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Naturheilkunde
Lesezeit: 10 Minuten

Fallstudien

Fallstudie aus der naturheilkundlichen Praxis

Tremor der rechten Hand

Patient
Johann, 65 Jahre Johann kommt zu mir in die Praxis und behält seine rechte Hand in der Jackentasche. Er ist sichtlich verunsichert und weiß im Moment keinen Ausweg.

Symptome und Anamnese
Johann war bis vor wenigen Monaten in einer Führungsposition tätig, nun ist er im Ruhestand. Er ist nicht verheiratet und muss sich erst an die neue Situation gewöhnen. Seitdem er zuhause ist, hat er mehrere schwere Infekte erlitten, fühlt sich schlapp und wenig leistungsfähig. Zwei Monate nach der Pensionierung traten erstmals Schmerzen bei der Bewegung der Daumen beidseits auf, was ihn besonders störte, da er Hobbymusiker ist und mehrere Instrumente spielt. Gleichzeitig entwickelte sich an der rechten Hand ein Tremor, der tageszeitlich von feinschlägig bis mittelschlägig, in Ausnahmesituationen bis grobschlägig, schwankt.

Zunächst wurden durch Neurologen und Apparatemedizin an der Universitätsklinik mehrere Verdachtsdiagnosen auf Parkinson und Gehirntumor ausgeschlossen. Die Neurologen stellten die Diagnose „Essenzieller Tremor“, der mit Betablockern behandelt werden könne. Johann hat dies jedoch abgelehnt. Als Nebenbefund wurden bei der Blutuntersuchung Vitamin-D- und Vitamin-B12-Mängel festgestellt. Leber- und Nierenwerte sind im Normbereich, jedoch deuten leicht gelbliche Skleren der Augen und die Tränensäcke auf eine leichte Insuffizienz beider Organe hin.

Mir fällt auf, dass Johann erstaunlich schlank ist. Auf Nachfrage gibt er an, schon immer ein „schlechter Esser“ gewesen zu sein. Jedoch hat sich dieser Zustand seit der Pensionierung noch verschlechtert. Vor zehn Jahren hat er eine TIA (transitorisch-ischämische Attacke) erlitten. Seitdem wird er mit Aspirin protect 100 mg behandelt. Vor fünf Jahren wurde ein Basaliom an der Nase diagnostiziert und operiert, vor vier Jahren ein nicht-metastasierendes Zungenkarzinom, das per OP entfernt wurde. Vor zwei Jahren wurden vom Zahnarzt alle 14 Amalgam-Zahnfüllungen ausgetauscht.

Ich frage noch einmal gezielt nach seinen Essgewohnheiten. Daraus muss ich folgern, dass Johann schlichtweg mangelernährt ist. Da er während der Befragung gleich zweimal die Toilette aufsucht, erfrage ich auch sein Miktionsverhalten. Er gibt an, wenig zu trinken, dass er jedoch mindestens einmal pro Stunde Harndrang habe. Eine Untersuchung durch den Urologen brachte keinen für sein Alter auffälligen Befund.

Therapie
Es folgt eine Ernährungsberatung mit dem Hinweis, dass alle Zellen (Organ- und Nervenzellen) einen Mix aus Makro- und Mikronährstoffen brauchen. Zusätzlich empfehle ich ihm ein Multivitamin-Präparat, das speziell für den reifen Mann entwickelt wurde und neben Kürbiskernen, Sägepalme und Tomatenpulver die Vitamine D und B12 hochdosiert enthält.

Drei Wochen nach der Vitaminsubstituierung beginnen wir mit einer Amalgamausleitung. Zunächst werden Leber und Nieren über drei Wochen mit Löwenzahn und Brennnessel entlastet. Dann folgt eine Substitution mit Bärlauch, nach vier Wochen eine Ausleitung mit Koriandertinktur.

Drei Stunden psychotherapeutische Therapie mit leichtem Trancezustand. Er erzählt u.a., dass ihn sein Zustand nach der Zungenkarzinom-OP regelrecht erzittern ließ. Diesen Zustand hatte er schon in ähnlicher Form als Sechsjähriger erlebt, als ihm die Mandeln entfernt wurden. Damals spuckte er Blutklumpen und hatte das Gefühl, daran zu ersticken. Das bedrohliche Bild verschwindet jedoch allmählich, als wir es mit positiven Affirmationen ersetzen.

Therapieverlauf
Schon nach kurzer Zeit verschwinden die Schmerzen in den Händen. Der Tremor tritt nur noch nach besonders starker körperlicher oder psychischer Belastung auf. Johann wird mit seinem Hausarzt besprechen, ob er das Aspirin absetzen kann, da diese Arznei möglicherweise die Ursache für den Vitamin-B12-Mangel darstellt. Wir diskutieren gerade, ob er auf ein Knoblauchpräparat umsteigen möchte. Noch ist er davon nicht überzeugt, da er den unangenehmen Knoblauchgeruch fürchtet. Insgesamt fühlt sich Johann jedoch viel leistungsfähiger und vitaler.

Claudia RitterClaudia Ritter
Heilpraktikerin, ganzheitliche Ernährungsberaterin

Naturheilraum@web.de


Fallstudie aus der Coaching-Praxis

Angst vor Veränderung

Klientin
Gerda, 40 Jahre

Die Klientin kommt zu einem Beratungsgespräch in meine Praxis. Vor ihrer Ehe und Zeit als Mutter arbeitete sie als Sekretärin in einer großen Firma. Die Kinder sind jetzt relativ selbstständig und sie möchte gerne wieder stundenweise arbeiten. Einen Job als Sekretärin hat sie in Aussicht, aber irgendwie weiß sie auch nicht wirklich, was sie will und ob der Job das richtige für sie ist.

Ich empfehle ihr das Coaching-Tool Talentkompass NRW, um ihre Schwächen, Stärken und Talente zu erkennen. Danach können die erarbeiteten Erkenntnisse für den weiteren Lebensweg genutzt werden. Gesagt, getan.

Nach drei Sitzungen stellt sich heraus, dass sie nicht mehr im Büro, sondern gerne kreativ mit Blumen und Pflanzen arbeiten möchte. Glücklich über diese Erkenntnis geht sie nach Hause. Gedanklich beschäftigt sie sich mit einer Ausbildung zur Floristin.

Ein halbes Jahr später kommt sie erneut in meine Praxis, ohne einen Schritt vorangekommen zu sein. Sie kann sich das nicht erklären und ist völlig verzweifelt.

Therapie
Ich empfehle Gerda die Arbeit mit der Methode „gesunde Blicke®“. Sie hat schon gehört, dass ich gerne mit Bildern arbeite und meint: „Warum eigentlich nicht?“ Die Kunsttherapie und selbst gemalte oder gestaltete Bilder werden schon lange in therapeutischen und beratenden Prozessen genutzt. Der Einsatz von Fotografien ist bei uns noch nicht so bekannt.

Viele Menschen erinnern sich an Bilder. Bilder sind sehr hilfreich bei der Verarbeitung emotionaler Prozesse. Dieser Umstand kann sehr gut in der Beratungs- und Coaching-Praxis sowie in der naturheilkundlich orientierten Praxis genutzt werden. Denn Veränderung funktioniert nicht ohne emotionale Beteiligung.

Im psychotherapeutischen Bereich kann die Methode „gesunde Blicke®“ sehr erfolgreich mit der Verhaltenstherapie kombiniert werden. Dadurch fällt es den Klienten/Patienten oftmals viel leichter, lange bestehende Einstellungen und Verhaltensstrukturen zu verändern. In der naturheilkundlichen Praxis, in der wir den ganzen Menschen betrachten, ist die Methode „gesunde Blicke®“ sehr gut geeignet, um psychische und emotionale Stressfaktoren, die sich als Therapiehindernis auswirken können, aufzuspüren und zu bearbeiten. Es ist wunderbar, mit dieser einfachen Methode zu arbeiten, weil sie für sehr viele Prozesse im täglichen Praxisalltag eingesetzt werden kann.

Zuerst arbeiten wir an einer klaren Zielformulierung. Dann sucht die Klientin sich ein Bild aus. Dieses löst bei ihr Angst aus. Grundsätzlich ist Angst gesund und lebenserhaltend, wenn sie angemessen ist. In ihrem Fall blockiert die Angst ihr Vorwärtskommen. Die Patientin wählt erneut ein Bild mit der Intention, die Angst zu neutralisieren.

Mit diesem Bild führen wir Augenbewegungen wie in der EMDR-Traumatherapie durch. Im Verlauf der Sitzung erarbeiten wir einige Ressourcen, die die Klientin auf ihrem weiteren Weg nutzen will. Sie kommt noch zweimal in meine Praxis, damit wir, wie sie sagt „mit den Bildern ihre Seele aufräumen“. Danach geht alles recht zügig voran.

Ein Jahr später leitet Gerda selbstständig eine Filiale eines großen Blumenhauses. Sie hat zwar keine Ausbildung mehr gemacht, aber fühlt sich rundum wohl mit ihrer Tätigkeit.

Fazit
Diese Klientin hatte Angst vor der Veränderung. Diese Angst war ihr auch aus früheren Lebenssituationen bekannt. Nachdem wir die ursprüngliche Situation der Angst herausgefunden und diese mit Hilfe der Bildkarten und den Augenbewegungen bearbeitet hatten, waren auch die Stolpersteine aus dem Weg geräumt.

Die Klientin ging ihren Weg und konnte gar nicht glauben, dass ihre „Last“ nur mit Bildern gelöst wurde.

Uta VerbeekUta Verbeek
Heilpraktikerin, Dozentin für Naturheilkunde und Foto-Therapie, Autorin, Entwicklerin der Methode „gesunde Blicke®“
naturheilpraxis@uta-verbeek.de


Fallstudie aus der tierheilkundlichen Praxis

Verhaltenstraining und -therapie

Patient
Vollblutwallach, 8 Jahre

Die Besitzer kommen zu mir, weil sie eine Einschätzung und einen verhaltenstherapeutischen Lösungsvorschlag von mir erhoffen. Sie besitzen den Vollblutwallach seit drei Monaten. Er lebt in einer Gruppenhaltung von zehn Pferden und zeigt seit vier Wochen Aufsetzkoppen.

Vorgeschichte
Das Pferd wurde den Besitzern nicht als Kopper verkauft. Vor der dreimonatigen Aufstallung in der Gruppenhaltung sei der Wallach für einige Wochen in einem intensiven Beritt gewesen, aus dem er verkauft wurde. Die Zeit davor lässt sich nicht mehr detailliert nachvollziehen. Die einzige Angabe hierzu ist, dass die vorherigen Besitzer mit dem Pferd nicht gut zurechtkamen.

Anamnese
Nach Aussagen der Besitzer zeigt das Pferd in der jetzigen Gruppenhaltung keinen offensichtlichen Stress. Der Wallach steht aber häufig abseits der Gruppe. Die Herde wurde mit Ankunft des Wallachs neu zusammengestellt, da der Stall neu eröffnet wurde. Im Umgang ist das Pferd laut Besitzerin sehr schwierig. Es lässt sich kaum von der Herde wegführen und stürmt gerne zur Herde zurück. Ein ruhiges Arbeiten mit ihm alleine stellt sich als fast unmöglich dar.

Meine Einschätzung
Bei der direkten Zusammenstellung einer neuen „Herde“ ist Vorsicht geboten, wenn zehn untereinander unbekannte Pferde aufeinandertreffen und keine stufenweise Integration in die Herde stattfindet, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht organisch gewachsen war. Eine behutsame Integration alleine verursacht schon Stress. Bei einem direkten Zusammenlassen von zehn fremden Pferden ist das Stresspotenzial um einiges größer. Das Pferd integriert sich nicht in eine bereits bestehende Rangordnung, an der es sich orientieren kann, sondern die Gruppe bildet eine komplett neue Hierarchie, was psychischen und physischen Stress für alle Beteiligten bedeutet.

Auch wenn ein Pferd nicht direkt an Auseinandersetzungen beteiligt ist, sondern sich eher zurückzieht, kann das ebenfalls ein Indikator für Stress sein. Diese passive Auseinandersetzung mit der Umwelt zeigt den Stresszustand eher durch Apathie und Zurückgezogenheit, was als vermeintlich ruhig fehlinterpretiert werden kann.

Auch der Umgang mit dem Menschen scheint für dieses Pferd nicht beruhigend oder in einer anderen Form positiv assoziiert zu sein, im Gegenteil: Nehmen die Besitzer das Pferd aus der Herde, will es zurück zu dieser, da es instinktiv die Gesellschaft von Artgenossen vorzieht.

Es ist hier nicht genau festzustellen, zu welchem Zeitpunkt das Pferd das Koppen als Stresskompensation begonnen hat. Vollblüter neigen mehr zu Stereotypien als andere Rassen. Ob es in der Zeit vor dem Intensivberitt oder währenddessen entstanden ist, kann man nicht genau sagen. Unwahrscheinlich ist, dass das Aufsetzkoppen durch Stress in der Gruppenhaltung initiiert wurde, da das Koppen als orale Stereotypie oft in Zusammenhang mit zu wenig Raufutter steht. Wahrscheinlicher ist, dass die Stereotypie bereits manifestiert war, durch viel Ablenkung und Beschäftigung zu Beginn der neuen Haltungsumgebung eher unterdrückt wurde und nun vom Organismus wieder zur „normalen“ Stresskompensation genutzt wird.

Verhaltenstherapeutische Maßnahmen
Dringend ist hier von Hilfsmaßnahmen wie Kopperriemen oder sogar invasiven Eingriffen (z.B. Muskeldurchtrennungen) abzuraten. Eine Stereotypie ist leider nicht komplett therapierbar. Da sie ein Mechanismus des Pferdes darstellt, der Stresssituation entgegenzuwirken, sollte ihm diese Möglichkeit nicht genommen werden. Man sollte jedoch an der Ursache arbeiten, die Stressoren also minimieren. Gleichzeitig ist eine verhaltenstherapeutische Maßnahme, dem Pferd so häufig wie möglich positive „Ersatz“-Empfindungen zu ermöglichen, in der Haltungsumgebung und auch in der Begegnung mit dem Menschen.

Für die Haltungsbedingungen heißt dies, dass eine Kleingruppe für dieses Pferd besser geeignet ist. Ich rate den Besitzern, die Gruppe nochmals aufzuteilen, sodass nicht nur der Rückzug des Wallachs, sondern auch positive soziale Interaktionen für ihn wieder möglich werden. Für den Umgang mit dem Wallach bedeutet das, dass Pferd-Mensch-Interaktionen stattfinden, die für ihn positive Auswirkungen haben, z.B. die Entspannung. Das kann nur funktionieren, wenn er den Menschen als Reizgeber respektiert und ihm immer mehr Vertrauen schenkt, auch ohne Beisein „richtiger“ Artgenossen.

Ich zeige den Besitzern Bodenarbeitsübungen, die sowohl respekt- als auch vertrauensfördernd sind. Diese Übungen sollen sie erst einmal im Bereich der Gruppenhaltung festigen, bevor sie diese auch außerhalb des Paddocks üben. Wichtig ist, die Konzentrationsspanne des Pferdes von ein paar Minuten nicht zu überreizen und in einem ruhigen, entspannten Moment das Training zu beenden. Sonst könnte eine Fehlkonditionierung stattfinden.

Vier Wochen später
Leider ist keine Umstellung oder Aufteilung der Herde möglich. Es werden auf mein Anraten hin noch mehr Futterstellen mit Heunetzen geschaffen, um die Futterkonkurrenz zu minimieren. Der Umgang mit dem Pferd im Bereich der Gruppenhaltung hat sich gut bewährt und es sind bereits Übungen auch außerhalb dieses Bereiches mit ihm möglich. Hier nutzen die Besitzer für eine gute Verhaltensantwort (z.B. einem Seitwärtsweichen auf feine Signale) eine Futterbelohnung, um die Motivation des Pferdes zu erhöhen. Davon ist natürlich im Beisammensein der Artgenossen dringendst abzuraten. Um diesem Pferd eine Ersatzbefriedigung für seine stereotype Handlung zu bieten, ist es erst einmal legitim.

Nach Aussagen der Besitzer tritt das Koppen inzwischen seltener auf und der Wallach integriert sich nach und nach mehr in die Gruppe. Das weitere Vorgehen im Training ist, dem Pferd immer mehr belohnende Momente im Beisein des Menschen zu schaffen und diese positiven Ersatzmomente zeitlich weiter auszudehnen.

Dr. Vivian Gabor Dr. Vivian Gabor
Biologin, promovierte Pferdewissenschaftlerin, Spezialgebiet Lernverhalten des Pferdes und die Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis
info@horseability.de

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