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Tierheilkunde
Lesezeit: 4 Minuten

Fallstudie aus der tierheilkundlichen Praxis: Epileptiforme Anfälle bei Katze

2015-01-Katze1Patient

Hauskatze, 9 Monate alt

Vor genau einem Jahr erreichte mich der verzweifelte Anruf einer Katzenbesitzerin: Ihre Katze habe seit sechs Tagen Anfälle, die an Häufigkeit und Länge zunehmen würden. Sie sei bereits beim Tierarzt gewesen, der die Diagnose Epilepsie gestellt habe. Die Katze bekäme nun Luminal, ein gängiges Medikament, dass bei Epilepsie bei Tieren gegeben wird und dämpfend auf das zentrale Nervensystem wirkt, womit die epileptischen Anfälle unterdrückt werden sollen.

Unter einem epileptischen Anfall versteht man eine anfallartige, also vorübergehende Funktionsstörung von Nervenzellen im Gehirn. Dabei kommt es zu Symptomen wie Krämpfe, teilweise mit Bewusstseinsverlust, die den ganzen Körper oder auch nur z.B. ein Bein betreffen können. Oft geht unwillkürlich Urin oder Kot ab und es kommt zu übermäßigem Speicheln. Ein Anfall dauert in der Regel nur wenige Minuten.

Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Schädelhirntraumen, Hirnentzündungen oder Tumoren über Vergiftungen bis hin zu Stoffwechselerkrankungen. Von einer echten Epilepsie spricht man, wenn eben all diese Ursachen ausgeschlossen werden können. Nicht jeder Anfall bedeutet auch, dass die Krankheit Epilepsie vorliegt. Eine genaue Diagnose nach dem Ausschlussverfahren ist deshalb wichtig.

Nachfragen meinerseits ergaben jedoch, dass der Katze noch kein Blut abgenommen wurde. Da die Besitzerin an diesem Tag sowieso nochmal einen Termin beim Tierarzt hatte, bat ich sie, dort ein Blutbild machen zu lassen und sich bei mir zu melden, wenn die Ergebnisse da sind. So vergingen fünf Tage, bis ich „Emilie“ das erste Mal sah.

Die aktuelle Situation stellte sich wie folgt dar: Emilie war bei Bewusstsein, durch das Luminal jedoch sehr ruhig. Sie konnte nicht alleine stehen, versuchte sich aber mit den Vorderpfoten vorwärts zu ziehen. Wenn ich sie hinstellte, knickte sie hinten ein und fiel stets auf die rechte Seite. Die Hinterbeine waren gestreckt und verkrampft, die Zehen abgespreizt. Es lag kein Speicheln vor und auch kein unwillkürlicher Harnoder Kotabgang. In diesem Zustand befand sie sich seit dem vorhergehenden Tag.

Anamnese

Der Bluttest ergab keinerlei Abweichungen. Eine Stoffwechselerkrankung konnte also ausgeschlossen werden. Der Luminalspiegel wurde allerdings bis dato noch nicht kontrolliert.

Emilie ist 9 Monate alt und war bislang immer gesund. Vor zehn Tagen wurde sie von einem Nachbarn gebracht, weil sie nicht mehr laufen konnte. Beim Tierarzt angekommen, war sie aber wieder normal. Am nächsten Tag begann sie wieder, in der Bewegung hinten wegzukippen und zu krampfen – 45 Minuten lang. Dies wiederholte sich am selben Tag noch einmal. Wieder beim Tierarzt, wurde die Diagnose Epilepsie gestellt und das Medikament Luminal verschrieben. In den folgenden drei Tagen kamen die Anfälle immer häufiger und dauerten auch jedes Mal länger. Der Tierarzt verdoppelte daraufhin die Dosis des Luminals. Leider besserte sich der Zustand von Emilie nicht, es wurde sogar immer schlimmer.

Therapie

Da das Luminal nach über einer Woche überhaupt keinen positiven Effekt bewirkt hat und die Besitzerin dieser Therapie nicht mehr vertraute, beschlossen wir einvernehmlich, das Medikament abzusetzen. Da sich die Situation im Moment so dramatisch darstellte, wollte ich nicht noch mehr Zeit verstreichen lassen und entschloss mich zu einer etwas unkonventionellen Medikation: Da die Möglichkeit eines Nerventraumas (Unfall, Schlag auf den Kopf o.Ä.) nicht ausgeschlossen werden konnte, verabreichte ich ihr sofort Staphysagria C30 und 15 Minuten später Hypericum C30.

Für Zuhause verschrieb ich Cuprum, Belladonna, Conium und Plumbum jeweils in der C30 nacheinander im stündlichen Abstand. Das Ganze sollte zweimal täglich wiederholt werden. Außerdem bekam sie später EP-11 und Psy4 von Horvi-Enzym.

Zu meiner großen Freude erreichte mich bereits zwei Tage später der Anruf einer glücklichen Katzenbesitzerin: Es gehe Emilie ca. 90% besser und sie habe das Luminal jetzt ganz abgesetzt. Emilie habe keinen Anfall mehr gehabt. Die homöopathischen Mittel konnten abgesetzt werden, die Horvi-Enzyme wurden allerdings noch weiter gegeben, bis sie aufgebraucht waren. Das ist jetzt ca. 10 Monate her und Emilie hat bis dato keinen Anfall mehr gehabt – es geht ihr wieder richtig gut.

Dieser Fall hat mich wieder einmal in meiner Arbeit bestätigt und gezeigt, dass die Homöopathie auch in schweren Fällen wahre Wunder vollbringen kann. Vielen Dank auf diesem Weg auch allen meinen Klienten und ihren Tieren für Ihr Vertrauen und Ihre gute Mitarbeit, ohne die solche Erfolge nicht möglich wären.

Andrea Meyer-Fuger Andrea Meyer-Fuger
Tierheilpraktikerin

andrea-meyer-fuger@hotmail.de

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