Auf den Hund gekommen
Hundgestützte Therapie
Hunde in Kliniken und Pflegeeinrichtungen sind längst kein seltener Anblick mehr wie noch vor Jahren: Inzwischen ist erwiesen, dass ein durchdachter und planvoller Einsatz im therapeutischen Sinne helfen kann.
Im Gegensatz zu tiergestützten Interventionen, Fördermaßnahmen oder dem Einsatz von Hunden in der Pädagogik geht es in der hundgestützten Therapie rein um den therapeutischen Bereich: Wie kann man Hunde bei Patienten mit beispielsweise Apoplex, apallischem Syndrom oder frühkindlicher Hirnschädigung sinnvoll einsetzen? Wie können sie hier in Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie unterstützend mitwirken?
Die hundgestützte Therapie basiert auf der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Gesundheit: „Gesundheit ist der Zustand vollkommenen körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens“.
Der Mensch wird somit als eine Einheit betrachtet und gemäß WHO existieren drei Aspekte des menschlichen Seins. An erster Stelle wird der Körper des Menschen in seiner Anatomie betrachtet, an zweiter Stelle wird die Seele des Menschen, also seine geistige Gesundheit genannt und an dritter Stelle steht die soziale Komponente. Nur wenn ein Mensch ohne körperliche und seelische Leiden existiert und zur Krönung auch noch in einem angenehmen sozialen Umfeld lebt, ist er nach Definition der Weltgesundheitsorganisation wahrhaft gesund. Andreas Mielck (2005, S. 53) beschreibt sogar, dass privilegierte Schichten in Deutschland gesünder leben und eine längere Lebenserwartung haben als Menschen, die über geringere Bildung, Einkommen und Berufsstatus verfügen.
Therapiehunde sind in der Lage, auf alle drei Bereiche des menschlichen Seins positiv einzuwirken. Voraussetzungen für eine gelungene Hundetherapie sind natürlich ein positives Empfinden und eine Sympathie dem Hund gegenüber.
Die Hundetherapie basiert auf dem eigenen Willen des Erkrankten, oft sogar, ohne dass er sich dem therapeutischen Nutzen bewusst ist und ohne Druck oder Zwang zu empfinden. Es ist sogar hilfreich, dem Patienten die Therapie eher als Besuch anzubieten, denn so bleibt die Freiwilligkeit und bessere Compliance erhalten.
Die physische Wirkung
Therapiehunde animieren zum Beispiel den Erkrankten, sich zu bewegen, indem er aus eigenem Interesse den Hund streicheln, ihn auf seinen Schoß heben möchte, ihn füttert oder beabsichtigt, mit ihm spazieren zu gehen. Dabei werden körperliche Einschränkungen überwunden, Grob- und Feinmotorik weiterhin trainiert, Mobilisationen durchgeführt, Kontrakturen und Spastiken behandelt.
Durch das Berühren und Streicheln des Fells werden taktile Reize gesetzt, durch das Gewicht des Hundes auf dem Schoß werden Extero- und Enterozeptoren aktiviert, der Hund bietet einen tiefensensiblen Input mit optimaler Verbindung zwischen motorischer und sensorischer Defizitbehandlung. Die Hunde können somit alternativ und unterstützend zu physiotherapeutischen, ergotherapeutischen oder logopädischen Maßnahmen eingesetzt werden.
Das psychische Wohlbefinden
Durch die Ruhe der Hunde normalisieren sich Blutdruck und Herzfrequenz und bleiben über einen gewissen Zeitraum konstant. Der Oxytocinspiegel im menschlichen Blut erhöht sich schon beim Anblick und erst recht beim Streicheln eines Hundes. Die Frequenz der Gehirnwellen, die Frieden und Zufriedenheit ausstrahlen, erhöht sich. Hunde können Reaktionen aus emotional und kognitiv stark geschädigten Menschen hervorlocken, bei denen alle Bemühungen von Familienmitgliedern und Ärzten fehlgeschlagen sind, denn es fällt oft leichter, sich einem Tier anzuvertrauen. Der Mensch bekommt durch den Hund einen empathischen Zuhörer.
Das soziale Wohlbefinden
Die Hundetherapie kann in der Gruppe oder als Einzeltherapie stattfinden. Vor allem in der Gruppentherapie werden die Patienten dazu angeregt, Gefühle, Empfindungen und Meinungen auszutauschen. Die Kommunikation untereinander steigt, es entstehen angeregte Gespräche und Diskussionen, die häufig sogar flüssig und im Kontext geführt werden. Die Erkrankten verlassen ein Stück weit ihre eigene Welt und wenden sich der ihrer Mitbewohner zu. Es findet ein gemeinsames Erleben statt, über das sich die Teilnehmer auch zu einem späteren Zeitpunkt gerne austauschen.
Wo und bei welchen Erkrankungen kann ein Therapiehund helfen?
Die Therapie kann vielfältig eingesetzt werden, Beispiele finden Sie in der Tabelle:
Institution | Behandelbare Erkrankung |
Senioren- und Pflegeheime | Demenz-Erkrankungen, Multiple Sklerose, Zustand nach Apoplex, Schizophrenie, körperliche Leiden infolge von altersbedingtem Abbau und Alkoholabusus. |
Rehabilitationskliniken | Adipositas, Zustand nach Apoplex, Hypoxische Hirnschädigung, z.B. nach Ertrinkungsunfall, Near SIDS, neurologische Erkrankungen in großer Bandbreite; Schädigung infolge traumatischer Ereignisse, zum Beispiel Polytrauma oder Amputationen, Schädelhirntrauma, Hirnblutung nichttraumatischer Ursache, u.a. Angiom, Aneurysma. |
Psychiatrien | Schizophrenie, Erkrankungen aller Art mit Weglauftendenzen, frühkindlicher Autismus und Asperger-Syndrom, stoffgebundene Missbrauchs- oder Abhängigkeitsverhalten, gerontopsychiatrische Erkrankungen. |
Heime für Menschen mit geistiger Behinderung | Frühkindliche Hirnschädigung, Anfallsleiden, selbst- und fremdverletzendes Verhalten, Schwerst- und Mehrfachbehinderungen. |
Wohngemeinschaften für Menschen mit erworbener Hirnschädigung | Apallisches Syndrom, Hypoxische Hirnschädigung, z.B. nach Ertrinkungsunfall, Zustand nach Apoplex. |
Hospize und Kinderhospize | Ganzheitliche Sterbe- und Trauerbegleitung unter dem Gesichtspunkt Palliative Care. |
Privates und häusliches Umfeld | Apallisches Syndrom, Posttraumatisches Belastungssyndrom, Zustand nach Apoplex, frühkindliche Hirnschädigung, neurologische Erkrankungen in großer Bandbreite. |
Diese Therapieform wird bereits von verschiedenen Krankenkassen unterstützt. Um die hundgestützte Therapie sachkundig, verantwortungsvoll und erfolgreich einsetzen zu können, ist eine umfangreiche Ausbildung erforderlich.
Maria Störr
Tiertherapeutin und Dozentin an der Paracelsus Schule Dresden
info@hunde-helfen-heilen.com
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