Vom Wesen der Krankheit
Einblicke in die Medizin-Philosophie des Philippus Theophrastus Aureolus Bombast von Hohenheim, genannt „Paracelsus“
Paracelsus war Arzt und Alchemist, sein Konzept der Heilkunst in vielen Aspekten so innovativ, dass es selbst 500 Jahre nach seinem Tod unserer heutigen Universitätsmedizin noch oft überlegen erscheint.
Paracelsus ging davon aus, dass der Mensch auf 5 Arten erkranken kann und man als Therapeut und zur Heilung genau wissen muss, welche dieser 5 Arten die Krankheitsursache ist. Jede der 5 Krankheitsarten erfordert eine andere Therapie.
Das ens naturale und der Naturalis
Gemeint ist die Natur des Menschen. Paracelsus spricht über die vier Aspekte, die den Menschen ausmachen und von denen systematisch Krankheit kommen kann: das Firmament, die Elemente, die Komplexionen und die Humores.
Mit „Firmament“ beschreiben Alchemisten den inneren Aufbau des Menschen in Bezug auf seine Organe. Sonne entspricht dem Herz, Mond dem Gehirn, Jupiter der Leber, Saturn der Milz, Mars der Galle, Venus den Nieren, Merkur der Lunge.
Die „Elemente“ werden ebenfalls verschiedenen physiologischen und psychologischen Funktionen zugeordnet. Erde definiert den physischen Leib, Wasser den Ätherleib, Luft den Astralleib, die Gefühlswelt den mentalen Leib. Erkrankung der Elemente löst akute Krankheiten aus und muss dementsprechend behandelt werden.
Mit „Komplexionen“ werden die vier Temperamente der Galeniker beschrieben: Sanguiniker, Choleriker, Phlegmatiker und Melancholiker.
„Humores“ sagt aus, dass die Gemütsverfassung eines Menschen mit über Beginn und Verlauf einer Krankheit entscheidet. Ein humorvoller, lebenslustiger Mensch ist deutlich weniger anfällig für Krankheiten als z.B. ein von Natur aus sauertöpfischer. Menschen mit chronisch schlechter Laune sind buchstäblich dazu in der Lage, sich selbst krank zu machen, auch wenn kein wissenschaftlicher Beleg dafür zu finden ist.
Das ens veneni und der Spezifikus
„Alles ist Gift, auch Wasser, wenn im Exzess genossen.“
Beim gesunden Menschen sorgt der Körper selbst dafür, dass unbrauchbare, ungesunde Nährstoffe wieder ausgeschieden werden. Das Nützliche aus der Nahrung nennt Paracelsus Essenz, das Übrige Gift, z.B. nach übermäßigem Fleisch- oder Meeresfrüchtekonsum entsteht das „Gift“ Harnsäure mit unangenehm stechenden Gichtkristallen in den Zehen.
Paracelsus´ Therapie war in diesen Fällen Fasten zusammen mit Naturmitteln in Hochverdünnung.
Das ens astrale und der Charakteralis
Die Astrologen vor Paracelsus glaubten, dass die Gestirne allein Einfluss auf den Charakter des Menschen haben. Paracelsus widerspricht heftig und betont die Wichtigkeit von Erbanlagen und Erziehung sowie die Bedeutung des „Geburtsherrschers“ (der Himmelskörper im Sternzeichen des Neugeborenen). Gibt es mehr als einen, wählt der Mensch instinktiv den zu ihm passenden aus.
Die Planeten bewegen sich auf elliptischen Bahnen um die Sonne, ändern sich und auch die Himmelskonstellationen ständig. Kommt z.B. Mars der Erde näher, hat dies Einfluss auf die meisten Menschen, besonders auf die mit Gallenleiden. Paracelsus verlangt daher von seinen Schülern, dass sie die astronomischen Gegebenheiten sehr wohl kennen und berücksichtigen sollten.
„Ihr sollt nicht glauben, eine durch die Sterne bewirkte Krankheit heilen zu können, wenn dieser Stern gerade regiert.“
Das ens spirituale und der Spiritualis
Während die drei ersten Entien auf die körperliche Verfassung des Patienten wirken, wirkt das ens spirituale allein auf den Geist. Paracelsus erklärt dazu – was heute alle wissen – dass der Geist in der Lage ist, den Körper so stark zu beeinflussen, dass er organisch erkrankt. Hier gilt es, zuerst die Psyche zu heilen. Viele Allergien und Neurodermitis haben eher psychische Ursachen als physische, aber auch andere Krankheiten, von denen man es nicht erwarten würde, wie z.B. Rückenschmerzen oder Darmdivertikel.
Das ens deale und der Fidelis
Zu Zeiten der Klostermedizin glaubte man, alle Krankheiten seien Strafen Gottes und nur durch Glaube und Beten zu überwinden. Paracelsus unterstreicht diese Annahme, führt als fünftes Entium Gott als Ursache von Krankheit an und argumentiert, dass alle Krankheiten als Prüfung von Gott gesandt werden. Da es sich aber nur um Prüfungen und nicht um Todesurteile handelt, sendet er dazu passend die richtigen Ärzte, die den Patienten wieder heilen können. Wenn sie hierfür heidnische Kenntnisse nutzen, ist das aus Paracelsus’ Sicht heraus in Ordnung, da das Wissen der alchemistischen Medizin aus der Natur stammt, und die kommt schließlich auch von Gott.
Das „ens deale“ mag dem überzeugten Atheisten lächerlich erscheinen. Wenn Gott nicht existiert, kann man natürlich auch nicht an einer Strafe Gottes erkranken. Da aber der Beweis für Existenz oder Nichtexistenz Gottes nicht erbracht werden kann, es also letztlich eine Glaubensfrage bleibt, ist zumindest eines sicher: Der Atheist hat eine Möglichkeit weniger zu gesunden.
„Gott schickt für alle Kranken den passenden Arzt”, sagt Paracelsus. Er selbst vereinigte alle 5 Arzttypen in sich. Dieses Niveau zu erreichen ist sicher nur den wenigsten gegeben, es erfordert ein lebenslanges Studium, aber danach zu streben, auf die Leiter der 5 Entien hinaufzusteigen, sollte Ziel jedes Therapeuten sein, gerade heute, wo die Grenzen der Schulmedizin so sichtbar sind wie nie zuvor.
Literaturhinweis: Die Heilgeheimnisse des Paracelsus, Allegria Ullstein Verlag.
Dr. Michaela Dane
Studium der Biochemie, Expertin für
Alchemie und Paracelsusmedizin
Kontakt: drdane@clinicapraxis.net
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