hat diese Krankheitserscheinung begonnen – was war da?
Dann wahlanzeigende Symptome – Hahnemann nennt diese„absonderlich”-also individuelle Merkmale – ein Schnupfen beispielsweise, bei dem der Kranke besser riechen kann.
Dritte Position haben die Modalitäten – was verbessert, was verschlechtert – zu welcher Zeit treten die Beschwerden auf ? (Die allgemeinen Symptome haben nur vierte Rangstelle und können zu keiner Mittelwahl beitragen.)
Hahnemann hat festgestellt, daß jedes Arzneimittel Wirkungen erzeugt – und zwar Erstwirkungen und auch Spätwirkungen die völlig unähnlich sein können. Diese Wirkungen werden am gesunden Menschen bei der sogenannten „Arzneimittelprüfung” erfaßt. Hierbei erhalten gesund Menschen täglich eine Gabe eines Mitte und notieren ihre „Beschwerden”. Bei diesen Menschen muß man die Konstitution berücksichtigen und die daraus resultierenden Beschwerden abziehen.
Aus dieser Anweisung im Organon haben Schnell-Leser geschlossen, daß es in der Homöopathie „Konstitutionsmittel” gäbe. (Hahnemann übrigens bezeichnet solche „Sudler” als Verbrecher an der göttlichen Homöopathie!)
Die bei der Arzneimittelprüfung gefundenen Symptome werden im Arzneimittelbild gesammelt, und das Kompendium der Arzneimittel ergibt die „Materia Medica” oder auch Arzneimittellehre genannt. Die einzelnen Symptome gesammelt und von Kopf bis Fuß angeordnet nennt man Repertorium – das berühmteste ist das von Kent erstellte, der sich auch dadurch ausgezeichnet hat, daß er Arzneimittelprüfungen mit Hochpotenzen vornahm.
In seinem Repertorium finden wir eine Rubrik: Krankheiten bei Kindern und Krankheiten bei Säuglingen; anderweitig gefundene Mittel müssen hier enthalten sein, um bei Kindern zum Einsatz zu kommen.
Akute Krankheitserscheinungen verlangen nach einer höheren Potenz (z.B. D 200), chronische nach einer niedrigeren (z.B. D 30). Chronische Erkrankungen heilen nur über das Akutwerden aus, so lehrt es uns Dr. Hahnemann, da nach seiner Sicht alle chronischen Leiden von der Unterdrückung akuter Krankheiten herkommen. Er nennt die akute Krankheit den „Besen”, der das chronische Leiden herausfegt. Schon deshalb sieht er in der Homöpathie keine vorbeugende Heilweise. Er warnt auch immer wieder davor, kleine „Unpäßlichkeiten” so therapieren zu wollen. Hier verweist er auf eine geordnete Lebenswiese und eine richtige Ernährung. Das gilt natürlich auch für Kinder.
Bei Säuglingen erhält die Mutter das Arzneimittel, sie gibt es über die Milch an das Kind weiter.
Viele Kinder reagieren zunächst nicht so, wie das die besorgten Eltern gerne hätten. Einige werden aufmüpfig, räumen nicht mehr auf, oder widersprechen – andere schlagen ihre Geschwister usw. Bitte denken Sie aber daran, daß mit der Homöopathie der ganze Mensch angesprochen wird und damit neue Einsichten gewonnen werden können! Wieviel Verlogenheit steckt in unserer Anforderung, ein Kind müsse sich über jedes Geschenk freuen und sich auch noch bedanken. Nun – Homöopathie läßt auch Kinder echt werden.
Häufig finden wir als Causa bei Kindern Impfungen. Folge von Impfungen ist im Kent – natürlich auch im Synthesis zu finden – und es ist nicht nur Thuj und Sulf!
Bei Kinderkrankheiten, die auf Ansteckung beruhen, kommt die Darstellung über das „akute Miasma” im Organon in Frage. Dabei werden nicht die „absonderlichen” Symptome genommen, sondern die, die mit dem „Anstecker„ gemeinsam sind. Die Causa aber bleibt übergeordnet, wenn eine solche auffindbar ist.
Ein „chronisches Miasma” liegt vor, wenn Krankheitserscheinungen wiederkehren. Homöopathie und Allopathie widersprechen einander – beide Heilweisen können nicht zusammen angewandt werden, jedenfalls nicht zum Nutzen des Patienten. Hahnemann spricht davon, daß jedes allopathische Arzneimittel eine „Arzneikrankheit” macht, die eine „natürliche” Krankheit kompliziert. Komplizierte Krankheiten aber sind viel schwerer zu behandeln und brauchen eine „homöopathische Kur”, also eine Reihe von Arzneimitteln nacheinander in größeren Abständen, so daß die Heilung Monate dauern kann. Beispielsweise sind rheumatische Erkrankungen, die auch schon bei Kindern auftreten können, fast immer solch komplizierte Krankheiten und brauchen daher oft zwei bis drei Jahre zu ihrer Heilung, wobei bekannterweise nur wenig Patienten die erforderliche Geduld aufbringen. Impfungen führen meist zu komplizierten Krankheiten und damit zur Erschwerung der homöopathischen Behandlung.
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