Fallstudie aus der tierheilkundlichen Praxis: Wie Amanda ihre Angst vor Schüssen verlor
Patientin
Collie-Mix-Hündin Amanda
Vorgeschichte
Meine Hündin Amanda wurde durch einen großen
Schreck traumatisiert. Sie kam im Alter von 10 Wochen zu mir und wurde laut Züchterin nicht reizarm aufgezogen und gut
sozialisiert. Im Garten und Haus der Züchterin machte Amanda auch wirklich diesen Eindruck, aber schon in den ersten
Tagen bei mir merkte ich, dass das nicht stimmen konnte: Amanda hatte vor allem Neuen große Angst, ebenso draußen vor
fremden Hunden und unbekannten Umgebungen. Auch Geräusche wie Staubsauger und Föhn machten ihr Angst.
Von ihrem Grundcharakter her ist Amanda ein vorsichtiger Hund, sie ist grundsätzlich eher ängstlich und tendiert zu panischer Flucht. Ich habe mit Amanda von Anfang an am Aufbau einer sicheren Bindung und einem größeren Selbstvertrauen gearbeitet. An Alltagsgeräusche gewöhnte sie sich sehr schnell und bei vermeintlichen Gefahren während des Spazierganges wusste sie, dass ich ihr sicher helfen und sie beschützen werde. Gewitter und andere Knallgeräusche störten Amanda von Anfang an überhaupt nicht, allerdings war sie immer sehr schnell darin, Umgebungsfaktoren mit dem negativen Gefühl der Angst zu verknüpfen, sobald sie sich vor etwas erschrak.
Das Trauma wurde am Neujahrstag nach ihrem ersten Silvester ausgelöst: Am Silvestertag selbst waren auf unserem Spaziergang vereinzelt Knaller zu hören, die Amanda aber überhaupt nicht interessiert hatten. Entsprechend entspannt ging ich am Neujahrstag mit ihr spazieren – leider wusste ich nicht, dass am frühen Nachmittag von der Stadt eine Veranstaltung zur „Begrüßung des neuen Jahres“ stattfand, bei der über 20 Minuten lang unzählige Kanonenschüsse abgegeben wurden. Amanda hat sich so sehr erschrocken, dass ich sie nur mit Mühe und Not noch halten konnte. Die nächsten Tage und Wochen waren die Hölle: Amanda traute sich nicht mehr in den Garten und fing an zu zittern, sobald wir zu einem Spaziergang aufbrachen. Jede Autotür, die zu fiel, war Anlass zu panischem Fluchtverhalten, das ihr auch ein Mal gelang.
Das zuvor schon erfolgreich eingesetzte homöopathische Mittel brachte nur eine sehr leichte Besserung und hielt auch immer nur sehr kurz an.
Diagnose
Posttraumatische Belastungsstörung nach großem Schreck
Therapie
Wir begannen mit dem Training: Ich arbeitete mit Geräusch-CDs und Spielzeugpistolen und brachte ihr zuerst zu Hause, dann im Garten und später auch auf Spaziergängen bei, dass sie sofort zu mir kommt, sobald sie einen Schuss hört, und dafür etwas Leckeres von mir bekommt. Da Amanda sehr schnell und gerne lernt, klappte das sehr gut, und solange es sich nur um einen einzelnen Schuss handelte, der weiter entfernt abgegeben wurde, erschrak sie zwar kurz, blieb dann aber stehen und kam zu mir. Nach wenigen Minuten benahm sie sich wieder völlig normal.
Leider kam es auch öfter vor, dass es nicht bei einem Schuss blieb. Je mehr Schüsse fielen, desto mehr Angst bekam Amanda und sie wurde immer panischer und schien richtig auf den nächsten Schuss zu warten bzw. sich in die Angst vor der Angst hinein zu steigern.
Die Lösung bei Amanda war nicht sehr naheliegend und ich rate auch dringend dazu, diesen Schritt nicht leichtfertig und keinesfalls ohne professionelle Hilfe nachzumachen!
Da Amanda bisher ihre Angst immer verloren hatte, sobald sie den vermeintlich „gefährlichen“ Reiz sehen konnte, war meine letzte Idee, ihr zu zeigen, was diese lauten Schüsse erzeugte. Ich gab ihr also vorher nochmals das zu ihr passende homöopathische Mittel und gemeinsam mit einem Freund trafen wir uns auf einem geschützten und eingezäunten Gelände, wo wir niemanden störten und auch nichts passieren konnte. Ich setzte mich mit Amanda auf eine Bank und ließ sie an einer Spielzeugpistole schnuppern. Nachdem ich Amanda mithilfe des Entspannungswortes beruhigt hatte und sie sich bei mir wirklich wohlfühlte, gab mein Bekannter in einigen Metern Entfernung einen Schuss ab. Da ich absolut sicher sein konnte, dass sie weder weglaufen, noch sonst irgendetwas passieren konnte, konnte ich vollkommen entspannt sein und diese Ruhe auf Amanda übertragen. Sie kuschelte sich an mich und blieb dabei ansonsten erstaunlich ruhig. Auch während weiterer Schüsse blieb sie die ganze Zeit über auf meinem Schoß und konnte so in relativ entspannter Haltung erkennen, dass sie bei mir absolut sicher war.
Zusätzlich erhielt Amanda von September bis zum Ende der Jagdsaison eine Dauertherapie mit der für sie passenden Bach-Blüten- Mischung, um sie zusätzlich zu stabilisieren. Der Erfolg zeigte sich einige Wochen später, als Amanda durch ein lautes, schussähnliches Geräusch erschrak und sofort zu mir kam und keinen Schritt mehr von meiner Seite wich. Sie hatte also wieder Vertrauen in meine „Beschützerfähigkeiten“ gewonnen und dieses Verhalten hat sie bis heute beibehalten.
Fazit
Ich möchte nochmal eindringlich davor warnen, dieses Training nicht ohne professionelle Hilfe und ohne eindeutige Indikation anzuwenden. Amanda war durch die vorhergehende Gewöhnung, positive Gegenkonditionierung und die ausschließlich positive und sichere Bindung zu mir in der Lage, den Reiz in voller Intensität auszuhalten und alle Begleitumstände sprachen dafür, dass dieser Weg erfolgreich sein kann. Wird diese Methode leichtfertig angewandt, kann der Schuss im wahrsten Sinne des Wortes nach hinten losgehen und den Hund erneut traumatisieren. Gerade bei Ängsten ist es sehr wichtig, dass der Therapieplan individuell auf den Hund und die Umstände, unter denen die Angst entstanden ist bzw. auftritt, abgestimmt ist. Auch die passende Bach-Blüten-Mischung muss individuell auf den jeweiligen Hund abgestimmt werden, damit sie wirksam ist.
Alexandra Hoffmann
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Dozentin an der Paracelsus Schule München
hundepsychologie-germering@web.de
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