Auf den Spuren des Paracelsus
Alexandra Maria Beslic, Studienleiterin der Paracelsus Schule Zürich, im Interview
Liebe Frau Beslic, vor ca. 520 Jahren wurde Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus, in der Innerschweiz geboren. Er war Arzt, Alchemist, Astrologe, Mystiker, Laientheologe und Philosoph. Wie definierte Paracelsus damals die Gesundheit?
Paracelsus Weltbild fußte auf den Lehren Hermes Trismegistos, der als Begründer der Hermetik gilt. Diese Jahrtausendealte, aus Ägypten stammende Lehre sieht den ibisköpfigen Gott Thot als Hüter der Weisheitsuchenden an. Ziel ist es, den Menschen wieder in Harmonie mit den kosmischen Kräften zu bringen. Das kann u.a. mit wohldurchdachten und hochwirksamen Heilmitteln geschehen. Der Gott Thot wurde von den Griechen Hermes und von den Römern Merkur genannt. Als Götterbote brachte er den Menschen das Wissen über Astrologie, Medizin, Alchemie, Musik und Dichtung.
Der Mensch wird, so Paracelsus, von drei Gewalten eingeschränkt: Alter, Krankheit und Tod. Besonders die Krankheit macht auf die menschliche Unzulänglichkeit aufmerksam, auf die Sehnsucht nach Gesundheit, Harmonie und Geborgenheit. Krankheit und Unglück sind Geschwister. Die Ursache von Erkrankungen liegt nicht bei Säftedysbalancen, wie fast alle Ärzte dieser Zeit glaubten, sondern das Ungleichgewicht der Säfte ist lediglich die Auswirkung einer Erkrankung. Nur wenn das Milieu des Patienten bereits geschwächt ist, kann es zu Disharmonien der Säfte oder zu einem Erregerbefall kommen.
Das gilt auch für Pflanzen. Nur ein bereits geschwächter Baum wird von einer Mistel heimgesucht, von Blattläusen und Borkenkäfern. In der Regel denkt man ja meist, dass erst der Schädling den Baum in eine Erkrankung stürzt. Paracelsus dagegen sah die Krankheitsursachen metaphysisch.
Paracelsus war nicht jedermanns Freund. Er hatte Bewunderer, aber auch erbitterte Gegner. Was hat Paracelsus anders gemacht als die anderen Ärzte? Was hat ihn berühmt gemacht?
Paracelsus Vater war Wundarzt. Er hat früh festgestellt, dass die damals gängigen Behandlungsmethoden der Ärzte eher schädlich als hilfreich waren. Er hat beobachtet, dass schon die gründliche Reinigung der Wunden und die Anwendung einfacher volksheilkundlicher Mittel oft zu guten Heilerfolgen geführt haben.
Anders als seine Ärztekollegen hat Paracelsus das Wissen der einfachen Leute über Hausmittel und lokale Heilkräuter ernst genommen und in seine Therapien mit einbezogen. „Der Arzt lernt nicht alles, was er können und wissen soll, auf den hohen Schulen, er muss auch zeitweise zu alten Weibern, Zigeunern, Schwarzkünstlern, Landfahrern, alten Bauersleuten und dergleichen mehr unachtsamen Leuten in die Schule gehen und von ihnen lernen. Denn diese haben mehr Wissen von solchen Dingen als alle hohen Schulen.“
Wenn auch nicht alle volksheilkundlichen Anwendungen eine echte Heilwirkung hatten, waren doch viele davon gesundheitsfördernder als Schwermetallvergiftungen und Aderlässe bis zur völligen Entkräftung.
Außer den drastischen Heilmethoden der meisten Ärzte kritisierte Paracelsus auch die Mode, Heilmittel von möglichst weit her zu beziehen. Exotische Heilpflanzen und Gewürze aus Asien galten damals sehr viel und wurden zu horrenden Preisen gehandelt. Daher wurden sie natürlich auch oft gestreckt oder gar gefälscht. Die Heilmittel waren oft also nicht nur unerschwinglich teuer, sondern sie waren auch wirkungslos oder gar schädlich.
Paracelsus war ein Querdenker, der aufgrund seiner Kritik an seinem Berufsstand sehr angefeindet wurde. Das ist vor über 40 Jahren für den Gründer der Paracelsus Heilpraktikerschulen ein ausschlaggebender Grund gewesen für die Wahl des Namens, denn bei der Gründung der ersten Schulen ist es ihm ähnlich ergangen.
Wir leben in einer hektischen Welt. Ungesund ist der Stress genauso wie die hohe Strahlendosis, welcher wir ausgesetzt sind. Was würde wohl Paracelsus heute raten?
Eine wichtige Regel der Lehre von Paracelsus betrifft die Lebensweise. Diese sollte auf der einen Seite bescheiden sein, auf der anderen aber auch im Einklang mit den kosmischen Gesetzen stehen. Auch wenn einem das nicht sofort und perfekt gelingt, das ist nicht das Entscheidende. Viel wichtiger ist, dass man es anstrebt. Dabei sollte man jegliche Einseitigkeit und extreme Verhaltensweisen meiden.
Was macht die Lehre Paracelsus noch heute attraktiv?
Seine Lehre ist eingebettet in ein Gesamtkonzept, die volksheilkundlichen Anwendungen waren nicht die einzigen Methoden des Paracelsus: Er verband viele Disziplinen und Lebensweisheiten miteinander und machte daraus ein ganzheitliches Lebens- und Heilkonzept.
Folgende Elemente hatten Einfluss auf die Paracelsus-Medizin:
• Medizin • Volksheilkunde • Philosophie
• Alchemie • Astronomie • Astrologie
• Religion
Er setzte zur Heilung also nicht nur Kräuter ein, sondern empfahl auch eine gesunde Lebensweise und ein gottverbundenes Leben.
Auf vergleichbaren Prinzipien basieren alle heute gängigen erfahrungsmedizinischen Therapierichtungen, also die Traditionelle Europäische Naturheilkunde, die Traditionelle Chinesische Medizin sowie das Ayurveda, die Traditionelle Indische Naturheilkunde.
Wie kann das Wissen von Paracelsus heute in den Alltag integriert werden?
Ein wichtiger Grundsatz ist die Verwendung von Medizin aus dem lokalen Umfeld. Paracelsus propagierte, Heilmittel aus der unmittelbaren Umgebung zu wählen. Er verwendete die Heilpflanzen, die am Wegrand wuchsen, was für einen damaligen Arzt etwas Revolutionäres war. Eine wichtige These von Paracelsus war die Vorstellung, dass das Heilmittel dort zu suchen sei, wo auch die Krankheit entstanden ist. Ubi malum, ibi remedium: Wo die Krankheit, da das Heilmittel. Gerade in unserer heutigen globalisierten Welt ein wichtiger Hinweis.
Für welche konkreten Krankheiten heute hat die Philosophie von Paracelsus Antworten?
Sie gibt Antworten für alle Erkrankungen, die heutzutage erfolgreich mit naturheilkundlichen Therapieformen behandelt werden, insbesondere Allergien, chronische Erkrankungen wie Rheuma und Autoimmunerkrankungen, psychosomatische Phänomene usw. Würden wir uns an die Regeln von Paracelsus halten, so gäbe es viele sogenannte Zivilisationskrankheiten wie Burnout, Diabetes oder auch multiple allergische Erkrankungen wahrscheinlich gar nicht.
Was fasziniert Sie persönlich an der Lehre Paracelsus?
Obwohl die Wissenschaft damals nur über einfachste Mittel verfügte, verglichen mit der heutigen Zeit, so wurden doch Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhänge erkannt und mit Erfolg angewandt, die auch heute noch wahr und wirksam sind. Die Betrachtung von Körper, Psyche, Seele und Kosmos als Einheit – wie oben so unten, wie innen so außen – ist die entscheidende Grundlage für die immer wieder überraschenden Heilerfolge der ganzheitlichen naturheilkundlichen Therapien.
Den Menschen in seinem Umfeld als geistiges und als körperliches Wesen zu sehen und im Krankheitsfall die Selbstheilungskräfte anzuregen, anstatt die Krankheit und ihre Symptome isoliert zu betrachten und ausschalten zu wollen, führt in vielen Fällen zur Heilung, in denen auch heute noch die Schulmedizin an ihre Grenzen stößt.
Paracelsus war Arzt und Naturheilkundler und ich würde mir für unser heutiges Gesundheitswesen wünschen, dass beide Disziplinen selbstverständlich miteinander angewendet werden. Schulmedizin und Erfahrungsmedizin, die sich ergänzen und bereichern – zum Wohle der Menschen!
Danke für das Gespräch, Frau Beslic.
Alexandra Maria
Beslic
Studienleiterin der Paracelsus Schule Zürich
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